Dialäkt: Bodeseealemannisch

Mit Schiffsleit sind die Besatzunge vun de alte Laschtesegler (Lädi und Segi) und au uff dere motorisierte Nachfolger (Schäeff), d’Fahrgaschtschiff (Dampf- und Motorschiff), aber au d’Fischer und Sägler gmeint, wo uf em Bodesee underwägs sind. Viele seealemannische Uusdrick sind, wie de Dialekt im Allgemeine, sälte odder nimme im Gebruuch. Oft liegts au dodra, dass die spezielle Uusdrick nimme vum Schiffsmeischter odder vum Vatter zum Sohn wittergäbbe weret, sondern us de hochdeutsche Fachliteratur, die für alle Revier gilt und vun de Küschteschifffahrt und de dortige Bezeichnunge prägt isch. Dodefir soll die Lischt au dem regionale Bewahre und dem Verschtande vu alte Text diene. Die Uusdrick sind aber it ieberall gliech am See, si sind underschidlich im badische Seeteil, um Fridrichshafe, Lindau, Bregenz, Rorschach und im Thurgau.

Seealemannische Uusdrick und Erläuterunge

Vum See und’m Wätter

Uusdruck Erläuterung
de Seede Bodesee
unte und obbeunte im Weschte (Untersee, Überlingersee) und obbe im Oschte (Obersee)
Hangde Uferberich, wo im Winter beim nidere See trocke isch
Gründ oder Haldinende Berich, womer no im Wasser schtande kaa
Wysseflache, helle ("wysse") Berich zwischem Ufer und de Halde; am Obersee breit, am Überlingersee schmal
KräbWysse mit Wasserpflanze, vor allem am Untersee
Haldeschteil abfallende Seegrund nach de Wysse
im blaue Wasser,
Hoher See
im tiefe Seeberich nach de Halde, tiefer als 25 Meter
halber SeeSeemitte
Schweba flache Bodewann am Rand zum Seebecke
Seebecke, tiefe Schwebdi tiefschte Schtelle im See
Berge Untif oder Landzung unterm Wasser (Teufelstisch)
Rainen Berg im Untersee (Zeller Rain)
Findlingen einzelne große Schtei; isch sit de Iiszit unterm Wasser vun de Wysse
Horn, Spitze Landzung (Kippehorn, Rhyspitz)
Loch, Winkle Bucht (Fischbacher Loch, Markelfinger Winkl)
Grabee natürliche oder künschtliche Fahrrinn
es Wasser rinntd'Seeschtrömung, meischt ge Weschte
Abirus / Uffiruses Rinne nachm längere Wescht-/Oschtwind; Winddrift
de See läuft aa und abde Seeschpiegl hebt und senkt sich glichmäßig
ans Glas klopfede Barometer z'Roat ziehe
de Luft; es luftetde Wind; de Wind blosed
en lätze LuftGegewind oder en drehende Wind
weihewehe
verweihtwägem zu schtarke oder lätze Luft kaa mer it usse mitm Schiff
en helle Luften kräftige Schäwetterwind vum Weschte her
es kunt ge sauees kündigt sich schlächts Wätter aa
e dunkle Wanduffziends Gwitter im Weschte
Bloaschtd'erschte Windschtoß vun em Gwitter
en Hack; es hacktSchturm; s'isch schtürmisch
Unterluft, WeschterWeschtwind vu unteruff
Kalter Thurgäueren raue Luft vu Südwescht
Ferderwisseschäumige Wellekämm bim schtarke Wind
a Schwickeen Windschtoß, e Bö
Oberluft, OschterOschtwind: bschtändig und im Winter saukaalt
Oortpratschler,
Nordprasseler
en schtarke Nordwind am Nordufer
OortluftOabendthermik vum Land zum See
SeewindThermik aneme sunnige Morge vum See her
Überrinneren liechte Landwind z'morge am Südufer
d'Pfäh; es pfähnet, pfähigde Föhn: en schtarke Fallwind vum Rhytal her
d'Pfäh bläket, zähnetde Föhn kündigt sich uffm See aa
en schtübige Pfähso en schtarke Luft, dasses Wasser vu de Welle schtuubet
a Gwellhohe Welle, a Gfahr fir alle, di wo no dusse sind
a tots Gwellde Pfä isch rum, aber's Gwell schtoht no
Seeschießedumpfes Grolle überm See ohne dasses gwitteret
Näblrustreibede Näblbänk überm See
Seeruuch,
de See ruuchet
nidere Dunscht uffem See wenns saukaalt isch
Seegfrörnede ganz See isch zugfroore; sälte, zletscht 1963

Vu de Schiff am See

Uusdruck Erläuterung
Lädi(n)- Lädine: Rahsägler um 30 Meter lang mit flachm Bodde, hochzogne Bug und Heck; 140 t Lascht;
gitts sit fascht 100 Johr nimme
- Halblädine: nur 25 Meter lang und 70 t Lascht
Segi- Segner oder Segmer: um 20 Meter lang und 30 t Lascht
- Halbsegner: um 15 Meter lang und 15 t Lascht
Schäeffoft umbaute Lädi (Holzschäeff) oder Trajekt, fir Sand oder Kies; ab 1908 mit Eiseschaal und Motor (abgeleitet von althochdeutsch scaffa = das Schiff)
Lauee kleis, flachs Laschtschiff ohne Sägl, zum Schalte
Überschlagskahnzum Ei- und Auslade vu de verankerte Lädinnen
Holz- und SandschteilaschtLadung; Holz uffe in d'Schweiz und mit Sandschtei zruck
GundelFischerboot, frier mit Ruder, schpäter mit Motor
NotgundelRettungsboot
VorschiffGundel mit vier Ruderer, die a Lädi oder en Segner schleppt
(Schiffs-) Schaal(Schiffs-) Rumpf
schopped'Schaal wird mit Pech und Hanf abdichtet
Rangend'Spante vu de Schaal
Grass und WanneBug und Heck vu de Lädi, Segner, Schäeff und Gundel
Stabbanke Schloafplatz in de Wanne
schaltebei Flaute oder lätze Luft schiebt mer's Schiff mit Schaltestange uff de Wysse
asse! und vusse!Steuerkommando: "nach links!" und "nach rechts!"
a Schwenkewenn's Schiff d'Richtung änderet oder wendet
Steuer(-türe)des Steuerruder, s'hängt bei de Lädi uff de link Site (Backbord, it Steuerbord!)
Ruderzur Fortbewegung vu de Gundel ohne Motor (Riemen)
de Säglbommde Mascht (fescht und senkrächt!)
de Maschtbommhängt beweglich quär am Säglbomm und trägts Sägel (Rah)
d'MaschtbommseilerSeiler zum Hochziehe und Richte vum Sägl
s Tuech oder de Säglde (Rah-)Sägl vu de Lädi oder em Segner
s Tuech umbindede Sägl uff d'andere Site richte
s Tuech hänge lossebeim schtarke Luft de Maschtbomm am Säglbomm tiefer hänge (reffen)
de Hohentwieldi Hohentwiel, e Dampfschiff vu 1913, s'eizig uffm See, wo heut no fahre tuet

Im Hafe und drumrum

Uusdruck Erläuterung
Schdediit befeschtigter, vu Pfähl mit Reisig und Schtei gschützte Landeplatz
Pfoahlen dicke Pfoschte im Wasser
pfoahled'Pfähl reiramme oder usseziehe
am Pfoahl g'hängtam Pfoahl feschtg'machtes Schiff
Schwebe, BaucheKorke, Holzkreuz oder Saubloater wo de Ankerschtei drahängt
Schteg- e kurze Kiesschteg in de Näh vu de Kisgrub zum Lade vu de Schäeff
- e längere Landeschteg mit Schiffslandeschtell fird'Kursschiff an de Halde
DammHafemuer mit Pfähl, wo d'Schiff aaleget
Rutscha schräg Muer, wo d'Lädi mit'm Grass uffe fahre kaa zum (Us-)Lade
BähreSchubkarre zum (Us-)Lade vum Schäff
SchiffsmeischterSchiffsbsitzer
Schiffsmännerd'Mannschaft
Schiffsknechte Schiffsmaa
Dammglonkere Taglöhner
Laugelefuxeren Angler am Damm oder Schteg, der en Bolle Brot am Hoake hot
Aalebockd'Möve im Hafe und um d'Schiff
(Hafe-)Lucked'Hafeeifahrt
Luckemaade Hafemeischter
Schiffsaabinderder am Schteg oder Damm s'Seil vum Schiff um de Pfoahl legt und d'Leut iber d'Bruck
ins Schiff inne und usse gangelosst
a Häfler Schiffdem si Heimathafe isch Friedrichshafe
e grade Kursdes Kursschiff goaht abbe, ge Konschdanz
e uugrade Kursund des goaht uffe, ge Brägenz

Vu de Fischer und Angler

Uusdruck Erläuterung
WellerWels, groß und selte
RöteleSaibling
Kretzer, EgliBarsch
Laugelee klei Weißfisch als Köderfisch
Gropper oder Kropf, Grundelsuchet Kinder mit de Blächbix unter de Schtei
Hürling (1), Gangfisch (3), Renke (4),
Halbfelchen oder Springer (5), Dreyer (6)
Bezeichnige vum Blaufelche in de erschte segs Joahr
HochseefischereiBerufsfischer mit em Patent fir de hohe See. Sie fischet mit de groß Gundl und ...
- Kluusgarn
- Schwebnetz
sackähnlige Netzwand, di vu beid Site gliichzittig eigholt wird
e eifach Netzwand, hängt an Korke (Bauche) in 30 Meter Tiefe, bis drei Kilometer lang
Ufer- und HaldenfischereiBerufsfischer mit em Patent bis zur Halde. Sie fischet mit de klei Gundl und ...
- Bodenetz
- Spannsätz
- Segi, Haldewatt
- klei Landwatt
- Schöpf-Behre (Hamen)
- Reuse
- Legangle
eiwandige verankerte Netz, di vu de Wasseroberfläch bis zum Grund reichet
zwei Meter hohe verankerte Netzwänd, di bis 25 Meter tief überm Grund hänget
e groß Rundnetz mit em Sack; wird vunem schtarke Boot zoge und am Land gleeret
wie d'Segi, wird aber zerscht mit de Gundl dusse gsetzt und vum Land herzoge
Schöpfnetz im Reif anem Schtiel
walzeförmige Rutekörb mit em Trichter am End wie e Fall fir'd Fisch
Angelschur mit aagreihte Köder; als Grundangel fir'd Aal oder Schwebangel obbe
SchweberSchportangler, di mit de Schwebschnur vu de Gundl aus angle

Literatur

  • Theodor Lachmann: Überlinger Sagen, Bräuche und Sitten mit geschichtlichen Erläuterungen. Ein Beitrag zur Volkskunde der badischen Seegegend. Verlag von Ernst Ackermann, Konstanz 1909. Nachdruck ISBN 3 487 06872 9
  • Otto Mallaun: Bodensee-Handbuch der Touristik und Schiffahrt für Schiffsführer, Segler, Motorbootfahrer und Ruderer. Otto Mallaun Eigenverlag, Bregenz 1934 und erweiterte Neuauflage Rosgarten Verlag Konstanz 1960.
  • Heimatverein Immenstaad (Herausgeber): Immenstaader Heimatblätter Heft 1 und Heft 13

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