Williams FW20

Der Williams FW20 ist ein Formel-1-Rennwagen, mit dem der britische Rennstall Williams F1 an der Formel-1-Weltmeisterschaft 1998 teilnahm. Das Fahrzeug wurde von einer Arbeitsgruppe um den technischen Direktor Patrick Head entwickelt und von einem Mecachrome-Motor angetrieben.

Williams FW20
Historischer FW20 im Williams Conference Centre, 2017

Historischer FW20 im Williams Conference Centre, 2017

Konstrukteur: Vereinigtes Konigreich Williams
Designer: Patrick Head (Technischer Direktor)
Gavin Fisher (Chefdesigner)
Geoff Willis (Aerodynamik-Chef)
Vorgänger: Williams FW19
Nachfolger: Williams FW21
Technische Spezifikationen
Chassis: Monocoque aus CFK
Motor: Mecachrome GC37-01, 3,000 cm³, 71° V10-Saugmotor
Länge: 4392 mm
Radstand: 2914 mm
Gewicht: 605 kg
Reifen: Goodyear
Benzin: Castrol
Statistik
Fahrer: Kanada Jacques Villeneuve
Deutschland Heinz-Harald Frentzen
Erster Start: Großer Preis von Australien 1998
Letzter Start: Großer Preis von Japan 1998
Starts Siege Poles SR
16
WM-Punkte: 38
Podestplätze: 3
Führungsrunden: k. A.
Stand: Saisonende 1998
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Geschichte

Hintergrund

Das Ende der Formel-1-Weltmeisterschaft 1997 markierte mehrere Zäsuren in der Geschichte von Williams F1. Der bisherige Chefdesigner Adrian Newey, der maßgeblichen Anteil am Erfolg der in den Vorjahren eingesetzten Fahrzeuge hatte, war nach einem Streit mit der Teamführung zur Konkurrenz McLaren Racing abgewandert. Sein Nachfolger wurde Gavin Fisher, der bereits im Jahr 1989 zu Williams gekommen und seitdem gemeinsam mit Newey die Teamfahrzeuge entwickelt hatte. Auch verlor Williams seinen langjährigen Motorenlieferanten Renault, der sich vollständig aus der Formel 1 zurückzog. Im September 1997 hatte BMW die Rückkehr in die Königsklasse des Motorsports mit Williams angekündigt, Einstiegsjahr war aber erst die Formel-1-Weltmeisterschaft 2000.[1] Um die zwei Jahre bis zu diesem Zeitpunkt zu überbrücken, ohne sich langfristig zu binden, entschied die Teamführung um Frank Williams, Renault-Vorjahresmotoren von der französischen Firma Mecachrome aufbereiten zu lassen und einzusetzen.[2] Williams beschritt damit den gleichen Weg wie Benetton Formula. Die Mecachrome-Motoren waren allerdings aufgrund der begrenzten Ressourcen des Unternehmens im Vergleich zur werksunterstützten Konkurrenz ins Hintertreffen geraten, wodurch Williams auch den langjährigen Vorteil des stärksten Motors einbüßte. Nach der Saison stellte Williams BMW zwei FW20-Chassis für Motorentests zur Verfügung.[3] Im Technik-Museum Sinsheim wird ein FW20 ausgestellt, der allerdings im Farbschema des Williams FW21 aus der Nachfolgesaison lackiert ist.

Saison 1998

Der FW20 wurde im Januar 1998 offiziell präsentiert und war dementsprechend rechtzeitig zum Saisonbeginn im März, dem Großen Preis von Australien 1998, einsatzbereit. Die Fahrerpaarung Jacques Villeneuve und Heinz-Harald Frentzen wurde unverändert aus der Vorsaison übernommen, als Test- bzw. Nachwuchsfahrer arbeiteten Max Wilson und Juan Pablo Montoya für das Team. Bereits in den ersten Rennen stellte sich heraus, dass Villeneuves Ziel, seinen Weltmeistertitel zu verteidigen, mit dem FW20 nicht realisierbar war. Williams war zwar weiterhin eines der stärksten Teams, gegen die dominierenden McLaren MP4/13 und Ferrari F300 hatten die FW20-Fahrer aber im direkten Duell keine Chance. So blieben die besten Saisonergebnisse drei Podestplätze. Frentzen wurde beim Lauf in Australien Dritter, Villeneuve erzielte die gleiche Platzierung jeweils in Deutschland und Ungarn. Die Fahrer konnten über die Saison 38 Punkte sammeln, womit sich das Team in der Konstrukteursmeisterschaft gegen die ähnlich starken Verfolger Benetton Formula und Jordan Grand Prix durchsetzen konnte und hinter McLaren und Ferrari den dritten Platz belegte. Das teaminterne Duell gewann Villeneuve gegen Frentzen mit 21 zu 17 Punkten. Zum Saisonende verließen beide Fahrer das Team.

Technik

Der Williams FW20 war der Nachfolger des Williams FW19 aus der Saison 1997 und basierte in großen Teilen auch auf diesem Vorjahresfahrzeug. Maßgeblich überarbeitet wurden nur Front- und Heckflügel, das Cockpit sowie die Aufhängungen, da zur Saison 1998 von der Fédération Internationale de l’Automobile (FIA) ein neuer Regelkatalog verabschiedet wurde, der unter anderem die maximale Fahrzeugbreite von 2.000 mm auf 1.800 mm sekte sowie größere Cockpitöffnungen vorschrieb. Weitere Änderungen wurden am Kühlsystem, dem Diffusors sowie stellenweise an der Aerodynamik des Monococques durchgeführt.[4] Während der Saison wurden einige große Designfehler im Fahrzeug offensichtlich, die kurzfristig nicht mehr behoben werden konnten.[5] Der Zuverlässigkeit des Fahrzeuges tat das aber keinen Abbruch - es kam über die Saison zu keinem Ausfall, der auf das Chassis selbst zurückzuführen war.[6] Sechsmal schieden die Fahrer aufgrund von Fahrfehlern bzw. Kollisionen aus, einmal erlitt Frentzen einen Motorschaden.

Für die Motorisierung kam der GC37/01 von Mecachrome zum Einsatz, der auf dem Renault-Vorjahresmotor RS9 basierte. Das Getriebe wurde von Williams selbst entwickelt. Reifenlieferant war die Goodyear Tire & Rubber Company, die aber bereits 1997 ihren Ausstieg aus der Formel 1 angekündigt hatten und denen der in den Regularien ab 1998 vorgeschriebene Wechsel vom profillosen Slick zum Rillenreifen nicht so gut gelang wie dem Konkurrenten Bridgestone, was einen Nachteil in Punkto Reifen insbesondere bei heißen Streckenbedingungen bedeutete.[7][8] Schmierstoffe und Benzin wurden von der BP-Marke Castrol bezogen. Das Chassis bestand aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff.

Lackierung und Sponsoring

Mit dem Ende der Saison 1997 verloren die Williams-Fahrzeuge ihr charakteristisches Farbschema der vergangenen Jahre in Weiß-Blau-Hellbraun, da sich der Hauptsponsor Rothmans, Benson & Hedges dazu entschlossen hatte, nicht mehr für die gleichnamige Kernmarke, sondern für die hauptsächlich in Australien und Ozeanien bekannte Nebenmarke Winfield Tobacco zu werben. Das Fahrzeug wurde entsprechend zu großen Teilen in Rot lackiert, an Flügel, Lufthutze und Fahrzeugnase befanden sich orange-weiße Akzente. In Ländern, in denen Tabakwerbung nicht erlaubt war, wurde der Winfield-Schriftzug durch das Logo der Marke, ein orangefarbener Rhombus mit der schwarzen Silhouette eines Kängurus, ersetzt. Nebensponsoren waren die deutsche Brauerei Veltins, Castrol, die Falke-Gruppe, Woody Woodpecker, Magneti Marelli, Sonax und die Automobilzeitschrift auto motor und sport.

Galerie

Ergebnisse

FahrerNr.12345678910111213141516PunkteRang
Formel-1-Weltmeisterschaft 1998 38 3.
Kanada J. Villeneuve 1 5 7 DNF 4 6 5 10 4 7 6 3 3 DNF DNF 8 6
Deutschland H. H. Frentzen 2 3 5 9 5 8 DNF DNF 15 DNF DNF 9 5 4 7 5 5
Legende
FarbeAbkürzungBedeutung
GoldSieg
Silber2. Platz
Bronze3. Platz
GrünPlatzierung in den Punkten
BlauKlassifiziert außerhalb der Punkteränge
ViolettDNFRennen nicht beendet (did not finish)
NCnicht klassifiziert (not classified)
RotDNQnicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQin Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
SchwarzDSQdisqualifiziert (disqualified)
WeißDNSnicht am Start (did not start)
WDzurückgezogen (withdrawn)
HellblauPOnur am Training teilgenommen (practiced only)
TDFreitags-Testfahrer (test driver)
ohneDNPnicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJverletzt oder krank (injured)
EXausgeschlossen (excluded)
DNAnicht erschienen (did not arrive)
CRennen abgesagt (cancelled)
 keine WM-Teilnahme
sonstigeP/fettPole-Position
1/2/3/4/5/6/7/8Punktplatzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursivSchnellste Rennrunde
*nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
()Streichresultate
unterstrichenFührender in der Gesamtwertung
Commons: Williams FW20 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mario Theissen, Markus Duesmann, Jan Hartmann, Matthias Klietz, Ulrich Schulz: 10 Years of BMW F1 Engines. BMW Group, Munich, 2010, abgerufen am 23. Juni 2023 (englisch).
  2. Grandprix.com: Williams FW20. Abgerufen am 24. Juni 2023 (britisches Englisch).
  3. Grandprix.com: BMW and Verstappen. Abgerufen am 24. Juni 2023 (britisches Englisch).
  4. Fahrzeuggeschichte bei grandprix.com (Memento vom 8. September 2015 im Internet Archive)
  5. Williams FW20 - F1technical.net. Abgerufen am 24. Juni 2023.
  6. Heritage 1998. In: williamsf1.com. Williams F1, abgerufen am 24. Juni 2023 (englisch).
  7. Das Ende der Rillenreifenära. Abgerufen am 24. Juni 2023.
  8. Grandprix.com: Williams FW20. Abgerufen am 24. Juni 2023 (britisches Englisch).
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