Wien (Segelflugzeug)

Die Wien war ein einsitziges Segelflugzeug, das 1929 als Einzelstück für Robert Kronfeld bei der Rhön-Rossitten-Gesellschaft (RRG) entstand.[1] Das Flugzeug übernahm exakt den Namen des von dem Wiener Diplomingenieur Alois Kermer (1894–1967), Alumnus der Technischen Hochschule Wien, konstruierten und beim 1. Österreichischen Segelflugwettbewerb am Waschberg bei Stockerau 1923 erfolgreichen österreichischen Seglers. Der laut Aufschrift vom Wiener Automobil-Club gesponserte Kermer-Segler „Wien“ befindet sich im Technischen Museum Wien, der von Karl Kupelwieser gestiftete Preispokal für den Konstrukteur des damals erfolgreichsten österreichischen Flugzeugs zusammen mit persönlichen Dokumenten Kermers im Archiv der Technischen Universität Wien.

Wien
Kronfeld mit der Wien in Hanworth, 28. Juni 1931
Kronfeld mit der „Wien“ in Hanworth, 28. Juni 1931
TypSegelflugzeug
Entwurfsland

Deutsches Reich Deutsches Reich

Hersteller Kegelflugzeugbau Kassel
Erstflug 29. Februar 1929
Stückzahl 1

Geschichte

Um beim Rhönwettbewerb 1929 auch im „Leistungswettbewerb“ erfolgreich zu sein, wurde im Auftrag Robert Kronfelds aus dem Professor ein neues Flugzeug entwickelt. Nach einem Entwurf Alexander Lippischs konstruierte Hans Jacobs mit Unterstützung Emil Pohorilles im Spätherbst 1928 in der Flugtechnischen Abteilung der RRG das nach der Heimatstadt Kronfelds Wien genannte Segelflugzeug. Gebaut wurde das Flugzeug beim Kegel-Flugzeugbau Kassel; der Erstflug erfolgte am 26. Februar 1929 vom Kahlenberg bei Wien.[2]

Konstruktion

Der mit je einem V-Stiel abgestrebte Schulterdecker hatte eine zweigeteilte Tragfläche. Diese hatte die gleiche Flügelfläche wie die Professor, aber drei Meter mehr Spannweite (19,10 m) und damit eine höhere Streckung; das Normalleitwerk wurde fast unverändert übernommen. Der Querschnitt des Rumpfes war ellipsenförmig; das Cockpit wurde auf Kronfeld zugeschnitten.[2]

Nutzung

Am 15. Mai 1929 gelang Kronfeld im Teutoburger Wald mit der Wien ein Weltrekord mit 102,2 Kilometern Flugstrecke. Damit errang er den am 30. September 1928 von der Sonntagszeitung Grüne Post ausgeschriebenen Preis von 5000 Reichsmark für den ersten Streckenflug über 100 km mit einem Segelflugzeug.[3] Beim Rhönwettbewerb im August 1929 folgten zwei weitere Streckenweltrekorde mit 142,4 und 149,4 km und die Steigerung des Höhenrekords auf 2281 und später 2589 Meter. Im Mai 1930 folgte mit etwa 80 km der bisher weiteste Flug in England. Bei der Rhön 1930 stellte er seinen eigenen Rekord mit Flügen von 150,3 und 164,8 km ein. Am 20. Juni 1931 überquerte die Wien als erstes Segelflugzeug den Ärmelkanal. 1932 nach Frankreich verkauft, verliert sich 1938 die Spur des Flugzeugs.[2]

Technische Daten

Kenngröße Daten[1]
Besatzung1
Länge6,50 m
Spannweite19,10 m
Höhe
Flügelfläche18,60 m²
Tragflächenbelastung13,80 kg/m²
Flügelstreckung20
FlügelprofilGö 549 (modifiziert)
Gleitzahl
Geringstes Sinken
Rüstmasse158 kg[4]
Flugmasse248 kg
Höchstgeschwindigkeit

Siehe auch

Commons: Lippisch Wien – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Georg Brütting: Die berühmtesten Segelflugzeuge. 1. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 1970, S. 32 f.
  2. Peter Ocker: Hans Jacobs. Pionierleben im Flugzeugbau. Hrsg.: Peter Ocker. 1. Auflage. Heidenheim 2012, ISBN 978-3-00-039539-0, S. 216–219.
  3. Christian Hoebel: Auch westfälische Gedenksteine erinnern an die Geschichte der Luftfahrt. In: Westfälischer Heimatbund (Hrsg.): Heimatpflege in Westfalen. Nr. 6, 2007, ISSN 0933-6346, S. 2122 (Heimatpflege in Westfalen [PDF]).
  4. Martin Simons: Segelflugzeuge 1920–1945. Eqip, Königswinter 2001, ISBN 3-9806773-6-2, S. 63.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.