Waldfriedhof Oberrad

Der Waldfriedhof Oberrad ist ein kommunal verwalteter Friedhof in Frankfurt am Main auf der Gemarkung von dessen südmainischem Stadtteil Sachsenhausen.[1] Der Friedhof wurde im Jahr 1914 südlich des Stadtteils Oberrad am nordöstlichen Rand des Frankfurter Stadtwalds und westlich der Tellersiedlung angelegt. Das Friedhofsgelände gehört seit 1991 zum Landschaftsschutzgebiet des Frankfurter Grüngürtels.

Waldfriedhof Oberrad Trauerhalle
Islamisches Bestattungsfeld
Trauerhain
Niederländisches Ehrenfeld
Gedenkstätte Soldatenfriedhof

Gestaltung

Der Waldfriedhof Oberrad ist mit 20,5 Hektar die drittgrößte Bestattungsfläche Frankfurts nach dem Hauptfriedhof und dem Friedhof Westhausen. Etwa 7000 Gräber sind vorhanden. Er wurde innerhalb einer Waldfläche des Frankfurter Stadtwalds angelegt und ist gekennzeichnet durch einen relativ dichten und gepflegten Baumbestand mit gärtnerisch gestalteten Grabflächen.

Außer den weitgehend naturnah belassenen Waldflächen gibt es auch große Lichtungen mit Kriegsgräbern, die durch die regelmäßige Anordnung der Grabsteine gekennzeichnet sind. Die Gräber liegen meist beidseits langgestreckter Rasenflächen. Zwei der Felder sind entlang einer Achse in der Mitte des Friedhofs angeordnet. Weitere Besonderheiten sind ein moslemisches Bestattungsfeld sowie mehrere Trauerhaine. In den kleinen Waldflächen werden Urnen anonym in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Baum beigesetzt, ähnlich einer Naturbestattung.

Am Friedhofseingang im Burgenlandweg 10 befinden sich ein Parkplatz, Betriebsgebäude und eine Bushaltestelle der Linien 81 und 82. Direkt dahinter liegt die historische Trauerhalle. Weitverzweigte, meist gewundene Wege erschließen die acht Gewanne.

Kriegsopferfelder

Auf dem Friedhof befinden sich Gräber von 756 niederländischen Kriegstoten des Zweiten Weltkriegs (Nederlandse oorlogsgraven) sowie von 31 deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs und 2874 deutschen Soldaten des Zweiten Weltkriegs.

Auf dem Niederländischen Ehrenfeld (Niederländisch: erebegraafplaats) sind Niederländer begraben, die im nationalsozialistischen Deutschland in der Zeit von 1940 bis 1945 als Zwangsarbeiter starben. Es befindet sich im Norden des Friedhofs und besteht aus 756 Gräbern mit weißen Grabsteinen und einer Gedenktafel mit 242 Namen von Opfern, die auf dem Ehrenfeld nicht bestattet werden konnten. Die Bronze-Skulptur Der Fallende Mann erinnert mit einer niederländischen Inschrift an die Opfer. Das Ehrenfeld wurde 1956 eingeweiht. Auf Initiative der Stiftung niederländische Kriegsgräberfürsorge wurden in dieser Zeit in Deutschland sieben niederländische Ehrenfelder angelegt.

Die Gräberfelder der deutschen Gefallenen liegen im Zentrum des Friedhofs. Die weite Fläche verläuft in Ost-West-Richtung und ist durch ein hohes Kreuz geprägt. Es besteht aus grob behauenem, rotem Sandstein, aus dem auch die Grabsteine bestehen. Unterhalb des Kruzifixes erinnert eine Inschrift an die Toten und mahnt zum Frieden.

Trauerhalle

Die Trauerhalle ist im Stil des Klassizismus gestaltet. Das hohe Schieferdach ist durch Zwerchhäuser gegliedert, die auf Säulen ruhen. Die Kapelle verfügt über 60 Sitzplätze. Das Gebäude ist ein Kulturdenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz ebenso wie die aus der Bauzeit stammende Einfriedung und das Tor.

Denkmalgeschützte Gräber

Die folgenden Gräber stehen unter Denkmalschutz:

Bild Gewann Name(n) Jahr Steinmetz Beschreibung
1 A 10Vogel19210Neoklassizistische Stele zwischen Eckpfosten aus Kalk-Kunststein
1 A 11Steinheimer-Wolf1921JeanWolfNeoklassizistische Ädikula mit kannelierten Pilastern unter Dreiecksgiebel aus Kalkstein. Auf den mit Voluten abschließenden Seitenflügeln befinden sich ovale Schriftfelder in Bronzerahmen. Die zentrale Nische ist mit einem mit Rosen hinterlegtem Kreuz geschmückt.
1 A 8-8aJung-Nees19330Schlichte Stele auf trapezförmigem Grundriss aus Kalk-Kunststein
1 B 14Ripp1924Karl ZorbachNeoklassizistische Stele mit barockisierenden Elementen aus Kunststein-Muschelkalk.
1 B 5Kuppenheim1920Gebr. HasenbachNeoklassizistisches Denkmal aus Kirchheimer Muschelkalk in Form eines Altars. Die Altarplatte wird von Karyatiden getragen. Darauf befindet sich eine vollplastische Figurengruppe des Pietà-Motivs.
1 B 8Hofmann-Neumann1929Jean SchadDreiteilige Wandstele aus geschliffenem Bluberg-Granit. In der Mitte ein Bronzerelief einer vor einem Altar trauernden weiblichen Gestalt.
1 E 13Liebtrau00Stele in Formen der Neurenaissance aus Marmor in Wiederverwendung.
1 G 1Heller1915Gebrüder WagnerNeoklassizistische ädikulaartige Stele mit kannelierten Pilastern, ionischem Kapitell, rosettengeschmücktem Architrav und einem zu der Verdachung überleitendem Mäanderfries aus Kalkstein.
1 G 35König1921Jos. FreudenbergerNeoklassizistische Kalksteinstele, gefasst von gerundeten Pilastern mit ionischem Kapitell. Im Segmentbogengiebel befinden sich Reliefs eines Kreuzes, umrandet von floralen Ornamenten.
1 H 4Jung1918Jakob DietrichNeoklassizistische Ädikula ionischer Ordnung über einem abgetreppten Sockel. Auf beiden Seiten befinden sich Pfeiler mit Blumenschale aus Kalkstein.
1 H 12Weiss19210Kleine ädikulaähnliche Kalksteinstele.
1 K 6Treser19640Georg Treser war Stadtrat in Frankfurt. Das Grabmal ist eine prismenförmige schlichte Kalksteinstele.
1 K 23Dedecke-Rode1919 (1953)Jakob Dietrich (Heinrich Stiegmann)Dreiteilige Wandstele aus Muschelkalk. Im Segmentbogengiebel befindet sich ein Relief eines Blumenkorbes. An den seitlichen Pfeilern sind Kranzreliefs zu sehen. 1953 wurden zwei Urnen aus Krensheimer Muschelkalk ergänzt.
1 M 13Paatz1925Karl ZorbachUrnenstele aus Kunststein-Muschelkalk.
1 M 34Beckert1974Hans SteinbrennerHans-Georg Beckert (1927–1981) war Architekt. Das Grabmal ist eine obeliskartige Stele aus rotem Kunststein.
1 O 1 UGWislicenus-Haag-Schütz19500
1 O 11Müller-Wolfart1929Karl Zorbach
2 A 12Reinhard1926E. C. Klucken
2 A 20-22Keck1927Gebr. Wagner
2 B 8Pass1930Karl Zorbach
2 F 3Krämer1920Jos. Freudenberger
2 F 28Krausgrill1930Ernst Unger
2 G 16Bender1919Jean Wolf
2 H 26 UGKrämer1933 (1949)O. Ufert
2 H 14 a-bHofseß1920Kurt Hoppe
2 J 1Grabanlage Frankfurter Schwesternverband1931W.F.C. Ohly
2 J 2Ludwig1924F. Hofmeister
2 J 6Palm1931E. Zorbach
2 J 12Surla19820
2 J 13Hansen1932Gebr. Wagner
2 J 14Barth1934Gebr. Wagner
2 J 15Auth1937Jos. Freudenberger
2 J 16Wochele-Heiner1936W. Schüßler
2 J 17Ruhl1939Th. Sigl
2 J 27Seum1939Jos. Freudenberger
2 J 33 UGStemmer1938F. Hofmeister
2 J 34Bilhardt1939E.C. Klucken
2 J 37Seeger1942Martin Ricker
2 J 44Düncher19400
2 J 50Spielmann1948Ludwig Jakob
2 J 54Hartoch-Weiss1993F. Hofmeister
3-10Kessler1960Hermann Reichert
3-40Trautmann1942Heinrich W.A. Wolf
3-50Jung-Ludwig1934H. Dammann + H. Rochlitz, Berlin-Grunewald
3-107Borck19440
4 – 443Dannemeyer1960Heinz Möritz
4 – 446Nerlich1959Alois Schneider
4 – 447Reinhardt1960Hammerschmidt, Niederselters
4 – 448John1957Heinz Möritz
4 – 449Ganns1958Nau & Mahr
4 – 450Gerst1966Joh. Ferd. Schad
4 – 451Müßig-Walke1960Nau & Mahr
4 – 452Bayer1959A. Martin Ricker
4 – 453Schmitt-Grass1959Heinrich Stiegemann
4 – 454Sternnagel1959Heinz Möritz
4 71 aSenger1997Eva Renée NeleMantelskulptur auf dem Grab von Valentin Senger

Persönlichkeiten

Commons: Waldfriedhof Oberrad – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Stadt Frankfurt am Main: Der Friedhofswegweiser – Diesseits und Jenseits, 2. Auflage, Mammut-Verlag Leipzig 2015

Einzelnachweise

  1. Geoportal Hessen. 7. Oktober 2014, abgerufen am 1. Juli 2018.

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