Weferlinger Heimstolz
Weferlinger ist die umgangssprachliche Bezeichnung mehrerer Wohnwagenmodelle der DDR, die in der Produktionsgenossenschaft des Handwerks Heimstolz im Flecken Weferlingen (Kreis Haldensleben) hergestellt wurden. Die einzelnen LC-Modelle weisen trotz unterschiedlicher Größe hinsichtlich ihres Designs deutliche Übereinstimmungen auf. Konstrukteur des LC9-200 und des LC9-285 war Wilhelm Luther aus Birkenwerder. Die Abkürzung „LC“ in der Modellbezeichnung steht für „Luther Camping“.
Aufbau
Der Aufbau besteht aus einem Holzgerippe, das mit einem doppelwandigen Sperrholzaufbau ausgekleidet ist. Weißer Kunstharzlack schützt die kochfest verleimten Furnierplatten von außen. Die Wohnwagen der PGH Heimstolz haben auf jeder Seite ein Fenster. Das in Fahrtrichtung vorn liegende Fenster lässt sich nach außen aufstellen. Die Einstiegstür ist in der Mitte geteilt. So kann zum Beispiel nur der obere Teil der Tür in Verbindung mit dem Fenster beim Kochen geöffnet werden. Für Luftzirkulation sorgt das ausstellbare, mit einem Fliegenschutzgitter ausgestattete Dachmittelstück.
Die Bodengruppe besteht aus leichten U-Profilen. Die Räder sind an Pendel-Halbachsen montiert, an denen einfache Gummiblöcke in der Praxis eine bescheidene Federung gewährleisten. Das Fahrgestell ist wartungsfrei, allerdings traten zumindest bei frühen Exemplaren Risse der Gummiblöcke auf.
In etwa zehn Minuten kann das Vorzelt aufgebaut werden. Nach dem Einfädeln des Keders in die umlaufende Alukederschiene an der rechten Seite des Wagens wird das Gestänge zusammengebaut und unter das Vorzelt gebracht. Die Zeltgiebelseite (die Eingangstür) lässt sich auch als Sonnendach aufstellen.
Modelle
Schon in den 1950er Jahren konstruierte Luther Wohnwagen. Eine Serienfertigung setzte 1965 ein.[1] Die Stückzahlen erreichten jedoch nicht den Umfang des Bastei und QEK Junior. Einige Modelle wurden lediglich als Prototypen verwirklicht, darunter 1974 der LC 260.[2]
LC9-200
Der „kleine“ Weferlinger. Er wurde speziell für den Trabant entwickelt und im Jahr 1967 vorgestellt.[3]
Auf den zwei Rädern steht der Anhänger, abgestützt durch vier Aufsteller mit Trapezgewindespindeln, selbst auf unebenen Standplätzen sicher. Die Reifen und Räder der Größe 3,50 – 12″ – 1,5 at sind die gleichen wie beim Motorroller Troll.
Innenraum
Die gesamte Innenausstattung aller Wohnwagen ist aus finnischem Echtholz hergestellt, welches aus Gewichtsgründen Verwendung fand. In jedem Wagen befindet sich ein großer Kleiderschrank. Eine sinnvolle Raumaufteilung ist gerade bei den Innenmaßen des kleinen „Wefi“ unerlässlich. In weniger als einer Minute ist aus der abgeklappten Tischplatte und einer Stützleiste eine Liegefläche von 1,95 × 1,12 m geworden. Unter der Sitzbank gibt es Stauraum für Decken, Kissen und Bettzeug. Als Kochgelegenheit dient ein zweiflammiger Propangaskocher, der durch eine 2-kg-Propangasflasche versorgt wird, die im Innenraum untergebracht ist.
Die Beleuchtung des Innenraumes gewährleisten zwei 5-Watt-Soffitten, gespeist von der Autobatterie, oder einer 25-Watt-Kerzenlampe bei 230-Volt-Versorgung.
Eigenmasse | 220 kg / 250 kg |
Zuladung | 60 kg / 30 kg |
Aufbaulänge | 2,00 m |
Breite | 1,63 m |
Höhe vom Erdboden | 2,03 m |
Stehhöhe | 1,80 m |
Gegenwärtig ermöglicht der kleine Weferlinger (neben dem Qek Junior) auch Fahrern von Trikes, Smarts, Enten und anderen Kleinwagen den Urlaub mit einem Wohnwagen.
LC9-285
Der „große“ Weferlinger. Er war für größere Fahrzeuge als den Trabant (z. B. Wartburg 353) entwickelt. Neben den größeren Abmessungen hatte der LC9-285 auch größere Räder, die denen des Trabant entsprachen. Der Verkaufspreis ohne Vorzelt betrug 8000 Mark (Stand 1974).[1]
Im Testbericht mit dem Wartburg 353 als Zugfahrzeug im Jahr 1974 fiel das Urteil durchwachsen aus. Die stark unterschiedliche Federkennlinie von Anhänger und Zugfahrzeug äußerte sich durch deutlich spürbare Stöße in den Pkw. Der Federweg der Gummiblöcke des Anhängers betrug in der Praxis nur 15-20 mm. Die Reserven des Wartburg-Fahrwerks zwangen den Anhänger jedoch auch bei Unruhe stets zum Nachlaufen. Vom Fahren mit beladenem Anhänger wurde abgeraten. Das KTA hatte die zulässige Höchstgeschwindigkeit für den LC9-285 wegen der mäßigen Federungseigenschaften auf 60 km/h festgesetzt. Die Spurtreue des Anhängers bei Bremsvorgängen wurde als ausgezeichnet bewertet. Die Konstruktion der Zugdeichsel erforderte Obacht beim Rangieren, da der Anhänger relativ schnell vom Geschobenwerden zur Drehung um seinen Mittelpunkt überging.[1]
Außerhalb des Fahrbetriebs wurde der LC9-285 im Jahr 1974 überwiegend positiv bewertet. Eine freundlich wirkende, durchdachte Inneneinrichtung und eine sehr sorgfältige Verarbeitungsqualität wurden gelobt. Die kaum vorhandene Isolierung begrenzte den Komfort. Erhebliche Probleme gab es mit den Aufstellern.[1]
Eigenmasse | 350 kg |
Zuladung | 100 kg |
Aufbaulänge | 2,85 m |
Breite | 1,84 m |
Höhe vom Erdboden | 2,10 m |
Stehhöhe | 1,87 m |
Grundfläche Vorzelt | 2,85 m × 2,50 m |
Aller 300
Mit dem „Aller 300“ entstand 1983 ein völlig neues Design.
Eigenmasse | 400 kg |
Zuladung | 150 kg |
Aufbaulänge | 3,00 m |
Breite | 1,98 m |
Höhe vom Erdboden | 2,31 m |
Stehhöhe | 1,84 m |
Dieser neue Wagen wurde im VEB Heimstolz Weferlingen (im VEB Kombinat Fahrzeugbau und Zubehör Kakerbeck) gebaut. Erkennbar an der eckigen Form, bietet dieser Wohnwagen gegenüber seinen Vorgängern reichlich Platz und Komfort.
Aller 340
Der „Aller 340“ ist der größte jemals in Serie hergestellte Wohnwagen aus dem Hause „VEB Heimstolz Weferlingen“.
Eigenmasse | 450 kg |
Zuladung | 100 kg |
Aufbaulänge | 4,15 m |
Breite | 2,00 m |
Höhe vom Erdboden | 2,31 m |
Stehhöhe | 1,97 m |
Weblinks
- weferlinger.de – Website und Forum für den Weferlinger Wohnwagen
Einzelnachweise
- KFT beurteilt: Gespann Wartburg 353 mit Campinganhänger LC 9.285. In: Kraftfahrzeugtechnik 6/1974, S. 189–192.
- Neukonstruktion für die Trabant-Kategorie Prototyp LC 260. In: Kraftfahrzeugtechnik 9/1974, S. 278–279
- Leichter Wohnanhänger. In: Kraftfahrzeugtechnik. 5/1967, S. 155.