Wilhelm von Walther

Wilhelm von Walther zu Herbstenburg (* 20. Oktober 1870 in Bozen, Österreich-Ungarn; † 24. November 1958 in Klobenstein, Italien) war ein Südtiroler Politiker.

Leben

Wilhelm von Walther studierte an den Universitäten Innsbruck und Wien Rechtswissenschaften. Beruflich setzte er sich lange Jahre für den örtlichen Handel und Tourismus ein. Er war u. a. Sekretär der Bozner Handelskammer und Vorstandsmitglied der Spar- und Vorschußkasse Bozen.

Politisch engagierte er sich in den Reihen der Deutschfreiheitlichen Partei, für die er 1914 als Abgeordneter in den Tiroler Landtag entsandt wurde. Nach der Annexion Südtirols infolge des Ersten Weltkriegs wurde er 1921 für den Deutschen Verband ins italienische Parlament gewählt. In seiner ersten Parlamentsrede brachte er den Unwillen der deutschsprachigen Südtiroler über die erfolgte Annexion zum Ausdruck und wies auf das verletzte Selbstbestimmungsrecht hin.[1][2] Die Ausübung des Mandats wurde allerdings nach der faschistischen Machtergreifung stark erschwert. Von Walther selbst hatte zur Regierungserklärung Mussolinis am 1. November 1922 noch gemeint, man sei in Südtirol mit der Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung im Staate durch die faschistische Machtübernahme zufrieden, die autoritäre Regierung könne eine Epoche gesunder Entwicklung für Italien bedeuten.[3] 1924 zog sich von Walther aus der Politik zurück.

Wilhelm von Walthers Tochter Gertrud war mit dem Radiohersteller Max Glauber verheiratet.

Literatur

  • Hans Heiss: Südtiroler in Rom. Der „Deutsche Verband“ im italienischen Parlament 1921–1929. In: Benjamin Conrad, Hans-Christian Maner, Jan Kusber (Hrsg.): Parlamentarier der deutschen Minderheiten im Europa der Zwischenkriegszeit. Droste Verlag, Berlin 2015, S. 257–279.
  • Günther Pallaver: Zwischen Desorientierung und Neuorientierung. Südtirols Parteien in der italienisch-liberalen Phase. In: Ulrike Kindl, Hannes Obermair (Hrsg.): Die Zeit dazwischen: Südtirol 1918–1922. Vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zum faschistischen Regime / Il tempo sospeso: L’Alto Adige tra la fine della Grande Guerra e l’ascesa del fascismo (1918–1922). Edizioni alphabeta Verlag, Meran 2020, ISBN 978-88-7223-365-8, S. 219–248.
  • Othmar Parteli: Vor 75 Jahren: Wahl ins italienische Parlament. Südtirol entsendet erstmals seine Abgeordneten nach Rom. In: Dolomiten, 15. Mai 1996, S. 5.
  • Fritz Wertheimer: Von deutschen Parteien und Parteiführern im Ausland. 2. Auflage. Zentral-Verlag, Berlin 1930, S. 267.

Einzelnachweise

  1. Othmar Parteli: Rechtsverwahrung gegen die Annexion Südtirols durch Italien. Zum Auftakt der parlamentarischen Arbeit Südtirols in Rom vor 75 Jahren. In: Dolomiten, 21. Juni 1996, S. 5.
  2. Rechtsverwahrung gegen Vorenthaltung des Selbstbestimmungsrechts. Die denkwürdige Erklärung des + Abgeordneten Dr. Willi v. Walther vor bald 40 Jahren im römischen Parlament. In: Dolomiten, 29. November 1958
  3. Günther Pallaver: Zwischen Desorientierung und Neuorientierung. Südtirols Parteien in der italienisch-liberalen Phase. In: Ulrike Kindl, Hannes Obermair (Hrsg.): Die Zeit dazwischen: Südtirol 1918–1922. Vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zum faschistischen Regime / Il tempo sospeso: L’Alto Adige tra la fine della Grande Guerra e l’ascesa del fascismo (1918-1922). Edizioni alphabeta Verlag, Meran 2020, ISBN 978-88-7223-365-8, S. 237.
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