Wilhelm Holzbauer

Wilhelm Holzbauer (* 3. September 1930 in Itzling; † 15. Juni 2019 in Wien)[1] war ein österreichischer Architekt.

Wilhelm Holzbauer (1981)

Leben

Wilhelm Holzbauer besuchte von 1945 bis 1949 die Gewerbeschule Salzburg und studierte danach an der Akademie der bildenden Künste Wien in der Meisterklasse von Clemens Holzmeister Architektur. Nach seiner Zugehörigkeit zur arbeitsgruppe 4 studierte Holzbauer 1956 bis 1957 am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge (Vereinigte Staaten). Danach lehrte er als Gastprofessor bis 1959 in Manitoba (Kanada) und an der Yale University in New Haven, Vereinigte Staaten.

1964 eröffnete er schließlich ein Architekturbüro in Wien, ein weiteres folgte 1969 in Amsterdam. Seine Lehrtätigkeit setzte Holzbauer zwischen 1977 und 1998 als Professor an der Hochschule für angewandte Kunst Wien fort, 1987 bis 1991 war er hier auch Rektor.

Von 1979 bis 1989 leistete sich Holzbauer aus Freude an gutem Essen das kleine Restaurant Mattes in der Schönlaterngasse in Wien, in dem nacheinander die Küchenchefs Richard Hedrich, Reinhard Gerer und Walter Bauer kochten.[2] Es war das erste Wiener Haubenrestaurant.[3]

Er hatte drei Kinder aus erster Ehe mit Ursula Holzbauer und eine Tochter aus seiner zweiten Ehe mit der Japanerin Mari Izumi-Holzbauer.

Holzbauer war einer der Überlebenden des Untergangs der Andrea Doria, an deren Bord er 1956 mit einem Fulbright-Stipendium in die USA ging.[4][5][6] Holzbauers letztes Atelier befand sich im 6. Bezirk Wiens, Mariahilf, Haydngasse 11–13.

Wirken

Architekturkritiker sehen Holzbauer als „Vertreter einer ‚pragmatischen‘ Architektur mit monumentaler Zeichenhaftigkeit, physiognomischer Prägnanz und manieristischer Überhöhung“, Holzbauer selbst sieht sich als „einen klassischen Architekten, der stets versucht, sich der Situation anzupassen, nichts von den verschiedenen Strömungen der Moderne und Nachmoderne und doch von allem etwas“,[7] in einer Architektur, „deren Wurzeln in einer pragmatischen Grundhaltung liegen und nicht in einer ideologischen.“[8]

Holzbauer konnte sich rasch mit wichtigen Aufträgen für private wie öffentliche Bauherren in der Öffentlichkeit positionieren. Das Wiener Stadtbild beeinflusste er maßgeblich durch seine Planung der Fußgängerzone in der Kärntner Straße sowie durch die Designs für die Wiener U-Bahnen, die auch international preisgekrönt wurden. Immer wieder machte Holzbauer durch Interviews und andere Medienauftritte von sich reden. Für Gesprächsstoff sorgte auch der Architekturwettwerb für den Umbau des Kleinen Festspielhauses in Salzburg, den Holzbauer bereits über Jahre hinweg angeregt und dafür auch Pläne vorgelegt hatte. Holzbauer berief sich dabei auch auf seine Vertrautheit mit den Ideen Holzmeisters. Nach heftigen Protesten Holzbauers, der als Zweitgereihter aus dem Wettbewerb hervorging, kam es schließlich zu einer Zusammenarbeit mit dem Sieger, der Arbeitsgemeinschaft Herman & Valentiny und Wimmer Zaic Architekten, mit Holzbauer.

Für die Wiener Staatsoper entwarf Holzbauer 1999 das Bühnenbild für die Neuinszenierung von Franz Lehárs Die lustige Witwe (Regie Andrei Şerban, Dirigent John Eliot Gardiner), wobei er auch die Kostüme mitgestaltete.

Ausgewählte Bauten

Das Landhaus in Bregenz, Sitz des Amts der Vorarlberger Landesregierung
Gasometer D im Inneren

Publikationen

  • Holzbauer, Wilhelm: Bauten und Projekte 1953–1985, 1985
  • Holzbauer, Wilhelm: Bauten und Projekte 1985–1990, 1990
  • Achleitner, Friedrich, Holzbauer, Wilhelm: Buildings and Projects – Bauten und Projekte. Stuttgart 1995
  • Holzbauer, Wilhelm: Arbeiten aus den letzten 5 Jahren des vergangenen Jahrtausends. Ausstellungskatalog, Universität für angewandte Kunst. Wien 2000

Literatur

  • August Sarnitz (Hrsg.): Drei Wiener Architekten: Wilhelm Holzbauer, Gustav Peichl, Roland Rainer, Katalog zur Ausstellung: Three Viennese architects, 2., korrigierte Auflage. Edition Tusch, Wien 1984, ISBN 3-85063-148-6.

Auszeichnungen und Ehrungen

Commons: Wilhelm Holzbauer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. orf.at: Architekt Wilhelm Holzbauer gestorben. Artikel vom 15. Juni 2019, abgerufen am 15. Juni 2019.
  2. eatdrink von Klaus Kamolz Das Huhn ist gerupft. 9. Juli 2011, abgerufen am 11. Mai 2023.
  3. https://www.oe24.at/lifestyle/wohnen/wohnen-einrichten/architekten-privat-so-wohnen-profis/6234888. 8. Mai 2009, abgerufen am 11. Mai 2023.
  4. Profil: Zeitgeschichte: Alles klar!. Artikel vom 22. Juli 2006, abgerufen am 5. August 2018.
  5. Salzburger Nachrichten: Holzbauer: „Das ist ein Anschlag auf die Stadt“. Artikel vom 31. Mai 2012, abgerufen am 5. August 2018.
  6. Salzburger Nachrichten: „Zeitzeugen“: Architekt Wilhelm Holzbauer im Gespräch. Artikel vom 31. Mai 2012, abgerufen am 5. August 2018.
  7. Zitat verändert: „Ich würde mich als einen der wenigen klassischen Architekten bezeichnen. Ich versuche stets, mich der Situation anzupassen, dadurch entstanden viele verschiedene architektonische Bauten. Heute gibt es Richtungen wie Postmodernismus und Minimalismus. Ich bin nichts von alledem und doch von allem etwas.“ Wilhelm Holzbauer, in: Was macht eigentlich… Wilhelm Holzbauer. Interview. ECHO Salzburg online, 5. August 2011
  8. zitiert nach Ulrike Springer. Von der Avantgarde zur Baukunst. In: RWR 4/2009, S. 18, Abschnitt Pragmatisch und monumental – Wilhelm Holzbauer (online, austrians.org)
  9. Neue Architektur in Österreich 1945–1970. R. Bohmann-Verlag, Wien 1969, S. 154f.
  10. diese noch etliche andere Projekte, siehe Projects, agu.at
  11. Bauausstellung Berlin GmbH, Carlheinz Feye (Hrsg.): Internationale Bauausstellung Berlin 1987 – Projektübersicht. Aktualisierte und erweiterte Auflage. Berlin 1991, ISBN 3-926641-22-3, S. 284, 285.
  12. Aufstellung aller durch den Bundespräsidenten verliehenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ab 1952 (PDF-Datei; 6,6 MB)
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