Wilhelm Stade
Friedrich Wilhelm Stade (* 25. August 1817 in Halle; † 24. März 1902[1] in Altenburg) war ein deutscher Organist, Dirigent und Komponist.
Stade war ein Sohn des Militär-Hautboisten und späteren Kaufmanns Wilhelm Carl Stade und seiner Ehefrau Dorothee Rosine geb. Thielen.[2][3] Er besuchte ab 1829 die Franckesche Lateinschule; von 1833 bis 1836 erhielt er eine Ausbildung in der Musikschule von Friedrich Schneider in Dessau.[4] Ende 1837 wurde er Musikdirektor der Bethmannschen Truppe, die zu der Zeit von seinem Vater unterstützt wurde.[5] Ende 1838 wurde er als Nachfolger von Heinrich Ernst Reichardt[6] Musikdirektor der akademischen Konzerte der Universität Jena.[7] Dort gründete er eine erfolgreiche Sing-Akademie[8] und erwarb sich mit der ganzen Breite seiner Tätigkeit hohe Anerkennung.[9] Mitte 1860 folgte er einem Ruf[10] als Hoforganist und Konzertmeister sowie Musiklehrer am Schullehrerseminar nach Altenburg;[11] zum Abschied erhielt er die Ehrendoktorwürde der philosophischen Fakultät Jena.[12] In Altenburg gründete er wiederum eine Singakademie,[13] und 1863 wurde er zum Hofkapellmeister befördert.[14] Nach dem Neubau des Altenburger Hoftheaters 1871 brachte er dort eine Reihe von Opern heraus.[15] Darunter litten jedoch seine sonstigen Aktivitäten;[16] nach der Einweihung des wiederaufgebauten Festsaals des Hofs im März 1874 zog er sich von der Opernleitung zurück und nahm besonders die Arbeit mit der Singakademie wieder auf.[17] Auch später lehnte er es ab, wieder als Operndirigent zu wirken.[18] Zwischen 1888 und 1893 zog er sich schrittweise von seinen zahlreichen Aktivitäten am Hof zurück.
Stade war ein hervorragender Organist, besonders stark in der Kunst des Phantasierens.[19] Auch war er ein Dirigent, der eine große Reihe vernachlässigter Werke älterer und neuer Zeit zu Ehren gebracht hat. Seine Kompositionen sind vielfältig und zahlreich; Kamprad gibt 267 Titel an – Lieder, Klavierwerke, Chorwerke, Orchesterwerke, Kammermusiken, Orgelwerke; dazu 33 Bearbeitungen. Nicht alle Werke sind gedruckt. Sehr geschätzt wurde seine Vertonung von Psalm CXXI anlässlich der Eheschließung von Marie von Sachsen-Altenburg 1869.[20] Bekannt sind besonders einige seiner Lieder, von denen Auf den Bergen die Burgen[21] von 1847 seinerzeit volkstümlich geworden ist. 1848 vertonte er nach Robert Blums Tod Hermann Rolletts Lied vom Robert Blum.[22]
Stade hatte eine langdauernde Arbeitsbeziehung zu Liszt; sie standen sich auch persönlich nahe.[23] Im Lauf seines langen Wirkens erhielt Stade zahlreiche Ordensauszeichnungen.[24] Die Wilhelm-Stade-Straße in Jena ist nach ihm benannt.
Stade verehelichte sich dreimal: am 7. Oktober 1839 mit der Sängerin Franziska Schmidt (* 25. April 1817; † 13. Februar 1867);[25] am 11. Januar 1869 mit der Sängerin Agnes Schnabel (* 31. Januar 1848; † 2. Februar 1870);[26] am 18. Juli 1873[27] mit der Sängerin Marie Chmelick[28] (* 25. September 1850; † 23. Januar 1931).[29] In den drei Ehen wurden acht Kinder geboren; drei von ihnen starben sehr früh. Stades erster Sohn Friedrich („Fritz“) Gustav Adolph Stade (* 28. Juli 1841; † 22. Januar 1891) war nach langem Studium (1859[30]–1869) am Leipziger Konservatorium der Musik als Cellist, Pianist und Organist in Danzig tätig, ab 1885 an der dortigen Kirche St. Johann.[31]
Literatur
- [Julius] Daehne: Wilhelm Stade (mit Porträt). In: Musikalisches Wochenblatt 22. Jg., 1891, S. 350f., 357 (Porträt), 366f. und 378f..
- W. G. Tauber: Dr. Friedrich Wilhelm Stade. Herzoglicher Hofkapellmeister zu Altenburg. Biographische Skizze. In: Neue Zeitschrift für Musik 36. Jg., 1899, S. 379‒382.
- Karl Gabler: Dr. Wilhelm Stade. Ein Gedenkblatt zu seinem 25. Todestag am 24. März 1927. In: Jahrbuch der Vereinigung der Theaterfreunde für Altenburg und Umkreis e.V. 1927. S. 47‒51.
- Klaus-Jürgen Kamprad: Friedrich Wilhelm Stade (1817–1902). Leben und Werk des Altenburger Hofkapellmeisters. E. Reinhold Verlag, Altenburg 2022, ISBN 978-3-95755-065-1. (S. 395–670: Werkverzeichnis; S. 687–697: Repertoire-Verzeichnis.)
Weblinks
Nachweise
- Kamprad S. 381, Anm. 586: Sterberegister Altenburg.
- Kamprad S. 16, Anm. 6: Kirchenbuch Halle-Neumarkt.
- Es bestand keinerlei Verwandtschaftsbeziehung zu dem Organisten und Musikschriftsteller Friedrich („Fritz“) Stade (1844‒1928) in Leipzig.
- Stade blieb zeitlebens in guter Verbindung mit Schneider; Schneider wurde Pate bei dem ersten Sohn Fritz (* 1841). (Kamprad S. 57 und 146f.)
- Vgl. Schütz: Ueber das neue Theater in Halle. (Fortsetzung) In: Allgemeine Theater-Chronik. Organ für das Gesammtinteresse der deutschen Bühnen und ihrer Mitglieder. 7. Jg. 1838, S. 393f..
- Nekrolog in Allgemeine musikalische Zeitung Band 40, 1838, Spalte 663f..
- Personalverzeichnis der Universität Jena, WS 1838/39; Privilegirte Jenaische Wochenblätter vom 11. Januar 1839, S. 13; Allgemeine musikalische Zeitung 41. Jg. 1839, Spalte 208f..
- Privilegirte Jenaische Wochenblätter vom 11. Januar 1842, S. 14; Allgemeine musikalische Zeitung 44. Jg. 1842, Spalte 422.
- Urania. 12. Band 1855, S. 31.
- Kamprad S. 116.
- Herzogl. Sachsen-Altenburgisches Amts- und Nachrichtsblatt vom 10. Juli 1860, S. 1100.
- Bericht in der Weimarer Zeitung vom 22. Juni 1860, S. 579. Sein Nachfolger wurde Ernst Naumann.
- Vgl. Neue Zeitschrift für Musik Bd. 55, 1861, S. 49.
- Herzogl. Sachsen-Altenburgisches Amts- und Nachrichtsblatt vom 26. September 1863, S. 1589.
- Kamprad S. 195–197.
- Neue Zeitschrift für Musik Bd. 69, 1873, S. 461f.
- Neue Zeitschrift für Musik Bd. 70, 1874 S. 129f. und 346.
- Kamprad S. 244–246.
- Daehne 1891, S. 350f.; Gabler 1927, S. 49f.; Kamprad S. 340.
- Er erhielt dafür das Schwarzburgische Ehrenkreuz III. Klasse (Herzogl. Sachsen-Altenburgisches Amts- und Nachrichtsblatt vom 17. August 1869, S. 1597).
- „Vor Jena“, vgl. Tauber 1899, S. 382.
- Privilegirte Jenaische Wochenblätter vom 16. Dezember 1848, S. 160; Text in Gedichte, Jena 1849, S. 347–349.
- Liszt war Pate von Stades Sohn Franz (* 15. September 1855); vgl. Kamprad S. 72, 304, 353f.
- beginnend mit dem Silbernen Verdienstkreuz des Sachsen-Ernestinischen Hausordens (Herzogl. Sachsen-Altenburgisches Amts- und Nachrichtsblatt vom 3. August 1865, S. 1241). Spätere Orden zusammengestellt im Staats- und Adreß-Handbuch des Herzogthums Sachsen-Altenburg 1902, S. 14; der letzte war das Ritterkreuz 1. Klasse vom Orden Albrechts des Bären (Musikalisches Wochenblatt vom 14. Februar 1895, S. 103).
- Kamprad S. 56; Herzogl. Sachsen-Altenburgisches Amts- und Nachrichtsblatt vom 16. Februar 1867, S. 318.
- Herzogl. Sachsen-Altenburgisches Amts- und Nachrichtsblatt vom 16. Januar 1869, S. 102, und vom 5. Februar 1870, S. 121.
- Herzogl. Sachsen-Altenburgisches Amts- und Nachrichtsblatt vom 19. Juli 1873, S. 823.
- Chmelick war eine Lieblingsschülerin von Friedrich Wieck (Kamprad S. 191–193).
- Kamprad S. 203 Anm. 297 und S. 390.
- Nr. 753 in Statistik des Königl. Conservatoriums der Musik zu Leipzig 1843–1883. Leipzig 1883, S. 16.
- Kamprad S. 57, 109f., 166–168, 336–338, 341, 344f., 348;
Adressbuch Danzig 1878, S. I-145; 1890, S. I-187 und S. III-37.