Windloch (Flensburg)

Windloch (dänisch Vejrgab, angeldänisch Væegaf[1]) ist ein Ort in Flensburg-Engelsby, welcher neben Engelsby-Dorf als zweite Keimzelle des Stadtteils Engelsby gilt.

Lage

Das heute zum Stadtteil Engelsby gehörige Windloch liegt im nordöstlichen Teil der Engelsbyer Straße, ab der Hausnummer Nr. 66 bis ungefähr Nr. 100. Des Weiteren dazu gehören sämtliche Häuser an der Straße Windloch, die selbst im Übrigen keine eigenen Hausnummern besitzt, da sämtliche Häuser der Straße hausnummerntechnisch der Engelsbyer Straße zugeordnet wurden. Die ersten Häuser an der Straße Neuer Weg, bis ungefähr zur Straße Windloch, liegen ebenfalls im Windlocher Gebiet. Direkt südlich von Windloch liegt das Musikerviertel, östlich das Sternenviertel sowie der Ort Twedt.

Hintergrund

Direkt neben Engelsby lag früher das Dorf Windloch, welches erstmals im Jahr 1697 erwähnt wurde[2] und dessen Überreste im Stadtteil Engelsby liegen. Die ehemaligen Häuser Windlochs sind heute noch daran zu erkennen, dass sie nicht gerade zur Straße stehen. Zum Teil stehen dort auch noch einige alte Reetdachhäuser. Der Name Windloch könnte eventuell vom Standort der alten Dorfkrugkate herrühren. Sie stand früher frei in der Landschaft, war lediglich von Äckern umgeben und war deshalb dem Ostwind ausgesetzt.[3][4] Im Jahr 1825 zählte Windloch gerade einmal 13 Bewohner.[5] Ab 1886 hielt die aus Flensburg kommende Kreisbahn am erwähnten Dorfkrug.[6] Im Jahr 1910 wurde Engelsby (zu dem Windloch schon damals gehörte) nach Flensburg eingemeindet und seitdem stark ausgebaut.[7] 1953 wurde die Kreisbahn eingestellt.

Besondere Gebäude

Die geltende Erhaltungssatzung für Windloch wurde in den entsprechenden Bebauungsplan integriert.[8]

  • Engelsyber Straße 66: Das Gebäude des ehemaligen Dorfkrugs Windloch, das in seiner späteren Zeit als Diskothek „Pony“ und zuletzt als Restaurant „San Remo“ diente, brannte 2013 aus. 2014 wurde die Brandruine abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.[9]
  • Engelsbyer Straße 71: ein 1903 gebautes Wohnhaus in Form eines zweigeschossigen Pultbaus mit sogenanntem Kieler Dach, einem Pultdach das eine Mansarde zur Straße hin bietet.[10] Dort befand seit Ende der 1920er Jahre bis zum Ende der 1950er Jahre ein Gemischtwarenladen mit einer Post.[11] Im Jahr 1958 zog der Laden in die alte Schmiede Nr. 75 um.
  • Engelsbyer Straße 73: Die reetgedeckte Kate stammt vermutlich im Kern aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das Haus gehörte zusammen mit den beiden Häusern Nr. 75 a–b sowie Nr. 81 vermutlich zu einer Hofstelle.[10] Heute dient die Kate als ein Doppelwohnhaus.[10]
  • Engelsbyer Straße 75: Seit Anfang des 18. Jahrhunderts bis Anfang des 20. Jahrhunderts ist dort eine Schmiede nachgewiesen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Gebäude um eine Etage erhöht. Danach diente das Gebäude als Tischlerei. 1958 wurde die alte Schmiede schließlich vollständig umgebaut. Der Gemischtwarenladen mit Poststelle aus Nr. 71 zog dort ein und existierte bis in die 1970er Jahre.[12]
  • Engelsbyer Straße 75 a-b: Eine Wohnhausgruppe aus zwei Häusern, die vermutlich im Kern ebenfalls aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammen. Die beiden Häuser gehörten zusammen mit Nr. 73 sowie Nr. 81 vermutlich zu einer Hofstelle. Die beiden Häuser 75 a–b dienen heute Wohnzwecken. Nr. 75a besitzt noch ein Reetdachhaus.[10]
  • Engelsbyer Straße 76: ein Haus, das Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde.[13] Im 20. Jahrhundert diente es zeitweise als Hökerei.[14]
  • Engelsbyer Straße 81: Reetgedecktes Wohnhaus, das vermutlich auch im Kern aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammt. Es gehörte vermutlich mit Nr. 73 sowie 75 a–b zu einer Hofstelle.[10]
  • Engelsbyer Straße 82: eine alte Kate, die jedoch stark umgebaut wurde[15] Sie dient seit Ende des 19. Jahrhunderts als Bäckerei.[14]
  • Engelsbyer Straße 85: In dem Haus befand sich seit Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang der 1960er Jahre eine Schlachterei mit zugehörigen Laden.[14]
  • Engelsbyer Straße 88: In dem Haus befand sich von 1896 bis 1927 eine Schusterei. Von 1935 bis 1962 befand sich in dem Gebäude eine Tischlerei.[14]
  • Engelsbyer Straße 89: ein 1905 gebautes Mehrfamilienhaus[10]
  • Engelsbyer Straße 92: ein 1906 für den Amtsvorsteher von Twedt gebautes Wohnhaus[10]
  • Engelsbyer Straße 93: Für das Grundstück ist belegt, dass dort Ende des 19. Jahrhunderts Gemüseanbau stattfand.[14]
  • Engelsbyer Straße 103: Dort befand sich bis 1963/64 eine Tischlerei.[16]

Verschiedenes

  • Während der Luftangriffe auf Flensburg warf ein Bomber, der wohl aus Rostock zurückflog, vermutlich ungeplant am 24. April 1942 eine 2.000 Pfund-Bombe im Engelsbyer Gebiet bei Windloch ab. Drei Häuser im Neuen Weg wurden zerstört. Daneben wurden noch 66 Gebäude beschädigt, zum Teil stark beschädigt. In einem Umkreis von vier Kilometern zersprangen die Fensterscheiben. Ein Schüler starb und sieben Menschen wurden verletzt.[17][18]
  • Bei Windloch in der Engelsbyer Straße 101 ist seit 2006 die Freiwillige Feuerwehr Flensburg-Engelsby beheimatet.[19][20]
  • Am Rand von Windloch haben sich im Jahr 2005 die 1898 gegründeten Schlaraffen Flensburgs angesiedelt. In der Engelsbyer Strasse 82F (Straßenabschnitt Windloch) besitzen sie einen „Unterschlupf“, im unweit gelegenen Händelhof 7 befindet sich ihre „Duburg“.[21]

Literatur

  • Martin Rheinheimer: Die Dorfordnungen im Herzogtum Schleswig. Dorf und Obrigkeit in der frühen Neuzeit, Band 46, Teil 1. Stuttgart: Lucius & Lucius, 1999 (S. 387 ff.)
  • Johannes von Schröder: Topographie des Herzogthums Schleswig. Schleswig, 1837 (S. 436)
Commons: Windloch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Berthold Hamer: Topographie der Landschaft Angeln, Bd. 1. Husum, Husum 1994, ISBN 978-3-88042-705-1, S. 419.
  2. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Windloch.
  3. Pop: Stadtteil mit Windloch, in: Flensburger Tageblatt, 1. April 2010; abgerufen am: 8. April 2014.
  4. Offensichtlich hat der Name auch Ähnlichkeit mit dem englischen Wort Window und dessen etymologischer Bedeutung. Eine Ortsbezeichnung, die ebenfalls eine offensichtliche Ähnlichkeit zeigt, ist die von Kattloch bei Sünderup.
  5. Dieter Pust: Flensburger Straßennamen. Engelsby (Dorf) S. 56 und Windloch S. 207.
  6. Marc Eulergerhard Nowc:100 Jahre Eingemeindung - Die Bahn in der Engelsbyer Villa, in: Flensburger Tageblatt 18. Mai 2010, abgerufen am 8. April 2014.
  7. Antje Walther: 102 Jahre Engelsby - Fünf Generationen Stadtgeschichte, in: Flensburger Tageblatt,vom 29. März 2010; abgerufen am: 8. April 2014.
  8. Zu den Bebauungsplänen. Weitere Satzungen, abgerufen: 24. Januar 2019.
  9. Flensburger Tageblatt: Mit der Bahn kam Schwung ins Dorf, vom: 1. April 2010, Fördeschnack. Feuer im San Remo / Engelsby – Bilder des Einsatzes, vom: 17. Januar 2013 sowie Fördeschnack. San Remo / Pony in Engelsby – die Tage sind gezählt, der Bagger tut seine Arbeit, vom: 7. August 2014, jeweils abgerufen am: 24. Januar 2019.
  10. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Bd. 2, Flensburg, S. 560 f.
  11. Interessengruppe Alt-Engelsby: Alt-Engelsby: Bewohner erinnern sich; aus der Geschichte des Flensburger Stadtteils. Flensburg: Jung, 2002, S. 54.
  12. Interessengruppe Alt-Engelsby: Alt-Engelsby: Bewohner erinnern sich; aus der Geschichte des Flensburger Stadtteils. Flensburg: Jung, 2002, S. 54 f. und 123 und 126.
  13. Interessengruppe Alt-Engelsby: Alt-Engelsby: Bewohner erinnern sich; aus der Geschichte des Flensburger Stadtteils. Flensburg: Jung, 2002, S. 127.
  14. Interessengruppe Alt-Engelsby: Alt-Engelsby: Bewohner erinnern sich; aus der Geschichte des Flensburger Stadtteils. Flensburg: Jung, 2002, S. 55.
  15. Gerret Liebing Schlaber verweist in seinem Buch mittels eines Fotos auf die besagte Kate, nennt aber offenbar eine falsche Hausnummer, nämlich Nr. 80 in diesem Zusammenhang; Vgl. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860-1930. Flensburg 2009, S. 130.
  16. Interessengruppe Alt-Engelsby: Alt-Engelsby: Bewohner erinnern sich; aus der Geschichte des Flensburger Stadtteils. Flensburg: Jung, 2002, S. 55.
  17. Broder Schwensen, Dieter Nickel: Flensburg im Luftkrieg 1939–1945. Flensburg 2009, S. 106 und 109 f.
  18. Vgl. Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg! Flensburg 2009, Artikel: Luftkrieg.
  19. Freiwillige Feuerwehr Flensburg-Engelsby. Standort. Engelsbyer Straße 101, abgerufen am: 25. Januar 2019.
  20. Zuvor befand sich die Freiwillige Feuerwehr Flensburg-Engelsby im ehemaligen Elektrizitätswerk (Lage) hinter dem Einkaufszentrum Engelsbyer Straße 57. Offensichtlich nach 2009 abgerissen, da Schlaber noch in seinem Buch von 2009 behauptete, dass es noch stehen würde. Vgl. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860-1930. Flensburg 2009. S. 131.
  21. Kontaktadressen der Schlaraffen und Information zu Duburg der Schlaraffen, abgerufen am: 24. Januar 2019.

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