Yonaguni
Yonaguni (japanisch 与那国島, -jima) ist eine im äußersten Südwesten Japans im Ostchinesischen Meer gelegene Insel, nur 110 km von Taiwan entfernt. Die Westspitze der Insel, Kap Irizaki, ist der westlichste Punkt Japans.
Yonaguni | ||
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Gewässer | Ostchinesisches Meer | |
Inselgruppe | Yaeyama-Inseln | |
Geographische Lage | 24° 27′ N, 122° 59′ O | |
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Länge | 11 km | |
Breite | 4 km | |
Fläche | 28,95 km² | |
Höchste Erhebung | Urabu-dake 231,4 m | |
Einwohner | 1676 (2020[1]) 58 Einw./km² | |
Hauptort | Kubura | |
Unweit von Yonaguni wurde in den 1980er Jahren ein vor der Insel liegender terrassierter Monolith gefunden, der aufgrund seiner Geometrie und Gestalt den Anschein erweckt, von Menschenhand geschaffen worden zu sein und der als das Yonaguni-Monument bekannt geworden ist.
Geographie
Yonaguni wird zu den Yaeyama-Inseln gerechnet und hat eine Fläche von 28,95 km², bei einem Umfang von 26,8 km. Die Einwohnerzahl der Insel lag zum 1. Januar 2015 bei 1491 Personen in 773 Haushalten.[2][1] Die höchste Erhebung der Insel ist der Urabu-dake mit einer Höhe von 231,4 m. Eine als Landschaftlich Schöner Ort ausgewiesene Felsenklippe im Norden der Insel ist Tindabana. Die westliche Landspitze der Insel bildet das Kap Irizaki und die östliche das Kap Agarizaki.[1] Die jährliche Durchschnittstemperatur beträgt ca. 23,8 °C und die jährliche Niederschlagsmenge ca. 2350 mm. Von Januar bis Februar liegt die monatliche Durchschnittstemperatur bei 18 bis 19 °C, im Mai bis Oktober dagegen bei über 25 °C. Im Winter überwiegen Winde aus Nordnordost bis Nordost, während im Sommer Südwind herrscht.[3] Vor allem im Juli bis September treten Taifune auf.[4]
Auf der Insel befindet sich die Kleinstadt (chō) Yonaguni die zum Landkreis Yaeyama der Präfektur Okinawa gehört.
Jahr | 1995 | 2000 | 2005 | 2010 | 2015 | 2020 |
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Einwohnerzahl | 1801 | 1852 | 1796 | 1657 | 1843 | 1676 |
Geschichte
Für das 14. Jahrhundert sind Handelsbeziehungen zu Okinawa Hontō belegt. Yonaguni war bis 1522 unabhängig unter der in ihrer Existenz umstrittenen, riesenhaften Anführerin San’ai Isoba. Danach gehörte sie zum Königreich Ryūkyū und wurde 1879 mit dessen Eingliederung in Japan ebenfalls aufgenommen. Von 1945 bis 1972 war sie durch die USA besetzt. Daraus ergab sich die Besonderheit, dass die US-Besatzungsbehörden die Grenze zwischen der Air Defense Identification Zone (ADIZ) Taiwans und Japans auf den 123. östlichen Längengrad legten und somit die Westhälfte der Insel mit dem Flughafen Yonaguni Teil der ADIZ Taiwans waren. Deswegen passte Japan am 25. Juni 2010 seine eigene ADIZ durch eine lokale Erweiterung um 12 Seemeilen auf die Ausdehnung seiner Hoheitsgewässer an.[5]
Im Jahr 2016 errichteten die japanischen Streitkräfte auf Yonaguni einen militärischen Stützpunkt. Damit ging auch ein Anstieg der Bewohner einher.[6]
Unterwasserpyramiden
1985 wurden von dem japanischen Taucher Kihachiro Aratake auf dem Meeresboden vor Yonaguni großflächige Strukturen mit Spuren von Flora, Fauna und Stalaktiten entdeckt. Die Struktur des Monolithen ist durchgehend rechtwinklig. Es scheint, als ob planvoll Treppen und Stufen in den Fels gehauen wurden. Es ist umstritten, ob der Monolith, der einer Pyramide ähnelt, durch natürliche Erosion in Tausenden von Jahren geformt wurde oder ob eine Frühkultur den Felsen bearbeitet hat.
Fauna
Aufgrund der Abgeschiedenheit der Insel haben auf ihr viele Tierarten spezielle Unterarten entwickelt. Die Insel ist eine für biogeographische Forschungen interessante Übergangszone, in der taiwanesische und Yaeyama-Landtiere gemischt vorkommen.[7]
Endemisch ist beispielsweise die auf Bäumen lebende Reptilienart Diploderma polygonatum donan. Sie wird auf der Roten Liste gefährdeter Reptilien Japans aus dem Jahr 2020 als gefährdet eingestuft. „Donan“ bezieht sich auf einen alten einheimischen Namen der Insel Yonaguni, der derzeit nicht offiziell verwendet wird, sowie auf einen speziellen Likör, der auf der Insel hergestellt wird. Eine Bedrohung stellen für die Leguanartigen u. a. eingeschleppte Raubtiere wie der Blaue Pfau und das Japan-Wiesel dar.[8] Die stark gefährdete Unterart Elaphe carinata yonaguniensi[9] der Gekielten Kletternatter ist ebenfalls ausschließlich auf Yonaguni verbreitet. Ihre Hauptbeute ist vermutlich die von der IUCN als gefährdet eingestufte Skinkart Plestiodon kishinouyei.[10] Die Unterart Larvivora komadori subrufus der Samtkehlnachtigall war auf Yonaguni verbreitet, sie gilt jedoch inzwischen als ausgestorben.[9]
Literatur
- S. Noma (Hrsg.): Yonagunijima. In: Japan. An Illustrated Encyclopedia. Kodansha, 1993. ISBN 4-06-205938-X, S. 1753. (englisch)
Weblinks
- 与那国島 Yonaguni-jima. 日本の島へ行こう. In: nihonshima.net. (japanisch).
- Japans Insel vor Taiwan. In: Asienspiegel, 21. April 2014.
Einzelnachweise
- 与那国島 Yonaguni-jima. 日本の島へ行こう. In: nihonshima.net. Abgerufen am 5. September 2023 (japanisch).
- 指定離島・指定離島一覧. (PDF; 1,3 MB) 離島関係資料(平成28年1月). In: pref.okinawa.jp. 沖縄県企画部地域・離島課 („Referat für Land und Inseln, Planungsabteilung, Präfektur Okinawa“), Januar 2016, S. 1, abgerufen am 4. September 2023 (japanisch).
- 温室効果ガス等の観測地点(与那国島) („Beobachtungspunkt für Treibhausgase (Yonaguni-jima)“). Japan Meteorological Agency, abgerufen am 5. September 2023 (japanisch).
- 台風の与那国島への接近数(1951年~2022年) („Anzahl der sich der Insel Yonaguni nähernden Taifune (1951–2022)“). Japan Meteorological Agency, abgerufen am 5. September 2023 (japanisch).
- Shih Hsiu-chuan: Japan extends ADIZ into Taiwan space. In: Taipei Times. 26. Juni 2010, abgerufen am 25. November 2013 (englisch).
- Katharina Graça Peters: Aufrüstung auf Japans Inseln: „Es fühlt sich an, als ob Krieg kommt“. In: Der Spiegel. Nr. 36/2023, 1. September 2023, ISSN 0038-7452 (archivierte Kopie. [Memento vom 1. September 2023 im Webarchiv archive.today] [abgerufen am 16. Oktober 2023]).
- Japalura polygonata donan – 改訂・沖縄県の絶滅のおそれのある野生生物(レッドデータおきなわ)第3版 動物編 3.5 爬虫類 (Rote Liste Okinawa – Reptilien: Beschreibung der Arten). (PDF, 851 kB) Präfektur Okinawa, S. 204–205, abgerufen am 27. Januar 2021 (japanisch).
- H. Ota: A New Subspecies of the Agamid Lizard, Japalura polygonata (Hallowell, 1861) (Reptilia:Squamata), from Yonagunijima Island of the Yaeyama Group, Ryukyu Archipelago. In: Current Herpetology, 2003, S. 61–71, doi:10.5358/hsj.22.61.
- 環境省レッドリスト2020 (Rote Liste 2020). (PDF; 662 kB) Japanisches Umweltministerium, S. 4, abgerufen am 27. Januar 2021 (japanisch).
- N. Kidera, H. Ota: Plestiodon kishinouyei. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T8217A96877356, 2017 doi:10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T8217A96877356.en. (englisch)