Werhahnmühle

Die Werhahnmühle im Duisburger Innenhafen ist ein Büro-, Museums- und Gastronomiekomplex in den ehemaligen Silo- und Mühlengebäuden der Rheinischen Mühlenwerke Herm.& Wilh. Werhahn OHG.

Östlicher Teil der Werhahnmühle mit Kesselhaus, Schornstein und Silos, Blick über die Speichergracht (2008)
Werhahnmühle mit abendlicher Beleuchtung
Westlicher Teil mit einer der Fassade vorgesetzten, großflächigen Fensterfront
Eingang zum Legoland Discovery Centre, im Vordergrund die Hansegracht

Geschichte

1896 errichtete Jacob Cohen das erste Mühlengebäude und gründete damit die Cohen Mühle, später Rheinischen Mühlenwerke genannt. Nach seinem Tod übernahmen 1919 seine Söhne Wilhelm Cohen (damals Vorsitzender der Industrie- und Handelskammer von Duisburg-Wesel) und Hugo Cohen (Richter am Landgericht Duisburg) die Mühle und bauten sie nach einem Brand im Jahre 1924 wieder neu auf. Zu Finanzierungszwecken des Aufbaus, beteiligten sich die Vettern Herrmann und Wilhelm Werhahn aus Neuss bereits in 1924 mit 25 % an diesem Betrieb. 1935 wurde das Unternehmen in eine offene Beteiligungsgesellschaft umgewandelt. Am 3. Januar 1936 erwarben die Mitgesellschafter Werhahn zu 100 % den Betrieb, der Unternehmensname wandelt sich in Rheinische Mühlenwerke Herm. & Wilh. Werhahn OHG. Der jüdischen Familie Cohen gelang es nach Südamerika auszuwandern, sie konnte so die Zeit des Nationalsozialismus überleben.

1969 wurde die Mühle selbst stillgelegt und man fusionierte zur Mühle Küppers & Werner KG in Duisburg - Homberg. In den alten Speichern lagerten aber noch bis 1994 die staatlichen Getreidereserven. Der Abriss konnte durch eine Bürgerinitiative verhindert werden. Der Masterplan von Foster + Partners für den Innenhafen sah den Erhalt der alten Industrie-, Speicher- und Logistikgebäude vor.

2001 bis 2002 wurde der gesamte Gebäudekomplex (ca. 27.000 m³ umbauter Raum) von der Baugesellschaft Franz Brüggemann im Auftrag der GEBAG für 3,3 Millionen Euro zu Ausstellungsflächen, Büro-, Gastronomieräumen und Arztpraxen umgebaut. Die inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Gebäude wurden dazu entweder bis auf die Außenmauern und tragenden Konstruktionen entkernt und innen neu aufgebaut oder aber komplett abgetragen und in der alten Form wieder neu aufgebaut. Teilweise wurden Gebäude zu einem Ensemble zusammengefasst (westlicher Speicher, Mehlsilo, Sachrutschen), teilweise wurde die Fassade großflächig mit einer abgesetzten Fensterfront unterbrochen (Westfassade im Silobereich).

Gebäudekomplex

Der Komplex liegt zu beiden Seiten der Speichergracht direkt am Innenhafen. Die Gebäude umfassen 60 Jahre Hafen- und Architekturgeschichte.

1896 wurde der östliche Speicher von den Gebrüdern Cohen erbaut, 1899 der westliche von Ostwald & Levy. Die schlichten Ziegelbauten haben ein Satteldach und sind innen mit Holzständern bzw. mit gusseisernen Stützen ausgebaut. Das Getreide lagerte in Säcken oder lose in Schütten.

Die eigentliche Mühle liegt noch weiter westlich und wurde nach dem Brand des ersten Gebäudes 1924 in Eisenbetonskelettbauweise neu errichtet. Die regelmäßige breite Reihung der Fassade ergibt sich durch die innen aufgestellten Batterien von Walzenmahlstühlen.

1934 kamen das Kesselhaus und der Schornstein dazu, 1938 die Werkstatt.

1938 wurde zwischen der Mühle und dem alten Speicher ein neuer Silo aus Beton mit Ziegelverkleidung errichtet. Er konnte maximal 12.000 t Getreide fassen.

1959 erhielt der westliche Speicher als letzten Neubau einen siebengeschossigen Anbau, bestehend aus Mehlsilo und Transportanlagen für Sackrutschen.

Heutige Nutzung

Das größere der Speichergebäude, heute mit Business-Kontor IN'N Hafen bezeichnet, bietet rund 12.500 m² hochwertige Bürofläche. Die Gastronomiebetriebe im Erdgeschoss und im alten Sacklager nutzen Außenterrassen an der Speichergracht und den Promenadenbereich zum Hafen inklusive eines dort verankerten Pontons. In der ehemaligen Mühle war zu Beginn das Atlantis Kindermuseum untergebracht, von April 2008 bis 2012 befand sich dort auf ca. 3.500 Quadratmetern Ausstellungsfläche das Legoland Discovery Centre Duisburg. Betreiber waren Josef Kuhr und die In’n Hafen GbR.

Im Frühjahr 2007 erwarb ein australischer Fond den Gebäudekomplex[1], benutzte und vermietete es jedoch nicht.

Am 12. Dezember 2011 ersteigerte Alltours Flugreisen die Werhahnmühle bei der Zwangsversteigerung am Amtsgericht Duisburg für 17 Mio. Euro. Laut Wertgutachten waren die rund 11.500 m³ Mietflächen auf dem 3.748 m² großen Grundstück 17,1 Mio. Euro wert, dazu kamen noch zwei Stellplatzbereiche mit insgesamt rund 300 Parkplätzen.[2][3] Alltours nutzt bereits ein Bürogebäude auf der anderen Seite des Innenhafens und will die Mühle sowohl selbst nutzen als auch an andere Interessenten vermieten. Seit Mai 2013 setzt das Kindermuseum Explorado die Atlantis-Tradition fort.

Seit Oktober 2017 ist in der Werhahnmühle die vom Duisburger Hafen gestartete „Innovationsplattform“ Startport beheimatet. In einem einjährigen Accelerator-Programm werden dort gezielt Start-ups mit Logistik-Bezug unterstützt. Dadurch sitzt das KI Start-up Heuremo seit März 2018 ebenfalls in der Werhahnmühle.[4]

Commons: Werhahnmühle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mühle gehört nun Australiern. In: Rheinische Post, 10. Dezember 2007.
  2. Brotkorb des Ruhrgebiets. In: innenhafen-portal.de.
  3. Alltours kauft Werhahnmühle. In: Rheinische Post, 13. Dezember 2011.
  4. Website Startport. Abgerufen am 21. August 2018.

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