Volkstanz

Volkstänze oder Folkloretänze sind Tänze, die zu traditionellen Volksfesten oder in traditionellen Gesellschaften getanzt werden. Sie kommen praktisch in allen Kulturen vor und bilden zusammen mit der Volksmusik (nicht der volkstümlichen Musik) eine untrennbare Einheit. Im Gegensatz zu Standardtänzen sind die Bewegungsabläufe nicht so strikt festgelegt, was nicht heißt, dass sie völlig formlos getanzt werden.

Einen Volkstanz aufführende Tanzpaare, 1952

Auch die zum Tanz getragene Tracht unterschied sich durch Schmuck, verwendete Stoffe, Kopfbedeckungen und Zierrat oft deutlich von der Alltagskleidung. Mit der Verdrängung der originalen Volksmusik durch Popmusik und der kommerziellen Vereinheitlichung von Volksfesten sowie dem vereinfachten Zugang zu einem größeren Freizeitangebot werden Volkstänze weniger ausgeübt, sie werden oft noch in regionalen Gruppen oder bei speziellen Tanzveranstaltungen wie zum Beispiel Kathreintanz oder Bal Folk sowie für Touristen oder bei Brauchtumsveranstaltungen getanzt.

Volkstänze

Generell kann unterschieden werden zwischen „echten“, das heißt überlieferten Volkstänzen, die in Noten und Beschreibungen aus alten Zeiten überliefert wurden und sogenannten „Folkloristischen Tänzen“, denen eine moderne Choreographie zugrunde liegt, die häufig mit Elementen aus dem Ballett arrangiert sind und viel Theatralik beinhalten. Folkloristischer Tanz gilt als äquivalent zu der oben erwähnten volkstümlichen Musik.

Namen von Volkstänzen

Viele Tänze erzählen eine Geschichte. Es geht häufig um alltägliche Dinge, wie die Arbeit verschiedener Handwerksberufe, um Brautschau oder Brautwerbung und andere. Daraus wurden auch die Namen der Tänze abgeleitet (zum Beispiel Töpfertanz, Hetlinger Bandriter, Kesselflicker (Tanz), Kragelunder Brauttanz).

Andere Tänze sind nach der Art der Musik benannt, der Melodie oder dem Takt. Hierbei sind die Namen der einzelnen Tänze von Region zu Region verschieden und mitunter sogar austauschbar. Heute wird oft der Ort der Aufzeichnung angeführt (Lunzer Boarisch).

Einige Tanznamen haben mit der heutigen Bedeutung des Wortes oft nichts mehr zu tun. Etwa ist der Name des in Österreich überlieferten Schwedischen eine Verballhornung des ursprünglichen Namens „Schwäbischer Walzer“. Auch beim Zwiefachen sind so wie bei etlichen anderen Tanzfamilien verschiedenste Benennungen überliefert und in verschiedenen Regionen üblich.

Volkstänze nach Herkunft

Tänze im deutschsprachigen Raum

Im Dezember 2015 verkündete die Kultusministerkonferenz in Deutschland, dass die Volkstanzbewegung als Kulturformen in das Bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wird.[1] Am 11. März 2016 erfolgte die Auszeichnung im Sinne des Übereinkommens zur Erhaltung des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO.[2]

Am 16. März 2011 wurde die Österreichische Volkstanzbewegung in das von der österreichischen UNESCO-Kommission geführte Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen.[3]

Niederdeutsche Volkstänze

Tanzgruppe aus Dithmarschen

Tänze aus dem Raum, in dem Plattdeutsch gesprochen wird:

Dieser Sprachraum umfasst Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Teile Nordrhein-Westfalens. Außerdem werden zum Bereich des niederdeutschen Volkstanzes auch Tänze aus Pommern, West- und Ostpreußen sowie den Grenzgegenden von Thüringen und Hessen gezählt.

Zu den gebräuchlichsten Tanzformen gehören:

Viele dieser Tanzformen und auch ganze Tänze sind in anderen Gebieten Deutschlands und zum Teil auch über die deutschen Grenzen hinaus ebenfalls verbreitet.

Alpenländische Volkstänze

Einige Tanzfamilien aus Bayern, Österreich und den anderen Alpenländern mit jeweils vielen Unterarten sind:

Weitere einfache Tänze sind auf der Seite Österreichischer Grundtanz gelistet.

Siehe auch: Österreichischer Volkstanz

Nordeuropäische Volkstänze

  • Schottis in Schweden, Reinlender in Norwegen, verwandt mit dem Rheinländer
  • Halling in Norwegen
  • Pols in Norwegen
  • Hambo (Polska) in Schweden
  • Snurrebocken in Schweden
  • Engelska in Schweden
  • Gånglåt in Schweden

Irisch-schottische Volkstänze

Scottish Country Dance bei den Highland Games in Mount Vernon, Washington, 2005
Region: Elsass
Region: Nord (Picardie/Flandern/Normandie)
  • Flandern
  • Schommelvals
Region: West (Bretagne/Vendée/Poitou-Charentes)
Region: Aveyron
  • Mazurka a Rigal
Region: Correze
  • Mazurka a pechadre
Region: Centre (Berry, Bourbonnais, Morvan, Nivernais, Auvergne)
  • Berry
  • Bourrée droite d'Issoudun
  • Bourree de l'Etoile
  • Rond d'Argenton
  • Bourrée tournante des Grandes Poteries
  • Bourrée des Dindes
  • Bourbonnais
  • Bourrée les Moutons
  • Bourree croisee
  • Nivernais
  • Bourrée à Linard
  • Morvan
  • Bourrée carrée d'Arleuf
  • Bourrée à trois croisée
  • Auvergne
  • La Montagnarde
  • Bourrée ronde
  • Schottisch “Plant'un cao” (plante un chou)
Region: Provence
Farandole. Gemälde von Hans Thoma, 1884
Region: Südwest (Gascogne/Béarn)
  • Rondeau en chaine
  • Rondeau des Landes
  • Rondeau en couple
  • Rondeau à deux du Savès
  • Congo du Captieux
  • Congo de Luxey
  • Courante de Lomagne
  • Yousca à quatre
  • Saut béarnais
  • Branle de la Vallée d'Ossau
  • Branle du Haut-Agenais
  • “Sept sauts” du Béarn

Italienische Volkstänze

Spanische Volkstänze

Region: Baskenland
  • Zazpi-jauzi
Region: Katalonien
Region: Navarra
  • Carnaval de Lantz

Griechische Tänze

Bulgarische Volkstänze

  • Butschimisch (Bučimiš)
  • Tschetvorno
  • Dajtschovo
  • Danec
  • Deninka
  • Eleno mome
  • Grantscharsko
  • Graovsko
  • Gankino
  • Ginka
  • Horo za pojas
  • Jove malaj mome
  • Kopanica (siehe Gankino)
  • Krivo Horo
  • Opas
  • Pajduschko
  • Petrunino
  • Pravo Horo
  • Ratschenitza
  • Sborenka
  • Svornato
  • Tropanka
  • Varnensko
  • Vlaschko

Rumänische Volkstänze

  • Alunelul
  • Alunelul Batut
  • Briul pe opt
  • Hora
  • Jocul (de a lungul)
  • Joc (din Patru/Aroman/de Leagane/Batranesc)

Weitere europäische Volkstänze

Volkstänze in Asien

Assyrische (auch bekannt als Aramäische oder Chaldäische) Volkstänze

  • Bagiye
  • Sheikhani
  • Azia Tamma
  • Khigga
  • Hurse
Türkische Volkstänze
Regionen der Türkei mit ihren typischen Tanzformen
Türkmenistan
  • Kyushtdepdi
Israelische Volkstänze
Japanische Volkstänze
Afghanische Volkstänze

Afrikanische Volkstänze

Sebiba, Männertanz der Tuareg
Arabische Volkstänze

Nordamerikanische Volkstänze

US-amerikanische Volkstänze

Kanadische Volkstänze

  • Scatter Promenade
  • La Bastringue

Südamerikanische Volkstänze

Mexikanische Volkstänze

  • Las Chiapanecas
  • Corrido
  • Jesusita en Chi hua hua
  • Baila
  • Járabe
Brasilianische Volkstänze
Bolivianische Volkstänze

Chilenische Volkstänze

  • Trastrasera
  • Sirilla
  • Resfalosa
  • Chachimbo
Peruanische Volkstänze
  • Marinera Norteña
  • Cuadro criollo (Vals criollo, Marinera Limeña, La Resbalosa)
  • Marinera Ayacuchana
  • Tondero
  • Huaylash
  • Valicha
  • Carnaval de Tinta
  • Carnaval de Arapa
  • Carnaval de Quota
  • Sicuris
  • Danza de tijeras
  • Negrillos
  • Pacasito
  • Landó
  • Festejo
  • Zamacueca
  • Alcatráz
  • Movido típico
  • Shapis
  • Son de los diablos
  • Caporales
  • Selvatica/Anaconda
  • Marinera Limeña

Siehe auch

Literatur

  • Matti Goldschmidt: The Bible in Israeli Folk Dances, Viersen 2001 (191 pages), ISBN 3-933512-12-3
  • Gerlinde Haid: Volkstanz. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff., ISBN 3-7001-3077-5; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 3-7001-3067-8.
  • Herwig Milde, Belčo Stanev, Die bulgarische Tanzfolklore. Balsies, Kiel 2004, ISBN 3-925594-58-2.
  • Gabriele Schmies: Arbeitshilfe Tanzen. Einführung in eine kreative Tanzerziehung. Sportjugend NRW, Duisburg 2005, ISBN 3-932047-32-X.
  • Margrit Vogt: Alte niederdeutsche Volkstänze. Coppenrath, Münster 1986, ISBN 3-88547-300-3 (Volltext als PDF)
Commons: Folk dance – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Pressemitteilung der Kultusministerkonferenz
  2. Pressemitteilung der Deutschen UNESCO-Kommission, abgerufen am 21. März 2016
  3. Österreichische Unesco-Kommission
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