Wurmsamen-Drüsengänsefuß
Der Wurmsamen-Drüsengänsefuß[1] (Dysphania anthelmintica), auch Amerikanisches Wurmkraut[2] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Diese intensiv riechende Pflanze wird als Heilpflanze genutzt.
Wurmsamen-Drüsengänsefuß | ||||||||||||
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Wurmsamen-Drüsengänsefuß (Dysphania anthelmintica) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Dysphania anthelmintica | ||||||||||||
(L.) Mosyakin & Clemants |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Der Wurmsamen-Drüsengänsefuß ist nach Iamonico (2011) ein ausdauernder Strauch (in der Flora of North America irrtümlich als einjährige Pflanze beschrieben) mit einer Wuchshöhe von 0,4 bis 1 m und einer Fläche von 1 bis 2 m2. Er ist mehr oder weniger dicht mit Drüsenhaaren bedeckt und verströmt einen intensiven, unangenehmen Geruch. Der aufrechte oder aufsteigende, grüne oder rötliche Stängel ist verzweigt.
Die unteren Laubblätter sind gestielt und erreichen eine Länge von 5 bis 7 cm und eine Breite von 1,5 bis 3 cm. Die Blattspreite ist eiförmig bis lanzettlich, am Ende zugespitzt, mit keilförmiger Basis und meist gezähntem, seltener ganzrandigem gewimpertem Blattrand. Die oberen Blätter sind sitzend und kleiner (bis 4 cm lang und 1 cm breit).
Blütenstand und Blüte
Der Blütenstand ist stets zusammengesetzt aus zahlreichen end- und seitenständigen, etwa 3 bis 8 cm langen Scheinähren. Die Blüten stehen in kugeligen Knäueln von 1,5 bis 3,3 mm Durchmesser. Im Unterschied zum Mexikanischen Drüsengänsefuß sind die Tragblätter fehlend oder nur bis 2,2 mm lang, kürzer oder höchstens so lang wie die Knäuel, linealisch und zugespitzt.
Die Blütenhülle besteht aus fünf bis zur Hälfte ihrer Länge miteinander verwachsenen Tepalen. Bei einer Länge von 0,7 mm sind sie eiförmig mit stumpfer Spitze, auf dem Rücken gerundet und kahl. Es sind fünf Staubblätter und drei Narben vorhanden.
Die Blütezeit reicht von August bis Oktober (in Italien).
Frucht und Samen
Zur Fruchtzeit umgibt die Blütenhülle die eiförmige Frucht mit einem Durchmesser von 1 bis 1,5 mm. Die glatte, drüsige Fruchtwand liegt dem Samen nicht an. Der rötlich-braune, oft vertikale (selten horizontale) Same ist eiförmig und erreicht eine Höhe von 0,7 bis 1 mm und einen Durchmesser von 0,5 bis 0,9 mm. Die Samenschale ist glatt.
Photosyntheseweg
Der Wurmsamen-Drüsengänsefuß ist eine C3-Pflanze mit normaler Blattanatomie[3].
Inhaltsstoffe
Die Blätter und Samen enthalten ein Ätherisches Öl mit dem Hauptinhaltsstoff Ascaridol, einem Monoterpenperoxid[4].
Vorkommen
Der Wurmsamen-Drüsengansefuß ist in Nordamerika (nordöstliche, südöstliche und südliche USA, Mexiko) und in der Karibik verbreitet. Entlang der Atlantik- und Golfküste ist er eine der häufigsten Arten und dort vermutlich heimisch. Er besiedelt Sanddünen, Kiefernwälder, Wiesen, Straßenränder und Ruderalstandorte bis zu einer Höhenlage von 1100 Metern.
Kultiviert und eingebürgert kommt diese frostempfindliche Art auch in anderen warm-gemäßigten Regionen vor. In Italien (Region Latium) gilt sie nach Iamonica (2011) inzwischen als eingebürgerter Neophyt. Dort wächst sie auf trockenem Brachland, an Böschungen und Straßenrändern. Sie benötigt Wärme, Trockenheit und volle Besonnung. Ein Vorkommen in Mittel- und Südeuropa an gestörten Stellen ist zu erwarten, erfordert jedoch noch nähere Untersuchungen.
In Deutschland wurde der Wurmsamen-Drüsengansefuß unbeständig als Adventivpflanze im Bundesland Hamburg gefunden[1].
Systematik
Dysphania anthelmintica gehört innerhalb der Gattung Dysphania zur Sektion Adenois (Moq.) Mosyakin & Clemants. Sie ist nah verwandt mit dem Mexikanischen Drüsengänsefuß (Dysphania ambrosioides).
Die Erstveröffentlichung dieser Art erfolgte 1753 durch Carl von Linné unter dem Namen Chenopodium anthelminticum in Species Plantarum, Band 1, S. 220[5]. Sie wurde 2002 durch Sergei Mosyakin und Steven Clemants in die Gattung Dysphania gestellt (in Ukrajins'kyj Botaničnyj Žurnal, Band 59 (4), S. 382).
Synonyme für Dysphania anthelmintica (L.) Mosyakin & Clemants sind: Ambrina ambrosioides var. anthelmintica (L.) Moldenke, Ambrina anthelmintica (L.) Spach, Atriplex anthelmintica (L.) Crantz, Botrys anthelmintica (L.) Nieuwl., Chenopodium ambrosioides var. anthelminticum (L.) A.Gray, Chenopodium ambrosioides var. anthelminticum (L.) Aellen (comb. superfl.), Chenopodium anthelminticum L. und Roubieva anthelmintica (L.) Hook. & Arn.[6]
Nutzung
Heilpflanze
Der Wurmsamen-Drüsengänsefuß wird als Heilpflanze vielseitig genutzt[7]. Seine besonders ascaridolreichen Samen oder das daraus gewonnene ätherische Öl (Oleum Chenopodii) waren in der Volksmedizin seit Jahrhunderten als Wurmmittel gebräuchlich und auch gegen Ruhr-Amöben (Dysenterie) wirksam. Wegen der Giftigkeit des ätherischen Öls sollte diese Behandlung unter ärztlicher Überwachung und nicht bei Schwangeren erfolgen.[8]
Ein Aufguss der Blätter wird bei Verdauungsproblemen, Blähungen, Kolik oder Magenschmerzen angewendet (Karminativum). Er wirkt auch gegen Husten (Antiasthmatikum). Äußerlich als Umschlag wird er bei Haemorrhoiden, Insektenstichen oder Schlangenbissen und zur Wundheilung eingesetzt. Er wirkt schmerzlindernd (Analgetikum) und gegen Pilzerkrankungen (antifungal).[8] Als weitere Anwendungen werden Menstruationsstörungen und zur Schwitzkur (Diaphoretikum) genannt[7].
Die Pflanze kann Dermatitis oder andere allergische Reaktionen auslösen[8].
Unter dem Namen Chenopodium anthelminticum wird diese Art in der Homöopathie verwendet[9].
Weitere Nutzungen
Die Pflanze wirkt insektizid und wird gegen Bettwanzen eingesetzt[7]. Sie dient auch als Färbepflanze[7].
Quellen
- Steven E. Clemants & Sergei L. Mosyakin: Dysphania anthelmintica, S. 270 - textgleich online wie gedrucktes Werk. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 4: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 1. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2003, ISBN 0-19-517389-9 (englisch). (Abschnitte Beschreibung, Vorkommen, Systematik)
- Duilio Iamonico: Dysphania anthelmintica (Amaranthaceae), new to the nonnative Flora of Italy, and taxonomic considerations on the related species. In: Hacquetia, Band 10/1, 2011, doi:10.2478/v10028-011-0002-x, S. 41–48. (Abschnitte Beschreibung, Vorkommen)
Einzelnachweise
- Karl Peter Buttler, Michael Thieme u. a.: Florenliste von Deutschland – Gefäßpflanzen, Version 3 (August 2011), abgerufen am 8. Dezember 2011
- Trivialnamen bei MMPND
- Gudrun Kadereit, Evgeny V. Mavrodiev, Elizabeth H. Zacharias, Alexander P. Sukhorukov: Molecular phylogeny of Atripliceae (Chenopodioideae, Chenopodiaceae): Implications for systematics, biogeography, flower and fruit evolution, and the origin of C4 Photosynthesis. In: American Journal of Botany, Band 97, Nr. 10, 2010, S. 1664–1687.
- Valery Dembitsky, Ilya Shkrob, Lumir Ondrej Hanus: Ascaridole and related peroxides from the genus Chenopodium. In: Biomedical Papers of the Medical Faculty of the University Palacky, Olomouc Czech Repub, Band 152(2), 2008, S. 209–215. PDF-Datei
- Erstveröffentlichung eingescannt bei Biodiversity Heritage Library
- Dysphania anthelmintica bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- Trivialnamen und Anwendungen bei Liber Herbarum
- Eintrag bei Plants For A Future, abgerufen am 8. Dezember 2011.
- Eintrag bei Webhomeopath.com.
Weblinks
- Gerhard Madaus: Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938 online bei Henriette's Herbal