William Paley (Theologe)
William Paley (* 14. Juli 1743 in Peterborough, Northamptonshire; † 25. Mai 1805 in Lincoln, Lincolnshire) war ein englischer Theologe und Philosoph.
Leben
William Paley wurde zunächst von seinem gleichnamigen Vater unterrichtet, der Lehrer an der Grammar School in Giggleswick war. Am 16. November 1758 wurde er als „Sizar“ am Christ’s College in Cambridge zugelassen. Als Bester seines Jahrgangs („Senior Wrangler“) graduierte er im Januar 1763 als Baccalaureus Artium und wechselte für kurze Zeit an die Akademie in Greenwich. Am 24. Juni 1766 wurde Paley im Alter von 23 Jahren zum „Fellow“ des Christ’s College gewählt und kehrte nach Cambridge zurück. Er legte seinen Abschluss als Master of Arts ab, gab Privatunterricht und wurde am 21. Dezember 1767 vom Londoner Bischof Richard Terrick (1710–1777) zum Priester ordiniert. Ab 1768 lehrte Paley am Christ’s College. Er hielt Vorlesungen über Samuel Clarke, Joseph Butler und John Locke sowie Moralphilosophie.
1776 wurde Paley Rektor in Musgrave in der Grafschaft Cumbria und 1782 Archidiakon in Carlisle. Auf Anraten seines Freundes John Law (1745–1810) veröffentlichte er 1785 eine überarbeitete und erweiterte Fassung seiner Vorlesungen unter dem Titel The Principles of Moral and Political Philosophy. 1794 folgte A View of the Evidence of Christianity, das bis ins 20. Jahrhundert an der Universität Cambridge zur Pflichtlektüre zählte.[1]
Wirken
Natürliche Theologie
In seinem 1802 erschienenen Buch Natural Theology plädierte Paley anhand der Uhrmacher-Analogie für das Wirken eines Schöpfers in der Natur. Würde man einen Stein finden, so könne man vermuten, er habe schon immer dort gelegen. Würde man aber eine Uhr finden, so würde man dies kaum vermuten. Aus der Zweckmäßigkeit, mit der die Einzelteile der Uhr zusammengefügt seien, müsse man schließen, dass die Uhr einen intelligenten Schöpfer, den Uhrmacher, gehabt habe. Folglich müsse auch ein lebender Organismus, dessen Körperteile ebenso zweckmäßig zusammenwirken wie die Teile der Uhr, einen intelligenten Schöpfer haben, den Paley auch Designer nennt.
Paleys Argumentation ist ein Beispiel für den Versuch eines teleologischen Gottesbeweises mithilfe spezifizierter Komplexität.
Einfluss und weitere Diskussion
Paleys Naturtheologie stellte die universelle Adaptiertheit von Lebewesen in den Mittelpunkt seines Beweises eines Schöpfers und einer selbst unveränderlichen Schöpfung. Der statische Adaptionismus Paleys scheint paradoxerweise gerade einen Einfluss auf den evolutionären Adaptionismus von Charles Darwin gehabt zu haben, der durch seine Theorie der Natürlichen Zuchtwahl die britische Naturtheologie unterminieren sollte.[2]
Heute wird die Entstehung von komplex-organisierten Systemen wie dem menschlichen Auge oder dem Gehirn in den biologischen Wissenschaften allgemein durch die Evolutionstheorie erklärt. Unter anderem wurde Paleys Vergleich als scheinbares Resultat eines planvollen Entwurfs durch Richard Dawkins im Titel seines Buches Der blinde Uhrmacher direkt aufgegriffen, aber evolutionstheoretisch durch das Wirken von Mutation und Selektion erklärt, ohne dass dafür ein Schöpfergott notwendig wäre.
Werke (Auswahl)
Originalausgaben
- The Principles of Moral and Political Philosophy. 1785 online
- Horae Paulinae: or the truth of the Scripture history of St. Paul evinced by a comparison of the epistles, which bear his name, with the acts of the apostles and with one another. 1790
- A View of the Evidences of Christianity. 1794 online Volltext
- Natural Theology, or Evidences of the Existence and Attributes of the Deity, Collected From the Appearances of Nature. 1802 online
Deutsche Übersetzungen
- Grundsätze der Moral und Politik. Übersetzt von Christian Garve, Weidmanns Erben und Reich, Leipzig 1787; Band 1 – Band 2 – Internet Archive
- Uebersicht und Prüfung der Beweise und Zeugnisse für das Christenthum. Übersetzt von Johann August Nösselt, Weigand, 1797 - 2 Bände
- Natürliche Theologie. Übersetzt von Hermann Hauff. Verlag der J. G. Cotta’sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1837; online
Aktuelle Ausgaben
- William Paley: Natural Theology, mit einer Einführung von M. D. Eddy und D. M. Knight (Hrsg.). Oxford University Press, 2005, ISBN 0-19-280584-3
Literatur
- George Wilson Meadley: Memoirs of William Paley. In: The Works of William Paley. Band 1, S. 9 ff., Joshua Belcher, Boston 1810 - 5 Bände; online
- Graham Colea: William Paley’s Natural Theology: An Anglican Classic? In: Journal of Anglican Studies Band 5, S. 209–225 Cambridge University Press, 2007; doi:10.1177/1740355307083647
- Johannes Madey: William Paley (Theologe). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 16, Bautz, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-079-4, Sp. 1183–1185.
- Momme von Sydow: Darwin – A Christian Undermining Christianity? On Self-Undermining Dynamics of Ideas Between Belief and Science. In: David M. Knight, Matthew D. Eddy (Hrsg.): Science and Beliefs: From Natural Philosophy to Natural Science, 1700-1900. Ashgate, Burlington 2005, ISBN 0-7546-3996-7, S. 141–156; psychologie.uni-heidelberg.de (PDF)
- Paley, William. In: Encyclopædia Britannica. 11. Auflage. Band 20: Ode – Payment of Members. London 1911, S. 628 (englisch, Volltext [Wikisource]).
Weblinks
- D. L. Le Mahieu: Paley’s Moral Philosophy. (englisch)
- Martin Mahner: Intelligent Design und der teleologische Gottesbeweis. 2007
- Werke von und über William Paley in der Deutschen Digitalen Bibliothek
Einzelnachweise
- William Paley (1743–1805)
- von Sydow: psych.uni-goettingen.de (Memento vom 5. Februar 2009 im Internet Archive; PDF) 2005