Wangen an der Aare
Wangen an der Aare ist eine politische Gemeinde und Hauptort des Verwaltungskreises Oberaargau des Kantons Bern in der Schweiz.
Wangen an der Aare | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Bern (BE) |
Verwaltungskreis: | Oberaargau |
BFS-Nr.: | 0992 |
Postleitzahl: | 3374 Wangenried 3380 Wangen an der Aare |
UN/LOCODE: | CH WGA |
Koordinaten: | 616007 / 231400 |
Höhe: | 423 m ü. M. |
Höhenbereich: | 415–506 m ü. M.[1] |
Fläche: | 8,13 km²[2] |
Einwohner: | 2796 (31. Dezember 2022)[3] |
Einwohnerdichte: | 344 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 14,5 % (31. Dezember 2022)[4] |
Gemeindepräsident: | Christoph Kiefer (parteilos/Kandidat der FDP) |
Website: | www.wangen-a-a.ch |
Luftaufnahme von Wangen aus einem Ballon; am linken Bildrand Autobahnanschluss Wangen a. d. A., der obere Wasserlauf ist der Aarekanal | |
Lage der Gemeinde | |
Das Städtchen mit dem historischen Stadtkern liegt in einer ländlichen Umgebung direkt am grossen Mittelland-Fluss Aare zwischen den Städten Olten und Solothurn, gehört jedoch zum bernischen Oberaargau. Über den Fluss führt eine alte gedeckte Holzbrücke. Wangen an der Aare war auch Hauptort des ehemaligen, gleichnamigen Amtsbezirks. Im Gemeindegebiet mündet das kleine Flüsschen Ösch als Mühlbach in die Aare.
Nachbargemeinden sind Attiswil, Wiedlisbach, Walliswil bei Wangen, Inkwil, Heimenhausen im Kanton Bern und Deitingen, Flumenthal und Subingen im Kanton Solothurn.
Geschichte
Wangen dürfte in der Mitte des 13. Jahrhunderts von den Grafen von Kyburg gegründet worden sein. Das Wort Wang(en) bedeutet Gelände am Fuss eines Abhanges, hier wohl der Abhang der nahen Jurakette. Wangen gehörte zusammen mit Ursenbach, Huttwil und Herzogenbuchsee zum kyburgischen Landgericht Herzogenbuchsee (Hochgericht). In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde Wangen mehrfach verpfändet. Nach dem Guglerkrieg fiel Wangen an die Neu-Kyburger zurück. Nach dem Burgdorferkrieg, dem Höhepunkt im Konflikt um die Landgrafschaft Burgund, verlegte Graf Rudolf II. von Kyburg seinen Herrschaftssitz von Burgdorf nach Wangen. 1385 verpfändeten die Kyburger die Stadt an Hemman von Grünenberg und wollten sie 1387 an Habsburg verkaufen, das jedoch nach der Schlacht bei Sempach auf seine Territorien in der Westschweiz verzichten musste. Im Jahr 1406 sahen sich die Grafen Berchtold und Egon von Kyburg, die letzten ihrer Familie, gezwungen, die Stadt Wangen an Bern abzutreten. Bern löste die Grünenberg'sche Pfandschaft aus und erwarb auch sämtliche habsburgischen Rechte. Im Jahr 1408 sandte Bern den Zimmermeister Heinrich Gruber als ersten Landvogt für 15 Jahre nach Wangen, mit dem Auftrag, die Stadt stärker zu befestigen und eine neue Brücke über die Aare zu bauen. Der Landvogt verfügte dazu über den grössten Anteil der Einkünfte aus seinem Verwaltungsgebiet. Die Vogtei Wangen war später die einträglichste bernische Landvogtei.
Mit dem Ende der Aareschifffahrt im 19. Jahrhundert geriet die Kleinstadt in eine wirtschaftliche Krise. Beim Bau der Bahnstrecke Olten–Solothurn erhielt Wangen an der Aare einen eigenen Bahnhof.
Seit 1968 ist der Autobahnanschluss der A1 bei Wangen an der Aare, gelegen auf Gebiet des Nachbarstädtchens Wiedlisbach, in Betrieb. Am 1. Januar 2024 wurde die ehemalige Gemeinde Wangenried nach Wangen an der Aare eingemeindet. Wangenried wurde dadurch zu einem Ortsteil von Wangen.
Wappen
In Silber zwei gekreuzte blaue Schlüssel. Die Schlüssel Petri gehen auf das zähringische Hauskloster St. Peter im Schwarzwald zurück, dem im Oberaargau reicher Grundbesitz gehörte. Das Wappen ist seit 1380 belegt.
Waffenplatz
An die Geschichte als militärischer Stützpunkt knüpft der heutige Waffenplatz der Schweizer Armee an. Die Lagerhäuser am Fluss bildeten den Grundstein. Im Ersten Weltkrieg waren dort Feldhaubitzen-Verbände stationiert. Heute ist Wangen an der Aare das Zentrum der Transporttruppen und ein Ausbildungsplatz der Katastrophenhilfe- und Rettungsformationen. Auch die Pontoniere (Teil der Pioniertruppe, die in der Schweiz Genietruppe heisst) üben hier.
Wirtschaft
Zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation entstand 1824 auf Initiative des Oberamtmannes von Wangen Rudolf Emanuel Effinger von Wildegg die „Ersparnis- und Anlehn-Cassa des Oberamts Wangen“ als Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 10000 Pfund. Aus ihr wurde später die „Ersparniskasse des Amtsbezirks Wangen“, die als Regionalbank im Amtsbezirk Wangen fungierte. 1994 wurde die Ersparniskasse von der Schweizerischen Bankgesellschaft übernommen.
Aus einer schon 1748 erwähnten Rosshaarspinnerei entstand die heute noch bestehende Bettwarenfabrik Roviva Roth & Cie AG. Aus dem frühen 19. Jahrhundert ist ebenfalls eine Textilfärberei bekannt. Dieser Industriezweig fand seine Fortsetzung in der bis in die 1980er Jahre in Wangen angesiedelten Textilkonfektion (Howald, Schweizer, Nabholz). Gemäss der Volkszählung 2000 arbeiten rund 60 % der erwerbstätigen Bewohner ausserhalb der Gemeinde.
Verkehr
Die am Nordrand von Wangen verlaufende Autobahn A1 Genf – St. Margrethen kreuzt an der Anschlussstelle Wangen an der Aare die Hauptstrasse 22 Murten – Herzogenbuchsee, die als Umfahrungsstrasse am Rande des Ortes verläuft. Der Bahnhof Wangen an der Aare liegt an der Bahnstrecke Olten–Solothurn.
Sehenswürdigkeiten
- Schloss
- Reformierte Pfarrkirche (ehemaliges Benediktinerpriorat) (13. Jahrhundert)
- Pfarrhaus (13. Jahrhundert)
- Gedeckte Holzbrücke (15. Jahrhundert)
- Zeitglockenturm
- Historischer Stadtkern
- Salzhaus
- Alte Kaserne
- ehemaliges Badehaus auf dem heutigen Bauernhof Hess (Richtung Wangenried/Deitingen)
- Bauernhof mit Nebengebäude auf dem Friedberg
- Bauten von Alfred Roth
- Katholische Kirche St. Christophorus, erbaut 1961–62 durch Walter Moser.
Bilder
- Holzbrücke
- Reformierte Kirche
- Mittelalterlichen Fresken im Innern der Kirche
- Fresken in der Kirche
- Pfarrhaus
- Salzhaus
- Altstadt
- Zeitglockenturm, Gemeindehaus und „Alte Kasse“
- Katholische Kirche St. Christophorus
- Schloss
- Gemeindehaus
- Schloss Wangen
Gemeindepartnerschaft
Am 1. Juli 2018 wurde eine Urkunde über die Gemeindepartnerschaft mit der slowenischen Gemeinde Bled auf der Burg von Bled unterzeichnet. Eine Freundschaft zwischen den Gemeinden bestand schon seit einigen Jahren wegen des Wirkens des in Wangen geborenen Arnold Rikli als Naturheiler in Bled.
In Wangen geboren
- Karl Friedrich Morell (1759–1816), Botaniker, Chemiker und Apotheker
- Johann Rudolf Vogel (1810–1891), Landwirt und Politiker, Nationalrat
- Arnold Rikli (1823–1906), Naturheiler und Begründer der Heliotherapie
- Helene Roth (1887–1966), Malerin
- Alfred Roth (1903–1998), Architekt
- Walter Vogel (1923–1990), Entomologe
- Susanne Stöcklin-Meier (* 1940), Spielpädagogin und Autorin
Weitere Persönlichkeiten
- Anton Herport (1646–1688), evangelischer Geistlicher
Literatur
- Martin Zeiller: Wangen. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Helvetiae, Rhaetiae et Valesiae (= Topographia Germaniae. Band 1). 2. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 32 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Wangen an der Aare
- Anne-Marie Dubler: Wangen an der Aare. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Bundesamt für Kultur: Wangen an der Aare im Inventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz
- Burgenwelt: Stadtbefestigung Wangen an der Aare
- Bilder von Wangen an der Aare
Einzelnachweise
- Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023