Westafrika

Unter Westafrika versteht man im Allgemeinen den westlichen Teil des afrikanischen Kontinents, nordwärts bis etwa zur Zentralsahara, im Süden und Westen durch den Atlantischen Ozean begrenzt. Geographisch gesehen gehören zum Westteil Afrikas auch die nördlich der Sahara (und damit in Nordafrika) gelegenen Länder des Maghreb.

Westafrika

Definition

Land Als Westafrika definiert laut…
UN
(UN-Statistikkommission[1])
UNHCR[2]UN/ECA[3]ECOWASWAFU
Benin Benin xxxxx
Burkina Faso Burkina Faso xxxxx
Elfenbeinküste Elfenbeinküste xxxxx
Gambia Gambia xxxxx
Ghana Ghana xxxxx
Guinea-a Guinea xxxxx
Guinea-Bissau Guinea-Bissau xxxxx
Kap Verde Kap Verde xxxxx
Liberia Liberia xxxxx
Mali Mali xxxxx
Mauretanien Mauretanien xx
Niger Niger xxxxx
Nigeria Nigeria xxxxx
Senegal Senegal xxxxx
Sierra Leone Sierra Leone xxxxx
Togo Togo xxxxx
St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha x[4]
Länder Gesamt 16 (+1)15151516

Geographie

Die Großregion erstreckt sich über einen Großteil des Afrikanischen Kontinents, der Teile der Sahara im Norden einbezieht und im Süden von den Küstenregionen des Atlantiks bis zu dem Hochland von Adamaua und dem Kamerunberg erstreckt. Allgemein umfasst Westafrika den westlichen Teil der Großlandschaften des Sahel und des Sudans sowie die tropischen Regenwälder der Oberguineaschwelle. Das Klima der Großregion ist aufgrund ihrer Ausdehnung höchst unterschiedlich, während der Norden der Region ganzjährig im Einflussgebiet des trockenen Passat-Windes liegt, auch Harmattan genannt, steht der Süden der Region unter Einfluss des Westafrikanischen Monsunsystems und wird als tropisch-wechselfeuchtes Klima bezeichnet, mit regional unterschiedlich ausgeprägten Trocken- und Regenzeiten.

Höchste Erhebung Westafrikas westlich von Kamerun ist der Pico de Fogo auf den Kapverdischen Inseln mit 2829 m.[5]

Die Vegetationsformen sind ebenfalls unterschiedlich. Während im Norden die Vegetationsformen der Sahara vorherrschend sind, dehnen sich im Bereich des Sahel die Trockensavannen der Südsahara-Gras-und-Strauchsavanne und der Sahel-Akazien-Savanne aus. Im Sudan herrschen die Feuchtsavannen der Westlichen Sudan-Savanne[6] vor, und auf der Luvseite der Oberguineaschwelle existiert ein ausgedehnter Regenwald.

Bevölkerung

Der nördliche Teil Westafrikas im Satellitenbild

Im Übergangsbereich zur Sahara und in Mauretanien leben hellhäutige Berber (Tuareg) und Araber, südlich davon vor allem schwarzafrikanische Völker. Viele Westafrikaner sind Anhänger indigener Religionen; der Islam hat im Mittelalter an Einfluss gewonnen. Minderheiten von Christen leben als Folge europäischer Missionierung vor allem an der südlichen Küste. Es besteht eine Diaspora von Libanesen und Syrern, vor allem in den großen Städten. Die Fellowship of Christian Councils and Churches in West Africa besteht seit 1994.

Geschichte

Vor der Ankunft der Europäer bestanden in Westafrika bedeutende Reiche wie Ghana, Mali und Songhai. Ab dem 15. Jahrhundert gründeten Briten, Brandenburger, Dänen, Franzosen, Niederländer, Portugiesen und Schweden Forts und Faktoreien entlang der Küste, vor allem um den lukrativen Sklavenhandel mit Nordamerika betreiben zu können.

Westafrika hatte lange Zeit den Ruf als „Grab des weißen Mannes“. Im 18. Jahrhundert starben 25 bis 75 % der neuankommenden Europäer innerhalb des ersten Jahres nach Ankunft an Tropenkrankheiten wie Malaria, Gelbfieber oder der Schlafkrankheit. Später waren es schätzungsweise immer noch gut 10 %.[7] Die Ausbreitung dieser Krankheiten wurde durch die hohe Verbreitung von Malariamücken und Tsetsefliegen sehr begünstigt. Hinzu kamen die schlechten hygienischen Bedingungen während der Regenzeit, welche zusätzlich zur Amöbenruhr führen konnten.

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde die koloniale Aufteilung zementiert. In Westafrika lagen um 1900 die ausgedehnten Kolonialgebiete von Britisch-, Deutsch- und Französisch-Westafrika.

Um 1960 kam es zu einer Unabhängigkeitswelle, im Zuge derer zahlreiche westafrikanische Staaten souverän wurden.

Politik

Westafrika ist geprägt von den Gegensätzen der frankophonen und anglophonen Staaten, auch als Folge unterschiedlicher Auffassungen von Kolonialisierung durch Franzosen und Briten. Die Bindungen der ehemaligen Kolonien an ihre Mutterländer sind zum Teil enger als zu den Nachbarländern. Die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS dient der Integration Westafrikas und bemüht sich in den zahlreichen Krisenregionen um Frieden (Sierra Leone, Liberia, Elfenbeinküste).

Wirtschaft und Infrastruktur

Die Sahelstaaten gehören zu den ärmsten der Welt, Nigeria ist trotz Ölreichtums stark unterentwickelt. An den Küsten gibt es Monokulturen einer auf den Export ausgerichteten Landwirtschaft. Eine große Zahl Westafrikaner betreibt Subsistenzwirtschaft.

Das Straßennetz ist unzureichend ausgebaut.

Das Fernstraßennetz Westafrikas ist beteiligt an folgenden transkontinentalen Straßenbauprojekten, den Trans-African Highways

Bedeutende Häfen sind Abidjan, Accra, Conakry, Dakar, Freetown (Hafen Freetown), Lagos und Lomé.

Eisenbahnen existieren unter anderem als Transportmöglichkeit einiger Binnenstaaten zur Küste infolge kolonialer Wirtschaftspolitik. Nigeria baut seit 2009 sein Schienennetz (1.067-mm-Kapspur und 1.435-mm-Normalspur) aus. Die Nigerian Railway Corporation verzeichnete im ersten Halbjahr 2021 Rekordeinkünfte in Höhe von 2,12 Milliarden Naira (ca. 4,664 Mio. Euro), eine Steigerung von 31 % zum Vergleichszeitraum 2019.[8][9]

Schienennetze in Westafrika (Stand 2022; Angabe der Einwohnerzahl großer Städte und Spurbreite)

Kultur

In Westafrika werden über die Hälfte der afrikanischen Sprachen gesprochen. Es dominieren die nigerkordofanische und die afroasiatische Sprachgruppe. Bedeutend für die traditionelle Kultur der Savannen- und Regenwaldvölker sind die mündliche Überlieferung des Wissens durch Griots sowie der Gebrauch von Masken und Tänzen zu zeremoniellen Anlässen.

Literatur

  • Horst-Günter Wagner: Übervölkerung, agrare Tragfähigkeit und deren geoökologische Grundlagen in Westafrika. S. 167–209, in: Lindauer, M. und A. Schöpf (Hrsg.): Die Erde unser Lebensraum. Überbevölkerung und Unterbevölkerung als Probleme einer Populationsdynamik. 2. Symposium der Universität Würzburg (Symposium 1985). Stuttgart (Klett) 1987, ISBN 3-12-984570-4.
  • Horst-Günter Wagner: Straßenbau im Sahel von Mali (Gourma) als Entwicklungsinstrument. Erdkunde, Band 42, 1988, S. 214–224.
  • Horst-Günter Wagner: Wirtschaftsräumliche Folgen von Straßenbaugroßprojekten in westafrikanischen Ländern (Kamerun, Burkina Faso, Mali, Sierra Leone). Würzburger Geogr. Arbeiten, Heft 62, 1984, 79 S.
  • Thomas Frick: Abenteuer Westafrika: mit 1000 Euro durch Westafrika – Senegal, Gambia, Guinea-Bissau, Marokko und West-Sahara. Epubli Verlag, 2016, 94 S., mit zahlreichen Abbildungen und Karten, ISBN 3-7418-8148-1.
Commons: Westafrika – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Westafrika – Reiseführer
Wiktionary: Westafrika – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. United Nations Statistics Division: Standard country or area codes for statistical use (M49). Geographic regions. 15. März 2021, abgerufen am 15. März 2021 (englisch).
  2. West Africa UNHCR. Abgerufen am 22. Februar 2018
  3. West Africa Office. UNECA. Abgerufen am 22. Februar 2018.
  4. Geographic Regions. In: UNSD–Methodology. United Nations Statistics Division, abgerufen am 1. Mai 2017 (englisch).
  5. Liste der höchsten Erhebungen Afrikas auf peakbagger.com, abgerufen am 18. März 2023.
  6. Boundaries of the Lake Chad region. (PDF; 8,41 MB) UNEP, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. September 2006; abgerufen am 1. März 2015 (englisch).
  7. Robin Hallet: The Penetration of Africa, London 1965, Seite 9
  8. Benjamin Alade: Demand for rail services rises as NRC generates N2.1bn in six months. In: The Guardian. 24. September 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
  9. Isah Abdul-Azeez: Nigeria’s rail revenue rises as passengers pick safer option. In: International Centre for Investigative Reporting. 10. September 2021, abgerufen am 4. Dezember 2021 (englisch).
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