Yūzen

Yūzen (jap. 友禅, auch: 友禅染, Yūzenzome[Anm. 1]) ist eine Technik des japanischen Kunsthandwerks zum Aufbringen farbiger Muster auf Stoffen. Es handelt sich um eine Reservefärbung, bei der Reispaste auf den Stoff aufgetragen wird, sodass nur die damit nicht behandelten Stellen beim Färbevorgang Farbe annehmen. Heutzutage werden häufig Papierschablonen (型紙, katagami) verwendet, mit deren Hilfe Muster auf den Stoff aufgedruckt werden.

Uchikake-Kimono (Hochzeitskimono) aus Seide, handgefertigt mit Yūzen-Technik, 18. Jhd., Honolulu Museum of Art
Detail einer Yūzen-Färbung mit Blattgold auf einem Frauenkimono aus der Taishō-Zeit

Die Technik wurde in der frühen Edo-Zeit entwickelt. Die Bezeichnung leitet sich vom Namen des Färbers und Fächermalers Miyazaki Yūzensai (宮崎友禅斎, 1654?–1736?) ab, dem die Entwicklung der heute Kyō-Yūzen (京友禅) genannten Technik zugeschrieben wird. Diese ursprünglich in Kyōto () verwendete Technik diente dazu weiße Seidenstoffe mit farbigen Mustern zu versehen. Daneben entwickelte sich in Kanazawa im Kaga-Lehen (heute: Präfektur Ishikawa) eine eigenständige Form, die Kaga-Yūzen (加賀友禅) genannt wird. In der Meiji-Zeit hat Hirose Jisuke (1822–1890)[1] die Yūzen-Technik um die Verwendung von Papierschablonen, die katagami erweitert.

Mit der fortschreitenden Entwicklung chemischer Farbstoffe in der Mitte des 19. Jahrhunderts nahm auch die Farbpracht und Komplexität der Yūzen-Muster zu. Die Technik wurde insbesondere für den Furisode-Kimono unverheirateter Frauen verwendet und mit Goldstickereien kombiniert.

Überblick

Die ursprüngliche Technik des Yūzen ist im Unterschied zur Verwendung von katagami aufwendig und umfasst eine Vielzahl von Arbeitsschritten.[2] Zunächst skizziert man das zu färbende Muster auf dem Stoff. Dazu können in Wasser gelöste Pigmente der Tagblume (Commelina communis) verwendet werden, die den Färbevorgang später nicht beeinträchtigen. Auf diejenigen Stoffpartien, die zunächst nicht gefärbt werden sollen, trägt der Färber anschließend Reispaste als schützende Abdeckung (防染剤, hōsensai) auf. Die zähe Reispaste wirkt wie ein Gummiüberzug, der die Aufnahme der Farbe ins Gewebe verhindert. Durch dünne Linien aus Reispaste können auf diese Weise die Konturen des Musters angelegt werden.

Nachdem die Konturen aufgebracht sind, wird das Muster durch Einfärben der verbleibenden Stoffflächen eingefärbt (色挿し, irozashi). Als Farben können Naturfarbstoffe aus Pflanzen oder Insekten verwendet werden, doch werden heute meist chemische Farbstoffe eingesetzt. Um ein Ineinanderlaufen der Farben zu vermeiden werden sie nach jeweiligem Trocknen nacheinander aufgetragen. Anschließend wird das Muster 20 bis 50 Minuten mit 80 °C heißem Wasserdampf behandelt, um die Farben zu fixieren.

Exemplarisches Schema der Arbeitsschritte

  1. Konsultation von Musterbüchern und Entwurf des Musters durch die Färbemeister (染匠, senshō)[3]
  2. Glätten des weißen Ausgangsstoffs mit Dampf (湯熨, yunoshi) auf der Vorder- und Rückseite
  3. Bestimmung der Maße (検尺, kenjaku)[4] und Kennzeichnung (墨打ち, sumiuchi)[5] der Stoffgrößen des Kleidungsstücks mittels Linien
  4. Erster Entwurf und Vorzeichnen der Konturen des zu färbenden Musters (下絵羽, shitaeba)
  5. Auftrag der Konturlinien des gesamten Musters mit Pigmenten der Tagblume (下絵, shitae)
  6. Nachzeichnen der Konturlinien mit Reispaste (糊置き, norioki, Aufbringen eines Klebemittels als Schutzschicht)[6]
  7. Aufbringen einer Paste aus Klebereis, Reiskleie und Salz (伏糊, fusenori)[7]
  8. Einbürsten der Farbe (引き染め, hikizome). Der Stoff kann in modernen Produktionsabläufen dazu in einen Holzrahmen gespannt werden.[8]
  9. 20 bis 50 Minuten langes Dämpfen des Stoffes bei 100 °C (蒸し, mushi) und anschließend Auswaschen des Stoffes (水元, mizumoto) von überschüssiger Farbe und fusenori.
  10. Farbnachtrag (挿友禅, sashi yūzen) auf den von der Paste geschützten und nunmehr ungefärbten Stellen des Stoffs
  11. Erneutes Dämpfen, Waschen und Trocknen des Stoffes
  12. Erneutes Glätten des gefärbten Stoffes mit Dampf (yunoshi)
  13. ggf. Aufbringen von Blattgold etwa auf Kimonostoffen (金彩, kinsai)
  14. ggf. Stickarbeiten (刺繍, shishū) zur Betonung der Plastizität des Musters
  15. Prüfung und kleine Korrekturen (補正, hōsei)
  16. Vervollständigen des Musters (上絵羽, ageeba) durch Zusammennähen und Fertigstellung des Kleidungsstücks bzw. des Kimono
Commons: Yūzen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Eine der ersten Erwähnungen der Technik befindet sich nach einem Fachartikel über Technik und Methode handgemachter Yūzen (手描友禅染の技術と技法), zit. nach 京都手描友禅の起こり im Werk des Schriftstellers Ihara Saikaku von 1680. Dort werde die Technik in der Schreibung 祐禅 erwähnt.

Einzelnachweise

  1. 加賀友禅. In: デジタル版 日本人名大辞典+Plus bei kotobank.jp. Abgerufen am 12. April 2014 (japanisch).
  2. 手から手へ. Kyoto Tegaki Yuzen Cooperative, abgerufen am 12. April 2014 (japanisch, Klickbares Schema der Arbeitsschritte mit Abbildungen. Liegt auch dem nachfolgenden Schema zugrunde.).
  3. 手描友禅染の技術と技法. 京都工芸染織連合, abgerufen am 12. April 2014 (japanisch, Abbildungen des Muster-Entwurfs).
  4. 検尺. In: デジタル版 日本人名大辞典+Plus bei kotobank.jp. Abgerufen am 12. April 2014 (japanisch).
  5. 墨打ち. In: デジタル版 日本人名大辞典+Plus bei kotobank.jp. Abgerufen am 12. April 2014 (japanisch).
  6. 糊置き. In: デジタル版 日本人名大辞典+Plus bei kotobank.jp. Abgerufen am 12. April 2014 (japanisch).
  7. 伏糊とは. In: きもの用語大全 (Kimono Term Dictionary) hrsg=Sobien. Abgerufen am 12. April 2014.
  8. 引き染めとは. In: きもの用語大全 (Kimono Term Dictionary) hrsg=Sobien. Abgerufen am 12. April 2014.
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