Wurm (Rur)

Die Wurm (niederl. Worm) ist ein 53 Kilometer langer Nebenfluss der Rur in der Euregio Maas-Rhein.

Wurm
Zwei Mühlen an der Wurm zwischen Schloss Rimburg (D) und Ort Rimburg (NL)

Zwei Mühlen an der Wurm zwischen Schloss Rimburg (D) und Ort Rimburg (NL)

Daten
Gewässerkennzahl DE: 2828
Lage Deutschland
Flusssystem Rhein
Abfluss über Rur Maas Hollands Diep Nordsee
Flussgebietseinheit Maas
Quelle südlich von Aachen
50° 44′ 15″ N,  5′ 16″ O
Quellhöhe 265 m ü. NN[1]
Mündung nördlich von Heinsberg in die Rur
51° 5′ 52″ N,  6′ 23″ O
Mündungshöhe 32 m ü. NN[1]
Höhenunterschied 233 m
Sohlgefälle 4,1 
Länge 57 km[2]
Einzugsgebiet 355,518 km²[2]
Abfluss am Pegel Randerath[3]
AEo: 310,52 km²
Lage: 13,76 km oberhalb der Mündung
NNQ
MNQ 1966–2017
MQ 1966–2017
Mq 1966–2017
MHQ 1966–2017
HHQ
1,131 m³/s
1,743 m³/s
3,382 m³/s
10,9 l/(s km²)
25,538 m³/s
35,678 m³/s
Großstädte Aachen
Mittelstädte Würselen, Herzogenrath, Geilenkirchen, Heinsberg
Flussgebiet der Rur mit dem Verlauf der Wurm
(zur Wurm siehe OSM)

Flussgebiet der Rur mit dem Verlauf der Wurm
(zur Wurm siehe OSM)

Name

Ihren Namen soll die Wurm durch die im Aachener Becken siedelnden Kelten bekommen haben. Er wird dabei als Ableitung des Wortes warm erklärt, der sich auf die Thermalquellen bezieht, aus denen sich die Wurm teilweise speist (siehe auch Herleitung des Städtenamens von Würselen). Für diese Herleitung fehlen allerdings schlüssige Belege.

Eine weitere Erklärungsmöglichkeit ist eine alteuropäische Bildung mit m-Suffix zu indogermanisch *uer-, *our- mit der Bedeutung „Wasser, Regen, Fluss“.

Geographie

Verlauf

Die Wurm entspringt dem Quellhorizont am Fuße des Düsbergkopfes, einer Erhebung im Aachener Wald, südlich von Aachen, nahe der B 57 bei Steinebrück (Diepenbenden), und fließt in Richtung Norden ins Aachener Becken. Von ihren Quellen auf zirka 260–280 m ü. NN verläuft die Wurm mit einer durchschnittlichen Durchflussmenge von 1,4 m³/s hinunter zur Rur, in die sie nach 53 Kilometern bei Heinsberg-Kempen auf einer Höhe von nur noch 32 m über NN mündet. Die Wassertiefe beträgt dort etwa einen Meter und die Breite etwa acht Meter. Das oberirdische Einzugsgebiet beträgt rund 354 Quadratkilometer. Zuständig für die Wurm ist der Wasserverband Eifel-Rur (WVER).[4]

Aachener Becken

Die Wurm entspringt am Nordabhang des südlich von Aachen gelegenen Aachener Waldes auf Aachener Stadtgebiet bei Steinebrück (Diepenbenden) und fließt in Richtung Norden, hinab ins Aachener Becken. Am nördlichen Ende der Soers verlässt die Wurm als einziger Abfluss das Aachener Becken. Der Aachener Wald ist eine Höhenstufe im Übergangsbereich von der Norddeutschen Tiefebene (Kölner Bucht) zum Rheinischen Schiefergebirge (Eifel). Er bildet einen Teil einer Wasserscheide; an seinem Südhang entspringende Gewässer fließen über die Göhl direkt westlich zur Maas, während die am Nordhang entspringenden Gewässer über Wurm und Rur nördlich zur Maas fließen.

Im Stadtgebiet von Aachen sind über 20 Thermalwasserquellen mit einer Austrittstemperatur von über 50 °C bekannt, in Burtscheid bis zu 74 °C. Bereits in römischer Zeit wurde ein Teil des Bachwassers der Wurm oberhalb des Quellgebietes der Burtscheider Thermalquellen kanalisiert (Kalter Bach) und an den Thermalquellen vorbei geleitet, um die Frischwasserversorgung der Ansiedelung im Aachener Kessel zu gewährleisten. Der natürliche Bachlauf nahm im tiefsten Teil des Burtscheider Tales die Abwässer der Thermalquellen auf und wurde als Warmer Bach bezeichnet. In späteren Zeiten war das kalte Wurmwasser äußerst wichtig für die Aachener und Burtscheider Tuchfabrikation, die viel weiches Wasser benötigte. Dieses Wasser konnte nur aus Bächen entnommen werden, die nicht mit Thermalwasser „verunreinigt“ waren, da dieses aufgrund des hohen Gehalts an Mineralien und Carbonaten zu hart und für einige Arbeitsschritte unbrauchbar war. Im Stadtarchiv Aachen existieren viele historische Dokumente, mit denen die Wassergerechtsame an der Wurm und anderen Bächen geregelt wurden, wobei die Tuchfabrikanten den Löwenanteil erhielten. Der Kalte und der Warme Bach vereinigen sich erst unterhalb der nordöstlichsten Burtscheider Quellenaustritte im Frankenberger Viertel.

Noch im Bereich des Aachener Beckens nimmt die Wurm die Mehrzahl der anderen Aachener Bäche auf, darunter den Beverbach, den Gillesbach, den Kupferbach, den Predigerbach, den Goldbach und den Paubach (alle südlich und östlich des Aachener Stadtzentrums einmündend) sowie den Kannegießerbach, den Johannisbach und den Haarbach.[5] Damit ist die Wurm der Vorfluter des Aachener Beckens und der natürliche Ablauf der im Aachener Becken zusammenfließenden kalten und warmen Bäche.

Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die Wurm unter Aachen kanalisiert. Im heutigen Aachener Stadtgebiet befinden sich Teile der Wurm nur noch nahe der Quelle und südlich des Ortsteils Haaren, etwa ab dem Europaplatz an der Erdoberfläche. Im Übrigen verläuft der Bach von Burtscheid kommend, wo er bereits unterirdisch verläuft, etwa entlang von Bachstraße, Brabantstraße, Kongressstraße, Aretzstraße und Talstraße zum Europaplatz. Nördlich des Europaplatzes tritt die Wurm wieder zutage, passiert Gut Kalkofen, Haaren und die Soers und erreicht dort das Wurmtal. Kurz bevor sie das Aachener Stadtgebiet verlässt, haben 2009–2010 umfangreiche Renaturierungsmaßnahmen stattgefunden. Das Wurmtal ist ein Kerbsohlental, das sich mit teilweise sehr steilen Hängen in die nördlich von Aachen gelegenen Gebiete einschneidet. In diesem Bereich hat die Wurm viele Mäander, insbesondere im Wurmtal zwischen Würselen und Herzogenrath.

Naturschutzgebiet Wurmtal

Mäandrierende Wurm bei Kohlscheid
Wurm bei Herzogenrath

Auf dem Gebiet der Städte Würselen und Herzogenrath liegt zu beiden Seiten der Wurm das auch als Naherholungsgebiet genutzte Naturschutzgebiet Wurmtal, das geografisch in die zwei Einzelgebiete „Wurmtal südlich Herzogenrath, einschließlich Meisbach“ und „Wurmtal nördlich Herzogenrath “ unterteilt ist. Südlich der Stadt Herzogenrath ist es ca. 445 Hektar groß und wird in weiten Teilen von frei schwingenden Flussmäandern der Wurm in der offenen, vielfach landwirtschaftlich genutzten Talaue geprägt. Im Bereich von Würselen liegen am östlichen Rand des Wurmtals die ökologisch wertvolle Weiße Halde (Kalkrückstände der Soda-Industrie) sowie die auf Steinkohlenbergbau zurückgehende Schwarze Halde mit interessanter Trockenflora. In Würselen-Morsbach findet sich das Stollenmundloch der ehemaligen Grube Gouley (Steinkohle), das in die Wurm entwässert. Bereits 1989 wurde das Wurmtal als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das Naturschutzgebiet Wurmtal nördlich von Herzogenrath ist nur etwa 19 Hektar groß. Die Wurm fließt dort als unverbauter Tieflandfluss in einem Silberweiden-Aubruchwald. Dort sind auch entsprechende Hinweistafeln (Naturlehrpfad) mit vielen Informationen zur Wurm und der von ihr beeinflussten Naturlandschaft zu entdecken.

Der unverbaute Talraum der Wurm ist teilweise nur wenige hundert Meter breit, und die Bebauung der Siedlungen reicht oftmals bis unmittelbar an die häufig bewaldeten Hänge heran. Die Wurm mit ihren krautreichen Uferlinien weist durch viele Steiluferabbrüche und Anlandungen einen ökologisch bedeutsamen Strukturreichtum auf. Überhängende Abbruchkanten und breite, mit Kies und Geröll überdeckte Anlandungen kennzeichnen den Verlauf der Wurm.

Wegen der von den Kies- und Sandanlandungen der Wurm geprägten kleinräumigen Ökosysteme wirkt das Gewässer besonders anziehend auf bestimmte, teils seltene Vogelarten wie beispielsweise den Flussuferläufer, den Waldwasserläufer, die Bekassine sowie den Wasserpieper. In den Uferabbruchkanten der Wurm findet auch der seltene Eisvogel, der als Brutvogel im Wurmtal und im Amstelbachtal vorkommt, ideale Nistmöglichkeiten. Als stark gegliederter Naturraum hebt sich das Wurmtal deutlich von der umgebenden, ausgeräumten Bördelandschaft mit hoher Siedlungsdichte ab und ist deshalb von überregionaler Bedeutung für Durchzügler und überwinternde Vögel sowie als Lebensraum für eine Vielzahl teils seltener, teils bedrohter Tier- und Pflanzenarten.[6]

Per Beschluss der nordrhein-westfälischen Landesregierung wurde das Wurmtal von Herzogenrath an flussaufwärts im Juni 1998 und flussabwärts von Herzogenrath im Jahr 2000 der Kommission der Europäischen Union als Fauna-Flora-Habitat (FFH)-Gebiet gemeldet. Dadurch werden die Naturlandschaft und die darin enthaltenen kleinräumigen Ökosysteme geschützt.

Flussabwärts bzw. nördlich von Herzogenrath öffnet sich das Wurmtal allmählich, die Talhänge werden zunehmend flacher und der Höhenunterschied zum Umland nimmt deutlich ab.[7]

Verlauf im Kreis Heinsberg

Die Wurm verlässt zwischen Herzogenrath und Übach-Palenberg als Grenzfluss vorübergehend deutsches Hoheitsgebiet. Bei Rimburg endet dieses „Intermezzo“ und die Wurm fließt weiter an Marienberg und Frelenberg vorbei nach Geilenkirchen. Anschließend passiert sie Randerath und erreicht schließlich bald darauf das Rurtal sowie das Stadtgebiet von Heinsberg. Hinter dem Ortsteil Kempen mündet die Wurm schließlich nach etwa 57 Kilometern in die Rur.[8][9]

Zuflüsse

Nach Verlassen des Aachener Beckens bis zu ihrer Mündung in die Rur nimmt die Wurm das Wasser folgender Bäche auf:

Zuflüsse der Wurm[10][11]
Stat.
in km
Name GKZ Lage Länge
in km
EZG
in km²
Mün­dung
055,9150 Wurm (Arm Luttitz) 2828 112 links0 001,0020 0000,9980 Stauanlage Aachen-Diepenbenden
056,0150 Wurmarm SO 2828 1192 links0 000,3370  ? Stauanlage Aachen-Diepenbenden
056,0610 N.N. 282811932 links0 000,0470  ? Stauanlage Aachen-Diepenbenden
055,4090 Kupferbach 2828 12 rechts 002,1460 0002,8460 Kreuzung II.-Rote-Haag-Weg – Eupener Straße, Aachen-Steinebrück (verrohrt)
054,3450 Goldbach 2828 14 links0 001,2180 0002,0420 Kreuzung Prinz-Eugen-Straße – Malmedyer Straße in Aachen-Burtscheid (verrohrt)
052,3980 Gillesbach 2828 152 rechts 003,6380  ? Brabantstraße – Ecke Oppenhoffallee im Aachener Frankenberger Viertel (verrohrt)
052,1630 Beverbach 2828 16 rechts 009,0450 0012,3340 Kreuzung Brabantstraße – Luisenstraße im Aachener Frankenberger Viertel (verrohrt)
051,3350 Paubach 2828 18 links0 004,1460 0009,9270 Rehmplatz Aachen (verrohrt)
049,3080 Hüttenbach 2828 194 rechts 002,5990  ? nordöstlich von Gut Kalkofen (verrohrt)
048,4170 Haarbach 2828 2 rechts 009,4880 0015,9900 Tuchmacherweg Haaren
047,5540 Rethelsiefen 2828 3122 rechts 000,9580  ? ? (verrohrt)
047,4830 Talbotbach 2828 3124 links0 000,4830  ? ? (verrohrt)
046,4180 Wildbach 2828 32 links0 005,3120 0019,6740 vor Kläranlage Soers
045,5350 Meisbach 2828 34 rechts 001,5970 0002,6580 Ausgang Kläranlage bei den Wolfsfurter Mühlen in Würselen
045,2070 Umfluter Wolfsfurth 2828 392 links0 000,4620  ? Wolfsfurter Mühlen
038,0380 N.N. 2828 396 links0 001,2050  ? ?
035,6790 Hundforterbenden 2828398 links0 000,9320  ? südlich Herzogenrath-Afden westlich von Further Straße
034,9670 Broicher Bach 2828 4 rechts 008,2520 0041,0910 Herzogenrath Höhe Straße An der Wurm
030,8210 Amstelbach 2828 6 links0 013,8920 0044,5340 Eygelshoven, Kerkrade, Höhe Nievelsteiner Steinfabrik
026,3420 Uebach 2828 72 rechts 009,0610 0016,1170 im Naherholungsgebiet von Übach-Palenberg-Marienberg
015,6350 Graben Zumdahl 2828 74 links0 001,1380 0003,6140 ?
015,0110 Leerodter Graben 2828 76 links0 003,1880 0000,3320 ?
014,8940 Beeckfließ 2828 8 rechts 013,2940 0057,5750 Geilenkirchen-Flahstraß
014,3860 Nirmer Graben 2828 912 links0 001,1780  ? ?
011,8190 Horster Abschlaggraben 2828 914 links0 001,6890  ? Heinsberg-Horst
009,0340 Küppers Graben 2828 92 links0 002,0810 0002,7950 ?
007,0440 Kötteler Schar 2828 94 links0 009,4980 0021,9680 ?
005,1550 Wurm (Seitenarm) 2828 952 rechts 001,0820  ? ?
003,9210 Vongenlaaker Bach 2828 96 links0 002,1080 0001,5010 ?
001,2970 A + B Graben 1 2828 98 rechts 001,7910 0003,8230 ?

Einleitungen

Der Linnicher Mühlenteich (in Karten auch Teichbach, ab der Verbindungsstelle zur Wurm auch als Erlenbach bezeichnet) hat bei Hückelhoven-Hilfarth zur Hochwasserentlastung eine Verbindung zur Wurm für eine temporäre Wasserabgabe in die Wurm bzw. umgekehrt, je nach Wasserstand. Der Linnicher Mühlenteich mündet dann wenig später (in Karten als Erlenbach) in die Rur.

Außerdem sind zahlreiche Einleitungen von in Kläranlagen gereinigten Abwässern der beiderseits der Wurm gelegenen Siedlungen durchaus mitverantwortlich für bestimmte Strukturen. So erklärt sich etwa, dass trotz der im Wesentlichen stabilen Niederschläge im Raum Aachen das Wurmtal vor allem im späteren 20. Jahrhundert deutliche Anzeichen einer verstärkten Tiefenerosion aufwies. Dies lässt sich an Ort und Stelle nur durch eine vermehrte Wasserführung erklären, jedoch nicht als Folge erhöhter Niederschläge und daraus resultierender größerer Abflussmengen, da diese sich nicht wesentlich änderten. Das meiste Wasser, das im Raum Aachen genutzt wird, ist Talsperrenwasser aus der Eifel, das früher niemals in die Wurm gelangt wäre. Nun aber werden täglich zehntausende Kubikmeter verbraucht, geklärt und an verschiedenen Stellen, direkt oder indirekt über zulaufende Bäche der Wurm zugeführt. Insbesondere flussabwärts der Kläranlage in der Aachener Soers, welche der wohl bedeutendste Einleiter von geklärtem Abwasser in die Wurm ist, kann dies sehr gut beobachtet werden.

Hydrographie

Wurmverlegung 2017 Geilenkirchen

Aachen liegt am Nordrand der Eifel, die Teil des Rheinischen Schiefergebirges ist. Bei in Mitteleuropa statistisch vorherrschenden westlichen Winden bedeutet dies, dass bei leicht überdurchschnittlichem Gesamtniederschlag allgemein genügend Niederschlag fällt, um die Wurm dauerhaft mit genügend Wasser zu speisen. Insbesondere bei Dauerregen und Gewittern, die durch nördliche oder nordwestliche Luftströmungen auf den Raum Aachen und damit die Mittelgebirgsschwelle prallen, können durch den Staueffekt besonders starke und anhaltende Niederschläge hervorgerufen werden. Diese fließen dann in der Masse über die Wurm ab und führten bzw. führen sowohl im Wurmtal nördlich von Aachen als auch am Unterlauf bei Geilenkirchen immer wieder zu Überschwemmungen. Man versuchte früher, diese Situation durch Flussbegradigung, Uferregulierung und Befestigungen zwischen Herzogenrath und der Einmündung in die Rur in Kempen zu beeinflussen. Die Hochwassersituation am Unterlauf wurde dadurch zwar zeitweilig verbessert, aber die Wurm ähnelte in der Folge in diesem Abschnitt jahrzehntelang einem Kanal. Um dies zumindest teilweise wieder rückgängig zu machen, ist die Wurm seit 2006 zwischen Übach-Palenberg und Geilenkirchen wieder in ein gewundenes, allerdings künstlich gegrabenes Bachbett renaturiert worden.[12]

Die Wurm darf sich wieder mehr winden. So lautet eine Pressemeldung vom 25. Februar 2013[13] der Aachener Zeitung über die Renaturierung einer 400 m langen Strecke der Wurm im Bereich der Zweibrügger Mühle. Zwischen den Ortsteilen Palenberg und Zweibrücken befindet sich im Wurmtal beiderseits des Gewässers das Naherholungsgebiet Wurmtal. In diesem sind auch archäologische Spuren einer römerzeitlichen Besiedlung des Wurmtales offengelegt und zu besichtigen. Im Stadtzentrum von Geilenkirchen ist die Wurm, ähnlich wie in Aachen, über eine Strecke von rund 300 Metern vollständig überbaut. Im Oktober 2017 wurde ein weiterer Streckenabschnitt nahe bei Schloss Trips auf 840 m Länge renaturiert. Das alte, mäandernde Wurmbett wurde freigelegt und die kanalisierte Wurm abgebunden und zugeschüttet. Im Zuge der Maßnahme wurden auch zwei Rad- und Fußgängerbrücken erstellt.

An der Wurm werden in Herzogenrath und in Randerath zur Wasserstandsmessungen zwei Pegel betrieben. Am Pegel Herzogenrath liegt der Mittelwasserstand (MW) bei 66 cm. Der mittlere Hochwasserstand liegt bei 207 cm, Hochwassermeldestufe 3 bei 240 cm. Am 15. Juli 2021 erreichte das Hochwasser die 340 cm-Marke.[14][15] Teile der Innenstadt wurden überspült.[16] In Randerath ist der Mittelwasserstand (MW) 95 cm. Der mittlere Hochwasserstand (MHW) liegt bei 250 cm, am 15. Juli 2021 wurden etwa 320 cm erreicht.[17]

Wasserqualität

Hecht

Die Wurm transportierte die urbanen, lange Zeit ungeklärten Abwässer Aachens und weiterer niederländischer und deutscher Anliegergemeinden. Demzufolge war die Gewässergüte der Wurm lange äußerst schlecht. Ferner nahm die Wurm lange Zeit die Grubenwasser und teils auch das Abwasser der Kohlewäschen angrenzender Bergwerke im Wurmrevier sowie einiger niederländischer Bergwerke im Raum Kerkrade auf. Mündlich überliefert ist, dass die nach Überschwemmungen im Unterlauf zurückgebliebenen Schlämme in den Kriegs- und ersten Nachkriegsjahren von der Bevölkerung wegen ihres Kohlegehaltes gestochen und verfeuert wurden. In niederschlagsarmen Zeiten war die Wurm noch in den 1960er-Jahren im Unterlauf häufig schwarz und verursachte Geruchsbelästigungen. Die Einleitungen des Kohlebergbaus sind allerdings durch dessen Niedergang zum Erliegen gekommen, und die Abwässer der anliegenden Städte und Gemeinden werden zum allergrößten Teil vor der Einleitung in die Wurm geklärt. Insgesamt 15 deutsche und niederländische Abwasserreinigungsanlagen leiten ihr gereinigtes Abwasser in die Wurm ein. In Trockenzeiten besteht das Wurmwasser bis zu 90 Prozent aus gereinigtem Abwasser. Aufgrund der verbesserten Gewässerqualität sind in der Wurm gegenwärtig unter anderem wieder Hechte, Aale, Döbel und Barsche anzutreffen. Als Neozoon wurde auch der Goldfisch schon in der Wurm gesichtet.[18]

Dennoch sind Wurm und Zuflüsse den unterschiedlichsten Umweltbelastungen ausgesetzt und der Zustand ist (Stand 2008) streckenweise nicht befriedigend. Zur landesweit einheitlichen Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wurde die Gewässerlandschaft in NRW auf der Grundlage der oberirdischen Einzugsgebiete in zwölf Teileinzugsgebiete gegliedert, die zu den vier NRW betreffenden Flussgebieten Rhein, Weser, Ems und Maas gehören.

Für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie im Teileinzugsgebiet Rur und südliche sonstige Maaszuflüsse wurde als federführende Geschäftsstelle (Projektleitung) die Bezirksregierung Köln bestimmt. Ein Meilenstein der bisherigen Umsetzung ist die vorläufige wasserwirtschaftliche Bestandsaufnahme, die als „Ergebnisbericht Rur und südliche sonstige Maaszuflüsse“ dokumentiert ist.

Im Jahr 2009 erfolgte die Öffentlichkeitsbeteiligung zum Entwurf des Bewirtschaftungsplanes und des Maßnahmenprogrammes. Im Bewirtschaftungsplan wurden die Ergebnisse der Untersuchungsprogramme, die bestehenden Gewässernutzungen und erreichbare Bewirtschaftungsziele dargestellt. Das Maßnahmenprogramm gibt den Handlungsrahmen für die notwendigen Verbesserungen in den nächsten Jahren vor.

Geschichte

Grenzfluss

Die Wurm bildet zwischen Herzogenrath und Übach-Palenberg den Grenzfluss zu Kerkrade und Landgraaf in den Niederlanden. Dabei ist nicht der Stromstrich oder die Flussmitte die Grenze, sondern das östliche oder rechte Wurmufer. Mithin fließt der Fluss in diesem Abschnitt auf niederländischem Staatsgebiet.

Vom Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert bildete die Wurm im weiteren Verlauf die Grenze zwischen den damals eigenständigen Orten Geilenkirchen und Hünshoven. Sie war zudem die damalige Grenzlinie zwischen den Bistümern Köln und Lüttich.

Ebenfalls im späten Mittelalter und zur Zeit des Aachener Reiches war die Wurm im Abschnitt von den Wolfsfurter Mühlen bis zur Bardenberger Mühle Teil des äußeren Ringes des Aachener Landgrabens und im Gebiet von Bardenberg und Herzogenrath Grenzfluss zwischen den Herzogtümern Brabant (westlich der Wurm) und Jülich (östlich der Wurm). Insbesondere die Burg Wilhelmstein, aber auch Burg Rode sind diesbezüglich zumindest zeitweilig in der Funktion als Grenzbefestigungen und Zollburgen gewesen. Mit dem Westwall wurde seitens der Nationalsozialisten erneut eine Grenzbefestigung erbaut, die auch das Wurmtal berührte. So finden sich im Bereich der Wurmaue zwischen Würselen-Bardenberg bzw. -Pley und zwischen Herzogerath-Straß noch Reste der Drachenzähne (Panzersperren) sowie gesprengter Bunker und Geschützstellungen.

Besiedlung und Bauwerke

Ortschaften und Bauwerke an der Wurm um 1573

Eine erste Besiedlung des heutigen Stadtkerns Aachens erfolgte auf einer Anhöhe innerhalb des sumpfigen Aachener Beckens. Das Aachener Becken war ein feuchter Sumpf und von zahlreichen Fließen und Bächen durchzogen, darunter sicherlich mehrere Dutzend warme und heiße Quellen. Niederschläge sorgten für weiteren Wassereintrag. Der natürliche Ablauf des Beckens war der Wurmbach. Der junge Wurmbach führte vor der Besiedlung des Aachener Beckens wesentlich weniger Wasser, da es noch keine Einleitungen aus Brauch- und Abwasserwassereintrag gab, und war ein Fließ. Zu Zeiten der Kelten lag die Quelle im heutigen Burtscheid. Die Quelle war dem keltischen Gott Grannus geweiht und stellte u. a. einen unschätzbaren Wert dar! Niemals würde man den geheiligten Quellbereich der heißen Quelle verlassen, um z. B. weiter unten im Lauf des Wassers kälteres Wasser nutzen zu können. Die Quellen der Wurm wurden aber dadurch „hangauf“ verlegt, indem man kaltes Wasser (aus einem Fließ der heute angenommenen Quellregion) um- und zuleitete, um so überhaupt zu einer Nutzung kommen zu können.

Die Römer nutzen diese Gewässerkonstellation weiter und bauten Aachen als „Bad“ aus. Eine nun zunehmende Besiedlung brauchte aber trockene Flächen. Anzunehmen ist, dass dazu der Verlauf der Fließe noch an den Hängen des heutigen Stadtwaldes mehrfach verlegt wurde.

Zahlreiche Mühlen, Hammerwerke, Färbereien, Schleifereien, Tuchmanufakturen und weitere Fabriken nutzten in späteren Jahrhunderten das Wasser der Wurm und ihrer Zuläufe als Antriebskraft für ihre Mahlwerke und Maschinen. Zu diesem neuen Zweck wurde eine erneute Verlegung der Fließe vorgenommen, um das Wasser z. B. zu einer Nutzung in Mühlenteiche zu speichern.

Auch im heutigen Kreis Heinsberg zweigte man bereits um das Jahr 800 n. Chr. zwischen Nirm und Randerath einen Mühlbach ab, den man Junge Wurm (auch Jonge Worm) nannte.[19] Dieser Kanal führte über Randerath, Horst, Porselen, Dremmen, Hülhoven, Schafhausen durch Heinsberg bis Lieck, und trieb in seinem Verlauf insgesamt zwölf Mühlen an, bei einem Gefälle von insgesamt 26 Metern. Bei Lieck, auf Höhe der Liecker Mühle, mündete er in den Liecker Bach, auch Stadtbach genannt, und führte über Karken bis in die Niederlande. Das Bachbett lag dabei teilweise erhöht und diente so auch zum Fluten (Bewässern) der umliegenden Weiden und Äcker.

Während der schweren Bombenangriffe am 16. November 1944 auf Heinsberg (Operation Clipper, am 19. November wurde Geilenkirchen besetzt) wurde das Bachbett bei Heinsberg zerstört und angesichts der fortschreitenden Elektrifizierung der Mühlen nicht wieder aufgebaut. Der Bachlauf wurde zugeschüttet, vielfach überbaut und ist heute großteils nicht mehr erkennbar.

Aus nebenstehender Karte ist zu entnehmen, dass die Wurm im 16. Jahrhundert oberhalb von Oberbruch bei Krickelberg in die Rur mündete.

An der Wurm befinden sich zahlreiche Mühlen und andere sehenswerte Bauwerke, zum Beispiel die Hochbrücker Mühle in Aachen, die Adamsmühle, die Alte Mühle und die Pumpermühle in Würselen, die Rimburger Mühle und die Zweibrüggener Mühle in Übach-Palenberg, die Geilenkirchener Mühle und die Tripser Mühle in Geilenkirchen sowie die Porselener Mühle in Heinsberg. Burgen und Schlösser entlang ihres Verlaufs sind die Burg Wilhelmstein in Würselen-Bardenberg, die Burg Rode in Herzogenrath, das Schloss Rimburg und das Schloss Zweibrüggen in Übach-Palenberg, das Schloss Trips, das Schloss Leerodt und das Gut Kleinsiersdorf in Geilenkirchen, das Gut Zumdahl in Kogenbroich und Haus Honsdorf in Honsdorf.

Namensgeber

Die Wurm ist namensgebend für das ehemalige Wurmrevier, welches einen Teil des Aachener Steinkohlenreviers ausmachte.

Siehe auch

Galerie

Literatur

  • Günter Kalinka (Text), Jakob Schütten (Illustrationen): Naturraum Wurmtal. Wurmverlag, Herzogenrath 1993
  • Dieter Berger: Duden Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern (Duden-Taschenbücher; 25). Dudenverlag, Mannheim 1999, ISBN 3-411-06252-5 (EA Mannheim 1993).
  • Christof Peter, Franz Meiers, Gabi Heidner, Gabi Hermsdorf, Hartmut Welters, Henry Beierlorzer und Rita Caesar: Spurensicherung. Spaziergänge entlang der Aachener Bäche, Februar 1983, Seite 105 ff. („Die Wurm“), Bibliothek der Gesellschaft Burtscheid für Geschichte und Gegenwart.
  • Luise Freiin von Coels von der Brügghen: Die Bäche und Mühlen im Aachener Reich und im Gebiet der Reichsabtei Burtscheid. In: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins, Band 70 (1958), S. 5 (48 ff.), ISSN 0065-0137
Commons: Wurm – Album mit Bildern
Commons: Wurm – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Deutsche Grundkarte 1:5000
  2. Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
  3. Pegel Randerath
  4. Wurm von der Quelle bis zur Mündung in die Rur, in: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital., abgerufen am 29. März 2023
  5. Archivlink (Memento vom 22. Juni 2015 im Internet Archive)
  6. Oberes Wurmtal, in: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital., abgerufen am 29. März 2023
  7. Mittleres Wurmtal (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 027), in: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital., abgerufen am 29. März 2023
  8. Wurmaue zwischen Porselen und Randerath, in: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital., abgerufen am 29. März 2023
  9. Bedeutsamer Kulturlandschaftsbereich Untere Wurm (KLB 24.01), in: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital., abgerufen am 29. März 2023
  10. Gewässerverzeichnis des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW 2010 (XLS; 4,67 MB)(Hinweise)
  11. Fachinformationssystem ELWAS des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW (Hinweise)
  12. Biotopverbund Westwall - Renaturierungen der Wurm zwischen Geilenkirchen und Übach-Palenberg, in: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital., abgerufen am 29. März 2023
  13. Verena Müller: Die Wurm darf sich wieder mehr winden. In: aachener-zeitung.de. 18. August 2018, abgerufen am 17. Februar 2024.
  14. Zeitreihen zur Messstelle. Abgerufen am 28. August 2018.
  15. Beatrix Oprée: Hochwasser vom 30. April ruft in Herzogenrath Erinnerungen hervor. In: aachener-zeitung.de. 16. August 2018, abgerufen am 17. Februar 2024.
  16. Land unter in Herzogenrath. In: THW OV Herzogenrath. (thw-herzogenrath.de [abgerufen am 6. November 2018]).
  17. Landesamt für Natur, Umwelt- und Verbraucherschutz NRW: Der Wurmpegel in Randerath, 10. Juli 2014.
  18. Neozoen - oder wie kommt der Goldfisch in die Wurm? auf: rheinischer-fischereiverband.de, 28. November 2006.
  19. Junge Wurm, in: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital., abgerufen am 29. März 2023
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