Vorname
Der Vorname einer Person ist der Teil des Namens, der nicht die Zugehörigkeit zu einer Familie ausdrückt, sondern individuell identifiziert.
Die Vornamen eines Menschen werden zumeist nach der Geburt von den Eltern bestimmt. In manchen Ländern, so in den deutschsprachigen Ländern, gibt es Reglementierungen, die die Freiheit der Wahl des Vornamens einschränken.
Im Deutschen und in den meisten anderen europäischen Sprachen stehen die Vornamen (als individuelle Namen) vor dem Familiennamen (von regionalen Ausnahmen abgesehen), während beispielsweise im Ungarischen, Vietnamesischen, Chinesischen, Japanischen oder Koreanischen der von den Eltern bestimmte individuelle Name hinter dem Familiennamen steht. Rufname ist der Vorname, unter dem eine Person angesprochen wird.
Im anglo-amerikanischen Sprachraum sind Zwischennamen gebräuchlich, die auch Mittelnamen (middle names) genannt und meistens mit dem Anfangsbuchstaben abgekürzt werden (middle initials). Im Ostfriesischen gibt es gleichfalls Zwischennamen. Im Russischen steht der Patronym oder auch Vatersname zwischen dem Vor- und dem Familiennamen.
Funktion und Auswahl des Vornamens
In vielen Personennamenssystemen dient der Vorname innerhalb einer Familie zur Unterscheidung der Familienmitglieder; im Unterschied zum Familiennamen, der die Zugehörigkeit zu einer Familie ausdrückt.
Die Namensgebung im deutschen Sprachraum ist von germanischen, lateinischen und christlich-religiösen Traditionen bestimmt. So wurden lange bevorzugt die Namen christlicher Heiliger oder Namen biblischer Personen vergeben.
In vielen asiatischen und afrikanischen Kulturen wird ähnlich wie in Süddeutschland oder Ungarn zuerst der Familienname und danach erst der individuelle Eigenname des Familienmitglieds genannt, sodass der Ausdruck „Vorname“ in diesen Namenssystemen nicht eigentlich zutrifft.
In einigen Ländern wird zusammen mit Vornamen und Familiennamen ein Vatersname benutzt, zum Beispiel im Russischen, wo der Vatersname zwischen den beiden Elementen steht. Der Vatersname ist vom Vornamen des Vaters abgeleitet. Als Rufname dient im Russischen oft die Kombination von Vor- und Vatersnamen, zum Beispiel Iwan Wassiljewitsch.
Aus vielen Vornamen haben sich im Lauf der Zeit Familiennamen entwickelt. Andererseits leiten sich manche Vornamen von gebräuchlichen Familiennamen ab. Die wissenschaftliche Disziplin der Namenforschung beschäftigt sich mit der Bedeutung, Herkunft und Verbreitung von Namen.
Die Wahl des Vornamens hängt von der Muttersprache und vom Geschlecht des Kindes ab. Es gibt jedoch eine Anzahl weiterer Einflussfaktoren, zum Beispiel familiäre, nationale oder regionale Traditionen, Gebräuche oder zeitbedingte Vorlieben. Oft wird von den Namensgebern ein Name mit möglichst „passender“ Bedeutung oder Anmutung gewählt, der die Eigenschaften des Kindes, die Wünsche oder Erwartungen des Umfelds oder eine politische oder weltanschauliche Programmatik transportiert. Die Benennung nach bekannten Persönlichkeiten, Idolen, Verwandten oder Vorbildern innerhalb und außerhalb des eigenen Familienkontextes ist häufig. Faktoren wie der Wohlklang (Euphonie) eines Namens oder seine Originalität, mit der sich die Individualität des Namensträgers unterstreichen lässt, spielen ebenfalls eine Rolle, die je nach Kultur und Epoche unterschiedlich stark einwirkt.
In vielen Kulturen war zunächst nur ein einziger Name üblich; allerdings gab es oft einen individuellen Beinamen zur Unterscheidung.
Vornamen nach Regionen
Vorname/Rufname
Vornamen sind schon seit früheren Zeiten in Verwendung. Der Begriff „Vorname“ mag aber Verwirrung stiften, da eine Person mehrere Vornamen besitzen kann, der einen NACH-Namen voraussetzt. Bis ins Mittelalter war im deutschen Sprachraum grundsätzlich nur ein einziger Name üblich; allerdings gab es einen Beinamen zur Unterscheidung, der auch auf die Herkunft hinweisen konnte. Durch den Übernamen haben sich die heutigen vererbten Familiennamen entwickelt.
Germanische Zeit
Die germanischen Rufnamen waren bis zum 4. Jahrhundert nach dem Prinzip aufgebaut, zwei Namenglieder sinnvoll zu verbinden; z. B.: Gud-run, Sieg-run (run = Zauber, Geheimnis), Ger-hart, Ger-not (ger = Speer, hart = hart/streng). Viele Namensteile waren nur einseitig verwendbar, das heißt, sie waren entweder nur als Erstglied (z. B. man) oder nur als Zweitglied (z. B. run) in Gebrauch. Etliche von ihnen können sowohl als Vorder- wie als Hinterglied des zusammengesetzten Namens fungieren (z. B. her und bert wie in Walt-her, Her-bert, Bert-hold). Außerdem wohnte manchen Namenglieder nur ein Geschlecht inne, wohingegen andere sowohl für weibliche als auch für männliche Namen verwendet werden konnten (z. B. Sieg in Sieglinde und Siegfried). Die anfänglich inhaltliche Wichtigkeit hielt sich aber nicht; mit der Zeit wurde der Rufname mit mehr Augenmerk auf Wohlklang und Abstammung gewählt.
Mittelalter
Nicht-germanische Namen waren, nach der Römerzeit des Südens, erst ab dem 7./8. Jahrhundert wirklich präsent; man findet in dieser Zeit vorwiegend Namen, die der Bibel entlehnt sind; z. B. Christian, Elisabeth oder Daniel etc.
Im 12. Jahrhundert (dem „christlichen“ Mittelalter) waren Namen aus dem Neuen Testament verbreitet, die dem Deutschen oft angepasst oder verkürzt wurden, z. B.:
- Johannes → dt.: Johann, Hans, Hannes
- Magdalena → dt.: Magda, Lena, Leni
- Immanuel → dt.: Emanuel, Manuel
Auch Heiligennamen breiteten sich zu dieser Zeit vom Westen und Süden in den Norden des heutigen deutschen Sprachraums aus, wobei dies von den Verehrungsgebieten abhing, da, je nach Region, bestimmten Heiligen mehr Wichtigkeit beigemessen wurde; z. B.: Benedikt, Andreas, Elisabeth, Florian, Anton(ius).[1]
Renaissance und Reformation
Mit der Renaissance fanden unter dem Einfluss des Humanismus griechische und lateinische Namen aus der Antike Eingang in die deutsche Namenwelt wie Hektor, Agrippa, Claudius, Julius, Augustus. Hohenzollernfürsten hießen zu dieser Zeit Albrecht Achilles, Albrecht Alcibiades, Johann Cicero. Vornamen wie Nachnamen von Gebildeten wurden gewöhnlich latinisiert wie Henricus, Martinus, Joachimus. Humanisten der damaligen Zeit waren auch am germanischen Altertum interessiert und verbreiteten somit Namen wie Hildebrand, Hartmann oder Reinhold.[2]
Die Reformation führte zu einem allgemeinen Rückgang im Gebrauch von Heiligennamen und es wurden bis in das 18. Jahrhundert alttestamentliche Namen wie Benjamin, Jonas, Daniel, David, Rebekka oder Martha bevorzugt. Auf katholischer Seite bestimmte dagegen der 1566 erstmals herausgegebene Catechismus Romanus,[3] dass man (weiterhin) Namen von Heiligen wählen sollte. Eine ebensolche Empfehlung findet sich im 1614 erschienenen Rituale Romanum. Bestimmte Namen entwickelten sich dadurch zu ausgesprochen katholischen Vornamen wie Ignaz / Ignatius, Vincenz, Xaver, Franz, Josef, Maria.[2] Maria entwickelte sich auch zu einem beliebten zweiten Vornamen bei Männern (bekanntes Beispiel: Rainer Maria Rilke).
17. und 18. Jahrhundert
Im 17. und 18. Jahrhundert wurden dann auch französische Vornamen (z. B. Charlotte, Babette) sowie englische (z. B. Alfred, Edith) vergeben, die aber erst im 20. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum an Beliebtheit zunahmen.
Die calvinistische Vorliebe für alttestamentliche Namen überdauerte das 18. Jahrhundert nicht und während dieses Jahrhunderts entwickelte sich dort eine Vorliebe für deutsche Namensbildungen mit christlichem Anklang, wie Gottfried, Gotthold, Gotthelf/Gotthilf, Fürchtegott oder Liebfried.
19. Jahrhundert
„Im großen und ganzen bereitete der Protestantismus eine Rückkehr zu germanischen Namen vor.“[2]
Ende des 19. Jahrhunderts nahmen die Doppelnamen (auch „Bindestrichnamen“ genannt) an Zahl zu. Diese erfreuten sich besonders in den 1930er und 1950er Jahren großer Beliebtheit: Hans-Peter, Eva-Maria, Klaus-Dieter. In den Folgejahren existierten einige dieser Doppelnamen früher oder später dann auch in zusammengeschriebener Form (Hanspeter 1810er, Evamaria 1880er, Klausdieter 1930er Jahre).
20. Jahrhundert und Gegenwart
Die Welt der Vornamen wurde im 20. Jahrhundert immer internationaler. Nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die germanischen Namen eher unter (was auch als Reaktion auf den Nationalsozialismus zu interpretieren ist), dagegen nahmen die hebräischen, griechischen und lateinischen Namen ihren Platz ein; in weiterer Folge herrschte ein starker anglo-amerikanischer Einfluss. Vor allem durch internationale Medien wie Fernsehen und Rundfunk oder Literatur kam man mit vielen fremdsprachigen Namen in Kontakt und übernahm sie ins Deutsche. Auch die Entlehnung aus allen europäischen Ländern – von Skandinavien bis zum Balkan (Björn bis Dragan) – ist gängig.
Als Kontrast zur internationalen Namenvielfalt entwickelte sich teilweise eine Gegenströmung zur Bewahrung der alten germanischen Namen.
Seit den 1950er Jahren gewannen anglophone und romanische Vornamen wie Jennifer, Mike oder aber Natalie und Marco an Bedeutung.
Vor allem die folgenden Faktoren sind für diese Änderungen verantwortlich.
- Das Aufgeben familieninterner Traditionen (zum Beispiel: Benennung des ältesten Sohnes nach dem Vater oder Großvater, Erbnamen oder auch die Benennung nach dem/den Taufpaten).
- Das Streben nach Individualität: die Einzigartigkeit der Kinder sollte sich auch in einzigartigen Namen widerspiegeln.
- Das Vermeiden von Namen, die für die Eltern- und Großelterngeneration typisch sind (und als 'altmodisch' empfunden werden).
- Der Bedeutungsverlust des christlichen Glaubens in der Gesellschaft (somit auch unbewusst Verwendung von Namen mit christlichem Hintergrund).
- Der nach Holocaust und Zweitem Weltkrieg als problematisch empfundene Rückgriff auf nationale deutsche Traditionen.
- Das hohe Prestige der westeuropäischen und nordamerikanischen Länder.
- Ein erhöhter Konsum der Massenmedien, in denen Produktionen aus den USA, Großbritannien und Frankreich dominieren.
- Überhaupt die verstärkte Internationalisierung der Kultur.
- Eine verstärkte Berücksichtigung phonetischer Kriterien (möglichst vokalreiche Namen für beide Geschlechter, weibliche Vornamen auf -a, wie 'Albert/Alberta' sowie Zurückhaltung gegenüber den Phonemen /p/, /t/ und /k/, wie in Paul, Theo und Karl).[4]
Als Einflussfaktoren dagegen können folgende ausgeschlossen werden.
- Immigration in die deutschsprachigen Länder – Typische Vornamen der Immigrantengruppen blieben auf selbige beschränkt.
- Internationaler Tourismus – Zunahme westlicher Vornamen, auch bei unterschiedlichen Reisezielen.
Bei der Übernahme fremder Namen war von jeher eine lautliche Anpassung zu beobachten. Zuerst wurden Namen adaptiert, die an traditionelle phonetische Gewohnheiten anschlussfähig waren. So wurde aus Johannes im Mittelalter Hans, aus Christian wurde Christen und aus Marcus zunächst Marx. Manche Namen wurden auch in ihrer geschriebenen Form übernommen, obwohl die Aussprache in den Herkunftsgebieten eine andere war: So wurde span. Xavier als Xaver übernommen und nicht als Chabier und norweg. Harald als Harald und nicht als Harall.
In den Jahren seit 2010 hat sich der Trend zu wohlklingenden, weichen und "sanften" Vornamen verstärkt.[5]
Deutschland
Rechtliche Situation
In Österreich darf eine Person mehrere Vornamen tragen. Für die Namenswahl gelten folgende Einschränkungen:[6]
- Nicht als Vorname gebräuchliche Bezeichnungen dürfen nicht verwendet werden.
- Bezeichnungen, die dem Wohl des Kindes abträglich sind, sind ebenfalls verboten.
- Zumindest der erste Vorname muss dem Geschlecht des Kindes entsprechen (§ 13 Personenstandsgesetz 2013).[7]
Zur Wahl des Vornamens eines Kindes sind dessen Eltern berechtigt, bei unehelicher Geburt ist es das Recht der Mutter. Beim zuständigen Standesamt muss dafür schriftlich die Erklärung des Vornamens eingereicht werden; sie ist Voraussetzung für die Ausstellung der Geburtsurkunde. Wird die Erklärung nicht gleich bei der Anzeige der Geburt abgegeben, muss sie spätestens innerhalb eines Monats nach der Geburt beim Standesamt erfolgen. Können sich die Eltern eines ehelich geborenen Kindes nicht auf den oder die Vornamen einigen, oder geben sie unzulässige oder gar keinen Vornamen an, wird das Pflegschaftsgericht verständigt.
Häufigkeit
Im Jahr 2010 wurden Neugeborenen unter den österreichischen Staatsangehörigen am häufigsten die Vornamen Anna und Lukas gegeben. Lukas ist dabei bereits seit 1996 der häufigste Name.[8]
Rechtliche Situation
Nach Schweizer Namensrecht gibt es Vornamen wie Andrea, die das Geschlecht nicht eindeutig bestimmen, da sie z. B. in verschiedenen Landessprachen verschiedenen Geschlechtern zugeordnet werden: Im Italienischen ist Andrea traditionell ein Männername, im Deutschen dagegen ein Frauenname. Solche Vornamen müssen mit einem anderen, eindeutig männlichen oder weiblichen Vornamen kombiniert werden (Andrea Luigi, Andrea Franziska), oder man muss ausweichen auf eine eindeutig das Geschlecht bezeichnende Namensvariante (Andreas, Andre, André für Knaben bzw. Andrée, Andreina, Andrina, Andrietta für Mädchen). Weitere Beispiele solcher Namen sind Dominique (im Französischen sowohl männlich als auch weiblich), Gabriele (im Italienischen männlich, im Deutschen weiblich) oder Sascha (aus dem Russischen, in der Herkunftssprache eine Koseform sowohl von Alexander als auch von Alexandra).
Häufigkeit
Wie in anderen Teilen des deutschen Sprachraums, so sind auch in der Deutschschweiz einige Vornamen üblich, die im übrigen deutschen Sprachraum so gut wie nicht vorkommen. Dazu gehören Beat (in Deutschland ist die weibliche Variante Beate bekannt), Reto, Urs und Regula oder Solange (franz. ausgesprochen).[9]
Schweiz
Im Jahr 2020 wurden in der Schweiz die Vornamen Mia bei den Mädchen und Noah bei den Knaben am häufigsten vergeben.[10] Per 31. Dezember 2022 war der weibliche Vorname Maria der häufigste Vorname in der Schweiz unter der ständigen Wohnbevölkerung, gefolgt vom männlichen Vorname Daniel.[11]
Griechenland
In Griechenland werden zumeist christliche, seltener antike Vornamen vergeben. Traditionell wurde bei der ersten Tochter immer der Vorname der Großmutter väterlicherseits und beim ersten Sohn der Vorname des Großvaters väterlicherseits vergeben. Entsprechend bei den zweiten Kindern die Namen der Großeltern mütterlicherseits. Modenamen sind eher selten und ein Phänomen der letzten Jahre (auch hier oft antike Namen wie Iason (Jason) oder Danae, aber kaum je solche aus dem angelsächsischen Raum).
Während hier mehrere Vornamen unüblich sind, wird der Vorname des Vaters (in der Genitivform) als Mittelname geführt und auch in Identitätspapieren angegeben.
Italien
Die zehn beliebtesten Namen für Neugeborene in Italien im Jahr 2007 waren bei Mädchen Giulia, Sofia, Martina, Sara, Chiara, Aurora, Giorgia, Alessia, Francesca, Alice, und bei Jungen Alessandro, Andrea, Matteo, Lorenzo, Gabriele, Mattia, Luca, Davide und Riccardo.[12] Aufgrund des hohen Bevölkerungsanteils von Katholiken sind viele Vornamen an den Namen von Heiligen und der Jungfrau Maria orientiert.
In einigen italienischen Regionen ist es Tradition, den ersten Sohn nach dem Großvater väterlicherseits, den zweiten Sohn nach dem Großvater mütterlicherseits, die erste Tochter nach der Großmutter väterlicherseits und die zweite Tochter nach der Großmutter mütterlicherseits zu benennen. Dies führt zu einer starken Verbreitung traditioneller Vornamen.
Siehe auch: Italienische Personennamen germanischer Wurzel.
Polen
In Polen werden die einem neugeborenen Kind vergebenen Vornamen gemäß dem Gesetz über Standesakten (pln. Prawo o aktach stanu cywilnego)[13] gesetzlich wie folgt eingeschränkt:
- Es dürfen nicht mehr als zwei Vornamen vergeben werden.
- Der Vorname oder die Vornamen dürfen nicht grotesk oder derb sein.
- Kurz- und Koseformen sind keine zulässigen Vornamen.
- Der Vorname oder die Vornamen müssen eindeutig einem Geschlecht (m/w) zugeordnet werden können.
Bis sechs Monate nach der Geburt des Kindes darf der Vorname bzw. dürfen die Vornamen durch die Eltern auf standesrechtlichem Weg nachträglich geändert werden. Sollte kein Elternteil innerhalb der Frist von 14 Tagen nach der Geburt den oder die Vornamen für das Kind bestimmt haben, hat der Standesbeamte über den Vornamen zu entscheiden und einen in Polen üblichen Vornamen seiner Wahl einzutragen.
Grundsätzlich muss jeder einzutragende Vorname gemäß der Verordnung über die Einzelheiten der Standesamtakten der in Polen üblichen Rechtschreibnorm entsprechen.[14] Dies bedeutet insbesondere, dass Vornamen mit den im polnischen Alphabet traditionell nicht vorhandenen Buchstaben Q, V und X nicht eingetragen, bzw. in der Rechtschreibung entsprechend polonisiert werden. So wird aus Kevin der Vorname Kewin und aus Roxana der Vorname Roksana. Auch sonstige vom Polnischen abweichende Schreibweisen werden entsprechend der Aussprache angeglichen. Aus Jessica wird Dżesika und aus Brian wird Brajan. Eine gesetzlich verankerte Liste der eintragungsfähigen Vornamen besteht nicht, allerdings wird von den Standesämtern in Zweifelsfällen üblicherweise die Liste des Rates der Polnischen Sprache als Referenz verwendet.[15]
Da die gesetzlichen Bestimmungen nur die Eintragung, jedoch nicht die Führung der Vornamen betreffen, kann es vorkommen, dass polnische Bürger Namen tragen, die nicht den obigen Regelungen entsprechen. Dies kann sich beispielsweise durch die Geburt im Ausland oder eine Einbürgerung ergeben. Ferner besteht die Einschränkung auf höchstens zwei Vornamen erst seit 1952 und die davor geborenen Personen können weiterhin auch drei oder mehr Vornamen tragen.
Ostasien (China, Korea, Vietnam)
In China, Korea, Vietnam und anderen ostasiatischen Staaten (außer Japan) haben Vornamen eine andere Funktion. Sie identifizieren ihren Träger weit mehr als in Europa, was dort notwendig ist, da sich die Bevölkerung in diesen Ländern nur wenige Familiennamen teilt. Der Vorname kann beliebig aus einem oder zwei Morphemen der Sprache gebildet werden, die klassisch jeweils als chinesische Schriftzeichen geschrieben werden. Es besteht also eine fast unbeschränkte Anzahl an zulässigen Eigennamen. In vielen Familien wird ein Morphem des Vornamens identisch an alle Nachkommen derselben Generation vergeben (Generationenname).
Anders als bei europäischen Vornamen gibt es keine festgelegte Zuordnung von Eigennamen zum Geschlecht des Trägers (bis auf Modewellen, die gewisse Eigennamen gehäuft auftreten lassen und manchmal ein bestimmtes Geschlecht des Trägers vermuten lassen). Die Bezeichnung „Vorname“ für die ostasiatischen Eigennamen ist irreführend, da sie in Ostasien durchweg hinter den Familiennamen gestellt werden. Auch die Bezeichnung „Rufname“ ist unpassend, da der Eigenname in Ostasien (außer im engsten Familienkreis) fast nie zur Anrede verwendet wird. Zur formalen Anrede wird entweder der vollständige Name gebraucht oder der Familienname, ggf. ergänzt durch eine Funktionsbezeichnung (zum Beispiel „Kollege“). Im Freundeskreis werden meistens der Familienname mit dem Zusatz „ehrwürdiger/junger“ zur Anrede verwendet oder aber Spitznamen, und unter Verwandten ist die Anrede mit dem Verwandtschaftsgrad üblich, wofür es sprachlich differenziertere Begriffe als in Europa gibt (zum Beispiel chinesisch 妹妹 mèimèi = ‚jüngere Schwester‘, 大伯 dàbó = ‚älterer Bruder des Vaters‘ etc.).
Siehe auch
- Kategorie:Vorname – Wikipedia-Verzeichnis der Vornamen
- Liste deutscher Vornamen aus der Bibel
- Liste deutscher Vornamen germanischer Herkunft
- Liste von Vornamen
- Namensrecht
- Slawische Vornamen
Literatur
- Namenkunde allgemein
- Andrea Brendler / Silvio Brendler: Europäische Personennamensysteme. Ein Handbuch von Abasisch bis Zentralladinisch, Hamburg: Baar 2007, ISBN 978-3-935536-65-3.
- Jürgen Gerhards: Die Moderne und ihre Vornamen. Eine Einladung in die Kultursoziologie. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2003, ISBN 3-531-13887-1.
- Jürgen Gerhards: Globalisierung der Alltagskultur zwischen Verwestlichung und Kreolisierung: Das Beispiel Vornamen. In: Soziale Welt. Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis. Jg. 54, Heft 2, Bonn 2003.
- Astrid Kaiser (2010): Der Vorname in der Grundschule – Klangwort, Modewort oder Reizwort?. In: Die Grundschulzeitschrift, 24. Jg., H. 238.239, 26–29.
- Michael Mitterauer: Traditionen der Namengebung, Verlag Böhlau, Wien/Köln/Weimar 2011, ISBN 978-3-205-78645-0.
- Deutsch, allgemein
- Michael Mitterauer: Ahnen und Heilige. München 1993, ISBN 3-406-37643-6.
- Dieter Geuenich, Ingo Runde (Hrsg.): Name und Gesellschaft im Frühmittelalter. Personennamen als Indikatoren für sprachliche, ethnische, soziale und kulturelle Gruppenzugehörigkeiten ihrer Träger. (= Deutsche Namenforschung auf sprachgeschichtlicher Grundlage 2), Hildesheim/Zürich/New York 2006, ISBN 3-487-13106-4.
- Dieter Geuenich [u. a.] (Hrsg.): Nomen et gens. Zur historischen Aussagekraft frühmittelalterlicher Personennamen. Berlin u. New York 1997, ISBN 3-11-015809-4.
- Henning Kaufmann: Untersuchungen zu altdeutschen Rufnamen. München 1965 (= Grundfragen der Namenkunde, 3).
- Jürgen Eichhoff, Wilfried Seibicke, Michael Wolffsohn, Duden-Redaktion, Gesellschaft für deutsche Sprache (Hrsg.) Thema Deutsch, Band 2, Name und Gesellschaft: Soziale und historische Aspekte der Namengebung und Namenentwicklung. Bibliographisches Institut, Mannheim 2001, ISBN 3-411-70581-7.
- Astrid Kaiser: Vornamen produzieren Bilder. In: Brockhaus. Das große Vornamenlexikon. F.A. Brockhaus, Gütersloh 2012, S. 5–8.
- Vornamenlexika, deutsch
- Andreas Brosch: Unsere Vornamen – und was sie uns erzählen. 1500 Namen von biblisch bis modern, Brunnen Verlag, Gießen 2018, ISBN 978-3-7655-0995-7.
- Günther Drosdowski: Lexikon der Vornamen. Herkunft, Bedeutung und Gebrauch von mehr als 3000 Vornamen. Bibliographisches Institut, Mannheim/Zürich 1968 (= Duden-Taschenbücher, 4).
- Duden. Das große Vornamenlexikon. Bearbeitet von Rosa und Volker Kohlheim. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2007, ISBN 978-3-411-06083-2.
- Margit Eberhard-Wabnitz, Horst Leisering: Knaurs Vornamen-Buch. Herkunft und Bedeutung. Lexikographisches Institut, München 1984.
- Vornamenlexika, deutsch regional
- Reinhold Trautmann: Die altpreußischen Personennamen. 1925.
- Vornamenlexika, international
- Otto Nüssler: Internationales Handbuch der Vornamen, Verlag für Standesamtswesen 1. Aufl. 1986, ISBN 978-3-8019-5624-0
- Otto Nüssler: Internationales Handbuch der Vornamen, Teil: Rückläufig sortiertes Register, Verlag für Standesamtswesen 1. Aufl. 1987, ISBN 978-3-8019-5630-1
- Brockhaus. Das große Vornamenlexikon. F.A. Brockhaus, Gütersloh 2012, Vorwort: Astrid Kaiser
Weblinks
- Literatur von und über Vorname im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Zusammenstellung im GenWiki
- Vornamen mit Onogramm – wie Namen wahrgenommen werden
- Namenslexikon (englisch)
- Informationen zu Vornamen inklusive Karten zur geographischen Verteilung
- Grosses Schweizer Namensportal mit Bedeutung und Babynamengenerator
- Namenberatungsstelle (kostenpflichtig)
- Muslimische Vornamen
- Untersuchung von Namensumfeldern
Einzelnachweise
- Beispiel der regionalen Namensgebung im 15. Jahrhundert im heutigen Bayern: Sara L. Uckelman: 15th Century Bavarian Names. In: ellipsis.cx/~liana/names/. 22. November 2005, abgerufen am 1. April 2014 (englisch).
- Rudolf E. Keller, Karl-Heinz Mulagk (Hrsg.): Die deutsche Sprache und ihre historische Entwicklung. 2. Auflage. Buske Verlag, 1995, ISBN 3-87548-104-6, S. 450 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 1. April 2014]).
- Pars. II, Caput II., dann unterschiedliche Zählung, Textstelle beginnend mit „Nomen ab aliquo sumendum est, […]“
- Jürgen Gerhards, Rolf Hackenbroch: Kulturelle Bestimmungsgründe bei der Vergabe von Vornamen (Memento vom 9. September 2008 im Internet Archive) in: uni-leipzig.de (Projektbericht)
- Alfons Kaiser: Hitliste der Vornamen: Klingt einfach gut. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 25. Mai 2021]).
- Vor- und Familienname des Kindes. In: oesterreich.gv.at. 2023, abgerufen am 15. Februar 2023.
- § 13 PStG
- Häufigste Vornamen bei Neugeborenen mit österreichischer Staatsbürgerschaft (Memento vom 11. September 2012 im Webarchiv archive.today) auf der Seite de Statistik Austria abgerufen am 30. Dezember 2011
- Namentrends: Wie Vornamen die Schweiz erobern und wieder verschwinden In: Neue Zürcher Zeitung vom 22. August 2016
- Vornamenhitparaden der Neugeborenen und der Bevölkerung im Jahr 2020. In: bfs.admin.ch. 17. August 2021, abgerufen am 17. August 2021.
- Vor- und Nachnamen in der Schweiz. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 5. April 2024.
- Vornamen 2007, ISTAT 2009
- Ustawa z dnia 29 września 1986 r. Prawo o aktach stanu cywilnego. In: Dziennik Ustaw auf der Website des ISAP. Kanzlei des Sejm, 1986, abgerufen am 14. August 2012 (polnisch, PDF-Datei s. Tekst ogłoszony).
- Rozporządzenie Ministra Spraw Wewnętrznych i Administracji z dnia 7 grudnia 2007 r. zmieniające rozporządzenie w sprawie szczegółowych zasad sporządzania aktów stanu cywilnego … In: Dziennik Ustaw auf der Website des ISAP. Kanzlei des Sejm, 2007, abgerufen am 14. August 2012 (polnisch, PDF-Datei s. Tekst ogłoszony).
- Die Empfehlungen des Rates der Polnischen Sprache für die Standesbeamten, Die Liste der in Polen benutzten Vornamen sowie Die Erweiterung der Liste der in Polen benutzten Vornamen (unten die Liste der ausdrücklich nichteintragungsfähigen Vornamen), auf rjp.pan.pl, abgerufen am 14. August 2012