Franz Xaver von Sachsen
Franz Xaver Albert August Ludwig Benno von Sachsen und Polen, Graf von der Lausitz (* 25. August 1730 in Dresden; † 21. Juni 1806 in Zabeltitz); aus dem Hause der albertinischen Wettiner stammender Prinz von Sachsen und Polen sowie Regent (Administrator) des Kurfürstentums Sachsen von 1763 bis 1768.
Familie
Er war das achte Kind und der vierte Sohn von Friedrich August II. Kurfürst von Sachsen und König von Polen (als dieser August III.), und der österreichischen Erzherzogin Maria Josepha (Tochter Kaiser Josephs I.) und damit Enkel Augusts des Starken. Da seine erstgeborenen Brüder bereits verstorben waren, stand er nach seinem Bruder, dem späteren Kurfürsten Friedrich Christian, bis zur Geburt von dessen Sohn, an zweiter Stelle der Thronfolge.
Leben
Während des Siebenjährigen Krieges war Prinz Xaver Oberbefehlshaber des Sammlungswerkes. Dazu war er am 30. September 1758 vom französischen König Ludwig XV. zum Generalleutnant ernannt worden. Über besondere militärische Erfahrungen verfügte der Prinz bis dahin nicht. Seit 1733, seinem dritten Lebensjahr, bis zu seinem Tod 1806 war er Chef und Namensgeber des sächsischen Infanterieregiments „Prinz Xaver“, vormals Grenadier-Regiment „Sachsen-Weimar“. Die Führung oblag jedoch, wie damals üblich, einem als Kommandeur eingesetzten Obristen.
Im Sammlungswerk vereinigte sich rund die Hälfte jener bis zu 19.000 Sachsen, die nach ihrer Gefangennahme bei der Belagerung bei Pirna 1756 in preußische Dienste gepresst worden waren. Viele von ihnen flohen ab dem Frühjahr 1757 als sog. Revertenten (Rückkehrer) sukzessive nach Königlich-Ungarn (heute Slowakei), um erneut den Kampf gegen Preußen aufzunehmen. Trotz einer Sollstärke von 10.000 Mann zählte das Korps nie mehr als 8.000 Köpfe. Ab Frühjahr 1758 stand es in französischem Sold und kämpfte in Westdeutschland. Im Juli 1759 übernahm, unter Beförderung zum Generalleutnant, Friedrich Christoph zu Solms-Wildenfels den militärischen Oberbefehl über die freien Sachsen. Prinz Xaver blieb formell weiterhin Chef des Korps.[1][2] Ab 1760 führte er als Untergebener des Marschalls Broglie wiederholt größere französische Kontingente. Da er die Wintermonate regelmäßig am Versailler Hof zu verbringen pflegte, verpasste Prinz Xaver u. a. das Gefecht bei Langensalza, im Februar 1761. Anfang Oktober des Jahres gelang ihm zwar die kurzzeitige Besetzung der Festung Wolfenbüttel, er musste diese aber schon nach wenigen Tagen, infolge des verlorenen Gefechts bei Ölper, wieder preisgeben.
Im Dezember 1763 übernahm er, nach dem Tode seines älteren Bruders, Kurfürst Friedrich Christian, der nur 74 Tage regiert hatte, die vormundschaftliche Regentschaft für seinen minderjährigen Neffen Friedrich August III. Mitregentin war seine Schwägerin Maria Antonia, die Witwe des Kurfürsten und Mutter des künftigen Herrschers. Gemeinsam führten sie die aufklärerischen Reformen Friedrich Christians fort, die als kursächsisches Rétablissement in die Geschichte eingingen. Die von Franz Xaver nach dem Vorbild Preußens eingeleitete Heeresreform stieß bei den Landständen insbesondere wegen der hohen Kosten auf heftige Ablehnung. 1764 gründete er die Bergakademie Freiberg.
Eingedenk des seit 1764 praktizierten preußisch-russischen Zusammengehens, das auch in der Frage der polnischen Thronfolgeregelung Bestand hatte, verzichtete Franz Xaver im Oktober 1765, im Namen des Kurprinzen auf die polnische Krone. Damit folgte er, entgegen dem Widerstand der Kurfürstenwitwe, letztlich den Fakten, die einen Monat zuvor mit der Wahl des neuen Königs Stanislaus II. August Poniatowski geschaffen worden waren. Die Regentschaft für den minderjährigen Kurprinzen endete mit dem Erreichen des 18. Lebensjahres, im Dezember 1768 (entsprechend den Regelungen der Goldenen Bulle von 1356).
Im Jahr darauf verlegte Franz Xaver seinen Wohnsitz nach Frankreich[3], das er als Comte de Lusace (Graf von der Lausitz) erst nach Ausbruch der Französischen Revolution wieder verließ. Nach weiteren Jahren in Rom kehrte er nach dem Tod seiner Gemahlin nach Sachsen zurück und lebte zurückgezogen im Barockschloss Zabeltitz[4].
Bereits am 9. März 1765 hatte Franz Xaver eine morganatische Ehe mit Clara Maria Spinucci, einer Hofdame der Kurfürstenwitwe, geschlossen. Spinucci wurde 1767 zur Gräfin von der Lausitz erhoben.
Nachkommen
Mit Clara Maria (auch: Chiara) Spinucci (* 30. August 1741; † 22. November 1792) hatte er zehn Kinder:
- Ludwig Ruprecht Joseph Xavier (* 27. März 1766 in Dresden; † 22. August 1782 in Pont-sur-Seine im Duell)
- Clara Maria Augusta Beatrice (* 27. März 1766 in Dresden; † 18. November 1766 ebenda)
- Joseph Xavier Karl Raphael Philipp Benno (* 23. August 1767 in Dresden; † 25. Juni 1802 in Teplitz), genannt Chevalier de Saxe
- Elisabeth Ursula Anna Cordula Xaveria (* 22. Oktober 1768 in Dresden; † 3. Mai 1844 ebenda), genannt Mademoiselle de Saxe, ⚭ (8. November 1787) Henri de Preissac, duc d’Esclignac de Fimarcon Lomagne, Grande von Spanien (1763–1837)
- Maria Anna Violante Katharina Martha Xaveria (* 20. Oktober 1770 in Siena; † 24. Dezember 1845 in Rom) ⚭ (15. Oktober 1793) Principe Don Paluzzo Altieri, Principe di Oriolo
- Beatrix Marie Françoise Brigitte (* 1. Februar 1772 in Chaumot; † 6. Februar 1806 in Dresden) ⚭ (18. Februar 1794) Don Raffaele Riario-Sforza, Marchese di Corleto
- Kunigunde Anna Helena Maria Josepha (* 18. März 1774 in Chaumot; † 18. Oktober 1828 in Rom) ⚭ (1795) Marchese Don Giovanni Patrizi Naro Montoro
- Maria Christina Sabina (* 30. Dezember 1775 in Pont-sur-Seine; † 20. August 1837 in Rom) ⚭ (24. März 1796) Don Camillo Massimiliano Massimo, Principe di Arsoli. Ihr Sohn war der Kardinal Franz Xaver Massimo (1806–1848).
- totgeborener Sohn (*/† 22. Dezember 1777 in Pont-sur-Seine)
- Cecilie Marie Adelaide Augustine (* 17. Dezember 1779 in Pont-sur-Seine; † 24. Juni 1781 ebenda)
Vorfahren
Literatur
- Bernhard von Poten: Xaver. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 578–580.
- Uwe Fiedler (Hg.): Die Gesellschaft des Fürsten. Prinz Xaver von Sachsen und seine Zeit, Chemnitz 2009.
- Dietmar Enge (Hg.): Prinz Xaver von Sachsen: 250 Jahre Administrator von Sachsen und Besitzer von Zabeltitz: Tagungsband = Prince Xavier de Saxe. Zabeltitz Souvenirs, Großenhain 2020, ISBN 978-3-94812-5-2 (formal falsch).
Weblinks
- Werke von und über Franz Xaver von Sachsen in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Uniform des Regiments „Prinz Xaver“, 1769, in: Gabriel Nicolaus Raspe (Hg.), Accurate Vorstellung der säm[m]tlichen ChurFürstl: Sächß. Regimenter und Corps, Raspische (Buch-)Handlung, Nürnberg 1769, in Deutsche Digitale Bibliothek
- Offiziersuniform des Regiments „Prinz Xaver“, 1797, in: Franz Johann Joseph von Reilly (Hg.), Geschichte und Bildliche Darstellung der Kurfürstlich Saechsischen Regimenter, Wien 1797, in Napoleon-Online
Einzelnachweise
- Marcus von Salisch: Treue Deserteure: Das kursächsische Militär und der Siebenjährige Krieg, München 2009, ISBN 978-3-486-58805-7, S. 2010ff.
- Kriegsgerichte der Infanterieformationen bis 1867, archiv.sachsen.de; abgerufen am 7. Februar 2021
- Mathieu Couty, Le château de Chaumot au temps de Xavier de Saxe: un domaine rural en villeneuvien au crépuscule de l'Ancien régime, Société Historique, Archéologique, Artistique et Culturelle des Amis du Vieux Villeneuve-sur-Yonne, Villeneuve-sur-Yonne, 1996.
- Jim Serre Djouhri, "L'exil du prince Xavier de Saxe, dernier seigneur de Villeneuve", in Etudes Villeneuviennes n°57, Société Historique, Archéologique, Artistique et Culturelle des Amis du Vieux Villeneuve-sur-Yonne, Villeneuve-sur-Yonne, 2022.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
---|---|---|
Friedrich Christian (als Kurfürst) | Kuradministrator von Sachsen 1763–1768 | Friedrich August III. (als Kurfürst) |