Wolfgang Tschechne

Leben und Wirken

Wolfgang Tschechne wurde in der Friedenskirche von Schweidnitz getauft. Sein Vater war höherer Beamter bei der Deutschen Reichsbahn. Er wurde nach Breslau versetzt, als der Sohn fünf Jahre alt war. Tschechne besuchte das Elisabet-Gymnasium in Breslau, wurde 1942 als Soldat zur Wehrmacht eingezogen und geriet kurz vor Kriegsende in Italien in britische Kriegsgefangenschaft. Zurück in Deutschland nahm Tschechne den Schulbesuch wieder auf und legte in Holzminden das Abitur ab. 1948 trat er in die SPD ein.[2]

Seine journalistische Laufbahn begann er mit einem Volontariat bei der Norddeutschen Zeitung in Hannover. Ab 1952 arbeitete er als Redakteur und Ressortleiter bei der Braunschweiger Presse. Wolfgang Tschechne wechselte 1960 als Leiter des Feuilleton-Ressorts zur Hannoverschen Rundschau und 1971 nach der Fusion zur Hannoverschen Presse.[3] 1977 ging Tschechne nach Lübeck zu den Lübecker Nachrichten, wo er bis 1990 Leiter der Kulturredaktion war. Auch im Ruhestand war er weiter als Musik- und Theaterkritiker für die Zeitung tätig.

Als Publizist befasste er sich neben seiner journalistischen Tätigkeit vornehmlich mit Thomas Manns Lübeck, dem Schriftsteller Paul Keller und seiner schlesischen Heimat. Bereits für die 1966 erschienene Anthologie Schlesisches Panorama. Eine Reise nach Hause verfasste er einen Beitrag über seine Geburtsstadt Schweidnitz, jetzt Świdnica, in dem er über seine Taufkirche schrieb: „Wer hier einmal einem Gottesdienst beigewohnt hat, wer vielleicht sogar das Glück hatte, eine mitternächtliche Christgeburtsfeier in der überfüllten Weite des Gotteshauses mitzuerleben, der hat die innige Verbindung von gläubiger Andacht und kirchlichem Raum erfahren dürfen.“[4] In Polonaise in Schlesien. Notizen aus einer fremden Heimat schrieb Tschechne, „dass ich auch gekommen bin, um meinen Frieden mit der Heimat zu machen“.[5] Herbert Hupka (1915–2006) würdigte 2005 „den Schlesier in Lübeck“ aus Anlass des 80. Geburtstages in den Schlesischen Nachrichten: „Als junger Journalist ist er in den folgenden Jahrzehnten als Kenner Schlesiens, das er sich erst erarbeiten musste, und als ausgezeichneter Publizist zu den bedeutenden Namen empor gestiegen, die noch in Schlesien gewirkt haben und nach 1945 wieder die Ersten waren, die Zeugnis für Schlesien ablegten und die Größe und Schönheit Schlesiens vermittelten.“[4] Die Lübecker Nachrichten hoben in ihrem Nachruf als eine prägende Eigenschaft Tschechnes seine Menschenfreundlichkeit hervor. Niemals habe er – zum Beispiel bei Theaterkritiken – verletzende Verrisse verfasst; die vernichtendste Äußerung über eine misslungene Uraufführung sei gewesen: „Man hat dem Autor keinen Gefallen getan, als man sein Werk auf die Bühne brachte.“[6]

Tschechne war zweimal verheiratet. Aus der ersten Ehe mit seiner Frau Gertrude, mit der er von 1953 bis zu ihrem Tod 1998 verheiratet war, ging der Sohn Martin Tschechne hervor, der ebenfalls Journalist und Publizist wurde.[7][8] In zweiter Ehe heiratete er die Journalistin Sieglinde Tschechne-Werner.[6]

Auszeichnungen

In Braunschweig erhielt Tschechne 1956 die Ehrenplakette der Stadt. Die Stadt Lübeck zeichnete ihn 1996 mit der Senatsplakette aus.[9]

Werke (Auswahl)

  • Im Vorgarten des Paradieses (2007)
  • Große Oder, großer Strom (2006)
  • Die Elbe von der Quelle bis zur Mündung (2003)
  • Schlesien (2003)
  • Polonaise in Schlesien. Notizen aus einer fremden Heimat (2002)
  • Lübeck und sein Theater – die Geschichte einer langen Liebe (1995)
  • Schleswig-Holstein (1994)
  • Der Rhein (1992)
  • Thomas Manns Lübeck (1991)
  • Die Elbe von der Quelle bis zur Mündung (1991)
  • Lübeck und seine Künstler (1987)
  • Heinrich Zille, Hofkonzert im Hinterhaus (1976)
  • Der angebissene Apfel – Wie geht es weiter mit dem Sex? (1969)
  • Ich hab’ noch meine Schnauze in Berlin – das Stachelschweinbuch (1967)
  • Geliebte Städte (1967, als Herausgeber)

Einzelnachweise

  1. Abschied vom Altmeister Wolfgang Tschechne, Lübecker Nachrichten vom 15. Dezember 2019, abgerufen am 16. Dezember 2019
  2. Ulrich Meyenborg: Die Lübecker SPD von 1968 bis 2003. Schmidt-Römhild, Lübeck 2005, S. 106
  3. Menschlich enttäuscht. In: Die Zeit, Nr. 1/1973
  4. Herbert Hupka: Ein Schlesier in Lübeck. (Memento vom 29. August 2006 im Internet Archive) (PDF; 589 kB) In: Schlesische Nachrichten, 15. Januar 2005, S. 9
  5. Herbert Hupka: In der Friedenskirche getauft. (Memento vom 29. August 2006 im Internet Archive) (PDF; 589 kB) In: Schlesische Nachrichten, 15. Februar 2003
  6. Jürgen Feldhoff: Abschied vom Altmeister. In: Lübecker Nachrichten, 15./16. Dezember 2019, S. 35.
  7. Martin Tschechne Chefredakteur bei Weltkunst. Pressemitteilung des BDZV vom 14. Dezember 2005
  8. Wolfgang Tschechne, Martin Tschechne: Über Bilder reden – das ist ein Gottesgeschenk. (PDF; 615 kB) In: Weltkunst
  9. Senatsplakette für Kulturredakteur Wolfgang Tschechne. Mitteilung der Hansestadt Lübeck vom 11. September 1996
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