Wilfred Shingleton
Wilfred James Shingleton, auch Wilfrid Shingleton (* 24. Januar 1914 in Brentford, Grafschaft Middlesex, heute ein Teil Londons; † Juni 1983 in London-Hillingdon) war ein britischer Filmarchitekt.
Leben und Wirken
Shingleton, einer der herausragendsten Szenenbildner des hochwertigen Unterhaltungskinos seines Landes nach 1945, stieß im Jahre 1931 zum Film. Bei der Produktionsfirma Ealing erlernte er sein Handwerk von der Pike auf. Ab 1937 war er als Filmarchitekt mitverantwortlich tätig, bis zu seiner Einberufung 1941 aber nur bei Filmen untergeordneter Bedeutung beschäftigt.
Shingletons Karriere erhielt nach seiner Rückkehr zum Film 1945/46 einen starken Schub. Schon sein Nachkriegserstling, an dem er an der Seite des erfahreneren Kollegen John Bryan mitarbeiten durfte, brachte ihm großes Renommee ein. Für die Ausführung der von Bryan entworfenen, bis ins Detail präzisen Dekorationen zu David Leans Dickens-Adaption Geheimnisvolle Erbschaft, mit der er das England Queen Victorias evozierte, brachte Shingleton einen Oscar ein.
Seitdem war Wilfred Shingleton an einer Fülle von qualitativ hochwertigen Filmen beteiligt – u. a. John Hustons African Queen mit Humphrey Bogart und Katharine Hepburn, Herr im Haus bin ich mit Charles Laughton, Der Schlüssel mit William Holden und Sophia Loren, Einst ein Held mit John Mills und Alec Guinness, Spiel mit dem Schicksal mit Laurence Olivier – bei denen er vor die unterschiedlichsten Aufgaben gestellt wurde. Shingleton vermochte sowohl kammerspielartigen Dramen als auch exotischen Abenteuerstoffen ein adäquates Flair zu verleihen. Mit seinen Bauten zu Jack Claytons Schloß des Schreckens kreierte er eine perfekte ‘gothic’-Atmosphäre; sein verschachteltes, enges und mit Knoblauchzehen bestücktes Wirtshaus sowie das schaurige Grafenschloß mit seinem lichten Ballsaal in Roman Polańskis Tanz der Vampire gehörten zu seinen besten Spätleistungen.
Polanski holte den Londoner auch 1971 für seine Macbeth-Version, die ebenfalls durch Shingletons Kulissen stark an grimmiger Atmosphäre gewann. Seine letzte Arbeit verrichtete der Szenenbildner als 67-Jähriger für James Ivorys bildgewaltigen Indien-Bilderbogen Hitze und Staub. Wilfred Shingleton hatte auch für das Fernsehen entworfen, seine bekannteste und aufwändigste Produktion wurde 1977/78 der vieldiskutierte US-Vierteiler Holocaust.
Filmografie
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Literatur
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 303.