Voigtsdorf (Dorfchemnitz)

Voigtsdorf ist ein Ortsteil der sächsischen Gemeinde Dorfchemnitz im Landkreis Mittelsachsen.

Voigtsdorf
Gemeinde Dorfchemnitz
Koordinaten: 50° 45′ N, 13° 24′ O
Höhe: 591 m
Fläche: 15,3 km²
Einwohner: 895 (9. Mai 2011)[1]
Bevölkerungsdichte: 59 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1994
Postleitzahl: 09619
Vorwahl: 037365
Voigtsdorf (Sachsen)
Voigtsdorf (Sachsen)

Lage von Voigtsdorf in Sachsen

Geografie

Lage

Voigtsdorf liegt etwa 4,5 Kilometer nordnordöstlich von Sayda im Erzgebirge. Die Ortslage erstreckt sich über etwa 4 Kilometer entlang des Voigtsdorfer Baches, welcher östlich des Ortes in den Chemnitzbach mündet. Südwestlich liegt die 707 m ü. NN hohe Voigtsdorfer Höhe, südlich die 728 m ü. NN hohe Saydaer Höhe. Durch den Ort verläuft die Kreisstraße 7734, welche westlich an der Staatsstraße 207 EppendorfDeutscheinsiedel beginnt und nach Dorfchemnitz führt. Über Kommunalstraßen besteht zudem Anschluss an Zethau und Wolfsgrund.

Nachbarorte

Zethau Wolfsgrund
Dörnthal Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Dorfchemnitz
Pfaffroda Pilsdorf Friedebach

Geschichte

Rittergut Voigtsdorf (um 1860)
Evangelische Kirche Voigtsdorf

August Schumann nennt 1825 im Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen Voigtsdorf betreffend u. a.:

„Voigtsdorf hat gegen 1050 Bewohner, nach Verhältniß viel Güter, die auch größtentheils wohlgebaut sind, und überhaupt gegen 59 (oft über 40 Acker große) Hufen Feldes besitzen; ferner ein großes und hübsches Erbgericht mit Wirthshaus und kleinem Kalkofen, 2 herrschaftliche und 2 privative Mahlmühlen; 2 Oelmühlen, mehrere Flachsbrechhäuser u. s. w. Den Haupterwerb giebt die Viehzucht (nahe an 400 Kühe) und der Feld-, besonders der Flachsbau; doch wohnen auch viel Handwerker hier, darunter ein wohleingerichteter, sehr elegant arbeitender Tischler.“[2]

Albert Schiffner ergänzt 1833 u. a.:

„[…] auch sind hier Quarzlager im Gneus u. Glimmerschiefer, u. einzelne Feldspathlager.“[3]

Das hiesige, ehemalige Rittergut gehörte denen von Hartitzsch. 1365 nahm es Nicol Hartitzsch bei den Meißnischen Burggrafen zur Lehn, nachdem es zuvor Peter von Erdmannsdorf besessen hatte. 1537 erhielt Hanus von Hartitzsch die Lehn, welcher 1578 99-jährig in Dresden verstarb, und sieben Rittergüter hinterließ. Dessen Bruder Asmus gründete die sogenannte Voigtsdorfer Linie des Geschlechts. Dieser soll 110-jährig verstorben sein, wodurch ihn nicht Söhne, sondern drei Enkel beerbten. Das Rittergut wurde daraufhin in zwei Hälften geteilt: „[…] was am linken Ufer des Baches [im Südosten] lag, hieß Niedervoigtsdorf, der Rest [im Nordwesten] aber Obervoigtsdorf.“ Zu den Besitzungen gehörten u. a. eine Schäferei, Waldungen, ein Kalkofen, eine Lehmgrube bei Dorfchemnitz sowie der Ort Wolfsgrund.[4]

Ein erster Kirchenbau geht nachweislich auf das 14. Jahrhundert zurück. Im Jahre 1617 war dieser baufällig, konnte jedoch durch die Wirren des Dreißigjährigen Krieges nicht instand gesetzt werden. 1667–69 erfolgte schließlich eine grundlegende Sanierung und Umgestaltung, 1780–82 erfolgte eine Erweiterung durch Anbau
Am 13. Juni 1863 geriet der Bau durch Blitzschlag in Brand und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Der Neubau des heutigen Gebäudes begann mit Grundsteinlegung am 26. Juli 1864, am 22. Oktober 1866 erfolgte die Weihe. Ursprünglich bestand das Geläut aus drei Bronzeglocken, die im II. Weltkrieg abgenommen und eingeschmolzen wurden. Sie wurden später durch Stahlglocken ersetzt. 1966 wurde die Kirchturmuhr erneuert, seit 1992 wird die Kirche sukzessive renoviert. Zur Kirchgemeinde gehört weiterhin das 1672 errichtete Pfarrhaus, die 1682 errichtete Kirchschule mit Lehrerwohnung sowie Substituten-, Back- und Wasserhaus mit Badstube als Anbauten des Pfarrhauses. Teilweise sind die genannten Gebäude bis heute erhalten.[5][6]

Das Rittergut Voigtsdorf mit Voigtsdorf und Wolfsgrund gehörte bis 1832 als Exklave zum Amt Wolkenstein.[7] Erst dann wurde es dem Kreisamt Freiberg einverleibt. 1857 verstarb Hans Adolph von Hartitzsch – letzter Lehnsherr von Voigtsdorf. Das Erbe ging an die von Lüttichau, ihres Zeichens Rittergutsbesitzer in Dorfchemnitz. In der Folge wurde der hiesige Rittergutsbezirk aufgelöst.[8]

1852 wurde eine Schule in Obervoigtsdorf gebaut. Diese und die Kirchschule reichten jedoch bald nicht mehr aus. Am 21. Oktober 1879 wurde ein Schulneubau beschlossen, als Standort wurde ein Grundstück an der Zethauer Straße und damit etwa in Ortsmitte gewählt. 1939 wurde durch Ausbau ein dritter Klassenraum seiner Bestimmung übergeben, wonach die Schule in Obervoigtsdorf entbehrt werden konnte. 1957 wurde ein Kindergarten gebaut. 1974 erfuhr das Schulgebäude einen Anbau. Infolge sinkender Schülerzahlen wurde die Schule im Jahr 2000 endgültig geschlossen. Nach sich anschließenden Umbaumaßnahmen beherbergt das Gebäude heute Kindergarten und Hort sowie Vereinsräume.[6]

Am 1. Juli 1897 erhielt Voigtsdorf Eisenbahnanschluss an der Schmalspurbahn Mulda–Sayda, die Station lag jedoch über 4 Kilometer östlich der Ortsmitte und damit denkbar ungünstig. Am 18. Juli 1966 wurde der Betrieb eingestellt, die Strecke später rückgebaut.[9] Die Gebäude des Ritterguts wurden nach dem Zweiten Weltkrieg geschleift.

Am 1. Januar 1994 wurde Voigtsdorf nach Dorfchemnitz eingemeindet.[10]

Entwicklung der Einwohnerzahl

JahrEinwohnerzahl[11]
155156 besessene Mann, 54 Häusler u. Hausgenossen, 10 Hufen
176460 besessene Mann, 6 Gärtner, 46 Häusler, 49 ¾ Hufen
18341105
18711177
18901229
JahrEinwohnerzahl
19101190
19251139
19391060
19461207
19501283
JahrEinwohnerzahl
1964988
1990803
1993785

Traditionen

Das Voigtsdorfer Katzenwiegen ist eine wiederbelebte Tradition. Zusätzlich findet regelmäßig ist das Voigtsdorfer Vogelschießen statt.

Literatur

  • Voigtsdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 12. Band. Schumann, Zwickau 1825, S. 303–306.
  • Richard Steche: Voigtsdorf. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 3. Heft: Amtshauptmannschaft Freiberg. C. C. Meinhold, Dresden 1884, S. 122.
Commons: Voigtsdorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kleinräumiges Gemeindeblatt für Dorfchemnitz. (PDF; 0,23 MB) Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, September 2014, abgerufen am 30. Januar 2015.
  2. vgl. Voigtsdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 12. Band. Schumann, Zwickau 1825, S. 304.
  3. vgl. Voigtsdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 18. Band. Schumann, Zwickau 1833, S. 930.
  4. vgl. Voigtsdorf. In: August Schumann: Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen. 12. Band. Schumann, Zwickau 1825, S. 305 f.
  5. Kirche zu Voigtsdorf (Memento vom 10. April 2009 im Internet Archive), abgerufen am 3. März 2011.
  6. Schule zu Voigtsdorf (Memento vom 10. April 2009 im Internet Archive), abgerufen am 3. März 2011.
  7. Die Wolkensteiner Amtsorte im 19. Jahrhundert im "Handbuch der Geographie", S. 251f.
  8. Geschichtliches zu Voigtsdorf (Memento vom 9. April 2009 im Internet Archive), abgerufen am 3. März 2011.
  9. Eisenbahnstationen in Sachsen, abgerufen am 3. Januar 2013.
  10. Gebietsänderungen ab 1. Januar 1994 bis 31. Dezember 1994 auf der Internetpräsenz des Statistischen Landesamts des Freistaats Sachsen, S. 3 (PDF; 64 kB), abgerufen am 1. März 2011.
  11. vgl. Voigtsdorf im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.