Winok

Winok (plural Winky; ukrainisch Вінок, Вінки; wörtlich „Kranz“) ist ein Kopfschmuck, der in der Ukraine traditionell von Mädchen und unverheirateten Frauen getragen wird.

Ukrainerin mit Winok (19. Jahrhundert)

Geschichte und Verwendung

Winky sollen in prähistorischen Zeiten von Mitgliedern eines Sonnenkults getragen worden sein. Überlieferungen über magische Kränze gibt es seit mindestens 3000 Jahren. In der vorchristlichen Zeit galt der Winok als Segen und Schutz für Frauen vor Geistern und dem Bösen Blick.[1][2]

Der Winok symbolisierte weibliche Prinzipien, Weisheit, Anmut, Schönheit, Reinheit und Fruchtbarkeit. Er wurde als ein mit mystischer Macht erfülltes Werkzeug zur Übermittlung von Gefühlen und Emotionen betrachtet. Mit ungefähr drei Jahren haben Mädchen begonnen, von ihren Müttern gewebte Winky zu tragen. Die Blumen, Kräuter, Schleifen und Farben des Winok unterschieden sich abhängig vom Anlass, wie bestimmten Festen und Feiertagen, und dem symbolischen und medizinischen Grund dafür, ihn zu tragen. Die Menschen gaben jungen Frauen, die Winky getragen haben, aufwendige Geschenke, Brot und Geld und wünschten ihnen Freude und Wohlstand. Die Frauen haben ihnen im Gegenzug eine Schleife ihres Winok geschenkt. Der Winok war auch ein Symbol für die Ehe. Das altostslawische Wort Wintschannja („Hochzeitszeremonie“) ist von Winok abgeleitet.[1][2][3][4]

Winky wurden auch zur Liebeswahrsagerei verwendet und haben ukrainische Redewendungen beeinflusst. „Sie hat ihren Winok verloren“ ist in der Ukraine ein Euphemismus für den Verlust der Jungfräulichkeit.[1]

Winky wurden beim Iwan-Kupala-Tag getragen. Gemäß dem Brauch sprangen Paare über ein Feuer und laut der Tradition wurden dabei die magischen Eigenschaften des Winok aufgerufen. Außerdem legten junge Frauen ihre Winky, die speziell aus Gänseblümchen und Weizen gewebt waren, zusammen mit einer Kerze, die in der Mitte des Blumenrings schwamm, in ein Gewässer. Man glaubte, dass die Weise, in der der Winok schwamm, voraussagen würde, wen die Frau heiraten wird. Falls der Winok sich nicht bewegte, glaubte man, die Frau würde unverheiratet bleiben. Falls der Winok übel roch, soll das ein Zeichen für den baldigen Tod der Frau gewesen sein. Junge Männer konnten dabei in das Wasser springen, um den Winok der Frau zu fangen, die sie lieben. In der Nacht des Iwan-Kupala-Tags wurden Winky auch im Wald als Tribut für die Rusalkas aufgehängt. Abhängig vom Zustand des Winok am darauffolgenden Tag sei dies entweder ein gutes oder schlechtes Omen gewesen.[1][2][3][5]

Winky wurden auch als Dekorationen für Türen und Fenster verwendet um das Heim und die Familie vor Negativität, Krankheit und Unglück zu schützen.[2]

Zur Zeit der Sowjetunion wurden Winky selten getragen, da sie als antisowjetisch galten.[3]

Seit der Revolution der Würde 2014 wird der Winok aufgrund des gestärkten Patriotismus in der Ukraine häufiger getragen und die Nachfrage nach Blumen ist gestiegen. Die damalige Mutter-Heimat-Statue wurde zum Tag des Sieges 2015 mit einem großen Winok aus Mohnblumen dekoriert.[3][6]

Heutzutage werden Winky bei traditionellen ukrainischen Hochzeitszeremonien verwendet. Nachdem es das Eheversprechen ablegt werden auf die Köpfe des Paares Kränze aus Myrte und Immergrün gelegt.[1][7][8][9]

Einzelnachweise

  1. Victoria Williams: Celebrating Life Customs Around the World: From Baby Showers to Funerals. ABC-CLIO, 2016, ISBN 978-1-4408-3659-6, S. 353.
  2. Madame Pamita: Baba Yaga's Book of Witchcraft - Slavic Magic from the Witch of the Woods. Llewellyn Worldwide, Limited, 2022, ISBN 978-0-7387-6817-5, Kapitel „Madame Pamita Teaches the Magic of the Rusalky“.
  3. Eve Conant: Spectacular flower crowns rule in Ukraine. In: National Geographic. 6. Juli 2020, abgerufen am 8. Juni 2023.
  4. Flowers and ribbons in the Ukrainian vinok. In: euromaidanpress.com. 31. März 2016, abgerufen am 8. Juni 2023.
  5. Moira Butterfield: Clothes Around the World. Cavendish Square Publishing LLC, 2015, ISBN 978-1-5026-0837-6, S. 26.
  6. Liana Satenstein: In Ukraine, That Flower Crown Means More Than You Think. In: Vogue (Zeitschrift). 5. Februar 2016, abgerufen am 8. Juni 2023.
  7. Ewa Kościałkowska-Okońska, Katarzyna Piątkowska: Correspondences and Contrasts in Foreign Language Pedagogy and Translation Studies. Springer International Publishing, 2013, ISBN 978-3-319-00161-6, S. 12.
  8. Shirley Fedorak: Pop Culture - The Culture of Everyday Life. University of Toronto Press, 2009, ISBN 978-1-4426-0672-2, Kapitel 8.
  9. Jakiw Bystrow: Українська культура в англомовній інтерпретації. Nowa Knyha, 2013, ISBN 978-966-382-492-5, S. 28, 29.
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