Was frag ich nach der Welt

Was frag ich nach der Welt, BWV 94, ist eine Kirchenkantate von Johann Sebastian Bach, geschrieben 1724 in Leipzig für den neunten Sonntag nach Trinitatis, den 6. August 1724.

Bachkantate
Was frag ich nach der Welt
BWV: 94
Anlass: 9. Sonntag nach Trinitatis
Entstehungsjahr: 1724
Entstehungsort: Leipzig
Gattung: Kantate
Solo: S A T B
Chor: SATB
Instrumente: Fl Ob 2Vl Va Bc
Text
unbekannt
Liste der Bachkantaten

Geschichte und Text

Die Kantate ist eine Choralkantate aus Bachs zweitem Kantatenjahrgang in Leipzig. Sie basiert auf dem Choral in acht Strophen des Dichters Balthasar Kindermann. Ein unbekannter Textdichter formte den Choral zu einem Kantatentext um, indem er die Strophen 1, 3, 5, 7 und 8 beibehielt, 3 und 5 erweitert durch Rezitative, und 2, 4 und 6 zu Arien umformulierte. Die vorgeschriebenen Lesungen sind 1 Kor 10,6–3  und Lk 16,1–9 , das Gleichnis vom ungerechten Diener. Der Kantatentext knüpft nur allgemein an die Lesungen an und leitet aus „die Kinder dieser Welt sind klüger als die Kinder des Lichts“ den Gegensatz zwischen der vergänglichen Welt und Jesus ab, der das Thema der Kantate ist.

Besetzung und Struktur

Die Kantate ist gesetzt für vier Solisten und einen vierstimmigen Chor, Traversflöte, zwei Oboen, zwei Violinen, Viola, Orgel und Basso continuo.

  1. Coro (Konzertante Flöte): Was frag ich nach der Welt (1. Strophe)
  2. Aria (Bass): Die Welt ist wie ein Rauch und Schatten (2.)
  3. Chorale e recitativo (Tenor, Oboen): Die Welt sucht Ehr und Ruhm (3.)
  4. Aria (Alt, Flöte): Betörte Welt, betörte Welt! (4.)
  5. Chorale e recitativo (Bass): Die Welt bekümmert sich (5.)
  6. Aria (Tenor, Streicher): Die Welt kann ihre Lust und Freud (6.)
  7. Aria (Sopran, Oboe): Es halt es mit der blinden Welt (6.)
  8. Choral: Was frag ich nach der Welt! (7. und 8.)

Musik

Der Eingangschor wird von einer konzertierenden Flöte dominiert. Bach schrieb hier zum ersten Mal für eine Kantate in Leipzig virtuose Flötenmusik. Wahrscheinlich stand ihm ein ausgezeichneter Spieler zur Verfügung.[1] Zwei Themen des Ritornells von 12 Takten, eins für die Flöte, ein anderes für die Streicher und Oboen, sind aus der Choralmelodie, O Gott, du frommer Gott (1648), abgeleitet. Der Cantus firmus wird vom Sopran gesungen. Die lebhafte Musik in D-Dur scheint die Welt eher zu beschreiben als zu verneinen, wie der Text es tut.

In der Bass-Arie mit Continuo, die die Welt mit „Rauch und Schatten“ vergleicht, illustrieren herabstürzende Motive das Vergehen, Fallen und Brechen, während Haltetöne, zum Beispiel auf „besteht“, für Stabilität stehen.

Im dritten Satz singt der Tenor den Choral reich ausgeziert. Die Begleitung durch zwei Oboen und Continuo ist ähnlich dem (späteren) Er ist auf Erden kommen arm im Weihnachtsoratorium, Satz 7 von Teil I.

In der folgenden Alt-Arie, in der die Welt als „Betrug und falscher Schein“ erscheint, wird wieder von der Flöte dominiert. Die Arien für Tenor und Sopran sind im Tanzrhythmus geschrieben, Pastorale und Bourrée, auch sie stellen eher die Welt dar als Ekel vor ihr. Die Kantate wird mit zwei Choralstrophen im schlichten vierstimmigen Satz beschlossen.

Verweise

Bach verwendete Kindermanns Choral Was frag ich nach der Welt auch in der Kantate Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget (BWV 64) für den 3. Weihnachtstag 1723 in Leipzig.

Einspielungen

LP / CD
DVD

Einzelnachweise

  1. Michael Cookson: Johann Sebastian Bach (1685-1750) Cantata ... "Was frag ich nach der Welt", BWV 94. musicweb-international.com, 2004, abgerufen am 22. Juli 2010 (englisch).
  2. Produktinformationen auf der Website der J. S. Bach-Stiftung.
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