Waldhof (Mannheim)

Waldhof ist ein Stadtteil von Mannheim im Rhein-Neckar-Dreieck. Er ist in die Stadtteile Waldhof-West und Waldhof-Ost unterteilt und bildet zusammen mit den Stadtteilen Luzenberg und Gartenstadt den gleichnamigen Stadtbezirk Waldhof. Der Stadtteil ist vor allem als traditionelles Arbeiterviertel bekannt sowie für seinen Fußballverein SV Waldhof Mannheim, der in den 1980er Jahren in der Fußball-Bundesliga spielte.

Waldhof
Stadt Mannheim
Koordinaten: 49° 31′ N,  29′ O
Fläche: 12,87 km²
Einwohner: 24.306 (31. Dez. 2015)[1]
Bevölkerungsdichte: 1.889 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1897

Geographie

Waldhof liegt im Norden Mannheims. Angrenzende Stadtbezirke sind Käfertal, Neckarstadt-Ost, Neckarstadt-West, Sandhofen und Schönau. Im Nordosten liegt das hessische Viernheim (Kreis Bergstraße).

Geschichte

Die Luzenbergschule, um den Wasserturm Luzenberg herum gebaut.
Die neue Mitte Waldhofs am Taunusplatz.

Auf Käfertaler Gemarkung lässt sich die Siedlung Hutzelberg (Luzenberg) nachweisen. Der Waldhof wurde im frühen 19. Jahrhundert gegründet, verschwand aber wegen des unfruchtbaren Bodens rasch wieder von der Landkarte. Auf seinen Namen nahm die von St. Gobain 1853 gegründete Spiegelmanufaktur Waldhof Bezug, die hier neben der Fabrik auch die Spiegelkolonie, eine der ältesten Arbeiterwohnsiedlungen in Deutschland, anlegen ließ. 1882 wurde Luzenberg zu Mannheim eingemeindet. 1885 erfolgte die Gründung der Zellstofffabrik Waldhof. Mit der fortschreitenden Industrialisierung ging ein rasches Bevölkerungswachstum einher. 1897 kam Waldhof zusammen mit der Muttergemeinde Käfertal zur Stadt Mannheim.

1908 wurde die Benz-Fabrik nach Waldhof verlegt. 1910 gründete man die Gartenstadt-Genossenschaft Mannheim, die 1912 begann, nach dem Vorbild der Gartenstadtbewegung im neuen Stadtteil Gartenstadt Siedlungshäuser zu bauen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Wohngebiet Waldhof-Ost erschlossen.

Im Juni 2020 kündigte die Firma St. Gobain an, die Produktion in Mannheim spätestens Mitte 2021 einzustellen, da sich der Standort mangels Nachfrage nach dem dort produzierten Glas nicht mehr wirtschaftlich betreiben lasse.[2] Schließlich wurde die Produktion in Mannheim bereits zum Jahresende 2020 eingestellt.[3]

Politik, Verwaltung

Nach der Hauptsatzung[4] der Stadt Mannheim hat der Stadtbezirk einen Bezirksbeirat, dem 12 dort wohnende Bürger angehören, die der Gemeinderat entsprechend dem Abstimmungsergebnis der Gemeinderatswahl bestellt. Sie sind zu wichtigen Angelegenheiten, die den Stadtbezirk betreffen, zu hören und beraten die örtliche Verwaltung sowie Ausschüsse des Gemeinderats.

Partei 2019[5]20142009200419991994
SPD 447664
GRÜNE 211101
CDU 234466
Mannheimer Liste 120100
Die Linke 110000
AfD 210000

Als einer der elf äußeren Stadtbezirke besitzt Waldhof ein Gemeindesekretariat, dem örtliche Verwaltungsaufgaben obliegen.[4]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

St. Franziskus

Kirchen

Im „alten“ Waldhof befindet sich die 1907 von Ludwig Maier errichtete, katholische Kirche St. Franziskus. Aus demselben Jahr stammt die evangelische Pauluskirche von Hermann Behaghel, die heute als Jugendkirche genutzt wird. Mit der 1966 von Helmut Striffler fertiggestellten Gethsemanekirche, befindet sich eine weitere evangelische Kirche in Waldhof-Ost.

Die ursprünglich katholische Kreuzerhöhungskirche in Luzenberg wird heute von der griechisch-orthodoxen Kirche genutzt.

Sport

Auf dem Waldhof sind der ehemalige Fußballbundesligist SV Waldhof Mannheim, dessen Geschäftsstelle und Trainingsflächen sich in der Gartenstadt befinden, sowie der traditionsreiche TV 1877 Waldhof zu Hause.

Freizeit

In Waldhof-Ost befindet sich ein Hallenbad, in der Gartenstadt ein Freiluftschwimmbad (Carl-Benz-Bad). Der Kulturverein Waldhof e. V. ist Betreiber des KulturHaus Waldhof, direkt hinter der Paulus-Kirche (jetzige Jugendkirche). Der Kulturverein Waldhof ist Organisator verschiedener kultureller und bürgerschaftlicher Veranstaltungen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Im Süden Waldhofs liegt das Mercedes-Benz-Werk Mannheim der Daimler AG, in dem rund 8.500 Mitarbeiter beschäftigt sind.
Das Unternehmen Bopp & Reuther oHG, heute VAG Armaturen, zog nach seiner Gründung in der Neckarstadt 1897 nach Waldhof um und hat noch heute dort seinen Hauptsitz. Bopp & Reuther baute eigens für seine Mitarbeiter Wohnungen und Einfamilienhäuser in direkter Nähe zum Werk.
Die Bauhaus AG, die in Mannheim gegründet wurde und bis heute ihren Deutschland-Sitz im Mannheimer Wohlgelegen hat, betreibt einen großen Baumarkt auf einem von Bopp & Reuther abgetretenen Gelände.
Roche Diagnostics – 138 Jahre lang bekannt als Boehringer Mannheim – wurde 1997 vom Schweizer Pharma-Riesen für elf Milliarden Franken gekauft – die bis dahin größte Investition eines ausländischen Unternehmens in Deutschland. Mit seinen rund 7.000 Mitarbeitern ist es das zweitgrößte Unternehmen auf dem Waldhof.
In Waldhof-Ost siedelten sich in einem neu erbauten Einkaufszentrum – ebenfalls auf ehemaligen Bopp & Reuther-Gelände – Aldi, die Rewe Group und die Drogeriekette dm an. Im Speckweg kam eine Filiale von Lidl hinzu. Eine Folge dieser Neuansiedlungen war eine starke Entwertung des alten Einkaufszentrums Waldhof-Ost. Eine Wiederbelebung dieses Zentrums blieb seit Jahren erfolglos.

Verkehr

Die zum Stadtbezirk gehörenden Stadtteile Waldhof-West und Waldhof-Ost, Gartenstadt und Luzenberg werden von Straßenbahnen und Bussen der RNV bedient. Der Bahnhof Mannheim-Waldhof liegt an der Riedbahn und wird von Regionalbahnen und Regional-Express-Zügen angefahren. Mit der Inbetriebnahme der neuen Strecke der „Stadtbahn Mannheim Nord“ 2015/2016 schließt sich auch für Waldhof eine Lücke im Mannheimer Stadtbahnnetz.[6]

Der Bahnhof soll modernisiert werden. Die Planung dazu wurde noch nicht aufgenommen (Stand: Juni 2013).[7]

An den Straßenfernverkehr ist Waldhof über die Bundesstraße 44 nach Norden mit Groß-Gerau und Frankfurt sowie nach Süden mit dem Zentrum Mannheims verbunden. Über die mittlerweile vierspurig ausgebaute Waldstraße (Landesstraße 597) ist von Waldhof aus die Bundesstraße 38 zum Autobahnkreuz Viernheim mit den Autobahnen A 6 und A 659 schnell erreichbar.

Medien

Als eigenständiges Medium wird das Gartenstadt-Journal monatlich vom Bürgerverein Gartenstadt herausgegeben und kostenlos an alle Haushalte in der Gartenstadt und Waldhof verteilt.

Persönlichkeiten

Seppl-Herberger-Platz

Literatur

  • Lorenz Klingert: Festbuch zur Siebenjahrhundert-Feier der ehemaligen Gemeinde Käfertal 1227–1927. Mannheim 1927.
  • Evelyn Jutta Sandmann: Waldhof, Einst und Jetzt. Mannheim 1986. (Sonderveröffentlichung des Stadtarchivs Mannheim Nr. 14).
  • Josef Wysocki: Spuren: 100 Jahre Waldhof – 100 Jahre Wirtschaftsgeschichte. Mannheim 1984.
  • Hartmut Ellrich: Mannheim – Rundgänge durch die Geschichte. Erfurt 2007.
  • Hartmut Ellrich: Waldhof, Luzenberg und Gartenstadt. Ein historischer Streifzug. Erfurt 2010.
  • Walter Pahl: Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Mannheim 2002.
  • Alfred Heierling: Kleine Waldhof-Chronik – Festschrift 25 Jahre Kulturverein Waldhof. Mannheim 2001.
Commons: Waldhof – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Stadt Mannheim: Einwohnerbestand 2015 in kleinräumiger Gliederung. (PDF 679 kB) Statistische Daten Mannheim № 1/2016. 30. März 2016, S. 5 ff., abgerufen am 6. April 2016.
  2. Mannheimer Morgen, 25. Juni 2020, Seite 17, Glasfabrik schließt – ein Stück Geschichte endet.
  3. Mannheimer Morgen, 15. Dezember 2020, Seite 1, Aus für Spiegelfabrik, Saint-Gobain: Produktionsstopp in Mannheim zum Jahresende.
  4. Hauptsatzung der Stadt Mannheim. (PDF 234 kB) VII. Stadtbezirke und Bezirksbeiräte, § 22. Stadt Mannheim, 28. April 2009, S. 10, abgerufen am 10. April 2018.
  5. SessionNet | Stadt Mannheim Bezirksbeirat Waldhof. Abgerufen am 6. November 2019.
  6. Info-Seiten zum Projekt „Stadtbahn Mannheim Nord“. Abgerufen am 31. Oktober 2014.
  7. Deutscher Bundestag (Hrsg.): Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Ute Kumpf, Michael Groß, Christian Lange (Backnang), weiterer Abgeordneter und der Fraktion der SPD – Drucksache 17/13198 – Sachstand wichtiger Verkehrsprojekte für Baden-Württemberg (PDF; 282 kB). Drucksache 17/13846 vom 6. Juni 2013, S. 3.
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