Wilhelm Sebastian

Wilhelm Sebastian (* 17. Januar 1903 in Mannheim; † 30. Oktober 1978 Weinheim) war ein deutscher Automobilrennfahrer und Rennmechaniker.

Rudolf Caracciola und Wilhelm Sebastian bei ihrem Sieg bei der Mille Miglia 1931
Ein Auto Union Typ A wie ihn Wilhelm Sebastian 1934 pilotierte

Karriere

Der Benz-Mitarbeiter Wilhelm Sebastian nahm in den 1920er bei verschiedenen Rennen als Beifahrer von Willy Walb teil. Sie gewannen zusammen 1924 das Königstuhl-Bergrennen auf dem Mittelmotor-Sportwagen Benz RH und belegten am 15. Juli 1928 beim Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring mit einem Mercedes-Benz SS den 3. Platz.

Am 14. Juli 1929 war Wilhelm Sebastian beim Großen Preis der Nationen auf dem Nürburgring Beifahrer von August Momberger und Max von Arco-Zinneberg. Sie gewannen mit einem Mercedes-Benz SSK die Sportwagenklasse über 3-Liter und wurden Gesamtdritte.[1]

Wilhelm Sebastian gewann im Jahr 1931 als Beifahrer und Mechaniker von Rudolf Caracciola die Mille Miglia in Italien. Das deutsche Duo setzte sich auf einem Mercedes-Benz SSKL als erste Nicht-Italiener in der Geschichte des Rennens durch, obwohl es aufgrund der Weltwirtschaftskrise kaum von Mercedes-Benz unterstützt werden und somit für das 1000-Meilen-Rennen auf öffentlichen Straßen nicht trainieren konnte.

Am 19. Juli 1931 gewannen Rudolf Caracciola und Wilhelm Sebastian den Großen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring, ebenfalls mit einem Mercedes-Benz SSKL. Bei dem Rennen wurde an diesem Fahrzeug auch zum ersten Mal bei Mercedes-Benz der "Schnellwagenheber" eingesetzt, den Wilhelm Sebastian zusammen mit Willy Walb entwickelt hatte. Der Einsatz dieses Wagenhebers war mit entscheidend für den Sieg, da dadurch knapp 1 Minute beim Reifenwechsel eingespart werden konnte.[2] Möglicherweise wurden Wilhelm Sebastian und Willy Walb von Bugatti inspiriert, die solch einen Wagenheber im Monat davor beim Großen Preis von Frankreich verwendet hatten.

Zur Saison 1934 trat er im neu geschaffenen Auto-Union-Werksteam unter Rennleiter Willy Walb zusammen mit August Momberger in der Grand-Prix-Europameisterschaft als Reservefahrer an. Die Stammpiloten hießen Hans Stuck und Hermann zu Leiningen. Sebastian startete auf Typ A bei der Coppa Acerbo in Pescara, beim Großen Preis von Italien auf der Hochgeschwindigkeitsbahn im Königlichen Park von Monza und beim Großen Preis der Tschechoslowakei auf dem Masaryk-Ring nahe Brünn.

Ende August in Pescara vertrat Wilhelm Sebastian den erkrankten August Momberger und wurde gemeinsam mit Stammfahrer Stuck, der seinen Wagen zwischenzeitlich mit Kolbenschaden abstellen musste und Sebastians Fahrzeug übernahm, Fünfter.[3] Am 9. September wurde er gemeinsam mit Momberger in Monza Siebenter.[4] Drei Wochen später vertrat Sebastian den an einer Arthritis leidenden Momberger in Brünn und wurde ebenfalls Siebenter[5], dies war der letzte Grand Prix seiner Karriere. Am Saisonende trat er vom Rennsport zurück, da er sich nicht für schnell genug für die Europameisterschaft hielt.[6]

Danach war Wilhelm Sebastian als Chefmechaniker im Rennteam der Zwickauer Auto Union aktiv, in dem sein Bruder Ludwig[7] als Mechaniker fungierte. Dieser arbeitete zuerst für Bernd Rosemeyer und später für Tazio Nuvolari.

Kurz vor Rosemeyers tödlichem Unglück am 28. Januar 1938 auf der Reichsautobahn Frankfurt–Darmstadt riet Sebastian diesem noch von den Rekordfahrten ab. Rosemeyer versicherte ihm, dass er das Risiko einschätzen könne.[8][9]

„Lass’ doch den Scheiss, diese blöden Rekordfahrten, wir brauchen dich doch für die Rennsaison. – Du kannst versichert sein, ich merke es alleine, wenn es nicht geht. Ich will nur noch mal rantasten.“

Wilhelm Sebastian starb am 30. Oktober 1978 im Alter von 75 Jahren in Weinheim.

Vorkriegs-Grand-Prix-Ergebnisse

SaisonTeamWagen123456
1934 Auto Union AGAuto Union Typ A
DNS7. 1
Legende
FarbeBedeutungEM-Punkte
GoldSieg1
Silber2. Platz2
Bronze3. Platz3
GrünKlassifiziert, mehr als 75% der Renndistanz zurückgelegt4
Blaunicht punkteberechtigt, zwischen 50% und 75% der Renndistanz zurückgelegt5
Violettnicht punkteberechtigt, zwischen 25% und 50% der Renndistanz zurückgelegt6
Rotnicht punkteberechtigt, weniger als 25% der Renndistanz zurückgelegt7
FarbeAbkürzungBedeutungEM-Punkte
SchwarzDSQdisqualifiziert (disqualified)8
WeißDNSnicht gestartet (did not start)
DNAnicht erschienen (did not arrive)
sonstigeP/fettPole-Position
SR/kursivSchnellste Rennrunde
DNFRennen nicht beendet (did not finish)
1 
Sebastian übernahm während des Rennens den Wagen von August Momberger und steuerte ihn auf Rang sieben.

Literatur

  • Dietrich Conrad: FORMEL SEB. Sebastian und die Silberpfeile. Verlag Waldkirch, Mannheim 2023, ISBN 978-3-86476-179-9.
Commons: Wilhelm Sebastian – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Sebastian, Beifahrer von August Momberger. Mercedes-Benz Classic M@RS, abgerufen am 2. April 2022.
  2. Alfred Neubauer: Männer, Frauen und Motoren. Hrsg.: Hans Dulk-Verlag, Hamburg. 1. Januar 1958.
  3. Leif Snellman, Hans Etzrodt, Felix Muelas: X° COPPA ACERBO. www.goldenera.fi, 17. November 2019, abgerufen am 9. April 2024 (englisch).
  4. Leif Snellman, Hans Etzrodt, Felix Muelas: XII° GRAN PREMIO D'ITALIA. www.goldenera.fi, 6. Dezember 2019, abgerufen am 9. April 2024 (englisch).
  5. Leif Snellman, Felix Muelas: V MASARYKUV OKRUH. www.goldenera.fi, 3. Januar 2020, abgerufen am 2. Oktober 2020 (englisch).
  6. Leif Snellman, Hans Etzrodt, Felix Muelas: 1935 GRAND PRIX SEASON. www.goldenera.fi, 6. April 2022, abgerufen am 9. April 2024 (englisch).
  7. Ludwig Sebastian: Hinter dröhnenden Motoren - Bernd Rosemeyers Monteur erzählt. Hrsg.: Ueberreuter. 1. Januar 1952.
  8. Malte Jürgens, Martin Schröder: Bernd Rosemeyer – Der tragische Tod einer Rennfahrerlegende. www.motor-klassik.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. März 2016; abgerufen am 4. Juli 2014.
  9. Thomas Imhof: Wie der Autoheld wirklich starb. www.welt.de, 26. Oktober 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 1. Dezember 2016; abgerufen am 4. Juli 2014.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.