Zwangspektrumstörung
Die Zwangspektrumstörung (auch: Zwangsspektrumsstörung) ist eine Metakategorie für eine Reihe von psychischen Störungen, die durch ihre symptomatische Nähe zur Zwangsstörung gekennzeichnet sind. Die Gemeinsamkeit besteht aus dem repetitiven Charakter einzelner Symptome und der Unfähigkeit, unangemessene Impulse oder Verhaltenstendenzen zu unterdrücken.[1][2] Auch neurobiologische Gemeinsamkeiten legen einen Zusammenhang nahe.[3] Neben Verhaltens- und Gedankenzwängen sind dies Erkrankungen mit Störung der Impulskontrolle, bestimmte neurologische Erkrankungen sowie die krankhafte Beschäftigung mit dem eigenen Körperbild bzw. der eigenen Gesundheit. Auch Essstörungen werden von einigen Autoren zu den Zwangsspektrumsstörungen gezählt.
Die aktuell gültige 5. Auflage des DSM fasst diese Störungsgruppe erstmals in einem eigenen Kapitel unter dem Oberbegriff „Zwangsstörung und verwandte Störungen“ zusammen.[4] Neben der Verwandtschaft der Symptome weist auch das leitliniengerechte therapeutische Vorgehen Gemeinsamkeiten auf. Psychotherapeutisch erweisen sich verhaltenstherapeutische Ansätze als wirkungsvoll. Pharmakologisch werden in erster Linie Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) eingesetzt.[5]
Zwangsspektrum
Unter den Begriff Zwangsspektrumsstörung fallen:
Impulskontrollstörungen bzw. Verhaltenssüchte, wie z. B.
- Trichotillomanie („Haare ausreißen“),
- Onychophagie („Nägelkauen“),
- Dermatotillomanie („Skin-picking Disorder“),
- Dermatophagie,
- Pathologisches Kaufen („Kaufsucht“),
- Pathologisches Spielen („Spielsucht“),
- Pathologisches Stehlen (Kleptomanie),
- Pathologischer Internetgebrauch („Internetsucht“),
- Pathologisches Horten („Messie-Syndrom“)
Bestimmte neuropsychologische Erkrankungen wie z. B.
- Tic-Störungen
- Tourette-Syndrom
Erkrankungen, die mit einer ständigen Beschäftigung mit dem eigenen körperlichen Erscheinungsbild und/oder mit Krankheiten einhergehen, wie z. B. die
- Körperdysmorphe Störung und die
- Hypochondrische Störung (Hypochondrie)
Essstörungen, wie z. B.
Einige Autoren fassen den Begriff des Zwangsspektrums weiter und zählen die Schizophrenie und neurologische Erkrankungen wie Chorea Huntington und Epilepsie hinzu.[6]
Weblinks
S3-Leitlinie Zwangsstörungen der Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). In: AWMF online (Stand 2013)
Einzelnachweise
- Michele Fornaro, Filippo Gabrielli, Claudio Albano u. a.: Obsessive-compulsive disorder and related disorders: a comprehensive survey. In: Annals of General Psychiatry. 2009, 8, S. 13. annals-general-psychiatry.com
- Stefan Lautenbacher, Siegfried Gauggel: Das Konzept der Zwangsspektrumsstörung. In: Neuropsychologie psychischer Störungen. Springer, 2013, ISBN 978-3-662-08959-0, S. 213.
- Dan J. Stein: Neurobiology of the obsessive compulsive spectrum disorders. In: Biol. Psychiatry. Band 47, 2000, S. 296–304.
- Schweizer Gesellschaft für Zwangsstörungen: Was ist neu gegenüber DSM-IV? (Memento des vom 19. Mai 2021 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Anne-Katrin Külz, Ulrich Förstner, Ulrich Voderholzer: Störungsspezifische Behandlung der Zwangsstörungen. Kohlhammer, 2011, ISBN 978-3-17-022752-1, S. 46–49.
- Michael Zaudig, Nico Niedermeier: Diagnose und Differentialdiagnose der Zwangsstörung. In: Michael Zaudig (Hrsg.): Die Zwangsstörung – Diagnostik und Therapie. Schattauer, 2002, ISBN 978-3-7945-2145-6.