Wilhelm von Wedel (Polizeipräsident)

Wilhelm Alfred Karl Leo Graf von Wedel (* 18. November 1891 in Berlin; † 19. Oktober 1939 in Potsdam) war ein deutscher Polizeipräsident und SS-Brigadeführer.

Herkunft

Wilhelm Alfred Karl Leo Graf von Wedel wurde am 18. November 1891 in Berlin geboren. Sein Vater war Ernst August Graf von Wedel (* 5. Juni 1838 in Osnabrück; † 25. November 1913 in Weimar), seit 1890 Oberstallmeister am Hof Kaiser Wilhelm II., vorher in gleicher Funktion am Hof des Großherzogs von Sachsen-Weimar, 1892 Exzellenz, 1905 Obertruchsess. Seine Mutter war Johanna Marie Leonie von Wagner (* 20. Dezember 1858 in Aachen; † 16. März 1932 in Weimar), Tochter des Aachener Tuchfabrikanten und Kommerzienrats Emil von Wagner (1814–1897). Wilhelm hatte drei Brüder (Emil, Jürgen-Ernst und Alfred) und eine Schwester (Alice).

Leben und Wirken

Wedel war der Sohn eines kaiserlichen Oberstallmeisters.[1] Nach dem Besuch des Wilhelm-Ernst-Gymnasiums in Weimar und dem Abitur Ostern 1911[2] trat Wedel 1911 als Fahnenjunker in das Regiment der Gardes du Corps in Potsdam ein und wurde im Jahr darauf zum Leutnant befördert. Er nahm durchgehend am Ersten Weltkrieg teil. Wedel schied 1919 aus der Armee aus und heiratete Ida Ludowica Amalie von Schubert (1895–1971), Tochter des Generalleutnants Conrad von Schubert. Aus der Ehe sind drei Kinder entsprossen.[3]

Er wurde bei einer Berliner Bank tätig und kaufte 1925 das nur noch 175 ha[4] kleine Rittergut Lohm II in der Ostprignitz, das er in der Folge verwaltete. Er schloss sich 1930 dem Stahlhelm an und wurde 1932 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 971.340) und SA, wo er bis zum Oberführer bei der SA-Gruppe Berlin-Brandenburg aufstieg.

Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“, er war beim Tag von Potsdam zu sehen,[5] wurde er am 2. August 1933 vertretungsweise Landrat im Landkreis Ostprignitz mit Dienstsitz Kyritz und wurde mit dieser Funktion am 1. August 1934 offiziell betraut. Dadurch war er auch gleich im Aufsichtsrat der regionalen Eisenbahn-Gesellschaft.[6]

Wedel wechselte 1935 im Rang eines Oberführers von der SA zur SS (SS-Nr. 254.391).[7] Im Dezember 1935 folgte er Wolf-Heinrich von Helldorff zunächst kommissarisch im Amt des Polizeipräsidenten von Potsdam nach und übernahm dieses Amt im Juni 1936 offiziell.[8] In Personalunion leitete er auch die Gestapo im Regierungsbezirk Potsdam. Zudem war er Beisitzer am Volksgerichtshof. Zum 20. April 1938 wurde er zum SS-Brigadeführer befördert. Sein Dienstsitz war auch sein Wohnsitz in der Potsdamer Priesterstraße.[9]

Literatur

  • Rainer Bookhagen: Die evangelische Kinderpflege und die Innere Mission in der Zeit des Nationalsozialismus, Mobilmachung der Gemeinden; Band 1: 1933 bis 1937; Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 3-525-55729-9, S. 619.
  • Jürgen W. Schmidt: Die Landräte des Kreises Ostprignitz von 1920 bis 1945. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz. Bd. 14 (2014), S. 151–184, bes. S. 174–178.
  • Wolf Christian von Wedel Parlow: Ostelbischer Adel im Nationalsozialismus. Familienerinnerungen am Beispiel der Wedel. V & R Unipress, Göttingen 2017, ISBN 978-3-8470-0758-6. S. 53-60.

Familie/Genealogie

  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser. Justus Perthes, Gotha 1928, S. 656.
  • Gottfried Graf Finck v. Finckenstein / Christoph Franke (Bearb.): Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser, Bd. XIX. C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2009, S. 568–569. ISBN 978-3-7980-0846-5

Einzelnachweise

  1. W. Ribbe (Hrsg.): Die Lageberichte der Geheimen Staatspolizei über die Provinz Brandenburg und die Reichshauptstadt Berlin 1933 bis 1936, Teilband I: Der Regierungsbezirk Potsdam, Köln 1998, ISBN 3-412-12096-0, S. 10.
  2. Jahresbericht über das Wilhelm-Ernst-Gymnasium in Weimar von Ostern 1910 bis Ostern 1911. S.19.
  3. Graf Wilhelm von Wedel, geni.com
  4. Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Niekammer`Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, VII, Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha, nach amtlichen Angaben. In: Letzte Ausgabe der Reihe Niekammer. 4. Auflage. Niekammer Adressbuch G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 74 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 13. August 2021]).
  5. Friedrich Glum: Der Nationalsozialismus: Werden und Vergehen. Beck, München 1962, S. 225 (google.de [abgerufen am 13. August 2021]).
  6. Julius Mossner (Hrsg.): Adreßbuch der Direktoren und Aufsichtsräte, Band II, Jahrgang 1936. Finanz-Verlag, Berlin 1936, S. 1043 (google.de [abgerufen am 13. August 2021]).
  7. Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP (SS). Stand vom 1. Dezember 1938, mit Berichtigungsh.: Stand vom 15. Juni 1939, Unveränd. Nachdr. der Ausg. Berlin 1938 und 1939. In: SS-Personalkanzlei/NSDAP/Brünn Meyer (Hrsg.): DAL der SS der NSDAP. Reprint der Original-Ausgabe von 1938 Auflage. SD-Hauptamt, Nr. 107. Biblio-Verlag, Osnabrück 1996, ISBN 978-3-7648-2487-7, S. 14–15 (d-nb.info [abgerufen am 13. August 2021]).
  8. Die Landgemeinde. Amtliches Organ des Deutschen Gemeindetages für ländliche Selbstverwaltung. Band 45, Amtliche Bestätigung Bestallung Amt Polizeipräsident. Kommunal-Verlag, Berlin 1936, S. 19 (google.de [abgerufen am 13. August 2021]).
  9. Adreßbuch der Stadt Potsdam 1938/39. Ortsteile Bornim, Bornstedt, Eiche, Nedlitz. Erscheint seit 1864 Auflage. 1. Teil Potsdam. Reichsverband des Adress,-Anzeigen,- Buchverlags-Gewerbes, Potsdam 1939, S. 151 (kobv.de [abgerufen am 13. August 2021]).
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