You Really Got Me

You Really Got Me ist der Titel eines Rock-Songs, der von Ray Davies geschrieben und von seiner Band The Kinks im Jahre 1964 eingespielt wurde.

You Really Got Me
The Kinks
Veröffentlichung 4. August 1964
Länge 2:14
Genre(s) Hard Rock,[1] Garage Rock[2]
Autor(en) Ray Davies
Album Kinks

Entstehungsgeschichte

Im Sommer 1964 war die Band unter großen Druck von ihrer Plattenfirma Pye geraten, nachdem ihre ersten beiden Singles erfolglos geblieben waren. Es musste jetzt ein Erfolg her.[3] Der Song war ursprünglich als Jazz-Stück im Stile Gerry Mulligans geschrieben.[4] Ray Davies ließ sich dafür auf dem Klavier von Jimmy Giuffres Komposition Train and the River (erstmals am 3. Dezember 1956 in den Capitol Studios von Los Angeles aufgenommen; LP The Jimmy Giuffre 3, Januar 1957) inspirieren und erarbeitete das aus nur drei Akkorden bestehende Riff, das Dave Davies auf der Gitarre spielte. Ray Davies wollte mit You Really Got Me ein ähnliches Lied schreiben wie Louie Louie von den Kingsmen.[5] You Really Got Me entstand, als Dave Davies versuchte, die Akkorde von Louie Louie nachzuspielen.[6] In einem anderen Interview im Jahre 1998 bezeichnete er das Lied als eine Hommage auf die großen Blues-Leute Leadbelly und Big Bill Broonzy.[7] Zu dem Gitarren-Riff des Stückes soll ihn der Song Tequila der Champs inspiriert haben.[5]

Insgesamt nahm Musikproduzent Shel Talmy mit den Kinks den Song You Really Got Me dreimal in drei Londoner Tonstudios auf. Die erste Aufnahme vom 18. März 1964 in den Londoner Regent Sound Studios hatte ein langsames Blues-Feeling; ihr war viel Nachhall unterlegt.[8] Von ihr glaubte Shel Talmy, dass sie ebenfalls ein Hit geworden wäre.[4] Ray Davies bestand aber auf einem schnelleren Tempo. Am 15. Juni 1964 entstand in den Pye Studios (Studio 2) eine temporeichere Fassung, deren Produktionskosten von 85 £ Talmy selbst bezahlen musste.[9] Auch hiermit war Davies nicht zufrieden. Nächster Aufnahmetermin war der 12. Juli 1964 in den IBC Studios, wo zusammen mit It’s All Right auf einer 3-Spur-Ampex eine noch schnellere Fassung eingespielt wurde.[10] Sie wurde für die spätere Single ausgesucht.

Den markanten Verzerrersound der Gitarre erreichte der Gitarrist Dave Davies, indem er die Lautsprechermembran seines El Pico-Gitarrenverstärkers mit einer Rasierklinge aufschnitt und Nadeln hineinsteckte. Das Gitarrensignal wurde dann an einen Vox AC-30 weitergeleitet.[11] Als Gitarre setzte er die semi-akustische Harmony Meteor ein.[12]

Aus dieser letzten Aufnahmesession ging einer der frühesten Hits, der Gebrauch von Powerchords machte, hervor[13] und beeinflusste dadurch Rock-Musiker in den Stilrichtungen Heavy Metal und Punkrock.[2] Der amerikanische Musikwissenschaftler Robert Walser schreibt, dass es „der erste Hit war, der um Powerchords herumgebaut war“,[13] und die Kritikerin Denise Sullivan von Allmusic schreibt, You Really Got Me sei „eine Song-Vorlage für das Hardrock- und Heavy-Metal-Genre“.[14] Es fällt der beinahe Punk-Rock-ähnliche Drive auf.[15]

Besetzung

Publikationen in jüngerer Zeit geben als vollständige offizielle Besetzung[16] die Gruppenmitglieder Ray Davies (Gesang und Rhythmusgitarre), Dave Davies (Leadgitarre) und Pete Quaife (Bass) an. Diese wurden unterstützt von den Studiomusikern Bobby Graham (Schlagzeug) und Arthur Greenslade (Piano). Der eigentliche Kinks-Schlagzeuger Mick Avory spielte lediglich Tamburin.

Das Gitarren-Solo des Stücks hat einen der langlebigsten Mythen der Rockmusik ausgelöst. Es wird immer wieder behauptet, dass es nicht vom Leadgitarristen der Kinks, Dave Davies, gespielt worden sei, sondern von dem damaligen Studiomusiker Jimmy Page, der später bei den Yardbirds einstieg und noch später Led Zeppelin gründete. Unter anderem behauptete dies Jon Lord, der spätere Keyboarder von Deep Purple, der auf der Aufnahme Klavier gespielt haben will.[17] Jimmy Page selbst hat dies allerdings immer bestritten; im Interview erklärte er: „Ich habe nicht auf ‘You Really Got Me’ gespielt und deswegen ist er [Ray Davies] stinksauer.“[4] Der Produzent Shel Talmy hat die Kontroverse in einem Interview wie folgt beendet: „Mal ehrlich, Jimmy Page hat nicht das Solo auf ‚You Really Got Me‘ gespielt, was ich ungefähr 5000 Mal zu Leuten gesagt habe, die darauf bestanden haben, dass er es war. Der Grund, warum ich Jimmy auf Kinks-Platten einsetzte, war, dass Ray Davies nicht so wirklich gleichzeitig Gitarre spielen und singen wollte. Das heißt, Jimmy spielte damals Rhythmusgitarre.“[18]

Veröffentlichung und Erfolg

Kinks - You Really Got Me

Die Titel You Really Got Me / It’s All Right (Pye Records 7N.15673) wurden am 4. August 1964 als dritte Single der Band veröffentlicht. Sie erreichte Platz 1 in den britischen Singles-Charts, in Deutschland lediglich Platz 39.[19] Die Single bedeutete den Durchbruch für die Band und etablierte sie als einen der Top-Acts der British Invasion in den USA, wo sie Platz 7 erreichten. Sie verkaufte 250.000 Exemplare in Großbritannien und über 750.000 in den USA, weltweit wurde sie zum ersten Millionenseller der Band.[20]

Das Musikmagazin Rolling Stone platzierte das Stück an Stelle 82 ihrer 500 besten Songs aller Zeiten und an Nummer 4 der „100 besten Gitarren-Songs aller Zeiten“.[21] Im Jahr 2005 wurde das Lied in einer BBC-Radio-Abstimmung zum besten britischen Lied in der Dekade 1955–1965 gekürt. Im selben Jahr stellte die Zeitschrift Q es an Platz 9 in ihrer Liste der „100 besten Gitarren-Songs“.[22] 2009 wurde es von VH1 auf Platz 57 der „besten Hard-Rock-Songs“ gesetzt.[23]

Coverversionen

Von You Really Got Me gibt es mindestens 61 Coverversionen. Die US-amerikanische Hard-Rock-Band Van Halen coverte den Song 1978 auf ihrem Debütalbum Van Halen. Er wurde als Single-Auskopplung ein populärer Radio-Hit, der die Karriere der Band auf den Weg brachte,[24] ähnlich wie dies 14 Jahre vorher bei den Kinks der Fall gewesen war.

Weitere Coverversionen gibt es unter anderem von:

Einzelnachweise

  1. The Top Hard Rock Songs. Allmusic, archiviert vom Original am 8. November 2011; abgerufen am 28. Dezember 2012.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.allmusic.com
  2. Toby Creswell: 1001 Songs. S. 684. Hardie Grant Publishing, ISBN 1-74066-458-2.
  3. Rockaeology (Memento vom 26. Februar 2014 im Internet Archive): You Really Got Me
  4. Sound on sound: Shel Talmy
  5. You Really Got Me auf Songfacts.
  6. Stuart Maconie, The People’s Songs: The Story of Modern Britain in 50 Records, 2013, S. 105
  7. "Ray Davies Lyrics – The Third Single (dialogue)" (Memento vom 11. März 2012 im Internet Archive). LyricsTime.com
  8. meldet der Guardian Dave Davies How we made You Really Got Me, The Guardian, 20. Juni 2013
  9. Jon Savage, The Kinks: The Official Biography, 1984, S. 28
  10. SoundOnSound vom September 2009, Classic Tracks: The Kinks 'You Really Got Me'
  11. Kinks Alive: Dave Davies
  12. "Guitars" auf davedavies.com (Memento vom 25. April 2016 im Internet Archive)
  13. Walser, Robert (1993). Running with the Devil: Power, Gender, and Madness in Heavy Metal Music, S. 9, Wesleyan University Press. ISBN 0-8195-6260-2
  14. Denise Sullivans Kritik auf Allmusic
  15. James E. Perone, Mods, Rockers And The Music of the British Invasion, 2009, S. 107
  16. Picture Book Box-Set (Allmusic)
  17. Jon “Lord’s Purple Reign” Joe Lalaina, Modern Keyboard Magazine, Januar 1989. Archiviert auf “The Highway Star”
  18. “I mean, Jimmy Page did not play the solo on ‘You Really Got Me’ which I’ve said about 5,000 times to people who insist that he did. The reason I used Jimmy on The Kinks stuff is because Ray didn’t really want to play guitar and sing at the same time. In fact, Jimmy was playing rhythm guitar.”, Finding Zoso Interview with Shel Talmy
  19. Charts-Surfer
  20. Joseph Murrells, Million Selling Records, 1985, S. 193 f.
  21. Rolling Stone 100 besten Songs aller Zeiten (Memento vom 25. Juni 2008 im Internet Archive)
  22. "Greatest Guitar Tracks" 21. März 2005. Ultimate Guitar.
  23. VH1 Top 100 Hard-Rock-Songs
  24. “Van Halen – Inductee 2007”, Rock & Roll Hall Of Fame.
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