Winterschneidbach

Winterschneidbach (fränkisch: Winderschnaba) ist ein Gemeindeteil der kreisfreien Stadt Ansbach (Mittelfranken, Bayern).[2]

Winterschneidbach
Kreisfreie Stadt Ansbach
Koordinaten: 49° 15′ N, 10° 37′ O
Höhe: 459 m ü. NHN
Einwohner: 132 (25. Mai 1987)[1]
Postleitzahl: 91522
Vorwahl: 09805

Geografie

Südlich des Dorfs fließt das Winterschneidbächlein, der ein rechter Zufluss des Irrebachs ist, der wiederum ein linker Zufluss der Altmühl ist. Im Nordwesten liegt der Gemeindewald, im Nordosten das Buckfeld, 0,5 km östlich das Mühlfeld, 0,5 km südlich das Klingenfeld.

Die Kreisstraße ANs 1/AN 1 führt nach Oberrammersdorf (2,5 km östlich) bzw. zur B 13 (1,3 km westlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen nach Gösseldorf (1,2 km nordöstlich) und Nehdorf zur B 13 (1 km südlich).[3]

Geschichte

Im Jahre 911 wurde von König Konrad I. auf dem Reichstag zu Forchheim beschlossen, Wenden aus dem Maingebiet dem St. Gumbertuskloster Ansbach zuzuweisen. Diese wurden im 10. Jahrhundert in einem Ring um Ansbach angesiedelt. Die erste urkundliche Erwähnung dieses Ortes datiert aus dem Jahre 1324 als „Windischensneitbach“. Am Bestimmungswort Windischen ist eindeutig erkennbar, dass der Ort eine Wendensiedlung war. Ursprünglich gehörte Winterschneidbach wie Claffheim zur Urpfarrei Sachsen.[4]

Das Kloster Heilsbronn erwarb 1556 dort durch Tausch mit Hans Arnold von Seckendorf vier Anwesen.[5] Im 16-Punkte-Bericht des heilsbronnischen Vogtamts Merkendorf aus dem Jahr 1616 wurden für „Windischen Schnaibach“ 2 Halbhöfe und 1 Gut angegeben, die dem Verwalteramt Merkendorf unterstanden. Die Anwesen anderer Grundherren wurden nicht aufgelistet.[6] 1633/34 während des Dreißigjährigen Kriegs starben alle vier heilsbronnischen Gutsbesitzer des Ortes. Zwei Höfe brannten ab und auch die beiden anderen Höfe verödeten.[5]

Im 16-Punkte-Bericht des Fürstentums Ansbach von 1684 wurden für Winterschneidbach 12 Mannschaften verzeichnet, die folgende Grundherren hatten: das Hofkastenamt Ansbach (4 Anwesen), das Stiftsamt Ansbach (5), die Reichsstadt Windsheim (2) und das eichstättische Kastenamt Herrieden (1). Das Hochgericht und die Dorf- und Gemeindeherrschaft übte das brandenburg-ansbachische Hofkastenamt Ansbach aus.[7]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Winterschneidbach 14 Untertansfamilien, von denen 11 ansbachische Ämter als Grundherrn hatten.[8] Von 1797 bis 1808 unterstand der Ort dem Justiz- und Kammeramt Ansbach. Im Geographischen statistisch-topographischen Lexikon von Franken (1804) wird der Ort folgendermaßen beschrieben: „Windischschneidbach, nach Leonhardi Winterschneidbach, ist ein 14 Unterthanen starker Weiler im Kammeramte Ansbach, liegt 2 Stunden östlich von Herrieden über Burgoberbach hinaus, 3 Güter allda kamen von dem Herrn von Seckendorf in Eichstätt von wegen Bechhofen an Eichstätt und gehören nun zum oberländischen Ober- und Stadtvogteyamte Wahrberg Herrieden.“[9]

Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde Winterschneidbach dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Großbreitenbronn und der wenig später gegründeten Ruralgemeinde Großbreitenbronn zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) wurde Winterschneidbach nach Burgoberbach umgemeindet.[10] 1821/22 unternahm das Landgericht Ansbach Anstrengungen, die dem Herriedener Landgericht unterstehenden Orte Claffheim, Hohe Fichte, Seebronn und Winterschneidbach sich einzuverleiben, was jedoch am fehlenden Interesse der betroffenen Orte scheiterte.[11] Spätestens 1846 wurde Winterschneidbach nach Claffheim umgemeindet.[12]

Als 1859 eine Bahnstrecke von Ansbach nach Gunzenhausen gebaut wurde (die jetzige Bahnstrecke Treuchtlingen–Würzburg), erhielt Winterschneidbach einen eigenen Bahnhof, der sich zur wichtigsten Viehverladestation im Bereich Ansbach entwickelte. Winterschneidbach bekam auch eine eigene Poststelle mit der Postleitzahl 8802. Mittlerweile wurden der Bahnhof und die Poststelle aufgelöst.

Am 1. Juli 1972 wurde Winterschneidbach im Zuge der Gebietsreform nach Ansbach eingegliedert.

Einwohnerentwicklung

Jahr 001818001840001861001871001885001900001925001950001961001970001987
Einwohner 108125120133132123144196148182132
Häuser[13] 1919222626272635
Quelle [14][12][15][16][17][18][19][20][21][22][1]

Religion

Der Ort ist seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt und nach St. Bartholomäus (Brodswinden) gepfarrt. Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Nikolaus (Burgoberbach) gepfarrt.[21][23]

Literatur

Fußnoten

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 323 (Digitalisat).
  2. Gemeinde Ansbach, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 21. Juli 2023.
  3. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 21. Juli 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  4. A. Biernoth: 25 Jahre Eingemeindungen in die Stadt Ansbach, [Seitenangaben fehlen]
  5. G. Muck: Geschichte von Kloster Heilsbronn von der Urzeit bis zur Neuzeit, Bd. 2, S. 482.
  6. Staatsarchiv Nürnberg, 16-Punkte-Berichte 25, 33. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 743.
  7. Staatsarchiv Nürnberg, Ansbacher Salbuch 129, 4458. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 695.
  8. Johann Bernhard Fischer: Winterschneitbach. In: Statistische und topographische Beschreibung des Burggraftums Nürnberg, unterhalb des Gebürgs, oder des Fürstentums Brandenburg-Anspach. Zweyter Theil. Enthaltend den ökonomischen, statistischen und sittlichen Zustand dieser Lande nach den funfzehen Oberämtern. Benedict Friedrich Haueisen, Ansbach 1790, OCLC 159872968, S. 28 (Digitalisat).
  9. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 6, Sp. 260.
  10. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 45 (Digitalisat).
  11. Staatsarchiv Nürnberg, Regierung von Mittelfranken, Kammer des Inneren, Abgabe 1932, Tit. Ib, 141–144. Zitiert nach M. Jehle: Ansbach: die markgräflichen Oberämter Ansbach, Colmberg-Leutershausen, Windsbach, das Nürnberger Pflegamt Lichtenau und das Deutschordensamt (Wolframs-)Eschenbach, Bd. 2, S. 946.
  12. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, OCLC 635011891, S. 157 (Digitalisat).
  13. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als „Feuerstellen“ bezeichnet, 1840 als „Häuser“ und 1885 bis 1987 als „Wohngebäude“.
  14. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 104 (Digitalisat).
  15. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 1023, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  16. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1188, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  17. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 1119 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1187 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1225 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 1054 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 774 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 167 (Digitalisat).
  23. Pfarrverband Burgheide. In: bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 17. März 2023.
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