Weingut Arndt F. Werner

Das Weingut Arndt F. Werner ist ein Weinbaubetrieb im deutschen Weinbaugebiet Rheinhessen. Der Familienbetrieb besteht seit 1819 in Ingelheim am Rhein und zählt zu den Pionieren des ökologischen Weinbaus.

Weingut Arndt F. Werner
Rechtsform Gesellschaft bürgerlichen Rechts
Gründung 1819
Sitz Ingelheim am Rhein
Deutschland Deutschland
Leitung Thomas und Arndt Werner
Branche Weinbau
Website www.weingutwerner.de
Stand: 30. Oktober 2020

Geschichte

Die Fassade des Weinguts in der Mainzer Straße

Im Jahr 1819 gründete der Posthalter und Weingutsbesitzer Johann Baptist Werner in Nieder-Ingelheim an der mittelalterlichen Wehrmauer vor dem Zuckertor in der Mainzer Straße 97 das Anwesen der Familie. Die Lage direkt an der kurz zuvor unter französischer Präfektur ausgebauten Route de Charlemagne, der strategisch wichtigen Verbindung zwischen Mainz und Bingen[1], war günstig für eine Poststation.

In der sechsten Generation führte Ferdinand Werner den Betrieb mit drei Hektar Weinbergen. Sein Sohn Arndt Ferdinand Werner befasste sich während des Studiums der Geografie und Geoökologie mit ökologischen Problemen wie der Bodenabspülung durch Erosion, Düngemittel- und Pflanzenschutzmittelrückständen im Grundwasser und dem Aussterben von Nutzinsekten in Weinbergen. Als Konsequenz wurde der elterliche Weinbaubetrieb zwischen 1981 und 1983 auf ökologischen Weinbau umgestellt. Die Anbaufläche wurde dazu für gleichbleibendem Ertrag verdoppelt.[2] Arndt Werner gründete 1983 mit rheinhessischen Winzern den ersten Zusammenschluss ökologisch arbeitender Winzer und 1985 den Bundesverband Ökologischer Weinbau.[3] 1988 übernahm Arndt Ferdinand Werner die Leitung des Weingutes.[4]

Seit dem Jahrgang 2004 wird auf Prädikatsbezeichnungen verzichtet.[4]

Im Jahr 2013 erwarb Werner eine weitere Fläche am Ingelheimer Schlossberg und bepflanzte sie mit Silvaner. Die bewirtschaftete Fläche erhöhte sich dadurch von 11,5 auf 13 ha.[5] 2016 wurde der Betrieb erweitert und ein Teil der Produktion an den Rand der Weinberge in einer Maschinenhalle ausgegliedert. Keller und Weinverkauf verblieben im alten Hofgut. Dort wurde 2017 eine neue Kellerei errichtet.[6] Nach abgeschlossenem Weinbau-Studium an der Hochschule Geisenheim trat Thomas Werner im selben Jahr als achte Generation in den Betrieb ein.[4]

Die 2020 bewirtschaftete Fläche beträgt 19 ha.[7]

Das Weingut ist Gründungsmitglied von Ecovin und des 2017 neu gegründeten Verein Maxime Herkunft Rheinhessen[8], dazu ist es auch Mitglied bei BIOLAND.

Weingut

Das Weingut Werner bewirtschaftet 18 ha Weinberge auf warmen, kalkhaltigen Sandböden in den Ingelheimer Weinbergslagen Pares, Sonnenhang, Steinacker, Höllenweg, Burgberg und Horn des Mainzer Bergs. Einige der Reben sind über 60 Jahre alt.[9][10] Die Weißweine reifen in Edelstahl und Holzfässern und die Rotweine im alten Kellergewölbe in Stückfässern oder im Barrique.[11][10] Die Jahresproduktion beträgt 80.000[5] bis 100.000[4] Flaschen.

Das Weingut Werner ist „Demonstrationsbetrieb des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz“.[9] Im Vinum Weinguide ist es mit drei Sternen bewertet,[12] in Eichelmann – Deutschlands Weine auch mit drei Sternen. Arndt Ferdinand Werner gilt als einer der Pioniere des ökologischen Weinbaus.[3][5][13][14]

Rebsortenspiegel

Auf den rund 19 ha Rebfläche werden ca. 50 % rote und ca. 50 % weiße Rebsorten angebaut. Mit 15 % der gesamten Rebfläche ist Spätburgunder die rote Hauptrebsorte. Weitere Rotweinsorten sind Blauer Portugieser, Regent, Dornfelder, Cabernet Sauvignon und Syrah sowie der für Ingelheim typische Blaue Frühburgunder

Bei den Weißweinsorten dominieren die weißen Burgundersorten (ca. 20 %) wie Chardonnay, Grauburgunder und Weißburgunder. Dazu werden für Rheinhessen typische Sorten wie Riesling, Silvaner und Gewürztraminer angebaut.

Auch neue, pilzwiderstandsfähige Rebsorten wie Cabernet Blanc sind im Weingut vorhanden.[15][9][16]

Auszeichnungen

Historisches

  • Bürgermeister Johann Baptist Werner ließ 1859 das baufällige Rathaus von Nieder-Ingelheim abreißen. Im Zuge dessen wurden Registratur und Archiv in seinen Hof an der Mainzer Straße ausgelagert. Bis 1862 wurde unter seiner Ägide dann das neue Rathaus errichtet, welches heute als Ausstellungsgebäude dient.[24][25]
  • Gutshaus und Nebengebäude des Weinguts Werner liegt auf dem denkmalgeschützten Gelände der Ingelheimer Kaiserpfalz[26]

Publikationen

  • Uwe Hofmann, Paulin Köpfer, Arndt Werner: Ökologischer Weinbau. Stuttgart 2015, ISBN 978-3-8001-5712-9.
  • Uwe Hofmann. Unter Mitarbeit von Paulin Köpfer, Hartmut Spieß, Arndt Werner (Hrsg.): Biologischer Weinbau 40 Tabellen. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2014, ISBN 978-3-8001-7977-0.

Einzelnachweise

  1. Hartmut Geißler: Ingelheim zur Zeit der französischen Revolution und Napoleons. In: Ingelheimer Geschichte. 1. November 2005, abgerufen am 19. März 2017.
  2. Rudolf Knoll: Wo die Fetzen fliegen. In: Vinum. Januar/Februar 2015, ISSN 0177-2570, S. 25 ff. (online [PDF]).
  3. Eric Scherer: Geschmackliche Perfektion. In: Die Zeit. 20. Oktober 2016, abgerufen am 17. März 2017.
  4. Gerhard Eichelmann: Weingut Arndt F. Werner. Verlag Mondo Heidelberg, abgerufen am 17. März 2017.
  5. Weingut Arndt F. Werner. In: Gault-Millau. 2017, abgerufen am 17. März 2017.
  6. Verlag Zabert Sandmann München: Gault&Millau WeinGuide Deutschland 2018 die besten Weingüter neu getestet und bewertet : die besten Newcomer, die spannendsten Trends : mit 3848 Weinen unter 10 Euro. 1. Auflage. München, ISBN 3-89883-722-X.
  7. Christian Verlag GmbH: VINUM Weinguide Deutschland 2021. 1. Auflage. München, ISBN 978-3-95961-504-4.
  8. Maxime Herkunft Rheinhessen: Maxime Herkunft Rheinhessen - Herkunft verbindet. Abgerufen am 30. Oktober 2020.
  9. Weingut Arndt F. Werner. (PDF) Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, abgerufen am 30. Oktober 2020.
  10. Wuppertaler Weinkonvent e. V. (Hrsg.): Klassische Rebsorten Rheinhessens. (online [PDF]).
  11. Diebold Maurer: Frühburgunder, Barrique-Ausbau. In: Frankfurter Rundschau. 8. November 2002, abgerufen am 17. März 2017.
  12. Christian Verlag GmbH: VINUM Weinguide Deutschland 2021. 1. Auflage. München, ISBN 978-3-95961-504-4.
  13. Ulrich Steger, Kai Wagner: Die Avantgarde der deutschen Winzer. oekom, 2016, ISBN 978-3-86581-427-2, S. 70 ff. (online [PDF]).
  14. Eric Scherer: Geschmackliche Perfektion. Der Öko-Pionier. Abgerufen am 31. Oktober 2020 (zuerst veröffentlicht in Merian 11/2015).
  15. Weingut Arndt F. Werner, Ingelheim. Abgerufen am 30. Oktober 2020.
  16. Wiegelmann, Britta, Verlag Zabert Sandmann München: Gault&Millau Weinguide Deutschland 2020. 1. Auflage. München, ISBN 978-3-89883-956-3.
  17. Landesprämierung: Weingüter und Rebveredler ausgezeichnet. In: Der Deutsche Weinbau. 16. September 2011, abgerufen am 17. März 2017.
    Weinbaubetriebe und Rebveredler ausgezeichnet. In: Der deutsche Weinbau. Meininger Verlag, 24. November 2008, abgerufen am 17. März 2017.
    Staatsehrenpreisträger Rheinhessen 2013. Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz, 15. November 2013, archiviert vom Original am 19. März 2017; abgerufen am 18. März 2017.
  18. Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz: EP Rheinhessen. Abgerufen am 11. Januar 2018.
  19. Weingut Arndt F. Werner. Rheinhessenwein e. V., abgerufen am 17. März 2017.
  20. PIXEL:READY; www.pixelready.de: EcoWinner. In: ECOVIN. Abgerufen am 30. Oktober 2020.
  21. Siegerweine 2011. (PDF) In: Deutscher Rotweinpreis. Vinum, 8. November 2002, abgerufen am 18. März 2017.
  22. Best of Riesling: Sieger stehen fest. In: Riesling.de. Abgerufen am 17. März 2017.
  23. Preisträger 2013. (PDF) Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof, abgerufen am 17. März 2017.
  24. Hartmut Geißler nach: Alexander Burger, BIG 18, S. 7ff.: Die Rathäuser von Nieder-Ingelheim. In: Ingelheimer Geschichte. 11. Dezember 2011, abgerufen am 19. März 2017.
  25. Hartmut Geißler: Das alte Rathaus in Nieder-Ingelheim. In: Ingelheimer Geschichte. 26. Februar 2007, abgerufen am 19. März 2017.
  26. Stadtsanierung: Denkmalzone. (PDF) In: Kaiserpfalz Ingelheim. Forschungsstelle Kaiserpfalz Ingelheim, 8. November 2002, abgerufen am 18. März 2017.

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