Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf
Das Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf (VAB) ist ein Schultyp an beruflichen Schulen in Baden-Württemberg, der als Alternative zur Schulart Berufsvorbereitungsjahr dient. Der Abschluss im VAB entspricht etwa dem Niveau des Hauptschulabschlusses.[1][2] Der neu eingeführte Schultyp Duale Ausbildungsvorbereitung (AVdual) vereinigt als Schulversuch das Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf (VAB) mit dem Berufseinstiegsjahr (BEJ).
Geschichte
Erprobt wurde das VAB an baden-württembergischen Berufsschulen ab dem Schuljahr 2009/10, verbindlich eingeführt zum Schuljahr 2011/2012.
VABO-Klassen gab es bereits in den 1970er Jahren, als die Kinder von »Gastarbeiterfamilien« vermehrt Einzug in den deutschen Schulen hielten. Am Erziehungswissenschaftlichen Institut der Universität Heidelberg entstanden mehrere wissenschaftliche Arbeiten zu diesem Thema.[3] Im Zuge der Flüchtlingskrise in Deutschland ab 2015 wurden an den Berufsschulen des Landes verstärkt VABO-Klassen eingerichtet. In dieser Sonderform des VAB werden überwiegend jugendliche Migranten ohne Deutschkenntnisse unterrichtet, um eine bessere Integration in die Gesellschaft sowie Beruf und Arbeit zu ermöglichen.[2] In der baden-württembergischen Lehrerfortbildung sowie im Lehramtsreferendariat werden diesbezüglich pädagogische Kurse angeboten („Deutsch als Fremdsprache“) um die Lehrer für die neuen Aufgabenstellungen entsprechend vorzubereiten. Desgleichen wurden Unterstützungsangebote für Pädagogen beim Umgang mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen geschaffen.[4]
Als Schulversuch vereinigte die neu eingeführte berufliche Vollzeitschule Duale Ausbildungsvorbereitung (AVdual) das Berufseinstiegsjahr (BEJ) und das Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf (VAB) in einer Schulart.[5]
Zielgruppen und Zielsetzungen
VAB
Das Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf (VAB) wird von Jugendlichen besucht, die das 18. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, also noch schulpflichtig sind, und noch keinen Hauptschulabschluss erworben haben. Anders als beim theorielastigen BVJ stellt das VAB praxisrelevante Lerninhalte in den Fokus. Das VAB soll theorieschwache Jugendliche gezielt auf den Einstieg in das Berufs- und Arbeitsleben vorbereiten.[6]
Die flexiblen Stundentafeln der VAB-Klassen ermöglichen eine bestmögliche Ausrichtung auf den spezifischen Unterstützungsbedarf der Jugendlichen. Schüler des VAB, die noch nicht über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen, können im Vergleich zu ihren Klassenkameraden beispielsweise Deutschunterricht in größerem Umfang erhalten.[2]
VABO
Das Vorqualifizierungsjahr Arbeit und Beruf ohne Deutschkenntnisse (VABO) stellt eine Sonderform des VAB an beruflichen Schulen in Baden-Württemberg dar. In VABO-Klassen erhalten überwiegend jugendliche Migranten ohne Deutschkenntnisse ein gezieltes Sprachförderangebot. Dies findet in eigenen Klassen des Vorqualifizierungsjahres Arbeit und Beruf statt, welche die Schwerpunktsetzung in der Regel auf den Erwerb von Deutschkenntnissen legen.[2]
Ein Schulabschluss wird nicht angestrebt. Das Schuljahr endet mit einer Deutschprüfung, die maximal das Sprachniveau B1 prüft.
Anschluss
Wege nach dem VAB
Nach dem Besuch des VAB können die Schüler an der zentralen VAB-Abschlussprüfung in den Fächern Deutsch, Mathematik und gegebenenfalls Englisch teilnehmen und so einen dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Abschluss erreichen. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz steigen dadurch signifikant.[2]
Wege nach dem VABO
Im Anschluss an das VABO besteht die Möglichkeit, je nach anerkanntem Schulabschluss aus dem Heimatland, eine weitere berufliche Vollzeitschule zu besuchen, um einen deutschen Schulabschluss zu erlangen. Seit dem Schuljahr 2014/2015 bietet das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg eine neue Ausbildung im Bereich der Altenpflegehilfe speziell für Migranten mit geringen deutschen Sprachkenntnissen an. Diese Ausbildung dauert zwei Jahre und kann direkt an das VABO-Jahr angeschlossen werden. Eine spezielle Lehrerschulung „Mehrsprachigkeit im Fachunterricht (incl. Care)“ findet für diese Ausbildung beispielsweise im Verbundprojekt PLACE der „Heidelberg School of Education“ statt.[7]
Literatur
- Decker-Ernst, Yvonne: Deutsch als Zweitsprache in Vorbereitungsklassen. Eine Bestandsaufnahme in Baden-Württemberg. Pädagogische Hochschule Freiburg im Breisgau, Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler, 2017.
- Auer, Christine: Hermann Röhrs. Spracherwerb in "Internationalen Vorbereitungsklassen". Beispiele aus seiner Korrespondenz. Universitätsarchiv Heidelberg 2018.
Weblinks
Einzelnachweise
- Landesbildungsserver – Berufsvorbereitende Schularten – Portal. Abgerufen am 11. Mai 2017.
- Berufsvorbereitende Schularten – Landesbildungsserver Baden-Württemberg. Abgerufen am 11. Mai 2017.
- Anton Ottmann: Entwicklung und Entwurf eines Mathematicurriculums für Ausländerkinder, Lang Ffm 1979, Schriften zur Erziehungswissenschaft Bd. 5, Doktorvater Hermann Röhrs; mit einem zweijährigen Schulversuch in einer VABO-Klasse, in dem ein Mathematikcurriculum sowie Deutschcurriculum erprobt wurden in der Absicht, durch den einen Unterricht ein jeweils höheres Abstraktionsniveau im anderen Unterricht zu erreichen, dto. UAH Rep. 211/256.
- Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg, 11. Januar 2016: Kultusministerium präsentiert weitere Planung zur schulischen Integration junger Flüchtlinge, abgerufen am 30. Juli 2017.
- Berufliches Schulzentrum Wertheim BSZ: AV dual (früher BEJ und VAB). In: bsz-wertheim.de. Abgerufen am 19. Oktober 2020.
- statt BVJ – ein neuer Weg zur Ausbildungsreife? (Memento des vom 22. Oktober 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. auf handwerk-bw.de.
- Heidelberg School of Education, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, drei Bausteine: Mehrsprachigkeit im Fachunterricht, Deutsch als Zweitsprache, abgerufen am 1. August 2017.