Walstatt

Die Walstatt[1] (mit „orthografischen Schwankungen“ wie „Wallstatt“, „Walstadt“ oder „Wallstadt“[2]) ist eine veraltete, aus dem Mittelhochdeutschen stammende Bezeichnung für einen Kampfplatz oder ein Schlachtfeld[3].

Wortbedeutung

Walstatt (spätere Nebenform Walstätte[4]): „Schlachtfeld, Kampfstätte, Richtstätte“[5] ist „eine seit der Mitte des 12. Jahrh[underts] auftretende Zusammensetzung [von statt „Ort, Platz, Stelle“] mit dem altgermanischen Wort Wal, bei der das Wort noch seine ursprüngliche Bedeutung zeigt, also eigentlich Leichenfeld“,[5] d. h. „‚von Leichen bedecktes Schlachtfeld‘ oder aber überhaupt ‚Ort wo gekämpft worden ist‘“.[5] „Da Wal [selbst!] dann aber als Schlachtfeld genommen wird, erscheint die Zusammensetzung [Walstatt] als eine tautologische und verdrängt schließlich das einfache Wort [Wal].“[5]

Wortgeschichte von Wal

Wal als erste Komponente von Walstatt geht auf eine nicht rekonstruierte urgermanische Wortwurzel zurück, die in den altgermanischen Einzelsprachen in leicht verschiedener Gestalt vorliegt.[6] Bei der Aufspaltung des Urgermanischen treten dann auch Bedeutungsunterschiede des Worts auf. Im Einzelnen sind belegt:[6]

  • im Altnordischen valr „die Erschlagenen auf dem Schlachtfeld“,[6] vergleiche auch: Walhalla „Aufenthaltsort der im Kampf Gefallenen“[7] und Walküre „Totenwählerin, die nach der Edda die Aufgabe hat, die im Kampf gefallenen Krieger zu Odin zu geleiten“.,[8]
  • im Angelsächsischen wæl „die Erschlagenen, auch ein einzelner Toter, und mehr abstract Niederlage, Gemetzel“,[6][9]
  • im Altsächsischen wal in waldâd „todbringende That, Mord“,[6]
  • im Althochdeutschen geben die Quellen als Bedeutung von wal lateinisch strages an,[6] also „das Niedersinken, Niederstürzen, Zusammenstürzen, Einstürzen, die Verwüstung; die Masse zu Boden gestürzter Gegenstände“.[10]

Nach Sichtung aller Quellen kommt das Deutsche Wörterbuch zu dem Schluss: „Es ist mithin von der im ags. [Angelsächsischen] noch erhaltenen abstracten Bedeutung [der Wortwurzel] auszugehen, woraus sich die (im anord. [Altnordischen] schon ausschließlich geltende) Collective von die Erschlagenen entwickelt hat.“[6]

Weitere Entwicklung

Das Wort Wal galt schon im 16. Jahrhundert als veraltet[6] und wurde später kaum benutzt; war jedoch im 19. Jahrhundert vereinzelt wieder anzutreffen (u. a. bei Joseph Görres, Friedrich de la Motte Fouqué und besonders bei Richard Wagner unter dem Einfluss von altnordisch valr[6]). Den von Richard Wagner angenommenen Zusammenhang mit wählen sieht das Deutsche Wörterbuch kritisch.[6]

Walstatt als dichterisches Synonym für Schlachtfeld blieb bis ins 19. Jahrhundert lebendig (z. B. bei Nikolaus Lenau[5] und Karl Henckell); heute wirkt es eher gekünstelt und wird meist in ironischem Zusammenhang benutzt.

Einzelnachweise

  1. Bei allen Zitaten aus dem Deutschen Wörterbuch wurden, abweichend von der Quelle, alle neuhochdeutschen Substantive groß geschrieben
  2. Walstatt … Walstätte. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 27: W–Weg[zwitschern]-zwiesel – (XIII). S. Hirzel, Leipzig 1922, Sp. 1367–1368 (woerterbuchnetz.de).
  3. Walstatt. Duden - digitales Wörterbuch; abgerufen am 9. April 2021.
  4. Walstatt … Walstätte. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 27: W–Weg[zwitschern]-zwiesel – (XIII). S. Hirzel, Leipzig 1922, Sp. 1367–1368 (woerterbuchnetz.de).
  5. Walstatt. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 27: W–Weg[zwitschern]-zwiesel – (XIII). S. Hirzel, Leipzig 1922, Sp. 1360–1367 (woerterbuchnetz.de).
  6. Wal. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 27: W–Weg[zwitschern]-zwiesel – (XIII). S. Hirzel, Leipzig 1922, Sp. 1063–1068 (woerterbuchnetz.de).
  7. Walhalla. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 27: W–Weg[zwitschern]-zwiesel – (XIII). S. Hirzel, Leipzig 1922, Sp. 1241–1242 (woerterbuchnetz.de).
  8. Walküre. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. Band 27: W–Weg[zwitschern]-zwiesel – (XIII). S. Hirzel, Leipzig 1922, Sp. 1255–1256 (woerterbuchnetz.de).
  9. In zusammengesetzter Form als „wælstowe“ (Walstatt) im berühmten Gedicht aus der Angelsächsischen Chronik über die Schlacht bei Brunanburh im Jahre 937.
  10. Karl Ernst Georges: strages. In: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8., verbesserte und vermehrte Auflage. Band 2. Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1918, Sp. 2814–2815 (Digitalisat. zeno.org).
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