Xanthokon

Xanthokon ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung Ag3AsS3, ist also chemisch gesehen ein Silber-Arsen-Sulfid.

Xanthokon
„leistenförmiger“ Xanthokonkristall aus der „Imiter Mine“, Boumalne-Dadès, Provinz Ouarzazate, Marokko (Bildgröße: 1 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Xcn[1]

Andere Namen
  • Xanthokonit
  • Xanthoconit
  • Rittingerit[2]
Chemische Formel Ag3AsS3
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Sulfide und Sulfosalze
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

II/E.07
II/E.07-030

2.GA.10
03.04.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch 2/m[3]
Raumgruppe (Nr.) C2/c[4] (Nr. 15)
Gitterparameter a = 12,00 Å; b = 6,26 Å; c = 17,08 Å
β = 110,0°[4][5]
Formeleinheiten Z = 8[4][5]
Zwillingsbildung pseudoorthorhombische Zwillinge nach {001}[6]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 3
Dichte (g/cm3) gemessen: 5,54(14); berechnet: 5,53[6]
Spaltbarkeit deutlich nach {001}
Bruch; Tenazität muschelig
Farbe dunkelkarminrot bis nelkenbraun, in dünnen Kristallen pomeranzengelb
Strichfarbe gelb
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Glanz Diamantglanz
Kristalloptik
Optischer Charakter zweiachsig negativ[6]
Achsenwinkel 2V = 34°[6]

Xanthokon entwickelt meist tafelige, leistenförmige Kristalle von pomeranzengelber Farbe, aber auch traubige, nierenförmige oder radialstrahlige Mineral-Aggregate von dunkelkarminroter bis nelkenbraun Farbe. Auf der Strichtafel hinterlässt Xanthokon einen charakteristisch gelben Strich.

Besondere Eigenschaften

Bereits August Breithaupt und G. P. Plattner stellten bei der Analyse des Materials fest, dass „das Mineral so leichtflüssig ist, dass es schon in der Flamme eines Lichtes schmilzt und dabei Dämpfe entwickelt, die nach schwefeliger Säure und nach Arsen riechen“[7]. Tatsächlich ist Xanthokon ähnlich dem nahe verwandten Proustit vor dem Lötrohr leicht zu schmelzen, wobei sich Schweflige Säure und Arsenikdämpfe mit charakteristischem Geruch absetzen.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Xanthokon 1797 in der „Grube Himmelsfürst“ bei Brand-Erbisdorf (Sachsen) in Deutschland und beschrieben 1840 durch Breithaupt, der das Mineral aufgrund seiner charakteristischen Strichfarbe nach den griechischen Worten ξανθς „xanthos“ für gelb und χόνις „konis“ für Pulver benannte.[7]

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Xanthokon zur Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort zur allgemeinen Abteilung der „Sulfosalze“, wo er zusammen mit Proustit, Pyrargyrit, Pyrostilpnit, Quadratit und Samsonit die unbenannte Gruppe II/E.07 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Xanthokon ebenfalls in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“, dort allerdings in die neu definierte Abteilung der „Sulfoarsenide, Sulfoantimonide, Sulfobismuthide“ ein. Diese Abteilung ist zudem weiter unterteilt nach der Kristallstruktur und der möglichen Anwesenheit weiteren Schwefels, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau und seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung der „Insel-Sulfarsenide (Neso-Sulfarsenide) usw., ohne zusätzlichen Schwefel (S)“ zu finden ist, wo es nur noch zusammen mit Pyrostilpnit die unbenannte Gruppe 2.GA.10 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana sortiert den Xanthokon in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ un dort in die Abteilung der „Sulfosalze“ ein. Hier ist er als Namensgeber der „Xanthokongruppe“ mit der System-Nr. 03.04.02 und dem weiteren Mitglied Pyrostilpnit innerhalb der Unterabteilung „Sulfosalze mit dem Verhältnis 3 > z/y und der Zusammensetzung (A+)i(A2+)j[ByCz], A = Metalle, B = Halbmetalle, C = Nichtmetalle“ zu finden.

Modifikationen und Varietäten

Xanthokon ist neben dem Proustit die zweite Modifikation der Verbindung Ag3AsS3.

Bildung und Fundorte

Xanthokon bildet sich durch hydrothermale Vorgänge in silber- und arsenhaltigen Erzadern, wo er in Paragenese vor allem mit Proustit, aber auch Pyrargyrit, Akanthit, Calcit und gediegen Arsen vorkommt.

Weltweit konnte das Mineral bisher (Stand: 2009) an rund 70 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem bei Chañarcillo in der chilenischen Región de Atacama; im Schwarzwald (Baden-Württemberg), Odenwald (Hessen), bei Sankt Andreasberg (Niedersachsen) und im Erzgebirge (Sachsen) in Deutschland; in den französischen Regionen Elsass, Auvergne und Lothringen; auf den Kykladen und in Attika in Griechenland; Powys (Wales) in Großbritannien; bei Silvermines im irischen County Tipperary; auf Honshū in Japan; am Coquihalla Pass (British Columbia) und im Timiskaming District (Ontario) in Kanada; bei Ouarzazate in Marokko; in der Provinz Qostanai in Kasachstan; in den mexikanischen Bezirken Chihuahua, México und Zacatecas; in der russischen Region Kamtschatka; Malå in Schweden; im schweizerischen Kanton Wallis; bei Banská Bystrica und Košice in der Slowakei; in der „Balcoll Mine“ bei Falset in Spanien; im tschechischen Böhmen; in den Bergen von Rudabánya in Ungarn; sowie in mehreren Regionen der USA.[8]

Morphologie

Die Kristalle des Xanthokons haben einen überwiegend tafeligen Habitus nach {001}. Durch Verzwillingung entstehen oft flache, pseudo-orthorhombische oder leistenförmig nach [010] gestreckte Formen mit einer Länge von etwa 0,5 cm.

Kristallstruktur

Xanthokon kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15 mit den Gitterparametern a = 12,00 Å; b = 6,26 Å; c = 17,08 Å und β = 110,0°[9] sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle[10].

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. Wolfgang Brendler: Mineralien-sammlungen; ein Hand- und Hilfsbuch für Anlage und Instandhaltung mineralogischer Sammlungen. W. Engelmann Verlag, Leipzig, 1912 (Auszug online verfügbar)
  3. Webmineral – Xanthoconite (englisch)
  4. American Mineralogist Crystal Structure Database – Xanthoconite (englisch, 1993)
  5. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 119.
  6. Handbook of Mineralogy – Xanthoconite (englisch, PDF 61,9 kB)
  7. August Breithaupt (1840): Xanthokon, ein neues Glied der Ordnung der Blenden, S. 68.
  8. MinDat - Localities for Xanthoconite (englisch)
  9. American Mineralogist Crystal Structure Database - Xanthoconite (englisch, 1993)
  10. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 119.

Literatur

  • August Breithaupt (1840): Xanthokon, ein neues Glied der Ordnung der Blenden, in: Journal für Praktische Chemie, Band 20, S. 67–69 (PDF 258,6 kB)
  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 473.
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 51.
Commons: Xanthoconite – Sammlung von Bildern
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