Pfarrkirche Gaas
Die römisch-katholische Pfarr- und Wallfahrtskirche Gaas, auch bekannt als Wallfahrtskirche Maria Weinberg steht südlich der Ortschaft Gaas weithin sichtbar am Hang des Kulmer Waldes in der Gemeinde Eberau (ungarisch: Monyorókerék, kroatisch: Eberava) im Bezirk Güssing im Burgenland. Sie ist dem Fest Mariä Himmelfahrt gewidmet und gehört zum Dekanat Güssing in der Diözese Eisenstadt. Die Kirche steht unter Denkmalschutz (Listeneintrag).
Geschichte
Die Kirche steht an der Stelle der Burg Kertes, die 1221 an dieser Stelle genannt wird („… versus villam, que Kertes vocatur, super domum Henrici“). Laut dem Chronogramm im Chor wurde die Kirche 1155 als Burgkapelle errichtet. Bereits seit dem Mittelalter besteht hier eine eigenständige Pfarre. 1475 wurden erstmals Ablässe urkundlich erwähnt. Die heutige Kirche wurde 1524 gewidmet. Eine Innenrenovierung erfolgte im Jahr 1741. In den Jahren 1775 und 1776 wurde ein neuer Dachstuhl errichtet. Nach dem Einsturz wurde das oberste Turmgeschoß im Jahr 1777 neu aufgebaut. Eine weitere Innenrenovierung erfolgte im Jahr 1952, Außenrenovierungen 1963 und 1975.
Architektur
Äußeres
Die Kirche ist ein gotischer Bau aus der zweiten Hälfte des 15. und dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. An die Westfassade schließt im Süden ein Turm an. Das Untergeschoß ist mittelalterlich, das Obergeschoß und der Zwiebelhelm sind spätbarock. Die Eisentür wurde 1755 geschaffen. Am Schiff sind zweifach abgetreppte Strebepfeiler. Die vier südlichen, gotischen Fenster haben barocke Schmiedeeisengitter aus dem Jahr 1741. An der Südostecke des Langhauses ist ein plastisches Köpfchen eingemauert, das vermutlich den Baumeister darstellt. Im Süden ist ein barocker Sakristeianbau. Die Fassaden sind mit Faschen und stark profiliertem Trauf- und Kranzgesims gegliedert. Das Südportal hat eine profilierte Leibung mit einer Eisentür aus dem Jahr 1726. Die westliche Giebelfassade hat ein barockes Portal mit einer Eisentür aus dem Jahr 1744. An der Außenwand der Apsis ist ein modernes Kruzifix.
Inneres
Das Kirchenschiff ist fünfjochig mit einem weitmaschigen Netzrippengewölbe auf Wappenkonsolen mit Steinmetz- oder Hauszeichen. Die spätbarocke Westempore ist dreiachsig und lagert auf einem Platzlgewölbe. Sie hat eine vorgebauchte Brüstung und stammt aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Ein Triumphbogen mit einem flachen Spitzbogen trennt das Kirchenschiff von der Apsis. Der dreijochige Chor hat einen 5/8-Schluss. Er ist etwas aus der Achse gerückt. Im Chor ist ein zierliches Netzrippengewölbe mit zweifach gekehlten Rippen auf Diensten. Die Konsolen wurden in Form von Tierköpfen geschaffen. Die gotische Sakramentsnische in der nördlichen Chorwand ist aus Terrakotta mit einem Wimperg in spätgotischer Rahmung. Das Schmiedeeisentürchen stammt aus der Entstehungszeit. Die Wandmalereien über dem Triumphbogen aus dem 17. Jahrhundert stellen die Abnahme des Leichnams Jesu vom Kreuz dar. An der Emporenbrüstung sind musizierende Engel und Heilige dargestellt. Die Wandmalereien aus dem 18. Jahrhundert waren stark übermalt und wurden 1965 wieder freigelegt. Die Kirchenfenster aus dem Jahr 1952 stammen von Josef Widmoser.
Ausstattung
Der Großteil der Einrichtung stammt aus der Zeit von Pfarrer G. Legath, der in den Jahren 1777 bis 1820 wirkte. Die Einrichtung wurde 1977 restauriert. Der Hochaltar besteht aus klassizistischen Doppelsäulen mit Gebälk. Am Altar stehen Schnitzfiguren der Heiligen Stephan, Ladislaus, Joachim und Anna. Im Aufsatz befindet sich eine Figur des Auferstandenen. Die Skulpturen stammen aus 1785. In der Mittelnische befindet sich das Gnadenbild einer spätgotischen Madonna auf der Mondsichel. Es entstand um 1460 oder 1470 und wurde 1975 restauriert. Die Seitenaltäre sind gleich aufgebaut wie der Hauptaltar und werden 1793 erstmals urkundlich erwähnt. Am rechten Seitenaltar sind Schnitzfiguren der Heiligen Georg, Patrizius und Rochus, am linken Seitenaltar der Heiligen Antonius, Donatus und Florian. Die Kanzel wurde 1795 errichtet.
Das 1794 geschaffene Orgelprospekt von Josef Klügel d. Ä. (1754–1812)[1] und wurde 1965 restauriert. Das Orgelwerk wurde 1968 erneuert.
Weiters gibt es in der Kirche Beichtstühle mit Aufsatzbildern vom Ende des 18. Jahrhunderts sowie eine Säulenmadonna von 1625. Diese befindet sich vor dem Sanktuarium. Es ist das einzige Beispiel im Burgenland einer unveränderten Situation. Außerdem gibt es ein gotisches Kruzifix aus dem 15. Jahrhundert mit einem Perückenchristus. Es wurde 1979 restauriert. Unter der Empore ist ein Votivbild aus dem Jahr 1718 mit einer Mariazeller Madonna und der Ansicht der Kirche. Ein weiteres Votivbild aus dem Jahr 1762 zeigt den heiligen Andreas. Im Untergeschoß des Turmes befindet sich das gotische Taufbecken.
Literatur
- Dehio Burgenland 1976, S. 104 f.