Bankhaus Z. H. Gumpel

Das Bankhaus Z. H. Gumpel in Hannover war ein im 18. Jahrhundert in der ländlichen Region gegründetes Handelsunternehmen und später als Privatbank geführtes Familienunternehmen, das eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung der niedersächsischen Kali-Industrie einnahm und im Zuge der Judenverfolgung zur Zeit des sogenannten „Dritten Reichsliquidiert wurde.[1]

Geschichte

Das Unternehmen war ursprünglich im Jahr 1796 gegründet worden als ländliches Lindhorster Handelsgeschäft[1] in der damaligen Grafschaft Schaumburg-Lippe.[2] Erst später – unter der Leitung von Zadek Hirsch Gumpel – erweiterte sich der Betriebszweck[1] des ab 1820 Z. H. Gumpel benannten Unternehmens[3] zunächst um den Vertrieb von Textilwaren sowie um den Handel mit Getreide und Holz.[1] Unter dem Holz- und Getreidehändler Gustav Gumpel dem Älteren (1829–1889) und dessen Ehefrau Emilie, geborene Franck (1837–1911) wurden in Lindhorst deren Söhne geboren;[2] Hermann (1862–1937)[3] Max (1863–1913)[2] und Julius Gumpel (1865–1942).[3]

Die drei Brüder und Enkelsöhne des Namensgebers des Betriebes[1] wurden in der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs an unterschiedlichen Daten Teilhaber und 1889 – dem Todesjahr ihres Vaters – Inhaber des Familienunternehmens.[2] Rund fünf Jahre später verlegten sie es 1894 nach Hannover und bauten es dort zügig zu einer modernen Bank aus, die ab 1899 in einem eigenen Geschäftsgebäude als Bankhaus Z. H. Gumpel in der Schillerstraße firmierte.[1]

Das Bankhaus wurde vor allem in der Kaliindustrie und dort vor allem in der hannoverschen Region tätig. Während anfänglich noch Beteiligungen an Bohr-Unternehmen zum Geschäftsfeld zählten, engagierte sich die Bank bald in der Gründung beziehungsweise der Übernahme bestehender Kalibergwerke, so beispielsweise

Zudem wurde die Z. H. Gumpel in der Elektroindustrie sowie in Immobiliengeschäften aktiv.[1]

Zur Zeit der Weimarer Republik und nach der Deutschen Hyperinflation übernahm Gumpel 1925 das ebenfalls in Hannover sitzende Bankhaus Ephraim Meyer & Sohn. Im Zuge der immer stärkeren Kartellbildung in der Kaliindustrie wurden die im sogenannten „Gumpelkonzern“ zusammengefassten Kaliwerke 1926 an den Burbach-Kalikonzern veräußert.[1]

Nun engagierte sich das Bankhaus Z. H. Gumpel unter der Führung von Hermann Gumpel verstärkt in der umliegenden Asphalt- und Zementindustrie bei Hannover. Julius Gumpel schied unterdessen aus der bisher gemeinsam geführten Privatbank aus und übernahm stattdessen die Führung des Bankhauses Ephraim Meyer & Sohn.[1]

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933,[1] ersten Verfolgungen und Entrechtungen beider „jüdischen Bankhäuser“ und ihrer Inhaber schon im August desselben Jahres durch die SS[4] wurde das Bankhaus Z. H. Gumpel im Jahr der sogenannten „Reichskristallnacht“ 1938[1] und im Zuge der beabsichtigten „Arisierung[4] liquidiert.[1] Der Familie Gumpel aber sollte noch weit Schlimmeres bevorstehen.[3]

Das einstige Gebäude des Bankhauses Gumpel unter der damaligen Adresse Schlägerstraße 55 wurde Sitz der Zentrale der Gestapo in Hannover.[5] Nachdem es während der Luftangriffe auf Hannover im Oktober 1943 durch Fliegerbomben vollständig zerstört worden war, wurde an dessen Stelle unter der neuen Hausnummer 5 nach dem Krieg eine Kirche errichtet.[6]

Literatur

  • Rainer Slotta: Technische Denkmäler in der Bundesrepublik Deutschland, Teil 3: Die Kali- und Steinsalzindustrie (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum, Nr. 18), hrsg. vom Deutschen Bergbau-Museum, Bochum, Bochum: Deutsches Bergbau-Museum, 1980, ISBN 3-921533-16-3, passim
  • Ingo Köhler: Stichwort Gumpel. In: Die „Arisierung“ der Privatbanken im Dritten Reich. Verdrängung, Ausschaltung und die Frage der Wiedergutmachung (= Schriftenreihe zur Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Bd. 14), zugleich Dissertation 203 an der Universität Bochum, München: Beck, 2008, ISBN 978-3-406-53200-9, passim; großteils online über Google-Bücher
  • Waldemar R. Röhrbein: Kaliwirtschaft/Kaliindustrie. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 334.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Peter Schulze: Bankhaus Z. H. Gumpel. In: Stadtlexikon Hannover, S. 48; online über Google-Bücher
  2. Werner Röder, Herbert A. Strauss, Dieter Marc Schneider, Louise Forsyth, Jan Foitzik et al.: Gumpel. In: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 ( = International biographical dictionary of Central European émigrés 1933 - 1945), hrsg. vom Institut für Zeitgeschichte, München, und von der Research Foundation for Jewish Immigration, Inc., New York, Bd. 1.: Politik, Wirtschaft, öffentliches Leben, München: Saur, 1980, ISBN 0-89664-101-5, S. 253f.; online über Google-Bücher
  3. Peter Schulze: Gumpel, (1) Hermann. In: Dirk Böttcher, Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein, Hugo Thielen: Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2002, ISBN 3-87706-706-9, S. 141 online über Google-Bücher
  4. Ingo Köhler: Stichwort Gumpel In: Die „Arisierung“ ..., S. 118
  5. Die Geheimpolizei folterte in der Schlägerstraße und... In: www.ns-zeit-hannover.de. Abgerufen am 25. Januar 2022.
  6. Janet von Stillfried: Terror gegen „Feinde“ – Gestapo Hannover, in dies.: Das Sachsenross unterm Hakenkreuz. Reiseführer durch Hannover und Umgebung 1933-1945, MatrixMedia-Verlag, Göttingen 2015, ISBN 978-3-932313-85-1, S. 206–209; hier: S. 206f.
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