Zwi Migdal

Zwi Migdal war eine jüdische Zuhälterorganisation, deren Mitglieder Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts osteuropäische Jüdinnen nach Südamerika lockten, um sie dort als Prostituierte arbeiten zu lassen. Die Organisation war vor allem in Argentinien und Brasilien tätig.[1]

Offiziell gegründet wurde die Organisation 1906 unter dem Namen Varsovia (Warschau). Eine Methode zur Gewinnung neuer Prostituierten war, dass die Zuhälter in die Schtetl Polens oder Ungarns reisten, wo sie als wohlhabende Männer um die Hand von Mädchen und jungen Frauen anhielten und der Familie eine gute Zukunft für ihre Tochter versicherten. In Südamerika mussten die Mädchen dann als Prostituierte arbeiten. Die jüdischen Prostituierten wurden Polacas (Polinnen) genannt. Ende der 20er Jahre soll die Organisation aus 500 Mitgliedern bestanden haben, die 2000 Bordelle und 30.000 Frauen unter sich gehabt hätten. Weil sowohl die Zuhälter als auch die Prostituierten in der jüdischen Gemeinde auf Ablehnung stießen, musste die Organisation ihre eigenen Synagogen und Friedhöfe bauen.

Nach einer Intervention des polnischen Botschafters mussten sie sich umbenennen. Sie wählten den Namen Zwi Migdal, nach dem Gründer der Organisation. 1930 wurde die Organisation von den Behörden zerschlagen.

Literatur

  • Nora Glickman: The Jewish White Slave Trade and the Untold Story of Raquel Liberman. Garland Publishing, London/ New York 2000, ISBN 0-8153-3300-5.
  • Myrtha Schalom: La Polaca. Inmigración, rufianes y esclavas a comienzos del siglo XX. Grupo Editorial Norma, Buenos Aires, 2003, ISBN 987-545-113-4; Galerna, Buenos Aires, 2013, ISBN 978-950-556-588-7.
  • Elsa Drucaroff: El infierno prometido. Una prostituta de la Zwi Migdal Ed. Sudamericana, Buenos Aires 2006, ISBN 950-07-2710-2.
  • Gert Eisenbürger: Doppelt ausgegrenzt. Jüdische Prostituierte in Argentinien und Brasilien. In: ila 334 (April 2010), S. 12–13
  • Irene Stratenwerth, Esther Sabelus; Simone Eick, Hermann Simon (Hrsg.): Der Gelbe Schein: Mädchenhandel 1860 bis 1930. Deutsches Auswandererhaus, Bremerhaven 2012, ISBN 978-3-00-038801-9.

Belletristik

  • Edgardo Cozarinsky: Man nennt mich flatterhaft und was weiß ich.... Übersetzung aus dem argentinischen Spanisch von Sabine Giersberg. Berlin: Wagenbach 2010.
  • María Inés Krimer: Sangre Kosher. Ruth Epelbaum und die Zwi Migdal. Übersetzung aus dem Spanischen Peter Kultzen. Zürich: Diaphanes, 2014, ISBN 978-3-03734-492-7
  • Luca Di Fulvio: Als das Leben unsere Träume fand. Übersetzung aus dem Italienischen Katharina Schmidt, Barbara Neeb. Köln : Bastei Lübbe, 2018, ISBN 978-3-404-17600-7
  • Talia Carner: The Third Daughter. A Novel Taschenbuch. 2019
  • Neil Perry Gordon: Sadie's Sin. The Zwi Migdal's Reign of Terror. New York: William Morrow, 2020, ISBN 978-0-062-89688-9.
Commons: Zwi Migdal – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Sonja Peteranderl: Jüdische Prostitution in Südamerika: Leidensweg der "weißen Sklavinnen". In: Spiegel Online. 23. Juli 2013, abgerufen am 27. Januar 2024.
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