Wunder von Hannover
Als Wunder von Hannover wurde in der Mitte der 1950er Jahre der rasche Wiederaufbau der Stadt Hannover anerkennend von der auswärtigen Presse bezeichnet.[1] Entwickelt wurde der Begriff für den Titel der Ausgabe vom 3. Juni 1959 in der Zeitschrift Der Spiegel.
Geschichte
Als im Zweiten Weltkrieg durch die Luftangriffe auf Hannover die Innenstadt Hannovers zu 90 % zerstört war,[1] die Stadt insgesamt zu 48 %, stand sie damit unter den zerstörten deutschen Großstädten an siebter Stelle.[2] Doch der Wiederaufbau gelang in Hannover sehr viel schneller als in vielen anderen deutschen Städten.
Basierend auf einem 1950 aufgestellten Flächennutzungsplan, wurden unter Bürgerbeteiligung, wie der Aufbaugemeinschaft Hannover, und unter dem Einfluss der Hannover Messe als vorbildlich angesehene Leistungen erreicht, und zwar
- sowohl mit der strukturellen Neuordnung des nun zu einer Kernstadt erweiterten Zentrums der Stadt, die durch einen neu angelegten City-Ring eingefasst wurde,
- als auch und vor allem der Verwirklichung eines damit verbundenen, völlig neuen und zukunftsorientierten Verkehrskonzeptes für die gesamte Stadt, Stichwort Autogerechte Stadt.[1]
Mit Rudolf Hillebrecht auf dem Titelblatt,[3] stellte Der Spiegel 1959 unter dem Titel Das Wunder von Hannover in detaillierter Ausführlichkeit insbesondere den „Verkehr an der Leine“ dar.[1]
Dabei gab und gibt es auch zunehmend Kritik am Wiederaufbau:
„Der autogerechte, um fast jeden Preis durchgesetzte Ausbau der zentralen Innenstadtbereiche, die auf der Basis des Flächennutzungsplans von 1951 aufs Engste mit lärmenden, mehrspurigen Straßen umschnürt wurden, trägt bis heute nicht zum Wohlbefinden der Bewohner bei. Ein weiterer Grund für die Kritik sind zahlreiche Abrissmaßnahmen von Baudenkmalen Hannovers, die von Hillebrecht geduldet oder sogar veranlasst wurden. (...) Bei aller Kritik an der autogerechten Stadtgestaltung dürfen auch die Leistungen nicht unerwähnt bleiben, die auf das Engagement Hillebechts zurückgehen. Hannover galt in der ersten Phase seiner „Ära“ als jene deutsche Stadt, die außergewöhnlich schnell und „zukunftsweisend“ den schwierigen Wiederaufbau in Angriff nahm.“[4]
Literatur
- N.N.: STÄDTEBAU / HILLEBRECHT / Das Wunder von Hannover. In: Der Spiegel, Titelgeschichte in Ausgabe 23/1959 vom 3. Juni 1959, S. 55–69; online
- Axel Düker: Stadt- und Verkehrsplanungen zwischen 1945 und 1955. In: Verkehrsplanung deutscher Städte zwischen 1920 und 1960, dargestellt am Beispiel von Hannover, zugleich Magisterarbeit an der Universität Hannover 2002, Hamburg: Diplomica-Verlag, 2008, ISBN 978-3-8366-5737-2, S. 66–107; online über Google-Bücher
- Friedrich Lindau: Hannover. Wiederaufbau und Zerstörung. Die Stadt im Umgang mit ihrer bauhistorischen Identität, mit einem Vorw. von Paulhans Peters, 2., überarb. Auflage, Hannover: Schlüter, 2001, ISBN 3-87706-659-3; teilweise online über Google-Bücher
- Waldemar R. Röhrbein: „Wunder von Hannover“. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 687.
Weblinks
- Video: Rudolf Hillebrecht, Hannover 1967/68. Institut für den Wissenschaftlichen Film (IWF) 1976, zur Verfügung gestellt von der Technischen Informationsbibliothek (TIB), doi:10.3203/IWF/G-129.
Einzelnachweise
- Waldemar R. Röhrbein: „Wunder von Hannover“ (siehe Literatur)
- Klaus Mlynek: Zweiter Weltkrieg. In: Stadtlexikon Hannover, S. 694f.
- N.N.: ... Das Wunder von Hannover (siehe Literatur)
- P. Paul Zalewsk (2006): Rudolf Hillebrecht und der autogerechte Wiederaufbau Hannovers nach 1945, S. 84, 94