Wilhelm Richter (Mediziner)
Wilhelm Adolf Karl Richter (* 29. November 1892 in Köln; † 14. März 1944 in Baschtanka) war ein deutscher Dermatologe.
Leben
Wilhelm Richter erhielt seine dermatologische Ausbildung als unbesoldeter Assistenzarzt bei Max Joseph (1860–1932) an der Hautabteilung der Berliner Chirurgischen Universitätsklinik, deren Leiter zu jener Zeit der Chirurg August Bier war. Ende 1931 wurde er habilitiert und ab dem 23. Februar 1932 Privatdozent der Dermatologie. In den Jahren 1932 und 1933 leitete er die Hautabteilung der Berliner Universitäts-Frauenklinik.
Richter zählte zu den Unterzeichnern eines Wahlaufrufs zugunsten der NSDAP am 5./6. November 1932 und trat der Partei 1933 bei. Im Juni 1933 wurde er Dezernent für das Medizinalwesen in der Reichsleitung der SA und hatte in dieser NS-Organisation den Rang eines SA-Sturmführers inne.
Am 3. November 1933 wurde er zum außerordentlichen Professor ernannt und übernahm 1934 kommissarisch die Direktion der Universitätshautklinik in Bonn. Am 25. September 1934 erfolgte die Ernennung zum ordentlichen Professor und er wechselte noch im selben Jahr nach Berlin. Am 1. Oktober 1935 wurde Richter zunächst vertretungsweise zum neuen Direktor und Ordinarius der Universitätshautklinik in Greifswald berufen. Richter, der auch dem NS-Dozentenbund sowie der Reichsfachschaft Hochschullehrer angehörte, äußerte die Absicht, die Klinik „im reinen nationalsozialistischen Sinne“ zu führen. Am 1. März 1939 übernahm er diese Position vollständig, meldete sich aber bereits am 15. September zum Militärdienst in der Wehrmacht. Im Range eines Oberstabsarztes übernahm Richter Aufgaben der heeresmedizinischen Organisation; daneben hatte er den Befehl, in Warschau Aktenmaterial zu Robert Koch aufzufinden und zu sammeln.
Richter untersuchte die Wirkungen von chemischen Kampfstoffen und führte dazu auch Versuche an lebenden Menschen durch.[1]
In der Nacht vom 13. zum 14. März 1944 starb Wilhelm Richter bei Kampfhandlungen an der Ostfront nahe Nikolajew.
Schriften
- Entwicklung der nationalsozialistischen Weltanschauung und ihr Einfluß auf die Wissenschaft, Universitätsverlag Greifswald, 1936, urn:nbn:de:gbv:9-g-859732
- Kampfstoffwirkung und Heilung, J.A. Barth, Leipzig, 1939
Literatur
- Christoph Jahr (Hrsg.), Rebecca Schaarschmidt (Mitarbeit): Die Berliner Universität in der NS-Zeit. Band I: Strukturen und Personen. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-515-08657-9.
- Wolfram Fischer (Hrsg.): Exodus von Wissenschaften aus Berlin. Fragestellungen – Ergebnisse – Desiderate. Entwicklungen vor und nach 1933. Walter de Gruyter, Berlin / New York 1994, ISBN 3-11-013945-6.
- Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Heidelberg 2004, S. 139.
- Klaus Harnack: Die Hautklinik der Charité und die Dermatologie in Berlin (1710–1999). BMV, Berlin 2000, ISBN 3-88040-208-6.
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
Weblinks
- Tabea Kapp: Die Entwicklung der Universitäts-Hautklinik Greifswald in der Zeit des Nationalsozialismus unter besonderer Berücksichtigung von Patientenakten mit den Diagnosen Syphilis und Gonorrhoe. Dissertation, Universität Greifswald, 2011, urn:nbn:de:gbv:9-000985-1
Einzelnachweise
- Ralph Sommer: Kampfstoff-Tests am lebenden Menschen. In: Nordkurier vom 12. April 2013