Wasserturm Tempelhofer Berg

Der Wasserturm Tempelhofer Berg (alternative Bezeichnungen sind Wasserturm Kreuzberg, Wasserturm Kopischstraße und Wasserturm Undine) ist ein ehemaliger Wasserturm für die Trinkwasserversorgung im Berliner Ortsteil Kreuzberg an der Ecke Fidicin- und Kopischstraße. Er wurde 1887 bis 1888 errichtet und steht heute unter Denkmalschutz.[1]

Wasserturm Tempelhofer Berg mit Nebengebäude

Geschichte

Im Januar 1886 wurde für eine vom „Curatorium der städtischen Wasserwerke“ geplante Wasserhebeanlage auf dem Tempelhofer Berg – einem Ausläufer des Kreuzbergs – ein Architekturwettbewerb unter den Mitgliedern des Berliner Architekten-Vereins ausgeschrieben. Die Anlage sollte aus einem Turm, einem Kessel- und Kohlenhaus, einem Schornstein, einer Waage für die Kohlenanlieferung und einer Einfriedung bestehen. Im Turm sollten neben dem Wasserbehälter eine Wohnung für den Maschinisten sowie Maschinen und Pumpenraum untergebracht werden.[2] Den ersten Preis bekamen am 22. Februar 1886 die Architekten Hugo Hartung und Richard Schultze für ihren Entwurf, den sie unter dem Motto „Undine“ eingereicht hatten, zugesprochen.[3] Im April 1887 wurde mit dem Bau der Anlage begonnen und im Oktober 1887 war der Rohbau fertiggestellt.[4] Im Mai 1888 waren die Bauarbeiten abgeschlossen und am 14. Juni 1888 erfolgte die Bauabnahme.[5]

Die Architektur des Ensembles orientiert sich an der mittelalterlichen Backsteingotik. Nur im Sockelbereich und für die Treppenstufen kam neben den Mauerziegeln schlesischer Granit zum Einsatz. Als baulicher Schmuck dienten verputzte Blenden, Gesimsstreifen und schraubenförmig aufsteigende versinterte Backsteine. Der Turm als Hauptelement des Ensembles steht direkt an der Straßenecke. Schornstein und Treppenhaus schmiegen sich als separate Bauteile an den Turm an. Die Nebengebäude mit Kesselraum und Lagern schließen sich entlang der Fidicinstraße an. Alle Gebäude sind mit Schiefer eingedeckt, Turm und Treppenhaus erhielten jeweils ein spitzes Kegeldach. Der Maschinenraum im Erdgeschoss des Turms hat als Schmuck ein nachträglich eingemauertes Sterngewölbe mit Rippen aus Ziegel-Formsteinen erhalten. Dieses Gewölbe hat somit keine statische Funktion.[4] Der Turm hat eine Höhe von 44,4 Metern.[6]

Notwendig war die Anlage im Zusammenhang Besiedlung der höher gelegenen Gebiete rund um den heutigen Chamissoplatz. Hierfür war ein höher gelegenes Wasserdepot notwendig, um den nötigen Druck in den Wasserleitungen zu erreichen. Der Wassertank hatte ein Volumen von 400 Kubikmetern und die Anlage eine Kapazität in der Wasserversorgung von 2000 Kubikmetern pro Tag.[6]

1925 erfolgte die Umstellung vom Dampfmaschinen auf Elektromotoren als Energieversorgung für die Pumpen. 1955 wurde die Anlage stillgelegt.[6]

1982 ging das Grundstück in den Besitz des Bezirks Kreuzberg über,[7] der in den Jahren 1986 bis 1988 eine umfangreiche Sanierung der Bauwerke durchführte. Außerdem wurde nach Plänen des Hochbauamtes des Bezirks das Ensemble in eine Jugend- und Freizeiteinrichtung umgebaut. Viele originale Bauteile wie der Wassertank, die Wendeltreppe aus Granit oder das Sterngewölbe blieben hierbei erhalten.[1]

Literatur

Commons: Wasserturm Kopischstraße – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Eintrag 09030464 in der Berliner Landesdenkmalliste
  2. Eine Preisbewerbung für den Entwurf eines kleinen Wasserhebewerkes auf dem Kreuzberge in Berlin. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 2, 1886, S. 16 (zlb.de).
  3. Preisausschreiben für Entwürfe zu einem Wasserhebewerk auf dem Kreuzberg bei Berlin. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 9, 1886, S. 88 (zlb.de).
  4. Richard Schultze: Städtisches Wasserhebewerk für den Südwesten von Berlin. In: Zeitschrift für Bauwesen. Nr. 7, 1888, Sp. 285–288 (zlb.de).
  5. Jens U. Schmidt: Wassertürme in Berlin. Regia-Verlag, Cottbus 2010, ISBN 978-3-86929-032-4, S. 23
  6. Berlin und seine Bauten: Stadttechnik. (= Teil X, Band A [2]). Michael Imhof Verlag, Petersberg 2006, ISBN 978-3-86568-012-9, S. 354
  7. Jens U. Schmidt: Wassertürme in Berlin. Regia-Verlag, Cottbus 2010, ISBN 978-3-86929-032-4, S. 24

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