Wai Wai Nu

Wai Wai Nu (birmanisch ဝေဝေနု; * 1987 in Buthidaung, Rakhaing) ist eine Rohingya-stämmige myanmarische Juristin. Sie ist als Aktivistin für die Rechte und die Gleichberechtigung aller Bevölkerungsgruppen in Myanmar tätig.

Wai Wai Nu (2017)

Herkunft und Ausbildung

Wai Wai Nu wurde 1987 in Buthidaung im westmyanmarischen Bundesstaat Rakhine in eine Rohingya-Familie geboren.[1] Ihr Vater Kyaw Min war ein politischer Aktivist, der sich für Arbeiterrechte einsetzte. Wegen der Verfolgung durch die Militärjunta zog die Familie 1993 nach Rangun um.[2][3] 2003 erhielt Wai Wai Nu im Alter von 16 Jahren die Zulassung zum Jurastudium an der University of East Yangon.

Inhaftierung

2005 wurden Wai Wai Nu, ihre Eltern und alle Geschwister verhaftet.[1][3][4] Ihr Vater U Kyaw Min war 1990 bei den allgemeinen Wahlen als Mitglied der von Aung San Suu Kyi geleiteten Nationalen Liga für Demokratie (NLD) ins Parlament gewählt worden, aber die Militärjunta unter General Saw Maung weigerte sich, die Wahl anzuerkennen,[2][3][4] und ließ mindestens 400 Mitglieder der NLD direkt nach dem Wahlsieg verhaften. U Kyaw Min war der damaligen Verhaftungswelle entgangen. Fünfzehn Jahre später wurde er und seine Familie nun verhaftet.[5] Die Familie erhielt keinen Rechtsbeistand und der Richter ließ während des Prozesses kein Protokoll anfertigen. In Medien wurde berichtet, dass die Familie wegen Verstoßes gegen das Einwanderungsgesetz als Bedrohung für den Staat angeklagt sei, U Kyaw Min berichtete jedoch, dass ihm "Aufwiegelung" vorgeworfen worden sei.[5][1]

Wai Wai Nu wurde zu 17 Jahren im Insein-Gefängnis in Rangun verurteilt; sie wurde zusammen mit ihrer Schwester und ihrer Mutter in einem großen Raum untergebracht. Ihr Vater wurde zu 47 Jahren Einzelhaft verurteilt, ihr Bruder wurde in ein separates Gefängnis eingeliefert. Während ihrer Zeit im Gefängnis hatte Wai Wai Nu Kontakt zu mitgefangenen Frauen und lernte ihre Geschichten kennen; später nannte sie ihre Inhaftierung eine "Lebenserziehung". Die gesamte Familie wurde im Januar 2012 im Rahmen einer Amnestie freigelassen, die von Präsident Thein Sein verkündet worden war.[1][2][4][6] Wai Wai Nus Schwester erkrankte während der Haft an Hepatitis C, ihr Vater entwickelte unter den schlechten Haftbedingungen ein Herzleiden.

Abschluss ihrer Ausbildung

Wai Wai Nu setzte ihr Studium der Rechtswissenschaften an der University of East Yangon fort und erwarb 2013 ihren Bachelor.[1][2] Bis 2016 nahm sie an einem vom British-Council-organisierten einjährigen politischen Bildungsprogramm an der Stanford University teil.[2] Wai Wai Nu schloss 2018 ihr Studium an der University of California, Berkeley mit ihren Master of Laws ab.[2]

Aktionismus

Schon während ihres Studiums gründete Wai Wai Nu zwei NGOs. Das Women's Peace Network hat die Unterstützung des Friedensprozesses in Myanmar für alle Menschen, unabhängig von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und Religion zum Ziel. Justice for Women ist ein Netzwerk von Anwältinnen, die Rechtshilfe für Frauen in Not leisten[2][3][7] und Aufklärung für Frauen zu Problemen im Zusammenhang mit Missbrauch, häuslicher Gewalt und sexueller Belästigung anbietet.[1] Wai Wai Nu startete außerdem eine erfolgreiche Twitter-Kampagne mit dem Titel #MyFriend, die darauf abzielte, Toleranz in Gesellschaften zu fördern.[1][2]

Wai Wai Nu trat als Expertin für die Menschenrechtslage in Myanmar bei vielen Organisationen auf, so 2017 vor dem Oslo Freedom Forum[2] und den Vereinten Nationen.[2] Wai Wai Nu wurde mehrfach in das Weiße Haus und in den Kongress der Vereinigten Staaten eingeladen.[7]

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Felix Solomon: The Activist Bridging a Democratic Divide. In: Time. Time (englisch, time.com [abgerufen am 7. Dezember 2023]).
  2. From Political Prisoner to International Inspiration: LL.M. Student Wai Wai Nu. In: Berkeley Law. Berkeley Law, abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
  3. Meet Wai Wai Nu, Burma. In: Nobel Women's Initiative. Nobel Women's Initiative, abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
  4. Layers of Marginalisation: Life for Rohingya Women - Testimony from Myanmar. In: The Equal Rights Review. The Equal Rights Review, abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
  5. John Holt: Myanmar's Buddhist-Muslim Crisis: Rohingya, Arakanese, and Burmese Narratives of Siege and Fear. University of Hawai'i Press, 2019, ISBN 978-0-8248-8211-2, S. 99–104, doi:10.2307/j.ctv13gvhrb.8 (englisch).
  6. Hannah Beech: What Happened to Myanmar's Human Rights Icon? In: The New Yorker. Nr. 2017-10-02 (englisch, newyorker.com [abgerufen am 7. Dezember 2023]).
  7. Democracy Talks: A Conversation with Wai Wai Nu. In: George W. Bush - Presidential Center. George W. Bush - Presidential Center, abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
  8. Alumni 2014. In: N-PEACE. Abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
  9. Wai Wai Nu. In: Foreign Policy Magazine. Foreign Policy Magazine, abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
  10. Wai Wai Nu - Hillary Clinton Award. Georgetown University, abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
  11. Wai Wai Nu | Columbia World Projects. In: worldprojects.columbia.edu. Abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
  12. Wai Wai Nu — United States Holocaust Memorial Museum. In: www.ushmm.org. Abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
  13. Democracy's arc from Athens to Myanmar In: ekathimerini.com, 1. Oktober 2021. Abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
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