West Mesa Bone Collector

Der West Mesa Bone Collector ist das Pseudonym eines oder möglicherweise mehrerer bislang noch nicht identifizierter Serienmörder, der oder die seit mindestens 2003, vermutlich im Raum Albuquerque, im US-Bundesstaat New Mexico für Morde verantwortlich ist bzw. sind. Der Fall (auch bekannt als The West Mesa Murders) führte bisher zu zwölf Mordopfern. Bislang gibt es weder Zeugen, Fingerabdrücke noch eine DNA-Probe des Täters.

Blick auf das West-Mesa-Wüstengebiet, im Hintergrund die Stadt Albuquerque

Der Fall

Am 2. Februar 2009 entdeckte der Hund der Spaziergängerin Christine Ross den Knochen eines Oberschenkels auf dem Grundstück eines verlassenen Baugeländes im Wüstengebiet West Mesa westlich von Albuquerque. Im Laufe der nächsten Wochen und Monate wurden in einem Gebiet von über 30 Hektar die Überreste von elf Frauen und einem Fötus gefunden.

Die Opfer

Bei den Frauen handelte es sich (mit Ausnahme von Jamie Barela) um drogenabhängige Prostituierte, die in der New Mexico Metropolitan Area einer Mordserie zum Opfer gefallen sind. Eine Belohnung von 100.000 US-Dollar wurde für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung des Täters führen.[1][2] In der Öffentlichkeit und den Medien werden der oder die Mörder als West Mesa Bone Collector bezeichnet. Bei den Frauen, die zwischen 2003 und 2005 verschwanden, handelt es sich um:

  • Jamie Barela, 15, Cousine von Evelyn Salazar
  • Monica Candelaria, 22
  • Victoria Chavez, 26
  • Virginia Cloven, 24
  • Syllania Edwards, 15
  • Cinnamon Elks, 32
  • Doreen Marquez, 24
  • Julie Nieto, 24
  • Veronica Romero, 28
  • Evelyn Salazar, 27, Cousine von Jamie Barela
  • Michelle Valdez, 22, im vierten Monat schwanger[3]

Die Frauen waren bis auf die afroamerikanische Ausreißerin Syllania Edwards, die aus Lawton in Oklahoma, also von außerhalb des Staates New Mexico stammte, alle lokale Latinas.[4]

Zur Identifizierung des siebten Opfers fertigte die Forensikerin Wendy Honeyfield mit Hilfe der Gesichtsknochen eine Skizze vom Gesicht an und glich diese mit vermissten Mädchen der Internetplattform National Center for Missing & Exploited Children,[5] einer Website mit tausenden vermissten und verschwundenen Kindern und Jugendlichen in den Vereinigten Staaten, ab. Am Schluss blieb von etwa 30 Mädchen noch eines übrig – Syllania Edwards, eine damals 13-jährige Ausreißerin aus Lawton, Oklahoma. Anhand der Zähne wurden die Überreste positiv identifiziert, die Tote hatte einen Namen. Es stellte sich heraus, dass Syllania im Alter von 14 oder 15 Jahren umgebracht wurde.[6]

Im Januar 2010 wurde die letzte Jane Doe durch DNA identifiziert: Jamie Barela. Obwohl Jamie keine Prostituierte war, wurde sie zuletzt mit Evelyn Salazar, ihrer Cousine, gesehen, die dieser Tätigkeit nachging. Evelyn war unter den Überresten des Massengrabes bereits identifiziert. Dies brachte die Ermittlungen zur Opferidentifikation zum Abschluss.[7]

Weiterhin werden noch weitere sieben Frauen vermisst, die ebenfalls Opfer des Serientäters sein könnten.[8] Dies sind:

  • Felipe Victoria Gonzalez (auch Vicky), 23
  • Nina Herron, 21
  • Sephira Mora (auch Debra Martinez oder Johanna Trujillo), 29
  • Leah Peebles (auch Mia), 23
  • Vanessa Reed (auch Vanessa Reid Lujan), 25
  • Anna Vigil, 21
  • Shawntell Waites (auch Monique), 30

Die Ermittlungen

Durch Vergleich von Satellitenfotos aus den Jahren 2003 bis 2005 mit Satellitenbildern, die nach den Grabungen gemacht wurden, stellte sich heraus, dass man in dem Wüstengelände klare Reifenspuren sowie einzelne Flecken erkennen kann, an denen der Täter die Leichen verscharrte.[6]

Da dieses Gebiet am westlichen Rand von Albuquerque, in dem die Überreste ausgegraben wurden, 2008 noch zum Ausbau von weiterem Siedlungsraum genutzt werden sollte (die Bauvorhaben wurden jedoch angesichts des Immobilienskandals und der Wirtschaftskrise abrupt abgebrochen) und den Fundorten immer näher kam, geht die Polizei heute davon aus, dass der Täter womöglich in anderen Teilen der Wüste weiterhin seine Mordopfer verscharrt. Aus ermittlungstaktischen Gründen halten die Ermittler zurück, wie die Opfer getötet wurden.[6]

Im Laufe der Zeit erregten mehrere Männer im Zusammenhang mit den Morden die Aufmerksamkeit der Polizei, obwohl sie nicht als Vollverdächtige benannt wurden.

Fred Reynolds war ein Zuhälter, der eine der vermissten Frauen kannte und Berichten zufolge Fotos von vermissten Sexarbeiterinnen hatte; Er starb im Januar 2009 eines natürlichen Todes.[9]

Lorenzo Montayo lebte ungefähr zwei Meilen vom Fundort der Leichen entfernt.[10] Er war zweimal wegen gewalttätiger Angriffe auf Sexarbeiterinnen verhaftet worden und hatte damit gedroht, seine Freundin zu töten und in Kalk zu begraben.[11] Mitarbeiter sagten, er habe darüber gesprochen, Frauen zu töten und sie in der West Mesa zu begraben.[12] Ein Verdächtiger geriet ins Fadenkreuz, nachdem einer der Ermittler sich an einen speziellen Fall aus seiner Zeit in einer Sonderkommission aus dem Jahre 1999 erinnert hatte: Lorenzo Montoya strangulierte und vergewaltigte damals eine Prostituierte.[13] 2006 köderte und tötete er eine Teenager-Prostituierte. In dem Moment, als er versuchte, die Leiche zu seinem Pickups zu tragen, tauchte der Zuhälter der Getöteten auf und erschoss ihn. Nach seinem Tod scheinen die Todesfälle aufgehört zu haben.[10][14]

Obwohl die Polizei viele Tipps und Hinweise besaß, blieb weiterhin offen, wer der Täter ist und wo er sich aufhält. Zur Beantwortung dieser Fragen ermittelte die Polizei landesweit. Texas, Pennsylvania und Florida sind nur einige der US-Bundesstaaten, in denen auf Grund der Daten des Profilings besonders intensiv ermittelt wurde. Aus dem gleichen Grund wurden auch in Missouri Ermittlungen angestellt. Den Ermittlern war aufgefallen, dass die Morde auch im Zusammenhang mit dem Albuquerque International Balloon Fiesta stehen könnten, einem alljährlichen Heißluftballonfestival in Albuquerque.

Im August 2010 wurde die Staatspolizei von New Mexico gemeinsam mit dem FBI und der Polizei von Joplin in Missouri zwecks Hausdurchsuchung bei den Unternehmen Fox Farm Whole Food und Erwin Photo Studio in Joplin vorstellig. Beides sind Besitztümer des 57-jährigen Ron Erwin, der als Verdächtiger galt, weil bekannt geworden war, dass er 2004 die Heißluftballon-Fiesta besuchte, im selben Jahr, in dem die meisten Opfer als vermisst gemeldet wurden.[15][16] Sie beschlagnahmten „Zehntausende“ Fotos des Mannes, der Berichten zufolge die Staatsmesse in Albuquerque besuchte.[15] Die Polizei bestätigte im August 2011, dass sie Erwin als Verdächtigen ausgeschlossen hatte.[17][18]

Ab dem 9. Dezember 2010 wurde mit Fotos nach weiteren Frauen gefahndet, die im Zusammenhang mit den Morden stehen könnten.[19][20][15][21]

Nach Aussage des in einem Gefängnis in Colorado einsitzenden Serienmörders und ehemaligen FBI-Informanten Scott Lee Kimball befragten Ermittler diesen im Dezember 2010 zu den Morden. Kimball stritt ab, in die Verbrechen verwickelt zu sein. Das FBI stritt ab, Kimball befragt zu haben.[22]

Im Jahr 2014 führte ein Durchbruch in einem jahrzehntealten Fall dazu, dass sich die Polizei von Albuquerque für Joseph Blea als Verdächtigen der Morde interessierte. Blea wurde wegen seiner Aktivitäten in den 1980er Jahren als „Mid-School-Vergewaltiger“ bezeichnet; Nach Angaben der Polizei brach er häufig in die Häuser 13- bis 15-jähriger Mädchen ein, die in der Nähe der McKinley Middle School in Albuquerque lebten, und vergewaltigte sie. In einem Fall gab es eine DNA-Probe, aber das Vergewaltigungstestkit wurde erst 2010 erneut getestet, was schließlich dazu führte, dass Blea mit der Vergewaltigung in Verbindung gebracht wurde.[23] Im Jahr 2015 wurde Blea außerdem von der Polizei verdächtigt, eine Sexarbeiterin getötet zu haben; Seine DNA-Probe befand sich auf der Innenseite des Hosenbunds und Gürtels einer Sexarbeiterin, die tot in der Central Ave. aufgefunden wurde, einer berüchtigten Straße für Sexarbeit im östlichen Teil der Stadt. Darüber hinaus wurde in der Gegend, in der die Leichen der Opfer von West Mesa begraben waren, eine Baummarke aus einer Baumschule gefunden; diese wurde zu einem Kindergarten zurückverfolgt, den Blea einst besuchte.[12][24] Blea hatte Damenunterwäsche und Schmuck in seinem Haus, der nicht seiner Frau oder seiner Tochter gehörte, und soll einem Zellengenossen erzählt haben, dass er die Opfer von West Mesa angeheuert habe, die er als „schäbig“ bezeichnete.[11] Blea wurde im Fall der Vergewaltigung in der Mittelschule im Juni 2015 im Alter von 58 Jahren zu 36 Jahren Haft verurteilt.[25]

Belege

  1. David Lohr: 'Bone Collector' Murders Search Expands to Missouri. In: aolnews.com. 4. August 2010, archiviert vom Original am 15. Dezember 2010; abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  2. Elaine Baumgartel: Few Answers Forthcoming In Albuquerque Homicides, npr.org, 2. Oktober 2010 (amerikanisches Englisch)
  3. Victim's families glad APD has leads. In: Krqe.com. Archiviert vom Original am 14. Dezember 2010; abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  4. Lawton girl was only teen in mass grave. In: Swoknews.com. Archiviert vom Original am 16. Juli 2011; abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/daily.lawton-constitution.com (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  5. National Center for Missing & Exploited Children (Memento vom 1. Januar 2010 im Internet Archive)
  6. @1@2Vorlage:Toter Link/www.msnbc.msn.comVideo NBC Dateline (Seite dauerhaft nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (Video aufgrund der Einstellung des Flashplayers nicht mehr abspielbar Webarchive.org, 14. Dezember 2010)
  7. Grace Wyler: Who Is the West Mesa Bone Collector? In: Vice. 9. September 2014, abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  8. Interactive: The missing women of 'West Mesa' - Dateline. In: NBC - msnbc.com. Archiviert vom Original; abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch). (Videos aufgrund der Einstellung des Flashplayers nicht mehr abspielbar)
  9. Police Pursue Possible Leads In West Mesa Cases. Koat.com, 13. Dezember 2010, archiviert vom Original am 13. Juli 2011; abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  10. West Mesa Bone Collector – Albuquerque NM. West Mesa investigation eyes known perps. In: KOB. University of Tampa Criminology Blog, 1. März 2009, archiviert vom Original am 23. Dezember 2010; abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  11. Cody Copeland: The Untold Truth Of The West Mesa Murders. In: Grunge.com. 3. Februar 2023, abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  12. Jeff Proctor, Kim Holland: Does APD have a suspect in the West Mesa Murders? KRQE.com, archiviert vom Original am 22. Dezember 2014; abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  13. Alex Tomlin: New Lead in West Mesa murders. In: KRQE. 27. Juli 2011, archiviert vom Original am 11. August 2011; abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  14. The Homicides of 2006. In: abqtrib.com. Archiviert vom Original am 8. Dezember 2010; abgerufen am 15. Juli 2023 (en-USf).
  15. Katie Kim: Women's photos may link to mesa murders. Krqe.com, 13. Dezember 2010, archiviert vom Original am 28. Dezember 2013; abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  16. Albuquerque police release photos in West Mesa murders investigation. In: Joplin Globe. Archiviert vom Original am 19. Juli 2020; abgerufen am 19. Juli 2020 (amerikanisches Englisch).
  17. Jeff Lehr: Joplin man says he has been cleared of suspicion in serial murders. In: The Joplin Globe. 8. August 2011, abgerufen am 15. Juli 2022 (amerikanisches Englisch).
  18. Police Rule Out Man In Mesa Murder Case. APD: Timeframe Of Ron Erwin's Visits Doesn't Add Up To Killings. In: Albuquerque News Story - KOAT Albuquerque. 9. August 2011, archiviert vom Original am 18. Juni 2021; abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  19. Magdalena Sharpe: New women possibly connected to West Mesa case. In: kob.com. 9. Dezember 2010, archiviert vom Original; abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch, Fotos).
  20. "Albuquerque police release photos in West Mesa murders investigation (warning: content may be disturbing for some people)". In: joplinglobe.com. 10. Dezember 2010, archiviert vom Original am 28. Dezember 2013; abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  21. @1@2Vorlage:Toter Link/www.kob.com (Seite dauerhaft nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Photo timeline of West Mesa murder investigation (weitere Fotos nach Zeitschema), kob.com, Dezember 2010 (amerikanisches Englisch)
  22. Serial killer Scott Kimball says police questioned him about N.M. murders, dailycamera.com (Boulder Daily Camera), 4. Januar 2011
  23. DNA linked to Mid-School rapist. In: YouTube. KRQE.com, 10. August 2010, abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
  24. Kim Holland: Accused serial rapist, West Mesa murder suspect sentenced to 36 years in rape case. KRQE.com, 8. Juni 2015, archiviert vom Original am 9. Juni 2015; abgerufen am 24. Januar 2015 (amerikanisches Englisch).
  25. Laura Thoren: Man sentenced to 36 years in kidnapping, sexual assault of 13-year-old: Joseph Blea to stand trial for other sexual assault cases in October. In: koat.com. 8. Juni 2015, archiviert vom Original am 28. Mai 2022; abgerufen am 15. Juli 2023 (amerikanisches Englisch).
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