Zollikofen
Zollikofen ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Bern-Mittelland des Kantons Bern in der Schweiz.
Zollikofen | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Bern (BE) |
Verwaltungskreis: | Bern-Mittelland |
BFS-Nr.: | 0361 |
Postleitzahl: | 3052 |
UN/LOCODE: | CH ZLK |
Koordinaten: | 601393 / 205438 |
Höhe: | 557 m ü. M. |
Höhenbereich: | 485–595 m ü. M.[1] |
Fläche: | 5,39 km²[2] |
Einwohner: | [3] 11'140 (31. Dezember 2022) |
Einwohnerdichte: | 2067 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 24,0 % (31. Dezember 2022)[4] |
Gemeindepräsident: | Daniel Bichsel (SVP) |
Website: | www.zollikofen.ch |
Schloss Reichenbach | |
Lage der Gemeinde | |
Weitere Karten |
Geographie
Zollikofen liegt ungefähr fünf Kilometer nördlich von Bern. Angrenzende Gemeinden sind: im Norden Münchenbuchsee, im Süden die Stadt Bern (mit der Aare als Grenze), im Südosten Ittigen, im Westen Kirchlindach und im Südwesten Bremgarten bei Bern.
- Höchster Punkt der Gemeinde: 594 m ü. M. (im Meielenwald)
- Tiefster Punkt der Gemeinde: 490 m ü. M. (bei Reichenbach an der Aare)
Bis zu seiner Trockenlegung um 1947/1948 gab es in Zollikofen einen See, den Aegelsee.[5]
Klima
Die Jahresmitteltemperatur für die Normalperiode 1991–2020 beträgt 9,3 °C, wobei im Januar mit 0,2 °C die kältesten und im Juli mit 18,8 °C die wärmsten Monatsmitteltemperaturen gemessen werden. Im Mittel sind hier rund 99 Frosttage und 19 Eistage zu erwarten. Sommertage gibt es im Jahresmittel rund 46, während normalerweise 9 Hitzetage zu verzeichnen sind. Die Messstation von MeteoSchweiz liegt auf einer Höhe von 553 m ü. M.
Bern / Zollikofen | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Bern / Zollikofen
Quelle: MeteoSchweiz, Normalperiode 1991–2020[7] |
Name
Der Name stammt von Zollinghofen – «die Höfe der Ingen des Zollo», erstmals erwähnt im Jahr 942. Die alemannische Sippe des Zollo mit seinen Nachkommen (Ingen) liess sich hier im 5. Jahrhundert nieder.[8]
Geschichte
In der letzten Eiszeit, die vor ungefähr 14'000 Jahren zu Ende ging, lag über Zollikofen eine über 350 Meter mächtige Eismasse. Die Landschaft im Raume Zollikofen ist wesentlich von den Eiszeiten geprägt worden.
Die mittelalterliche Burg Reichenbach ist höchstwahrscheinlich aus einem römischen Flusskastell entstanden, das mit dem Castrum auf der Engehalbinsel in Verbindung stand.
Die Herrschaft Reichenbach mit ihren Marchen, Waldungen, Gewässern und bewohnten Örtlichkeiten wurde zu Beginn des 14. Jh. von Rudolf von Erlach, dem Sieger von Laupen, gegründet. Es folgten etliche Besitzerwechsel. Sie bestand bis 1830 und ist mit der heutigen Einwohnergemeinde Zollikofen identisch.
Beat Fischer, der Begründer des schweizerischen Post- und Botenwesens (Fischersche Post),[9] baute 1688 an der Stelle der früheren Burg das Schloss Reichenbach in italienischem Barockstil.[10]
Als die Franzosen nach dem letzten Gefecht im Grauholz 1798 in Bern einzogen, änderte auch die Herrschaft Reichenbach. Die herrschaftlichen Rechte fielen dahin, und die neue politische Körperschaft nannte sich Zollikofen. Im Jahre 1811 löste sich Zollikofen von der Herrschaft Reichenbach und wurde eine selbständige Ortsgemeinde mit rund 500 Einwohnern. Der erste Gemeinderat wurde vom Oberamtmann des Amtsbezirkes, heute Regierungsstatthalter, eingesetzt. Die Fischersche Post wurde nach der Gründung der Eidgenossenschaft verstaatlicht und in die PTT integriert.
Ab 1918 begannen die politischen Parteien ihre staatsbürgerlichen Aufgaben verstärkt wahrzunehmen. Bis 1976 waren im Gemeinderat ausschliesslich SVP, SP und FDP vertreten. Während von 1918 bis 1947 die SP den Gemeinderat mit fünf von neun Sitzen dominierte, stellen seit 1948 die bürgerlichen Parteien SVP und FDP in der Regel mit fünf bis sechs Sitzen die Mehrheit. 1939 wurde die Kirche Zollikofen fertiggestellt. Zuvor gehörte Zollikofen zur Kirchgemeinde Bremgarten-Zollikofen. Die starke Bevölkerungszunahme machte eine eigene Kirche notwendig.
1964 wurde in Zollikofen der Grosse Gemeinderat (Parlament) mit 40 Sitzen eingeführt. Drei Jahre vor der Eidgenossenschaft beschlossen 1968 die Stimmbürger, das Stimm- und Wahlrecht solle fortan auch den Frauen zustehen. Ende 1990 zählte Zollikofen 6277 Stimmberechtigte und im Jahre 2000 rund 9500 Einwohner. Der Gemeinderat besteht seit 2005 nicht mehr aus neun, sondern aus sieben Mitgliedern. Der 10'000ste Einwohner wurde am 20. März 2008 begrüsst.[11]
Bevölkerung
Jahr | 1850 | 1860 | 1870 | 1880 | 1888 | 1900 | 1910 | 1920 | 1930 | 1941 | 1950 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 | 2010 | 2015 | 2020 |
Einwohner | 1045 | 1062 | 1181 | 1298 | 1286 | 1609 | 1914 | 2223 | 2376 | 2653 | 3453 | 6237 | 9069 | 8717 | 9242 | 9437 | 9831 | 10'217 | 10'798 |
Politik
Der Grosse Gemeinderat ist die Legislative Zollikofens. Er umfasst 40 Mitglieder und wird alle vier Jahre mittels einer Proporzwahl gewählt. Die links stehende Grafik zeigt die Sitzverteilung des Grossen Gemeinderates nach der Wahl vom 29. November 2020.[14]
Der Gemeinderat ist die Exekutive Zollikofens, er zählt sieben Mitglieder. Mit Ausnahme des Gemeindepräsidenten arbeiten die Gemeinderäte nebenamtlich. Die Stimmberechtigten von Zollikofen haben in der Abstimmung am 23. November 1997[15] der Umwandlung des Gemeindepräsidiums zum Vollamt zugestimmt. Erster vollamtlicher Gemeindepräsident wurde am 1. Januar 2001 Stefan Funk, welcher bis Ende 2012 im Amt war. Seit 2013 hat Grossrat Daniel Bichsel (SVP) das Gemeindepräsidium inne. Der Gemeinderat wird alle vier Jahre im Proporzsystem gewählt (gleichzeitig wie der Grosse Gemeinderat), der Gemeindepräsident wird dagegen im Majorzverfahren gewählt.[16] Die Zusammensetzung des Gemeinderats ist wie folgt: SVP 3 Sitze, SP 2 Sitze, GFL und Vereinte Mitte (Mitte [vormals BDP]-glp-EVP) je einen Sitz.
Bei den Nationalratswahlen 2023 betrugen die Wähleranteile in Zollikofen (in Klammern die Veränderung im Vergleich zu den Wahlen 2019 in Prozentpunkten): SP 22,81 % (+3,61), SVP 22,35 % (−1,45), glp 13,40 % (+2,27), Grüne 11,16 % (−2,66), FDP 10,04 % (−1,12), Mitte 9,46 % (−1,67), EVP 4,49 % (+0,29), EDU 3,12 % (+1,43), Weitere 3,16 % (−0,70).[17]
Wirtschaft
Mit 11'140 Einwohnern und knapp 7700 Arbeitsplätzen ist Zollikofen ein wirtschaftliches Zentrum vor den Toren Berns und gehört zu den steuergünstigen Gemeinden im Kanton.
Auch wenn in der Gemeinde nur noch wenige Landwirte aktiv sind, dominiert die Natur mit Hügeln, Wiesen, Wäldern, Bächen und der Aare das Landschaftsbild. Zollikofen trägt das Label «Energiestadt».
Regierungsschwerpunkt des Gemeinderates ist die Förderung Zollikofens als gleichzeitigen Wohnorts und Arbeitsplatzes. In Zollikofen bestehen Tagesschul- und Krippenplätze.
Verkehr
Zollikofen ist durch den öffentlichen Verkehr (S-Bahn, RBS und Postauto) erschlossen; der für die Feinverteilung zuständige Ortsbus fährt im Viertelstundentakt. Auch das Postauto auf der Linie Bern – Kirchlindach – Zollikofen, das die Industriezone und die Blindenschule bedient, fährt zu den Hauptverkehrszeiten im Viertelstundentakt. Auf dem Gemeindegebiet von Zollikofen befinden sich die Bahn-Haltestellen Unterzollikofen, Steinibach und Oberzollikofen. Der wichtigste Verkehrsknotenpunkt, der Bahnhof Zollikofen, befindet sich auf der Gemeindegrenze und liegt teilweise auf dem Gebiet der Nachbargemeinde Münchenbuchsee. Der Bahnhof beherbergt die Billettverkaufsstelle und einen Kiosk. Er ist Halteort für Züge der BLS AG (BLS) und des Regionalverkehrs Bern-Solothurn (RBS). Ab hier fährt auch der RBS-Bus Richtung Büren an der Aare, Münchenbuchsee Hüslimoos und Ittigen.
In Schönbühl liegt der Anschluss an die Autobahnen A1 und A6 Richtung Biel/Bienne. Im Wankdorf liegt der Anschluss an die Autobahn A6 Richtung Thun.
Vom Schloss Reichenbach führt eine Fähre auf die Engehalbinsel. Die Fährverbindung ist Teil des Netzes der Schweizer Wanderwege. Die Fähre funktioniert nach dem Prinzip der Gierseilfähren und kann maximal 16 Personen transportieren. Die Fähre verkehrt saisonal von März bis Oktober.[18]
Wasserversorgung
Zollikofen ist beim Wasserverbund Region Bern angeschlossen.[19]
Schulen
In Zollikofen bestehen eine Primarstufe inklusive Kindergarten, Sekundarstufe I sowie eine Tagesschule. Daneben existieren folgende spezialisierte Ausbildungsstätten:
- Ausbildungsstätten Inforama, Bildungs- und Beratungszentrum Rütti
- Schweizerische Geflügelzuchtschule (aviforum)
- Eidgenössisches Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB)
- Schule für blinde und sehbehinderte Kinder und Jugendliche
- Suissetec (Schweizerisch-Liechtensteinischer Gebäudetechnikverband)
- Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (Hafl)
Sehenswürdigkeiten
- Das 1688 erbaute Schloss Reichenbach
- Der Weiler Bühlikofen
- Friedrich-Traugott-Wahlen-Allee
Bilder
- Reformierte Kirche
- Gemeindeverwaltung
- Blick in Richtung Kirche und Gemeindeverwaltung
- Sekundarschulhaus
- Landsitz Waldegg
- Inforama (Hauptgebäude)
- Inforama (Zentralbau)
- Inforama (Schulhaus)
Wappen
Im oberen Teil des Wappens von Zollikofen befinden sich zwei Löwen mit je einem gebogenen Gerbermesser, unten in einem Weissfeld befinden sich neun Buchsblätter. Die beiden Löwen entstammen den Wappen der bernischen Vennergesellschaften Ober-Gerwern und Mittellöwen, welche von 1409 an die Verwaltung des Landgerichtes Zollikofen in Händen hatten. Der untere Teil des Wappens stellt das ehemalige Landgerichtswappen dar.
Persönlichkeiten
- Rudolf Bieri (1920–2013), Jurist und Direktor des Eidgenössischen Finanzdepartements
- Serge Brignoni (1903–2002), Kunstmaler, Bildhauer und Zeichner[20][21][22]
- Giuliano Crivelli (1935–2023; geboren in Bern), Offizier, Brigadier, Kommandant der Grenzbrigade 9
- Peter Eichenberger (1939–2023), Politiker, ehemaliger Oberfeldarzt der Armee
- Kornelia Hässig Vinzens (* 1967), Grossrätin (SP)
- Ruedi Hunsperger (1946–2018), Schwinger, lebte und starb in Zollikofen
- Ernst Jordi (* 1943), Eisenplastiker und Objektkünstler
- Walter Linck (1903–1975), Bildhauer
- Johann August Nahl der Jüngere (1752–1825), Bildhauer sowie Historien- und Landschaftsmaler
- Samuel Nahl (1748–1813), deutscher Bildhauer und Hochschullehrer
- Corinne Schmidhauser (* 1964), Skirennfahrerin und Grossrätin (FDP)
- Bruno Vanoni (* 1959), Grossrat (GFL/Grüne)
- Mirjam Veglio (* 1967); Gemeinderätin und Grossrätin (SP)
- Thomas Laszlo Winkler (* 1985), Sänger der Power-Metal-Band Gloryhammer
- Hans Wirz (1873–1943), deutsch-schweizerischer Journalist und sozialdemokratischer Politiker
Weblinks
- Website der Gemeinde Zollikofen
- Anne-Marie Dubler: Zollikofen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Bernhard Junger: Wer kennt Zollikofen wirklich? Das Bernbiet ehemals und heute. In: Historischer Kalender, oder, Der hinkende Bot. 286. Jg., 2013, S. 68–77 (archiviert in E-Periodica der ETH Zürich)
Einzelnachweise
- Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- Postkarte vom Aegelsee in Zollikofen. Website der Gemeinde Zollikofen, abgerufen am 25. Juli 2020.
- Klimanormwerte 1991–2020: Sommertage (Maximum 25 Grad C oder höher). Bern / Zollikofen. Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz, abgerufen am 24. Dezember 2022 (Download).
- Klimanormwerte 1991–2020: Sommertage (Maximum 25 Grad C oder höher). Bern / Zollikofen. Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz, abgerufen am 24. Dezember 2022 (Download).
- Geschichte. Website der Gemeinde Zollikofen, abgerufen am 18. Dezember 2022.
- Bernhard Junger, Peter Sterchi, Hugo Weibel: Zollikofen – Eine Dorfchronik. Verlag Paul Haupt, Bern 1991, ISBN 3-258-04423-6, S. 19–24.
- Bernhard Junger, Peter Sterchi, Hugo Weibel: Zollikofen – Eine Dorfchronik. Verlag Paul Haupt, Bern 1991, ISBN 3-258-04423-6, S. 34.
- Ein Dorf wird zur «Stadt» – Begrüssung des 10'000sten Einwohners. Website der Gemeinde Zollikofen, 20. März 2008.
- Gemeinden. Bundesamt für Statistik, 2019, abgerufen am 24. Dezember 2022 (in Suchfeld Zollikofen eingeben, in Dropdown-Liste Regionalporträts 2021 wählen).
- Zahlen und Fakten. Website der Gemeinde Zollikofen.
- Gemeindewahlen 2020. Grosser Gemeinderat. Gemeinde Zollikofen, 29. November 2020, abgerufen am 24. Dezember 2022.
- Gemeindepräsidium im Vollamt. In: Kommunale Abstimmungsvorlagen. Abstimmungsinformation über Vollamtsentschädigung vom 21. September 2005 (PDF; 42 kB).
- Gemeinderat. Informationen. Website der Gemeinde Zollikofen, abgerufen am 30. November 2020.
- Eidgenössische Wahlen 2023, NR – Ergebnisse Parteien (csv). In: opendata.swiss. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 17. Februar 2024.
- Fähre Reichenbach. Website der Gemeinde Zollikofen.
- Wasserverbund Region Bern AG: Organisation. In: wvrb.ch. Abgerufen am 5. März 2023.
- Serge Brignoni (Memento vom 20. Dezember 2014 im Internet Archive) auf ticinarte.ch.
- Manuela Kahn-Rossi: Serge Brignoni. In: Sikart (Stand: 2015)
- Serge Brignoni (Memento vom 10. Oktober 2011 im Internet Archive) auf g26.ch.