Wolkersdorf (Schwabach)

Wolkersdorf (fränkisch: Wolgaschdoaf[2]) ist ein Gemeindeteil der kreisfreien Stadt Schwabach (Mittelfranken, Bayern).[3]

Wolkersdorf
Kreisfreie Stadt Schwabach
Wappen von Wolkersdorf
Koordinaten: 49° 22′ N, 11° 1′ O
Höhe: 309–361 m ü. NHN
Einwohner: 4786 (31. Dez. 2020)[1]
Postleitzahl: 91126
Vorwahl: 0911
Wolkersdorf (Blick von Süden)
Wolkersdorf (Blick von Süden)

Geographie

Durch das Pfarrdorf fließt der Zwieselbach, der unmittelbar östlich des Ortes als linker Zufluss in die Rednitz mündet. Im Südwesten liegt das Waldgebiet „Waldspitz“, im Westen der „Hörmannsberg“ und der „Heroldsberg“, im Norden liegt das „Schneittental“, im Nordosten das Flurgebiet „Grund“ und im Südwesten das „Katzwanger Hölzlein“. Die Bundesstraße 2 führt nach Holzheim (1,4 km nördlich) bzw. nach Schwabach (3,5 km südlich). Die Kreisstraße SC 1 führt nach Dietersdorf (2,2 km westlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Unterbaimbach (1,3 km südwestlich) und nach Katzwang (1,4 km südöstlich).[4]

Geschichte

Schloss Wolkersdorf auf einer Silbermedaille von 1674
Oberwolkersdorf (1753)
Am Wasserschloß 36: ehemaliges Wasserschloss
Am Wasserschloß 34: ehemaliges Verwalterhaus des Schlosses
Baimbacher Straße 4: ehemaliges Jagd- und Landhaus

Um 1241 wurde der Ort als „Wolcolfesdorf“ erstmals urkundlich erwähnt.[5] Das Bestimmungswort des Ortsnamens ist Wolkold, der Personenname des Siedlungsgründers.[6] Der Ort gehörte ursprünglich zur Katzwanger Mark, die dem Kloster Ellwangen unterstand. 1296 verkaufte das Kloster Ellwangen die Katzwanger Mark an das Kloster Ebrach. 1297 wurde ein Ortsadel zu „Vokoltstorf“ erwähnt, der bis zum 14. Jahrhundert nachweisbar ist. In der Folgezeit wurden Nürnberger Patrizier Grundherren des Ortes und des Schlosses. Am längsten hatten die Fürer von Haimendorf das Schloss in Besitz (1630–1843).[7] 1863 verkaufte Karl Christoph Oelhafen von Schöllenbach die Hälfte des Schlosses und seinen Gutsbesitz an Handwerker, Bauern und Gütler. Damals erwarb der Wirt und Gutsbesitzer Johann Georg Stief von Hohenstein den Wirtschaftshof mit dem Voitenhaus.

1732 gab es laut den Oberamtsbeschreibungen von Johann Georg Vetter in Oberwolkersdorf sieben Anwesen und in Unterwolkersdorf elf Anwesen. Alle Anwesen unterstanden dem Nürnberger Eigenherrn von Fürer.[8] Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Oberwolkersdorf elf Anwesen (1 Schloss mit Jägerhaus und Ökonomiegut, 3 Köblergüter, 1 Gut mit Gastwirtschaft, 2 Gütlein, 3 Leerhäuser) und in Unterwolkersdorf elf Anwesen (2 Ganzhöfe, 4 Dreiviertelhöfe, 3 Halbhöfe, 1 Köblergut, 1 Gütlein). Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Schwabach aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte der Nürnberger Eigenherr von Fürer. Neben den Anwesen gab es noch zwei Gemeindehirtenhäuser.[9]

Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Schwabach. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde 1808 Wolkersdorf dem Steuerdistrikt Dietersdorf (II. Sektion) und der 1818 gebildeten Ruralgemeinde Dietersdorf zugeordnet. Am 14. Oktober 1959 wurde die Gemeinde nach Wolkersdorf umbenannt. Am 1. Juli 1972 wurde Wolkersdorf im Zuge der Gebietsreform in Bayern nach Schwabach eingegliedert.[10]

Baudenkmäler

  • diverse Wohngebäude
  • ehemaliges Wasserschloss
  • ehemaliges Jagd- und Landhaus
  • Wohnhaus mit Atelier des Künstlers Wilhelm Schiller
  • ehemaliges Gasthaus
  • Eisenbahnbrücke

Einwohnerentwicklung

Jahr 001818001840001861001871001885001900001925001950001961001970001987002017002020
Einwohner 208228331*299334312462140117592516376646674786
Häuser[11] 384654651002243641102
Quelle [12][13][14][15][16][17][18][19][20][21][22][23][1]
* 
inklusive Raubershof

Religion

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt. Die Einwohner von Oberwolkersdorf waren ursprünglich nach St. Georg in Dietersdorf gepfarrt, während die Einwohner von Unterwolkersdorf nach Katzwang gepfarrt waren.[9] Unterwolkersdorf gründete 1952 die Pfarrei Schwabach Christophoruskirche. Die Bewohner westlich des Backenfeldsteigs gehören nach wie vor zur Kirchengemeinde Schwabach-Dietersdorf.[24][25] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Heimatvertriebene römisch-katholischer Konfession angesiedelt. Wolkersdorf gehört zur römisch-katholischen Pfarrgemeinde Nürnberg-Reichelsdorf.[20][26] Seit 1968 gibt es in Wolkersdorf die Filialkirche Verklärung Christi.

Brauwesen

Seit 2015 gibt es in Wolkersdorf die kleine Brauerei Zwieselbrau.[27]

Literatur

Commons: Wolkersdorf (Schwabach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Stadt Schwabach – Statistisches Jahrbuch 2021. (PDF; 13,7 MB) S. 15, abgerufen am 20. September 2023.
  2. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 88. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: „wúlgɒšdǫɘf“.
  3. Gemeinde Schwabach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 21. Juli 2023.
  4. Topographische Karte 1:25.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 21. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  5. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 88 = F. Eigler: Schwabach, S. 296.
  6. E. Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach, S. 88.
  7. W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach, S. 646 f.
  8. F. Eigler: Schwabach, S. 297.
  9. F. Eigler: Schwabach, S. 411 und 428.
  10. F. Eigler: Schwabach, S. 469.
  11. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1885 bis 1987 als Wohngebäude.
  12. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 105 (Digitalisat).
  13. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 234 (Digitalisat). Oberwolkersdorf: 132 Einwohner, 21 Häuser; Unterwolkersdorf: 96 E., 25 H.
  14. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1086, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  15. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1251, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat). Oberwolkersdorf: 96 Einwohner; Unterwolkersdorf: 203 E.
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1186 (Digitalisat). Oberwolkersdorf: 105 Einwohner, 17 Wohngebäude; Unterwolkersdorf: 229 E., 37 Wgb.
  17. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1258 (Digitalisat). Oberwolkersdorf: 85 Einwohner, 19 Wohngebäude; Unterwolkersdorf: 227 E., 46 Wgb.
  18. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1296 (Digitalisat). Oberwolkersdorf: 170 Einwohner, 29 Wohngebäude; Unterwolkersdorf: 392 E., 61 Wgb.
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1123 (Digitalisat). Oberwolkersdorf: 379 Einwohner, 66 Wohngebäude; Unterwolkersdorf: 1022 E., 158 Wgb.
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 827 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 167 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 324 (Digitalisat).
  23. Dietersdorf-Schwabach. In: Schwabach.de / Statitisches Jahrbuch 2018. Abgerufen am 6. Februar 2021.
  24. Unser Gemeindegebiet. In: Kirchengemeinde Dietersdorf. 27. September 2017, abgerufen am 20. Oktober 2021 (deutsch).
  25. W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach, S. 646.
  26. Pfarrverband Nürnberg Katzwang-Reichelsdorf. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 4. Juni 2023.
  27. Zwieselbrau. Abgerufen am 17. Juli 2018 (deutsch).
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