Willi Dieker

Willi Dieker (* 13. Februar 1904 in Lerbeck; † 16. April 1980 in Rostock) war ein deutscher Politiker der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (SBZ) und der frühen Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Er war von 1946 bis 1949 Wirtschaftsminister des Landes Sachsen-Anhalt und wurde im Zuge der Affäre Conti abgesetzt. Später war er Werkleiter in verschiedenen Betrieben der DDR.

Leben

Nach der Volksschule wurde der Arbeitersohn Dieker Vermessungstechniker beim Kanalbauamt in Magdeburg. Ab 1924 besuchte er die Heimvolkshochschule in Tinz in Thüringen. 1925 trat er in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. Von 1929 bis 1931 war Dieker als Redakteur bei der Volksstimme in Magdeburg und anderen sozialdemokratischen Zeitungen tätig. Ab 1933 war er beim Saalfelder Volksblatt angestellt. Ab 1933 war er Korrespondent und Wirtschaftsleiter in verschiedenen Großdruckereien.

Während der Diktatur des Nationalsozialismus leistete Dieker Widerstand und war im April und im September/Oktober 1933 vorübergehend inhaftiert. Es folgte eine dauernde Kontrolle durch die Gestapo. Im Oktober 1944 kam es zu einer erneuten Inhaftierung wegen illegaler Arbeit und zu einer Anklage wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“. Zu einer Verurteilung kam es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs nicht mehr.

1945 trat Dieker in die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ein und wurde 1946 nach der Zwangsvereinigung von SPD und KPD SED-Mitglied und Bürgermeister in Kirchmöser in Brandenburg. Ab Oktober war er Leiter der Abteilung Wirtschaft und Vizepräsident der Provinzialverwaltung des Landes Sachsen und wurde im Mai 1946 Minister für Wirtschaft und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt.[1]

Im Zuge der Affäre Conti, dem angeblichen Verschieben von Vermögenswerten im Wert von 98 Millionen Reichsmark aus der sowjetischen Besatzungszone nach Westdeutschland seit 1945, und des Dessauer Schauprozesses gegen Leo Herwegen, Willi Brundert und andere wurde Dieker im April 1949 abgesetzt.[2][3]

Von 1949 bis 1952 war Dieker Werkleiter der Bonbonfabrik Diamalt, Mignon Most-Werke in Halle (Saale) und dann bis 1953 und wieder von 1956 bis 1960 Hauptdirektor des VEB Fischkombinat Rostock.[4] Zwischenzeitlich war er Betriebsleiter des VEB Feuerungs- und Behälterbau Köthen. 1960 ging Dieker in den Ruhestand.

Werke

  • Willi Dieker: Wirtschaft und Staat gingen in die Hände des Volkes über - Erinnerungen an die Gründung der DDR. Berlin 1969.

Literatur

  • Kurt Schwarze: Handbuch des Landtages Sachsen-Anhalt, Mitteldeutsche Verlags-Gesellschaft, Halle (Saale) 1947, S. 163.
  • Andreas Herbst: Willi Dieker. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • F. Hirschinger: „Gestapoagenten, Trotzkisten, Verräter“ - Kommunistische Parteisäuberungen in Sachsen-Anhalt 1918 – 1953. Göttingen 2005.

Einzelnachweise

  1. Politischer Kulissenschieber Holler fand sich nicht, In: Der Spiegel, Ausgabe 47/1947, 22. November 1947.
  2. Neuer Wirtschaftsminister. In: Berliner Zeitung, 9. April 1949, S. 2.
  3. Kleine Fische - Kopf ab wegen der blonden Inge, In: Der Spiegel, Ausgabe 33/1949, 11. August 1949.
  4. Kombinats- und Betriebsdirektoren des VEB Fischkombinates bzw. des VEB Fischfang Rostock auf www.rostocker-hochseefischerei.de, 2014.
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