Sterne der Satire – Walk of Fame des Kabaretts

Sterne der Satire – Walk of Fame des Kabaretts“ ist der Name eines Stücks Fußgängerzone entlang des Proviantamts in Mainz. Es verbindet die in dem alten Festungsgebäude beherbergte Stiftung Deutsches Kabarettarchiv mit dem unterhaus – Mainzer Forum-Theater und mit dem Institut français. Auf diesem Weg am Romano-Guardini-Platz wurden zwischen 2004 und 2015 80 Satiresterne an herausragende Vertreter und Vertreterinnen des deutschsprachigen Kabaretts eingelassen. Stern Nr. 80 war im September 2015 dem Dichter Heinrich Heine gewidmet worden. Im September 2023, acht Jahre später, lebt das Projekt wieder auf und wird künftig, nicht zwingend jährlich, fortgesetzt. Unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsidentin Malu Dreyer wurden am 15. September 2023 drei Frauen, Hannelore Kaub und Lore Krainer posthum und Nessi Tausendschön mit Sternen der Satire vor dem Deutschen Kabarettarchiv gewürdigt.[1]

Stern der Satire in Mainz mit QR-Code seit 2023
„Stern der Satire – Walk of Fame des Kabaretts – Seit 2004“
Muster Stern
Das Deutsche Kabarettarchiv mit Sitz im Mainzer Proviantmagazin

Entstehungsgeschichte

Eingerichtet wurde der „Walk of Fame des Kabaretts“ mit dem Umzug des Kabarettarchivs in das historische Proviant-Magazin im Juli 2004. Am 16. Juli wurde die Installation unter Anwesenheit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Christina Weiss, und Kurt Beck, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, eröffnet. Die Sterne bestehen aus Edelstahl. Auf der Bronzeplatte ist der Name des Künstlers in Großbuchstaben eingelassen. Der Stern enthält ihre persönliche Unterschrift. Zudem wird der Stifter des Sterns ebenfalls eingraviert.

Die Initiatoren, neben dem Deutschen Kabarettarchiv das Forum-Theater unterhaus und die Stadt Mainz, erinnern mit diesem Projekt an herausragende Persönlichkeiten, die als Kabarettisten, Autoren, Karikaturisten, Grafiker, Musiker oder Sänger das Genre Kabarett ganz entscheidend geprägt oder an der Kabarettgeschichte mitgewirkt haben.

Informationen über die Geehrten wie Hörbeispiele, Fotos oder die Laudationes können im Deutschen Kabarettarchiv (Archiv | Museum | Bühne) und/oder direkt per QR-Code am großen Stern in der Mitte des Romano-Guardini-Platzes[2] in Erfahrung gebracht werden. Mehr als achtzig künstlerisch-dokumentarische Nachlässe und Materialien zu über achtzigtausend Namen aus der Geschichte des Kabaretts und seiner historischen Vorläufer bilden inzwischen den Kernbestand des Kabarettarchivs, das auf eine private Initiative Reinhard Hippens 1961 zurückgeht. In Bernburg (Saale), der ostdeutschen Dependance, können die „Köpfe der Satire“ im Schloss Bernburg bewundert werden. Zahlreiche Archivalien erinnern auch dort an die „Unsterblichen“ des Kabaretts zu DDR-Zeiten.

Sterne der Satire

Die nachfolgende Tabelle enthält die Namen der geehrten Kabarettisten sowie – wenn vorhanden – die Stifter der einzelnen Sterne. Es folgt das Datum der Enthüllung des Sterns auf dem Walk of Fame. Ein *) hinter dem Namen bedeutet, dass die Verleihung zu Lebzeiten geschehen ist.

#Stern für:StifterTag der StiftungBild
1.Werner FinckGestiftet von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (Christina Weiss)[3]16. Juli 2004[4]
2.Hugo BallKurt Beck, Ministerpräsident Rheinland-Pfalz16. Juli 2004
3.Jürgen von MangerZDF16. Juli 2004
4.Kurt TucholskyStadt Mainz16. Juli 2004
5.Wolfgang NeussSüdwestrundfunk Landessender Rheinland-Pfalz16. Juli 2004
6.Otto GrünmandlUnterhaus Mainzer Forum-Theater (keine Stifterinschrift)16. Juli 2004
7.Blandine EbingerDeutsches Kabarettarchiv (keine Stifterinschrift)16. Juli 2004
8.Erich KästnerHilton Mainz City16. Juli 2004
9.Claire WaldoffSparkasse Mainz16. Juli 2004
10.Hugo WienerFromm Maurer16. Juli 2004
11.Ortrud BeginnenUnterhaus Mainzer Forum-Theater (keine Stifterinschrift)16. Juli 2004
12.Kurt GerronDeutsches Kabarettarchiv (keine Stifterinschrift)16. Juli 2004
13.Wolfgang GrunerKöbig GmbH16. Juli 2004
14.Lore LorentzCommerzbank Mainz16. Juli 2004
15.Walter MehringMainzer Stadtwerke AG16. Juli 2004
16.Kaspar FischerUnterhaus Mainzer Forum-Theater (keine Stifterinschrift)16. Juli 2004
17.KlabundDeutsches Kabarettarchiv (keine Stifterinschrift)16. Juli 2004
18.Matthias BeltzSaarländischer Rundfunk16. Juli 2004
19.Trude HesterbergStadt Mainz16. Juli 2004
20.Curt BryDeutsches Kabarettarchiv28. Okt. 2004[5]
21.Eckart Hachfeld(Stifterinschrift wurde entfernt)28. Okt. 2004[5]
22.Helen VitaFrank Golischewski28. Okt. 2004[5]
23.Heinz ErhardtBierbaum – Aichele – Landschaftsarchitekten28. Okt. 2004[5]
24.Valeska GertBauunternehmung K. Gemünden28. Okt. 2004[5]
25.Friedrich HollaenderUlrike Neradt und Alfons Nowacki28. Okt. 2004[5]
26.Georg Kreisler *)Stadt Mainz und Deutsches Kabarettarchiv28. Okt. 2004[5][6]
27.Hanns Dieter Hüsch *)Johannes Rau, Bundespräsident a. D.27. Apr. 2005
28.Klaus Peter Schreiner *)Kurt Beck, Ministerpräsident Rheinland-Pfalz27. Apr. 2005
29.Karl Valentinentega Vertrieb GmbH & Co. KG27. Apr. 2005
30.Christian MorgensternRÖLO Wohn Art27. Apr. 2005
31.Erich MühsamFranky Heinz und Christian Kußmaul27. Apr. 2005
32.Ursula HerkingFLO-SERVICE Thomas Spanier und Tim Sandrock27. Apr. 2005
33.Gerhard Polt *)Gerhard Schröder, Bundeskanzler17. Aug. 2005[7][8]
34.Dieter Hildebrandt *)Gerhard Schröder, Bundeskanzler7. Sep. 2005
35.Gisela May *)Deutsches Kabarettarchiv6. Okt. 2005[9]
36.Günter NeumannChristoph Böhr6. Okt. 2005[9]
37.Mischa SpolianskyMainzer Aufbaugesellschaft6. Okt. 2005[9]
38.Erika MannDeutsche Bundesbank6. Okt. 2005[9]
39.Rudolf NelsonMusik Alexander, Mainz6. Okt. 2005[9]
40.Joachim RingelnatzEWS Werkzeugfabrik, Uhingen6. Okt. 2005[9]
41.Fritz GrünbaumIsraelitische Kultusgemeinde Wien6. Okt. 2005[9]
42.Otto ReutterSozialdemokratische Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK)11. Dez. 2005
43.Herbert Bonewitz *)Stadt Mainz7. Juli 2006
44.Dietrich Kittner *)Herbert Schmalstieg, Oberbürgermeister von Hannover5. Okt. 2006
45.Edgar Külow *)Lachmesse Leipzig e. V.5. Okt. 2006
46.Martin MorlockKay S. Lorentz, Düsseldorfer Kom(m)ödchen5. Okt. 2006
47.Werner Richard HeymannDeutsches Kabarettarchiv5. Okt. 2006
48.Kate KühlRose-Marie und Dr. Heinz Schöffler, Darmstadt[10]5. Okt. 2006
49.Karl FarkasÖsterreichisches Kabarettarchiv und Thomas Sessler Verlag, Wien5. Okt. 2006
50.Peter HammerschlagProf. Peter Voß, Intendant des SWR5. Dez. 2006[11]
51.Frank WedekindChristian Ude, Oberbürgermeister von München11. Sep. 2007[12]
52.Helmut QualtingerRobert Graßl11. Sep. 2007[12]
53.Liesl KarlstadtGudrun und Manfred Kirchner, Walchensee6. Mai 2008[13]
54.Heino Jaeger[14]Saarländischer Rundfunk6. Mai 2008
55.Rosa ValettiDoris Ahnen, Kulturministerium Rheinland-Pfalz6. Mai 2008
56.Joachim HackethalDr. Eleonore Lenz, München6. Mai 2008
57.Paul Graetz[15]Jens Beutel, Oberbürgermeister von Mainz6. Mai 2008
58.Rodolphe SalisReinhard Hippen, Gründer des Deutschen Kabarettarchivs6. Mai 2008
59.Ernst BuschStadt Bernburg (Saale), Oberbürgermeister Henry Schütze und Kulturdezernent Paul Kolter6. Mai 2008
60.Werner Schneyder *)ZDF (Markus Schächter)[16]14. Okt. 2008
61.Peter Ensikat *)Frank-Walter Steinmeier, Bundesaußenminister1. Mai 2009[17]
62.Wolfgang Schaller *)Frank-Walter Steinmeier, Bundesaußenminister1. Mai 2009[17]
63.Emil Steinberger *)Bernd Neumann, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien8. Juni 2009[18]
64.Loriot *)Bernd Neumann, Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien8. Juni 2009[18]
65.Klaus Staeck *)Michael Sommer, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes13. Apr. 2010[19]
66.Rainer Otto *)Paul Koller, Kulturdezernent der Stadt Bernburg (Saale)12. Apr. 2011[20]
67.Trude KolmanMarianne Grosse, Kulturdezernentin der Stadt Mainz12. Apr. 2011[20]
68.Hanne WiederWalter Schumacher, Staatssekretär für Kultur von Rheinland-Pfalz12. Apr. 2011[20]
69.Aristide BruantInstitut Francais de Mayence, Leiterin Isabelle Farcat12. Apr. 2011[20]
70.Peter WehleThomas Sessler Verlag (Wien), Professor Ulrich N. Schulenburg12. Apr. 2011[20]
71.Jura SoyferThomas Sessler Verlag (Wien), Professor Ulrich N. Schulenburg12. Apr. 2011[20]
72.Alfred RasserPeter Boudgoust, Intendant des SWR12. Apr. 2011[20]
73.Franz Hohler *)Peter Boudgoust, Intendant des SWR12. Apr. 2011[20]
74.Marlene DietrichSimone Sanftenberg, Landessenderdirektorin des SWR Rheinland-Pfalz6. Mai 2012[21][22]
75.Gerhard Woyda *)Landeshauptstadt Stuttgart und Renitenztheater (Laudatio: Sebastian Weingarten)22. Okt. 2013[23]
76.Volker Kühn *)Günter-Neumann-Stiftung, Berlin (Laudatio: Gunter Gabriel)22. Okt. 2013[23]
77.Ephraim KishonJulia Klöckner und CDU Rheinland-Pfalz22. Okt. 2013[23]
78.Dieter Hallervorden *)Hans-Dietrich Genscher15. Sep. 2015
79.Jaroslav HašekMalu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz15. Sep. 2015
80.Heinrich HeinePosthum Stephan Rögner (Mitglied der Stiftung Deutsches Kabarettarchiv)15. Sep. 2015
81.Hannelore KaubMalu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz15. Sep. 2023 [1]
82.Lore KrainerÖsterreichisches Kabarettarchiv15. Sep. 2023 [1]
83.Nessi Tausendschön *)Deutsches Kabarettarchiv & KleineKUNSTBÜHNE15. Sep. 2023 [1]

Statistik

Von den 83 Sternen gingen 64 an Männer (davon 19 an zum Zeitpunkt der Verleihung lebende Künstler), 19 Sterne wurden an Frauen vergeben (davon zwei an zum Zeitpunkt der Verleihung lebende Künstlerinnen). Ein Stern kostet bis zu 4.000 Euro.[24]

Commons: Sterne der Satire – Walk of Fame des Kabaretts – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Neue Sterne für den Mainzer "Walk of Fame des Kabaretts" (Memento vom 17. September 2023 im Internet Archive) von dpa Newskanal; in: Süddeutsche Zeitung München (sueddeutsche.de) vom 15. September 2023
  2. Süddeutsche Zeitung: "Sterne der Satire" in Mainz jetzt auch hörbar. 29. April 2021, abgerufen am 25. September 2023.
  3. Christina Weiss wurde nicht namentlich auf dem Stern erwähnt, sondern nur ihre damalige Funktion
  4. Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur, Jahresbericht 2008, S. 14f, auf der Website der Stiftung. PDF, 4,7MB, abgerufen am 15. August 2013
  5. Sieben Künstler erhalten «Sterne der Satire» in Mainz. Mitteldeutsche Zeitung, 21. Oktober 2004, abgerufen am 1. Juli 2021
  6. Kreisler als erster lebender Künstler im «Walk of Fame». Mitteldeutsche Zeitung, 21. Oktober 2004, abgerufen am 1. Juli 2021
  7. Bundeskanzler Gerhard Schröder enthüllt 33. Stern der Satire im Beisein des geehrten Kabarettisten Gerhard Polt (Memento vom 4. September 2014 im Webarchiv archive.today)
  8. Kanzler hielt die Laudatio im Kabarettarchiv – Stern Nummer 33 gehört Gerhard Polt (Memento vom 30. Mai 2006 im Internet Archive)
  9. Fritz Grünbaum - Stern der Satire. Tagesprogramm der Festivitäten auf der Website des österreichischen Kabarettarchivs, abgerufen am 23. August 2013
  10. Stifterin war Rose-Marie (Micheline) Schöffler im Namen ihres bereits 1973 verstorbenen Mannes
  11. Ministerpräsident Kurt Beck: Erinnerung an Hanns Dieter Hüsch (Memento vom 11. März 2014 im Internet Archive) Pressemitteilung der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz vom 5. Dezember 2006, abgerufen am 15. August 2013
  12. Sterne der Satire für Frank Wedekind und Helmut Qualtinger auf dem Walk of Fame des Kabaretts (Memento vom 24. August 2013 im Webarchiv archive.today). Pressemitteilung der Stadt Mainz vom 11. September 2007, abgerufen am 23. August 2013
  13. Sterne der Satire Neue Namen auf dem Mainzer „Walk of Fame“ - Sieben Kabarettisten mit „Stern der Satire“ geehrt. Ad-hoc News vom 6. Mai 2008
  14. Der Kabarettist Heino Jaeger: Kult bei Komik-Kennern (Memento vom 5. Januar 2015 im Internet Archive)
  15. Paul Graetz
  16. Markus Schächter hielt die Laudatio für Werner Schneyder, wurde aber namentlich nicht auf dem Stern erwähnt
  17. Steinmeier stiftet Sterne der Satire. In: Augsburger Allgemeine. 16. April 2009, abgerufen am 4. Juli 2020.
  18. "Stern der Satire" für Emil Steinberger und Loriot Pressemitteilung der Landesregierung Rheinland-Pfalz vom 8. Juni 2009, abgerufen am 15. August 2013
  19. Stern der Satire für Staeck Pressemitteilung der Landesregierung Rheinland-Pfalz vom 13. April 2010, abgerufen am 15. August 2013
  20. Zuwachs auf dem etwas anderen «Walk of Fame» in Mainz am Rhein: acht neue Sterne der Satire (Memento vom 11. Februar 2013 im Webarchiv archive.today) Presseinformation der Stadt Mainz vom 24. März 2011
  21. Marlene Dietrich bekommt einen Stern in Mainz. Die Zeit, 22. Dezember 2011, abgerufen am 23. August 2013
  22. Stern der Satire für Marlene Dietrich - mit Erbsensuppe Frankfurter Neue Presse, 3. Mai 2012, abgerufen am 23. August 2013
  23. Satire-Stern für Ephraim Kishon - Drei neue Plaketten werden enthüllt (Memento vom 24. Oktober 2013 im Internet Archive) von Michael Jacobs; in: Allgemeine Zeitung Mainz (allgemeine-zeitung.de) vom 16. Oktober 2013
  24. Stern der Satire für Hallervorden; in: Frankfurter Allgemeine Zeitung (Ausgabe Rhein-Main), vom 16. September 2015; S. 41

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.