World Discoverer
Die World Discoverer war ein 1975 in Dienst gestelltes Kreuzfahrtschiff. Das ursprünglich unter dem Namen Bewa Discoverer gebaute Schiff war eines der ersten, die speziell für Expeditionsreisen gebaut wurden. In ihrer 25 Jahre andauernden Laufbahn wurde die World Discoverer zu einem Vorreiter der Expeditionskreuzfahrt. So beförderte sie ihre Passagiere an Orte, die zuvor noch kein Kreuzfahrtschiff angelaufen hatte. Unter anderem bewältigte die World Discoverer 1985 als erstes Passagierschiff die Nordwestpassage.
Die World Discoverer vor Salaverry, Oktober 1993 | ||||||||||||||||||||||||||||||
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Am 30. April 2000 wurde das Schiff vor der Insel Nggela Sule (Salomonen) auf Grund gesetzt und kenterte daraufhin, nachdem es auf das zur damaligen Zeit noch unkartierte Mid-Reef nordwestlich von Nggela Sule auflief. Bergungsversuche scheiterten wegen eines zu dieser Zeit auf den Salomonen herrschenden Bürgerkriegs und der fortschreitenden Beschädigung des Schiffes.
Das in der Zwischenzeit von den Bewohnern der Insel geplünderte Wrack der World Discoverer liegt bis heute vor Nggela Sule und ist ein beliebtes Ziel für Touristen.
Geschichte
Planung und Bau
Das Schiff wurde in der Werft Schichau-Unterweser in Bremerhaven gebaut und am 8. Dezember 1973 als Bewa Discoverer vom Stapel gelassen.[1] Es wurde jedoch nie unter diesem Namen in Dienst gestellt, sondern stattdessen am 19. Oktober 1975 als World Discoverer seinem Eigner, dem dänischen Reiseanbieter BEWA Cruises übergeben.[1] Es war zum Zeitpunkt seiner Indienststellung zusammen mit der kleineren Lindblad Explorer eines von nur zwei Kreuzfahrtschiffen, die einen eisverstärkten Rumpf besaßen.[2]
Die World Discoverer verfügte über Reserven an Treibstoff, Frischwasser und Verpflegung, wodurch das Schiff eine Reichweite von 8.100 Meilen erzielte. Dies ermöglichte auch Reisen zu entlegenen Orten.[3]
Dienstzeit
Im Juli 1976 wurde die World Discoverer nach knapp einem Jahr im Dienst für BEWA Cruises an Adventure Cruises verkauft und fortan in Singapur registriert.[4] Das Schiff wurde neben dem Einsatz auf dem US-amerikanischen Markt für Adventure Cruises auch auf dem europäischen Markt unter der Leitung von Society Expeditions angeboten.
Zu einer ungewöhnlichen Kreuzfahrt kam es im März 1980 als die World Discoverer den Atlantik von Montevideo nach Genua überquerte. An Bord befand sich lediglich ein einziger Passagier. Darüber berichtete das Nachrichtenmagazin Der Spiegel in seiner Ausgabe vom Dezember 1980.[5]
Die World Discoverer hatte bis 1984 einen roten Rumpf, bis sie von Society-Expeditions in Seattle, Washington, USA übernommen wurde. Anschließend wurde das Schiff auf der Jurong-Shipyard in Singapur innen neu ausgestattet und der Rumpf dunkelblau angepönt (seemännischer Ausdruck für das Anstreichen). Die World Discoverer stand danach als sogenannter Yacht-Class-Cruiser für Heritage Cruises in New York im Einsatz. Zuvor wurde das Schiff den Wünschen von Heritage Cruises modernisiert und erhielt eine neue Inneneinrichtung, die der Designer Carleton Varney entwarf. Im Juli 1985 kehrte die World Discoverer in den Dienst für Society Expeditions zurück.[6]
Das Schiff wurde bis zuletzt vom Expeditions-Kreuzfahrtenveranstalter Society Expeditions betrieben, der seinen Sitz von Seattle nach Bremen verlegt hatte. Konzipiert war die World Discoverer als Expeditions-Passagierschiff, das Kreuzfahrtpassagiere an die entlegensten Orte der Erde bringen sollte. Dazu gehörten besondere schiffsbautechnische Eigenschaften, die auch das Vordringen in Polarregionen ermöglichten (Eisklasse 1A1 für Passagierschiffe nach Lloyd’s Register). Um Passagiere auch außerhalb von Hafenanlagen an Land zu bringen, war das Schiff mit zehn Zodiac-Schlauchbooten, zwei Tenderbooten (mit Namen Castor und Pollux) und später auch einem Glasbodenboot ausgerüstet.
Die World Discoverer war 1985 das erste Passagierschiff, das die Nordwestpassage mit Kreuzfahrtpassagieren an Bord von West nach Ost bewältigte.[7][8] Die Reise unter dem Kommando von Kapitän Heinz Aye dauerte 32 Tage vom Abgangshafen Nome (Alaska) zum Zielhafen Halifax (Nova Scotia)/Kanada. Als eines der ersten Schiffe brachte die World Discoverer Touristen auf die antarktische Halbinsel, nach Südgeorgien, die Südorkneys und in die Arktis. Zusammen mit der Lindblad Explorer leistete sie Pionierarbeit in der Erschließung des Amazonas für Kreuzfahrtpassagiere, der bis nach Iquitos befahren wurde. Zu ihrem Operationsgebiet gehörten die entlegensten Gebiete des Südpazifiks, darunter Inseln wie Pitcairn, Ducie, Henderson (Pitcairninseln), Puka-Puka (Tuamotu-Inseln), Puka Rua, Fatu Hiva, die damals kaum auf andere Weise erreichbar waren. Nach der Grenzöffnung im Osten wurden auch das russische Polarmeer und vorher für Besucher unerreichbare Gebiete wie Kamtschatka, Sachalin und die Kurilen angefahren.
1987 ging Society Expeditions in den Besitz der Discoverer Reederei über. Während Society Expeditions das Schiff auf dem englischsprachigen Markt anbot, wurden die Reisen für den deutschen Markt durch die Discoverer Reederei durchgeführt.
Neben den üblichen Fahrgästen beförderte die World Discoverer auf Antarktis-Kreuzfahrten regelmäßig auch Forschungsgruppen zu Stationen auf George Island und anderen Zielen, da diese ein eigenes Schiff oftmals nicht finanzieren konnten. Die Mitglieder der Teams zahlten hierbei nur einen kleinen Obolus.[9]
Havarie
Am 30. April 2000 05:00 UTC lief die World Discoverer mit 192 Passagieren und Besatzungsmitgliedern in der Sandfly-Passage nördlich von Honiara (Salomonen) auf das noch unkartierte Mid-Reef auf (Position 9° 0′ 0″ S, 160° 7′ 12″ O ) und schlitzte sich die Steuerbordseite auf. Um ein Sinken zu verhindern, setzte Kapitän Oliver Krüss das Schiff in der 1,4 sm weiter südlich liegenden Roderick Dhu Bay bei der Insel Nggela Sule auf Grund. Personenschaden entstand nicht. Bei der Evakuierung der World Discoverer assistierte die Australian Maritime Safety Authority, eine staatliche Behörde zur Seerettung.[10]
Nach einer Untersuchung des Rumpfes durch Taucher wurde die World Discoverer als Totalschaden abgeschrieben. Dennoch beabsichtigte der Eigner zunächst eine Bergung des Schiffes. Das gestrandete Wrack wurde in der Folgezeit jedoch von Bewohnern der im Bürgerkrieg befindlichen Salomonen geplündert und hierbei weiter beschädigt. Die australische Bergungsfirma brach die bereits begonnenen Bergungsversuche ab.[11] Es soll zu keiner Umweltverschmutzung durch austretendes Öl oder andere Kraftstoffe gekommen sein. Jedoch ist nicht bekannt, wie viele Schadstoffe sich noch in der World Discoverer befinden.[12]
Verbleib
Das Wrack liegt immer noch mit etwa 38° Schlagseite vor der Insel auf Position 9° 1′ 23,1″ S, 160° 7′ 23,2″ O und ist in der Zwischenzeit ein beliebtes Fotomotiv für Touristen geworden.[13]
Nach dem Verlust des Schiffes wurde im Jahre 2002 die ehemalige Dream 21 als neue World Discoverer in Dienst gestellt. Dieses Schiff hieß zwischenzeitlich Prince Albert II und fuhr ab 2011 unter dem Namen Silver Explorer. 2004 wurde das Unternehmen Society Expeditions insolvent.
Ausstattung
Die World Discoverer konnte 134 Personen in 5 Suiten und 67 Außenkabinen auf 7 Passagierdecks befördern. Das Schiff hatte außerdem einen Vortragssaal, der auch als Kino genutzt werden konnte, drei Lounges, einen kleinen Pool am Heck, eine Bücherei, einen Bordshop und das Restaurant Marco Polo.
Literatur
- Laurence Miller: Company Profile Society Expeditions. In: Cruise Travel. Jahrgang 12, Nr. 2. Lakeside Publishing Company, Evanston September 1990, S. 20 bis 23.
Weblinks
- das Schiff auf faktaomfartyg.se (schwedisch)
- „Das Schicksal der World Discoverer“ - Bericht über die Havarie des Schiffes mit Fotos (Archivversion) (Memento vom 15. Februar 2008 im Internet Archive)
Fußnoten
- Micke Asklander: M/S WORLD DISCOVERER. In: Fakta om Fartyg. Abgerufen am 2. Mai 2019.
- Oliver Schmidt: Whisky on Icebergs für kleine Shackletons. In: Die Presse. 22. April 2016, abgerufen am 2. Mai 2019.
- WORLD DISCOVERER Shipwrecked in a remote bay of the Solomon Islands. In: Earl of Cruise. 27. Mai 2017, abgerufen am 8. Mai 2019.
- Over the Waves: M/S World Discoverer. In: Original Shipster. 9. Dezember 2014, abgerufen am 6. Mai 2019.
- Kreuzfahrten: Pro Woche zwei Kilo. in: Der Spiegel. Jahrgang 1980, Nummer 53, Spiegel-Verlag, Hamburg 29. Dezember 1980.
- Pat Neisser: Cruise News. in: Orange Coast Magazine. Jahrgang 12, Nummer 4, Emmis Communications, Indianapolis April 1985, Seite 84.
- Hapag-Lloyd Kreuzfahrten GmbH: MS HANSEATIC: Erfolgreiche Durchquerung der legendären Nordwest-Passage. In: Reflektion.info. 5. September 2007, abgerufen am 6. Mai 2019.
- Jan Schwochow: Baedeker Weltwissen. Verlag Karl Baedeker, Ostfildern 2014, ISBN 978-3-8297-8999-8, Seite 52.
- Laurence Miller: Company Profile Society Expeditions. in: Cruise Travel. Jahrgang 12, Nummer 2, Lakeside Publishing Company, Evanston März 1991, Seite 22.
- Michael Strumpf: Das Schicksal der World Discoverer. In: Ruhr-Universität Bochum (Archivversion). Archiviert vom am 15. Februar 2008; abgerufen am 2. Mai 2019. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Goran Blazeski: This half-sunken shipwreck is both eerie and impressive. In: The Vintage News. 18. Mai 2017, abgerufen am 6. Mai 2019.
- John Konrad: The Dead Cruise Ship World Discoverer – Incident Photo of The Week. In: gCaptain. 27. September 2011, abgerufen am 2. Mai 2019.
- Shipwrecked: World Discoverer Cruise Ship. In: sometimes-interesting.com. 11. August 2011, abgerufen am 2. Mai 2019.