Zotero
Zotero [freies, quelloffenes Literaturverwaltungsprogramm zum Sammeln, Verwalten und Zitieren unterschiedlicher Online- und Offline-Quellen. Zotero unterstützt die Bearbeitung von bibliografischen Angaben und Literaturlisten, besonders in wissenschaftlichen Publikationen.
] ist einZotero | |
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zotero | |
Screenshot von Zotero 5.0 unter macOS | |
Basisdaten | |
Entwickler | Roy Rosenzweig Center for History and New Media der George Mason University |
Erscheinungsjahr | 8. Oktober 2006 |
Aktuelle Version | 6.0.37[1] (19. März 2024) |
Betriebssystem | plattformübergreifend |
Programmiersprache | JavaScript |
Kategorie | Literaturverwaltungsprogramm |
Lizenz | AGPL v3[2] |
deutschsprachig | ja |
www.zotero.org |
Das Programm wurde ursprünglich als Erweiterung für den Webbrowser Mozilla Firefox entwickelt. Die Literaturdatenbank erschien damit in einem Browserfenster. Ab 2011 stand Zotero zudem in einer eigenständigen Version (Standalone) zur Verfügung. Mit der im Juli 2017 veröffentlichten Version 5 besteht Zotero nur noch als eigenständiges Programm, das vom Webbrowser Firefox unabhängig ist. Als plattformunabhängiges Programm läuft es unter Microsoft Windows ebenso wie unter Linux, macOS und anderen Betriebssystemen.
Die Software wird vom Roy Rosenzweig Center for History and New Media der George Mason University sowie freien Programmierern entwickelt. Der Name Zotero leitet sich vom albanischen Wort zotëroj („etwas schnell erfassen, bewältigen“) her.[3]
Funktionen
Bibliographische Daten sammeln
Mit Zotero lässt sich eine Datenbank bibliographischer Angaben erstellen, vergleichbar einem privaten Bibliothekskatalog. Nicht nur Bücher und Aufsätze, sondern auch Webseiten, Filme, juristische Texte, Manuskripte, Vorträge, Interviews und andere Quellen können dabei mit jeweils quellenspezifischen Angaben aufgenommen werden. Die Daten können manuell eingegeben oder automatisch aus dem Internet in die Datenbank geladen werden. Dazu untersucht das Programm die vom Benutzer gerade betrachteten Webseiten wie digitale Bibliotheken, Online-Bibliothekskataloge (OPAC), Google Scholar oder Online-Buchhändler wie Amazon.com auf bibliografische Informationen und speichert diese per Mausklick in einer lokalen Datenbank. Handelt es sich um einen Volltext, der online abrufbar ist, wie einen Aufsatz oder ein E-Book, kann Zotero eine lokale Kopie davon anlegen. Diese Internetfunktionen kann man mithilfe eines Connectors für Mozilla Firefox, Apple Safari (bis Version 11[4]), Google Chrome und Opera nutzen, der in diesen Browsern als Plug-in (Add-on, Extension) zu installieren ist.
Zur Identifizierung und Übersetzung der Metadaten verwendet das Programm eigene Parser (in der Dokumentation Translator genannt), aber auch offene Standards wie unAPI und COinS. Mit diesem Standard können auch Literaturangaben aus Wikipedia übernommen werden, sofern sie mit der Literaturvorlage im Mediawiki-Quelltext ausgezeichnet sind.[5] Darüber hinaus importiert und exportiert Zotero verschiedene Metadatenformate, darunter BibTeX, EndNote, MODS und RIS.
Ebenfalls ist es möglich nur mit der Angabe einer ISBN, DOI oder PMID einen neuen Eintrag zu erstellen, bei dem die fehlenden bibliographischen Informationen automatisch ergänzt werden.[6] Zudem können auch einzelne PDF-Dateien in Zotero abgelegt werden. Die entsprechenden Metadaten werden aus der Datei ermittelt.[7] Seit Oktober 2018 nutzt Zotero das Projekt Unpaywall, um rechtmäßige freie Veröffentlichungen von PDFs zu ermitteln, wenn die Literaturverwaltung auf eine Bezahlschranke stößt, die das direkte Herunterladen verhindert.[8]
Bibliographien verwalten und Daten verknüpfen
Die Einträge in der Datenbank können um Schlagwörter (Tags), Notizen und weitere Metadaten, Querverweise zwischen Quellen sowie um sonstige beliebige Dateien im Anhang ergänzt werden. Außerdem ist es möglich, die Datenbank mit einem Cloudserver eigener Wahl zu synchronisieren. Der von Zotero bereitgestellte Internetspeicher (Zotero Storage) ist für Datenbankeinträge unbegrenzt kostenlos; für gespeicherte Dateien ist der Speicherplatz bis zu einem Umfang von 300 MB kostenfrei. Die Synchronisierung der Datenbank ermöglicht die problemlose Nutzung von Zotero auf verschiedenen Geräten sowie die Zusammenarbeit in Teams (Groups). Die Teambibliothek kann als öffentlich oder nur privat zugänglich mit verschiedenen Nutzerrechten angelegt werden. Benutzer und Teams können sich auf einer Homepage präsentieren, Literaturverzeichnisse öffentlich zugänglich machen, Publikationslisten anlegen und veröffentlichen (ab Version 5.0[9]) und sich miteinander vernetzen (follow). Von anderen gleichartigen Programmen hebt sich ZOTERO durch die Möglichkeit ab, mittels eines Zeitstrahls die eigenen Einträge darzustellen[10].
Literaturangaben automatisieren
Zotero gibt Literaturangaben in Fußnoten, Endnoten oder Fließtextzitaten sowie Literaturlisten in verschiedenen Zitationsstilen aus. Die Übernahme der Daten in die Textverarbeitung kann entweder per Drag and Drop von Zotero in das Editorfenster oder über ein Plug-in erfolgen, das für die Programme Microsoft Word und LibreOffice Writer bereitsteht.[11] Seit Oktober 2018 gibt es auch eine Integration für Google Docs; der Zotero-Connector für Google Chrome und Firefox fügt dem Auswahlmenü in Google Docs ein Zotero-Menü hinzu.[12][13] Wird das Plug-in verwendet, legt Zotero in der Textverarbeitungsdatei Felder bzw. Bookmarks an, in denen Codes auf die entsprechenden Datenbankeinträge verweisen. Die eingefügten Literaturangaben werden automatisch umformatiert, sobald ein anderer Zitationsstil in den Einstellungen gewählt wird. Wird später im Text noch einmal auf dieselbe Quelle verwiesen, legt Zotero – abhängig vom Zitationsstil – zum Beispiel automatisch eine abgekürzte Literaturangabe oder einen „ebd.“-Verweis an. Auch das Literaturverzeichnis wird automatisch ergänzt, formatiert und sortiert.
Es steht eine umfangreiche Sammlung von Zitationsstilen zur Verfügung, die problemlos installiert und sofort verwendet werden können.[14] So ist es möglich, die Zitierweise sehr vieler, auch deutschsprachiger Fachzeitschriften unmittelbar beim Export der Belege aus Zotero umzusetzen. Einige Stile sind für eine bestimmte Sprache programmiert, in anderen lässt sich die Sprache (Locale) einstellen, so dass zum Beispiel ein Standardstil wie der des Chicago Manual of Style auch in deutschen oder anderssprachigen Texten verwendet werden kann.
Dateien und Notizen verwalten
Verknüpft mit den bibliographischen Daten oder eigenständig davon können Notizen in Zotero gespeichert und Dateien verlinkt werden. Der Inhalt der Dateien und Notizen wird indexiert und fließt in die Suchergebnisse innerhalb des Programms ein. Ein im März 2021 in der Beta-Version veröffentlichter PDF-Reader und ein Texteditor mit erweitertem Funktionsumfang wurde in die Version 6 des Programms aufgenommen.[15] Dadurch ist es möglich, innerhalb von Zotero PDF-Inhalte zu markieren, automatisch Exzerpte davon in Notizen hinein zu extrahieren, die Dateien und Notizen untereinander zu verknüpfen und somit Zotero zu einer Forschungsdatenbank auszubauen.
Erweiterungen
Da es sich um eine freie und quelloffene Software handelt, kann man zu ihrer Entwicklung beitragen, etwa an der Softwaredokumentation mitschreiben, in Foren die Entwicklung des Programms diskutieren sowie sich an der Übersetzung bis hin zum Programmieren beteiligen. Zotero ist zudem offen für verschiedenste Erweiterungen (Plug-ins), von denen einige über die offizielle Seite zugänglich sind.[16] Die Funktionalität des bestehenden Programms kann über folgende Anpassungen erweitert werden:
Zitationsstile
Wird ein spezieller Stil zum Beispiel für eine bestimmte Fachzeitschrift benötigt, der nicht im Verzeichnis vorhanden ist, kann über ein Internetforum das Programmieren des Stilcodes angefragt werden.[17] Es ist ebenso möglich, einen bestehenden Stil für eigene Zwecke zu verändern oder selbständig neue Stile zu codieren.[18] Dazu sind Grundkenntnisse in der Citation Style Language erforderlich; einfache Änderungen sind über einen graphischen Editor möglich.[19]
Zusammenarbeit mit bibliographischen Datenquellen
Benutzer und Softwareentwickler können auch weitere Parser (Translators) hinzufügen, um bibliographische Daten von bisher nicht erfassten Webseiten und Bibliothekskatalogen herunterzuladen.
Jurism: Mehrsprachigkeit und juristische Zitationen
Seit 2010 gibt es mit Jurism[20] eine Variante von Zotero, die auf die besonderen Bedürfnisse in zwei Anwendungsgebieten reagiert: Zitation von Rechtsquellen sowie mehrsprachige Zitationen. So hieß diese Variante bis 2015 Multilingual Zotero (MLZ).[21] Sie wird parallel zu Zotero entwickelt und unterscheidet sich davon prinzipiell nicht, sondern bietet lediglich weitere Funktionen: Juristische Zitationen können je nach Rechtssystem unterschiedlich und sehr flexibel modular definiert werden. Bei vielen Datenbank-Feldern können zusätzlich in andere Sprachen oder Schriftsysteme übersetzte Einträge erstellt werden (z. B. Autoren, Titel oder Ortsangaben in chinesischen Schriftzeichen, in lateinischer Umschrift und in deutscher Übersetzung). Der Abbreviation Filter von Jurism bietet die Möglichkeit, verschiedene Abkürzungsverzeichnisse für Zeitschriften, Reihen, Klassiker usw. parallel zu definieren. Je nach Schreibprojekt können damit nicht nur wie im regulären Zotero Zitationsstile, sondern etwa auch verschiedene Schreibvarianten desselben Autors, Titels usw. sowie je spezifische Abkürzungssysteme gewählt werden. Die persönlichen bibliographischen Datenbanken von Jurism sind mit Zotero kompatibel und werden über das Benutzerkonto auf zotero.org synchronisiert.
Mobile Betriebssysteme
Seit einiger Zeit wird die Entwicklung von Zotero-Clients für mobile Betriebssysteme vorangetrieben. Seit 2022 besteht eine offizielle App für iOS.[22] Ende 2023 wurde die Beta-Version einer offiziellen Anwendung für Android veröffentlicht.[23]
Kontroversen
Am 4. Juni 2009 wurde eine Klage von Thomson Reuters abgewiesen, in der dem Zotero-Projekt bei der Implementierung des Formats der Literaturverwaltung EndNote Reverse Engineering vorgeworfen worden war.[24][25][26]
Literatur
- Marie Flüh: Zotero. In: forTEXT. Literatur digital erforschen. 3. Juni 2019 (fortext.net).
- Jason Puckett: Zotero. A guide for librarians, researchers, and educators. 2. Auflage. Association of College and Research Libraries, Chicago 2017, ISBN 978-0-8389-8931-9.
Weblinks
Einzelnachweise und Anmerkungen
- Release 6.0.37. 19. März 2024 (abgerufen am 23. März 2024).
- Licensing. 26. April 2015, abgerufen am 9. Dezember 2016 (englisch).
- The Etymology of Zotero. 28. Januar 2008, abgerufen am 9. Dezember 2016 (englisch).
- Bis Safari 11 stand ein Connector bereit. Seit Version 12 kann Safari nur noch über ein Bookmarklet mit Zotero zusammenarbeiten. Grund dafür ist die Schließung der Schnittstelle für Safari-Erweiterungen durch Apple. Man kann seit Safari 12 keine freien Erweiterungen mehr installieren, und der Zotero-Connector kann nach Auskunft der Entwickler nicht in die Mac AppStore eingebracht werden: Zotero Safari Extension not working with new OS beta 10.14. In: Zotero Forums. Diskussion seit dem 8. Juni 2018. Sowie: Why can't I install the Zotero Connector in Safari 12?. In: Zotero Knowledge Base. 18. September 2018. Jeweils abgerufen am 19. September 2018.
- Zotero and Wikipedia. 13. Mai 2011, abgerufen am 9. Dezember 2016 (englisch).
- Zotero. In: CHIP Online. (chip.de [abgerufen am 5. März 2018]).
- Available for beta testing: new PDF recognizer. In: Zotero Forums. (zotero.org [PDF; abgerufen am 5. März 2018]).
- Improved PDF retrieval with Unpaywall integration. (PDF) In: Zotero Blog. 9. Oktober 2018, abgerufen am 11. Oktober 2018 (englisch).
- Changes in 5.0. 10. Juli 2017, abgerufen am 13. Juli 2017 (englisch).
- Micheael Spehr, App ins Studium, Der Zettelkasten hat ausgedient: Die richtige Software macht wissenschaftliches Arbeiten leichter. Welche Apps sich nicht nur für Erstsemester lohnen. FAS vom 12. November 2023, Seite 54
- Integration in Textverarbeitungsprogramme. 20. Juni 2014, abgerufen am 9. Dezember 2016.
- Zotero Comes to Google Docs. In: Zotero Blog. 19. Oktober 2018, abgerufen am 23. Oktober 2018 (englisch).
- google docs. In: Zotero Documentation. Abgerufen am 20. Oktober 2018 (englisch).
- Mehr als 8500 Zitationsstile verfügbar im Zotero Style Repository. Abgerufen am 14. April 2017.
- Available in Preview: Zotero PDF Reader and New Note Editor. In: Zotero Website. Abgerufen am 18. September 2021 (englisch).
- Plugins for Zotero. 21. Juni 2017, abgerufen am 13. Juli 2017 (englisch).
- Neue Zitierstile anfragen. 20. Juni 2014, abgerufen am 9. Dezember 2016.
- Citation Styles. 15. Juli 2014, abgerufen am 9. Dezember 2016 (englisch).
- CSL Visual Editor. Abgerufen am 9. Dezember 2016 (englisch).
- Jurism Website
- Juris-M: support for legal and multilingual scholarship (Memento vom 29. Januar 2020 im Internet Archive)
- Rebekah Miller und Rachel Suppok: LibGuides: Citation Managers: Zotero: Mobile Apps. Abgerufen am 17. September 2022 (englisch).
- Dan Stillman: Available for beta testing: Zotero for Android. Abgerufen am 25. Dezember 2023 (englisch).
- Sean Takats: Thomson Reuters Lawsuit Dismissed. 4. Juni 2009, abgerufen am 13. Juli 2017.
- Statement from George Mason University on Center for History and New Media's Zotero Software (Memento vom 1. November 2008 im Internet Archive)
- Hans-Joachim Baader: Open-Source-Projekt Zotero verklagt. 1. Oktober 2008, abgerufen am 13. Juli 2017.