Vorblattloses Leinblatt

Das Vorblattlose Leinblatt (Thesium ebracteatum) ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Sandelholzgewächse (Santalaceae) gehört.

Vorblattloses Leinblatt

Vorblattloses Leinblatt (Thesium ebracteatum)

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Sandelholzartige (Santalales)
Familie: Sandelholzgewächse (Santalaceae)
Gattung: Leinblatt (Thesium)
Art: Vorblattloses Leinblatt
Wissenschaftlicher Name
Thesium ebracteatum
Hayne

Beschreibung und Ökologie

Vegetative Merkmale

Das Vorblattlose Leinblatt ist eine sommergrüne, krautige, ausdauernde Pflanze, die Wuchshöhen zwischen 10 und 30 Zentimeter erreicht. Sie bildet lange, kriechende Rhizome und Ausläufer.[1] Dieser Halbschmarotzer entzieht anderen Pflanzenarten mittels Saugorganen im Wurzelbereich Nährstoffe.[2]

Generative Merkmale

Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juni.[3] Die Stängel tragen den traubigen Blütenstand und setzen sich über dem Blütenstand mit einem blütenlosen Blattschopf fort. Die Blüten erscheinen jeweils zusammen mit nur einem Hochblatt, die Vorblätter fehlen. Die Blütenhülle ist fünfzählig.

Die ledrige Frucht ist kurz gestielt und zur Reifezeit länger als die verbleibende Blütenhülle.[1] Die Ausbreitung der Samen erfolgt Ameisen.[2]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24.[4]

Vorkommen

Der Verbreitungsschwerpunkt des Vorblattlosen Leinblattes liegt in Osteuropa, im östlichen Mitteleuropa und in Südosteuropa,[5] hauptsächlich zwischen dem 50. und 55. Breitengrad. Im Baltikum erreicht das Vorblattlose Leinblatt einen nördlichen Vorposten. Nach Osten wird der Ural erreicht, einige Vorkommen existieren im asiatischen Teil Russlands. Im Westen liegt die Arealgrenze in Deutschland.[6]

Insgesamt ist das Vorblattlose Leinblatt in Mitteleuropa sehr selten.[5] In Mitteleuropa besiedelt das Vorblattlose Leinblatt Heiden im Tiefland in Gegenden mit günstigem Klima. Die Westgrenze des derzeitigen geschlossenen Verbreitungsgebiets liegt vermutlich im südöstlichen Brandenburg und im östlichen Sachsen. Westlich davon findet man nur isolierte Einzelstandorte.[5] Da es fast ausschließlich auf Sandböden wächst, die für eine landwirtschaftliche Nutzung nicht brauchbar sind, dürften die wesentlichen Standorte in der Lüneburger Heide, in den Heiden bei Itzehoe und Mölln wohl erhalten bleiben. Hingegen sind einige Standorte westlich der Elbe, die noch Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt waren, ebenso durch die Intensivierung der Landwirtschaft zerstört worden wie die im Thüringer Becken um Erfurt.[5]

Das Vorblattlose Leinblatt gedeiht am besten auf warmen, sauren Sandböden.[5] Bevorzugt werden sommerwarme Standorte. Meist wächst es in Gras- oder Heideflächen, etwa in Silbergrasfluren (Corynephorion canescentis) und bodensauren Trockenrasen (Koelerio-Phleion phleoides), kommt aber auch in Kiefernwäldern vor (Cytiso-Pinion).[3]

Gefährdung

In Deutschland sind nur noch vier Fundorte bekannt, es wird demnach auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzenarten von 1996 als vom Aussterben bedroht geführt und ist nach Bundesartenschutzverordnung streng geschützt. Da es in Europa insgesamt selten und gefährdet ist, wird es im Anhang der Berner Konvention aufgeführt, ebenso in Anhang II und IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie.[2]

Quellen

Einzelnachweise

  1. Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S. 340.
  2. Thesium ebracteatum Hayne. Bundesamt für Naturschutz, 4. April 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. November 2011; abgerufen am 24. Oktober 2009.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bfn.de
  3. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.
  4. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 324.
  5. Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 3: Nachtkerzengewächse bis Rötegewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
  6. Jaakko Jalas, Juha Suominen (Hrsg.): Atlas Florae Europaeae. Distribution of Vascular Plants in Europe. 3. Salicaceae to Balanophoraceae. Akateeminen Kirjakauppa, The Committee for Mapping the Flora of Europe & Societas Biologica Fennica Vanamo, Helsinki 1976, ISBN 951-9108-02-5, S. 100.
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